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Glücksspielsucht – Beziehungen

Glücksspielsucht stiftet oft erhebliche Schwierigkeiten in persönlichen Beziehungen, besonders durch beschädigtes Vertrauen. Ursache das widersprüchliche Verhalten in Phasen des aktiven Glücksspielens. Unwahrheiten sollen das Glücksspiel verheimlichen oder Geld für das Spielen verschaffen, oder die Angehörigen werden moralisch unter Druck gesetzt. Das nach außen gezeigte betont selbstbewusste Auftreten steht jedoch häufig im Widerspruch zu einem inneren Gefühlen der Schwäche, Unzulänglichkeit und Schutzbedürftigkeit. Auf diese Weise kann das Verhalten in den persönlichen Beziehungen zu Vertrauensverlust, Entfremdung und unter Umständen zur Trennung führen. Auch Scham und Schuldgefühle, die in der Folge des Spielverhaltens entstehen können, sind dann nicht selten erneuter Anlass für das Glücksspiel.

Glücksspielsucht – Beziehungsmotive

Wir alle haben zentrale Grundbedürfnisse, die in Beziehungen erfüllt werden sollen. Der Bochumer Psychologieprofessor Rainer Sachse nennt sechs verschiedene solcher Grundbedürfnisse, auch bezeichnet als »Beziehungsmotive«:

  1. Wichtigkeit (für andere Bedeutung, Wert haben)
  2. Anerkennung (auch: Liebe, Zuwendung, positive Definition, Respekt)
  3. Solidarität,
  4. Verlässlichkeit, verlässliche Beziehung
  5. Autonomie und
  6. Unverletzlichkeit von Grenzen, Territorialität.

Diese Grundbedürfnisse sind bei jedem Menschen in unterschiedlicher Stärke ausgeprägt. Wir richten unser Handeln in Beziehungen darauf aus, dass unsere Beziehungspartner diese Bedürfnisse befriedigen können. Unsere Beziehungsmotive sind für den jeweiligen Gegenüber meist erkennbar, sodass er unsere Ziele erkennt und darauf reagieren kann. Das Handeln nach diesen ursprünglichen Bedürfnissen und Motiven wird »Handeln auf Motivebene« genannt.

In der Kindheit machen wir viele unterschiedliche Beziehungserfahrungen. Diese führen zu fest verwurzelten Überzeugungen über uns selbst und über unsere Beziehungen. Sie können positiv sein, wie zum Beispiel: »Ich bin gut«, »Ich bin für andere wichtig« oder »In Beziehungen erhalte ich Aufmerksamkeit«. Sie können aber auch negativer Art sein, wie zum Beispiel: »Ich bin schlecht«, »Ich bin unwichtig« oder »Andere interessieren sich nicht für mich«. Je mehr negative, fest verwurzelte Überzeugungen wir haben, umso weniger Vertrauen entwickeln wir in unsere eigenen Fähigkeiten. Ebenso wenig haben wir Vertrauen darin, dass andere Menschen unsere grundlegenden Bedürfnisse in Beziehungen befriedigen.

Wird dieses Bedürfnis immer wieder verletzt, reagiert der Betreffende sehr empfindlich. Je länger ein wichtiges Grundbedürfnis unbefriedigt bleibt, umso mehr drängt es sich im Erleben in den Vordergrund. Wir werden immer unzufriedener und setzen immer mehr Energie in seine Befriedigung. Bei Störungen mit zahlreichen negativen Überzeugungen über uns selbst und über Beziehungen zu anderen Menschen entsteht die Versuchung, ein Bild von uns zu erzeugen und Handlungsweisen zu entwickeln, die andere Menschen auf indirekte Weise doch noch dazu bringen, etwas von unserem Bedürfnis zu befriedigen. Das Grundbedürfnis selbst wird dabei verleugnet oder abgestritten. Dieses Verhalten nennt man »Verhalten auf Spielebene«. Im Fall einer Störung des Beziehungsverhaltens gibt es also eine doppelte Handlungssteuerung: die „Motivebene“ der Grundbedürfnisse, die von der „Spielebene“ verschleiert wird, z.B. Großspurigkeit im Verhalten nach außen, die helfen soll, das heimliche Bedürfnis nach Anerkennung und liebevoller Zuwendung zu befriedigen. Ein Verhalten auf der Spielebene macht jedoch, selbst wenn es funktioniert, unzufrieden. Wir merken merkt, dass unser Gegenüber zwar reagiert, wie geplant. Abe wir merken auch, dass wir gar nicht tatsächlich als Person gemeint sind. Wenn uns die Partner auf die Schliche kommen, fühlen sie sich manipuliert und beeinflusst und reagieren mit Ärger, Zurückweisung und Entzug von Vertrauen. Die Person, die auf der Spielebene handelt, fühlt sich dann in ihren negativen Überzeugungen über Beziehungen bestätigt. Vertrauensvolle, ehrliche und offene Beziehungen werden so immer schwerer möglich.

Glücksspielsucht – Excel-Mappe „Beziehungen“

Das erste Arbeitsblatt beinhaltet eine zusammenfassende Darstellung des Modells. Bevor der nächste Arbeitsschritt eingeleitet wird, seien Sie sicher, dass Sie das „Modell der Beziehungsmotive“ verstanden haben. Denken Sie sich z.B. mögliche Verhaltensweisen auf der Spielebene aus, und benennen dahinter liegende Beziehungsmotive.

Der nächste Schritt erfordert ein Nachdenken über einen längeren Zeitraum über sich selbst und persönliche Beziehungen: Wie bin ich in Beziehungen? Welche positiven, schätzenswerten Eigenschaften stelle ich bei mir selbst und bei Anderen in Beziehungen fest? Was finde ich in Beziehungen kritikwürdig? Versuchen Sie, auch die Außenperspektive, den Blick der Anderen auf Sie selbst einzunehmen. (Auch ein Austausch darüber mit drei bis vier Personen ihres näheren Umfelds kann sehr aufschlussreich sein.)

Schließlich geht es um Veränderungen: Welche Eigenschaften möchten Sie bei sich aufbauen, neu entwickeln oder weiterentwickeln? Wie wollen Sie die beabsichtigten Veränderungen konkret erreichen?

 

Quelle:

Premper, Volker. Pathologisches Glücksspielen (German Edition), S.116 ff. Beltz. Kindle-Version.

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