ADHS und Autismus: Diagnostik im Spektrum der Neurodiversität
ADHS und Autismus: Diagnostik im Spektrum der Neurodiversität
ADHS und Autismus
Veröffentlicht am:
19.12.2025


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Neue Forschung zeigt: Autistische Symptome bestimmen gemeinsame Gehirnmuster bei ADHS und Autismus – unabhängig von der Diagnose. Was bedeutet das für Sie als Erwachsener? Diagnostik von AUDHS, Autismus, ADHS und Neurodivergenz verstehen. Psychologie vs. ICD-10.
ADHS und Autismus bei Erwachsenen: Warum beide die gleiche Gehirnsignatur teilen
Sie haben eine ADHS-Diagnose, erkennen sich aber auch in autistischen Beschreibungen wieder? Oder wurde bei Ihnen Autismus diagnostiziert, aber Sie kämpfen mit Aufmerksamkeitsproblemen und Impulsivität? Lange galten Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) und Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) als klar getrennte Störungen. Die klinische Realität – besonders im Erwachsenenalter – sieht anders aus: Bis zu 80 % der autistischen Menschen erfüllen auch ADHS-Kriterien. Eine bahnbrechende Studie des Child Mind Institute zeigt nun neurobiologisch, dass nicht die Diagnose, sondern die Schwere autistischer Symptome gemeinsame Hirnmuster bestimmt.
Dieser Artikel erklärt,
· warum unsere traditionelle Diagnostik an ihre Grenzen stößt,
· was das für Sie als Erwachsener bedeutet, und,
· wie Sie diese Erkenntnisse für Ihr Selbstverständnis und Ihre Therapie nutzen können.
Wie häufig kommen ADHS und Autismus bei Erwachsenen zusammen vor?
Das Zusammentreffen von ADHS und Autismus ist alles andere als selten – und wird bei Erwachsenen zunehmend erkannt. Studien belegen, dass etwa 30–80 % der Menschen mit Autismus auch die Kriterien für ADHS erfüllen. Umgekehrt zeigen rund 30 % der Menschen mit ADHS ausgeprägte autistische Züge. Viele Erwachsene erhalten erst spät – manchmal erst im vierten oder fünften Lebensjahrzehnt – eine Diagnose, oft nachdem jahrelange Schwierigkeiten mit Depression, Burn-out oder Beziehungsproblemen sie in die Praxis geführt haben.
Diese Überschneidung war lange Zeit diagnostisch problematisch, denn bis zum DSM-5 im Jahr 2013 durften beide Diagnosen nicht gleichzeitig gestellt werden – obwohl die klinische Realität ein gemeinsames Auftreten deutlich machte. Für Erwachsene bedeutete das häufig: Sie erhielten in der Jugend eine ADHS-Diagnose, später zeigten sich jedoch autistische Merkmale deutlicher. Oder sie wurden als „schüchtern“ und „überempfindlich“ abgetan, bis im Erwachsenenalter die neurologischen Besonderheiten nicht mehr kompensierbar waren.
Die Häufigkeit der Überschneidungen stellt Fachleute vor praktische Schwierigkeiten: Welche Diagnose ist primär? Viele meiner Patienten berichten von diagnostischen Odysseen mit widersprüchlichen Einschätzungen. Die neue Forschung deutet darauf hin, dass diese Unsicherheit möglicherweise in der Natur der Sache liegt: Wenn beide Bedingungen neurobiologische Gemeinsamkeiten aufweisen, wird die kategoriale Trennung zwangsläufig künstlich. Die Community neurodivergenter Menschen hat das längst erkannt und spricht zunehmend von einem Spektrum neurologischer Besonderheiten anstatt von starren Diagnosekategorien.
Was zeigt die neue Studie über das Gehirn bei ADHS und Autismus?
Die Studie des Child Mind Institute untersuchte 166 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren mit Resting-State-fMRT – einer Bildgebungsmethode, die spontane Hirnaktivität im Ruhezustand misst. 63 Kinder waren autistisch diagnostiziert, 103 hatten eine ADHS-Diagnose. Auch wenn die Studie Kinder untersuchte, sind die Implikationen für Erwachsene hochrelevant: Die identifizierten Gehirnmuster entwickeln sich in der Kindheit und bleiben bis ins Erwachsenenalter bestehen.
Die zentrale Erkenntnis der Studie: Je ausgeprägter die autistischen Symptome sind, desto stärker ist die Hyperkonnektivität zwischen dem frontoparietalen Netzwerk (exekutive Kontrolle, Arbeitsgedächtnis, Planung) und dem Default-Mode-Netzwerk (soziale Kognition, Selbstreferenz, Grübeln). Diese Gehirnmuster zeigten sich unabhängig davon, ob sie formell als ADHS oder ASS diagnostiziert wurden. Für Sie als Erwachsenen bedeutet das: Wenn Sie autistische Züge haben, zeigt Ihr Gehirn wahrscheinlich diese spezifische Konnektivität – egal, mit welchem diagnostischen Label Sie gelten. Gleichzeitig fanden die Forscher keine spezifischen Konnektivitätsmuster für Symptome von ADHS.
Besonders bedeutsam: Die identifizierten Gehirnmuster korrelierten mit Gen-Expressionsmustern, die bereits zuvor sowohl mit ADHS als auch mit Autismus-Spektrum-Störungen in Verbindung gebracht worden waren. Das erklärt, warum viele Erwachsene sich in beiden Diagnose-Beschreibungen wiedererkennen: Die neurobiologische Grundlage überschneidet sich tatsächlich. Ihre Selbstwahrnehmung „Ich bin irgendwie beides“ hat eine wissenschaftliche Basis.
Warum verschwimmen die Grenzen der Diagnostik?
Traditionelle Diagnosesysteme wie DSM-5 und ICD-10 arbeiten kategorial: Entweder erfüllt jemand die Kriterien für eine Erkrankung oder nicht. Doch bei ADHS und ASS oder ADHS stößt dieses System an seine Grenzen. Die Symptome überlappen massiv: Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, Impulsivität, soziale Interaktionsprobleme, sensorische Überempfindlichkeit gegenüber Reizen und ein starkes Bedürfnis nach Struktur und Routine finden sich in beiden Bereichen.
Die neue Forschung zeigt: Das Gehirn organisiert sich nicht entlang diagnostischer Kategorien, sondern entlang funktionaler Dimensionen. Sie als Erwachsener können stark ausgeprägte autistische Züge haben (etwa in der sozialen Kommunikation, beim Small Talk oder bei der Wahrnehmung von Ironie), gleichzeitig aber auch klassische ADHS-Symptome wie Hyperaktivität oder innere Unruhe zeigen. Viele meiner Patienten berichten: „Ich bin zu unruhig für Autisten, zu sozial ungeschickt für ADHSler.“ Diese individuellen Profile lassen sich mit starren Kategorien nur unzureichend abbilden.
Für die klinische Praxis im Erwachsenenalter bedeutet das: Die Frage „ASS oder ADHS?“ wird zunehmend durch eine differenzierte Betrachtung ersetzt: „Welche Symptomdimensionen sind ausgeprägt und wie beeinträchtigen sie Ihr Funktionsniveau im Beruf, in Beziehungen und im Alltag?“ Diese dimensionale Perspektive entspricht der gelebten Erfahrung vieler neurodivergenter Menschen, die sich schon lange nicht in klassischen Diagnoseschubladen wiederfinden.
Welche Symptome überschneiden sich bei ADHS und Autismus?
Die Überschneidungen zwischen ADHS und Autismus sind vielfältig und zeigen sich im Erwachsenenalter oft anders als in der Kindheit. Bei der Aufmerksamkeit zeigen beide Gruppen Schwierigkeiten – allerdings aus unterschiedlichen Gründen: Während die Unaufmerksamkeit bei ADHS häufig mit Ablenkbarkeit und mangelndem Antrieb zusammenhängt, resultiert sie bei Autismus oft aus Reizüberflutung (etwa in Großraumbüros) oder aus intensiver Fokussierung auf Spezialinteressen, die andere Reize ausblenden lässt. Klinisch sehe ich häufig: Patienten mit ADHS vergessen Termine durch Impulsivität, autistische Menschen durch zu starke Fokussierung auf eine aktuelle Aufgabe.
Soziale Schwierigkeiten treten bei beiden Bedingungen häufig auf, manifestieren sich jedoch unterschiedlich: Autistische Menschen haben oft Probleme, sich in andere hineinzuversetzen, Small Talk zu führen oder Ironie zu verstehen. Sie bevorzugen klare Kommunikation, empfinden Blickkontakt als unangenehm und sprechen möglicherweise monoton. Bei ADHS entstehen soziale Probleme eher durch Impulsivität, das Unterbrechen anderer oder Schwierigkeiten, soziale Signale aufgrund von Unaufmerksamkeit wahrzunehmen. Viele Erwachsene mit beiden Merkmalen berichten: „Ich unterbreche ständig (ADHS), verstehe dann aber nicht, warum die anderen irritiert reagieren (Autismus).“
Besonderheiten der Sinneswahrnehmung betreffen ebenfalls beide Gruppen: Betroffene können empfindlich auf bestimmte Geräusche, Texturen oder visuelle Reize reagieren. Das Defizit liegt hier nicht in der Wahrnehmung selbst, sondern in der Verarbeitung sensorischer Informationen. Diese Gemeinsamkeiten erklären, warum viele Menschen mit ADHS autistische Züge zeigen und umgekehrt – und warum eine offizielle Diagnose häufig beide Bereiche umfassen muss, um die individuellen Herausforderungen angemessen zu erfassen.
Was sind die neurobiologischen Gemeinsamkeiten?
Auf neurobiologischer Ebene zeigen sich bemerkenswerte Parallelen. Die aktuelle Studie identifizierte eine Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Neuronen im Stirn-Schläfen-Bereich und einer Gruppe von Gehirnregionen, die aktiv wird, wenn das Gehirn im Ruhezustand ist, also nicht auf externe Aufgaben konzentriert wird, sondern z. B. tagträumt oder an sich selbst denkt (Hyperkonnektivität zwischen dem frontoparietalen Netzwerk und dem Default-Mode-Netzwerk), als gemeinsames Merkmal bei ausgeprägten autistischen Symptomen – unabhängig von der formalen Diagnose. Diese Netzwerke sind für Exekutivfunktionen, Selbstregulation und soziale Kognition entscheidend. Im Alltag Erwachsener bedeutet das: Schwierigkeiten bei der Arbeitsorganisation (frontoparietal) können mit sozialem Rückzug und Grübeln (Default Mode Network) zusammenhängen – neurologisch, nicht charakterlich.
Genetische Studien bestätigen diese Befunde: Viele Risikogene für ADHS und Autismus überlappen sich. Gene, die an neuronalem Wachstum, synaptischen Funktionen und Gehirnentwicklung beteiligt sind, wurden bei beiden Bedingungen identifiziert. Die neue Studie zeigte, dass die identifizierten Verbindungsmuster mit genau diesen Gen-Expressionsmustern korrespondieren – ein starker Hinweis auf gemeinsame neurobiologische Wurzeln. Für Erwachsene erklärt das oft eine familiäre Häufung: „Mein Vater hat ADHS, meine Schwester Autismus“ – genetisch möglicherweise dieselben Varianten, phänotypisch unterschiedlich exprimiert.
Was bedeutet das praktisch? Es erklärt, warum therapeutische Ansätze häufig für beide Gruppen hilfreich sein können. Medikamente wie Stimulanzien, die klassisch bei ADHS eingesetzt werden, können auch bei autistischen Menschen mit Aufmerksamkeitsproblemen wirken. Umgekehrt profitieren Erwachsene mit ADHS oft von Struktur, Routine, visuellen Unterstützungen und expliziten sozialen Regeln – Ansätzen, die typischerweise für Autismus entwickelt wurden. Die neurobiologische Forschung untermauert, was die klinische Praxis längst zeigt: symptomorientierte Behandlung ist effektiver als die diagnoseorientierte Schematik.
Wie werden autistische Menschen mit ADHS diagnostiziert?
Die Diagnostik bei gleichzeitigem Auftreten von autistischen und ADHS-Symptomen ist im Erwachsenenalter besonders komplex. Standardisierte Instrumente wie das Autism Diagnostic Observation Schedule (ADOS-2) wurden primär für Kinder entwickelt; bei Erwachsenen mit hoher Kompensationsfähigkeit zeigen sie häufig falsch-negative Ergebnisse. Viele autistische Erwachsene haben gelernt, Blickkontakt zu imitieren, Small Talk zu führen und ihre Besonderheiten zu maskieren – was die Diagnostik erschwert.
Seit dem DSM-5 im Jahr 2013 ist eine Doppeldiagnose offiziell möglich, was die diagnostische Praxis vereinfacht hat. Dennoch berichten betroffene Erwachsene häufig von widersprüchlichen Einschätzungen verschiedener Fachleute. Eine wird als „ADHS mit autistischen Zügen“ diagnostiziert, eine andere als „Autismus mit ADHS-Komorbidität“ – oft abhängig davon, welcher Spezialist zuerst konsultiert wurde. Erschwerend: Viele Psychiater kennen das moderne Autismus-Spektrum bei Erwachsenen nicht und suchen noch nach stereotypen „Rainman“-Merkmalen.
Die neue Forschung legt nahe, dass diese diagnostische Unsicherheit möglicherweise unvermeidbar ist, wenn wir an kategorialen Systemen festhalten. Eine dimensionale Diagnostik würde stattdessen festhalten: „Ausgeprägte autistische Merkmale in sozialer Kommunikation und sensorischer Verarbeitung (Schweregrad X), moderate Aufmerksamkeits- und Exekutivprobleme (Schweregrad Y), hohe Routinebedürfnisse (Schweregrad Z).“ Das wäre nicht nur präziser, sondern würde auch direkt therapeutische Ansatzpunkte liefern – ohne jahrelange Diagnose-Odysseen.
Was bedeutet Neurodiversität für Betroffene?
Der Begriff Neurodiversität, geprägt von der autistischen Community, beschreibt neurologische Unterschiede als natürliche Variation menschlicher Gehirnentwicklung – nicht als Störung oder Defizit. Diese Perspektive hat grundlegende Implikationen für Erwachsene: Statt ADHS und Autismus primär als Erkrankungen zu betrachten, die „geheilt“ werden müssen, erkennt das Neurodiversitäts-Paradigma sie als unterschiedliche Arten, zu denken, zu fühlen und die Welt wahrzunehmen. Im Erwachsenenalter ist diese Perspektive oft befreiend – nach Jahren des „Ich bin falsch“ kommt das Erkennen: „Ich bin anders verdrahtet.“
Für neurodivergente Erwachsene bedeutet das eine fundamental andere Selbstwahrnehmung. Statt sich als „defekt“ zu erleben, können sie ihre neurologischen Besonderheiten als Teil ihrer Identität verstehen – mit spezifischen Stärken und Schwierigkeiten. Autistische Menschen bringen oft außergewöhnliche Detailwahrnehmung, Mustererkennung und Expertise in Spezialinteressen mit. Menschen mit ADHS zeigen häufig Kreativität, Spontaneität und die Fähigkeit, in Krisensituationen hoch konzentriert zu arbeiten. In der Arbeitswelt sind diese Fähigkeiten wertvoll – wenn die Umgebung passt.
Die neue Forschung unterstützt diese Perspektive: Wenn autistische und ADHS-Merkmale neurobiologisch auf gemeinsamen Dimensionen liegen, ergibt es wenig Sinn, von „normal“ und „gestört“ zu sprechen. Vielmehr geht es darum, individuelle Profile zu verstehen und Umgebungen zu schaffen, in denen neurodivergente Menschen ihr Potenzial entfalten können – ohne sich ständig an neurotypische Erwartungen anpassen zu müssen, was häufig zu Burn-out, Erschöpfung und psychischen Belastungen im Erwachsenenalter führt. Viele meiner Patienten berichten: Erst die Diagnose und das Neurodiversitäts-Konzept ermöglichen echte Selbstakzeptanz.
Welche praktischen Konsequenzen hat die dimensionale Diagnostik?
Die dimensionale Perspektive verändert die therapeutische Praxis mit Erwachsenen fundamental. Statt zu fragen: „Hat diese Person Autismus oder ADHS?“, frage ich zunehmend: „Welche spezifischen Schwierigkeiten zeigen sich im Alltag, in Beziehungen, im Beruf – und welche evidenzbasierten Interventionen adressieren diese am effektivsten?“ Ein Erwachsener mit ausgeprägter Impulsivität profitiert möglicherweise von Stimulanzien – unabhängig davon, ob die Hauptdiagnose ADHS oder Autismus lautet. Jemand mit Reizüberflutung am Arbeitsplatz braucht sensorische Strategien – egal, welches Label.
Für die Arbeitsplatz-Gestaltung bedeutet das: Statt standardisierter „Autismus-Nachteilsausgleiche“ oder „ADHS-Anpassungen“ braucht es individualisierte Lösungen. Eine autistische Person mit Aufmerksamkeitsproblemen benötigt möglicherweise reizarme Räume, strukturierte Arbeitspausen und flexible Deadlines. Eine Person mit ADHS und sozialen Schwierigkeiten profitiert von Bewegungsmöglichkeiten, expliziten Kommunikationsregeln im Team und Homeoffice-Optionen zur Reizreduktion.
Die Forschung zu neurobiologischen Gemeinsamkeiten öffnet auch neue therapeutische Wege: Wenn gemeinsame Gehirnmuster identifiziert werden, könnten zukünftig biologische Marker entwickelt werden, die Therapieansprechen vorhersagen – unabhängig von diagnostischen Labels. Das wäre echte personalisierte Medizin im Bereich der Neurodivergenz: Behandlung basierend auf individuellen Hirn-Symptom-Profilen statt auf administrativen Diagnose-Codes. Für meine erwachsenen Patienten heißt das jetzt schon: Wir orientieren uns an Ihren tatsächlichen Schwierigkeiten, nicht an Lehrbuch-Definitionen.
Was sollten Fachleute bei der Diagnostik beachten?
Fachleute stehen vor der Herausforderung, einerseits die aktuellen Diagnosesysteme (DSM-5, ICD-10) anzuwenden, andererseits aber die zunehmende Evidenz für dimensionale Modelle zu berücksichtigen. Klinisch bedeutet das bei Erwachsenen: Eine sorgfältige Erfassung aller Symptomdimensionen ist wichtiger als die Entscheidung für eine primäre Diagnose. Autismus-spezifische Instrumente wie die ADOS-2 wurden für Kinder entwickelt und erfassen bei hochkompensierenden Erwachsenen oft nur die Spitze des Eisbergs. Ergänzende Selbstberichte, Fremdanamnese und die Exploration von Kompensationsstrategien sind essenziell.
Besonders wichtig im Erwachsenenalter: die Berücksichtigung des Kontexts und der Lebensgeschichte. Autistische Symptome können maskiert sein durch jahrelange Anpassung – der soziale Rückzug manifestiert sich erst bei Überlastung. ADHS-Symptome zeigen sich möglicherweise nur in bestimmten Arbeitskontexten. Eine differenzierte Diagnostik erfasst diese situativen Variationen und die Kosten der Kompensation: Wie viel Energie kostet es, „normal“ zu erscheinen? Wo brechen die Strategien zusammen.
Die neue Forschung legt außerdem nahe, dass die Schwere autistischer Symptome ein besserer Prädiktor für neurobiologische Muster ist als diagnostische Labels. Fachleute sollten daher nicht nur dokumentieren: „Autismus: ja/nein“, sondern auch quantifizieren: „Soziale Kommunikationsschwierigkeiten: ausgeprägt; sensorische Sensitivität: moderat; repetitive Verhaltensweisen: gering; exekutive Dysfunktion: hoch.“ Diese dimensionale Information ist therapeutisch wesentlich relevanter als eine kategoriale Diagnose und verhindert das häufige Problem: „Sie haben Autismus, aber kein klassisches Autismus.“
Wie wird sich die Diagnostik in Zukunft verändern?
Die Psychiatrie und Psychologie bewegen sich graduell von kategorialen zu dimensionalen Modellen. Das Research Domain Criteria (RDoC) Framework des US-amerikanischen National Institute of Mental Health organisiert psychiatrische Phänomene bereits entlang dimensionaler Konstrukte und biologischer Ebenen – von Genen über Gehirnschaltkreise bis zu Verhalten. Die aktuelle Studie liefert genau die Art von Evidenz, die dieses Framework fordert. Für Erwachsene könnte das bedeuten: Statt frustrierender Diagnosewechsel („Erst Depression, dann ADHS, jetzt vielleicht Autismus?“) ein konsistentes, biologisch informiertes Profil.
Langfristig könnten bildgebende Verfahren und genetische Marker Teil der Routinediagnostik werden – nicht um Kategorien zu bestätigen, sondern um individuelle neurobiologische Profile zu erstellen. Ein Erwachsener könnte zukünftig ein „Gehirn-Symptom-Profil“ erhalten, das präzise beschreibt, welche Netzwerke wie kommunizieren und welche therapeutischen Ansätze basierend auf ähnlichen Profilen am erfolgreichsten waren. Das würde besonders Spätdiagnostizierten helfen, die oft jahrelang mit falschen Diagnosen und ineffektiven Behandlungen konfrontiert waren.
Diese Entwicklung ist nicht nur wissenschaftlich, sondern auch politisch: Sie unterstützt die Forderungen der neurodivergenten Community nach individualisierter Unterstützung statt standardisierter „Behandlungen“. Gleichzeitig stellt sie Versicherungssysteme vor Herausforderungen, die auf klaren Diagnose-Codes basieren. Der Übergang wird graduell sein – aber die Richtung ist klar: Weg von starren Kategorien, hin zu differenzierten, biologisch informierten Dimensionen, die der Komplexität menschlicher Neurodivergenz gerecht werden. Für Sie als Erwachsene bedeutet das: Validierung Ihrer Erfahrung, dass Sie „nicht ganz in eine Schublade passen.“
Das Wichtigste auf einen Blick
Zentrale Erkenntnisse zu ADHS und Autismus bei Erwachsenen:
• Hohe Überlappung auch im Erwachsenenalter: 30–80 % der autistischen Menschen erfüllen auch ADHS-Kriterien; 30 % der Menschen mit ADHS zeigen autistische Züge – viele erhalten erst spät beide Diagnosen.
• Neurobiologische Gemeinsamkeit: Autistische Symptome (nicht diagnostische Labels) korrelieren mit spezifischen Gehirnmustern – Hyperkonnektivität zwischen dem frontoparietalen Netzwerk (Arbeitsgedächtnis, Planung) und dem Default Mode Network (Grübeln, soziale Kognition)
• Keine ADHS-spezifische Signatur in dieser Studie: Die identifizierten gemeinsamen Gehirnmuster korrelierten mit autistischen Merkmalen, nicht mit ADHS-Symptomen – erklärt, warum sich viele Menschen „irgendwie in beidem“ wiedererkennen.
• Gen-Expression-Überlappung: Identifizierte Gehirnmuster korrelieren mit Genen für neuronales Wachstum, die bei beiden Bedingungen impliziert sind – erklärt familiäre Häufungen unterschiedlicher Diagnosen.
• Dimensionale statt kategoriale Diagnostik: Symptomschwere und individuelle Profile sind klinisch relevanter als diagnostische Labels; die Frage „ASS oder ADHS?“ wird zunehmend ersetzt durch differenzierte Symptomdimensionen.
• Therapeutische Implikationen: Behandlung sollte sich an spezifischen Schwierigkeiten orientieren – eine Person mit ADHS kann von „Autismus-Interventionen“ profitieren und umgekehrt; Medikation und Therapie richten sich nach Symptomen-Clustern, nicht nach Labels.
• Spätdiagnostik häufig: Viele Erwachsene erhalten erst nach jahrzehntelangen Schwierigkeiten eine passende Diagnose; Maskierung und Kompensation erschweren die Erkennung im Erwachsenenalter.
• Neurodiversitäts-Perspektive: Die Forschung unterstützt die Sichtweise, dass neurologische Unterschiede Variationen sind, nicht Defizite – wichtig für Selbstakzeptanz nach einem jahrelangen „Ich bin falsch“-Gefühl.
• Arbeitsplatz-Anpassungen: Individualisierte Lösungen, basierend auf spezifischen Schwierigkeiten, sind effektiver als standardisierte, diagnosezentrierte Nachteilsausgleiche.
• Zukunft der Diagnostik: Bewegung hin zu biologisch informierten, dimensionalen Profilen, die individuelle Gehirn-Symptom-Muster erfassen – validiert die Erfahrung „zwischen den Kategorien“.
Für Erwachsene bedeutet das: Das Gefühl, „nicht richtig in eine Diagnose zu passen“, hat eine neurobiologische Grundlage. Ihre individuellen Schwierigkeiten sind wichtiger als das diagnostische Label – und die Therapie sollte sich danach richten, nicht nach Lehrbuch-Definitionen.
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DESCRIPTION:
Neue Forschung zeigt: Autistische Symptome bestimmen gemeinsame Gehirnmuster bei ADHS und Autismus – unabhängig von der Diagnose. Was bedeutet das für Sie als Erwachsener? Diagnostik von AUDHS, Autismus, ADHS und Neurodivergenz verstehen. Psychologie vs. ICD-10.
ADHS und Autismus bei Erwachsenen: Warum beide die gleiche Gehirnsignatur teilen
Sie haben eine ADHS-Diagnose, erkennen sich aber auch in autistischen Beschreibungen wieder? Oder wurde bei Ihnen Autismus diagnostiziert, aber Sie kämpfen mit Aufmerksamkeitsproblemen und Impulsivität? Lange galten Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) und Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) als klar getrennte Störungen. Die klinische Realität – besonders im Erwachsenenalter – sieht anders aus: Bis zu 80 % der autistischen Menschen erfüllen auch ADHS-Kriterien. Eine bahnbrechende Studie des Child Mind Institute zeigt nun neurobiologisch, dass nicht die Diagnose, sondern die Schwere autistischer Symptome gemeinsame Hirnmuster bestimmt.
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· warum unsere traditionelle Diagnostik an ihre Grenzen stößt,
· was das für Sie als Erwachsener bedeutet, und,
· wie Sie diese Erkenntnisse für Ihr Selbstverständnis und Ihre Therapie nutzen können.
Wie häufig kommen ADHS und Autismus bei Erwachsenen zusammen vor?
Das Zusammentreffen von ADHS und Autismus ist alles andere als selten – und wird bei Erwachsenen zunehmend erkannt. Studien belegen, dass etwa 30–80 % der Menschen mit Autismus auch die Kriterien für ADHS erfüllen. Umgekehrt zeigen rund 30 % der Menschen mit ADHS ausgeprägte autistische Züge. Viele Erwachsene erhalten erst spät – manchmal erst im vierten oder fünften Lebensjahrzehnt – eine Diagnose, oft nachdem jahrelange Schwierigkeiten mit Depression, Burn-out oder Beziehungsproblemen sie in die Praxis geführt haben.
Diese Überschneidung war lange Zeit diagnostisch problematisch, denn bis zum DSM-5 im Jahr 2013 durften beide Diagnosen nicht gleichzeitig gestellt werden – obwohl die klinische Realität ein gemeinsames Auftreten deutlich machte. Für Erwachsene bedeutete das häufig: Sie erhielten in der Jugend eine ADHS-Diagnose, später zeigten sich jedoch autistische Merkmale deutlicher. Oder sie wurden als „schüchtern“ und „überempfindlich“ abgetan, bis im Erwachsenenalter die neurologischen Besonderheiten nicht mehr kompensierbar waren.
Die Häufigkeit der Überschneidungen stellt Fachleute vor praktische Schwierigkeiten: Welche Diagnose ist primär? Viele meiner Patienten berichten von diagnostischen Odysseen mit widersprüchlichen Einschätzungen. Die neue Forschung deutet darauf hin, dass diese Unsicherheit möglicherweise in der Natur der Sache liegt: Wenn beide Bedingungen neurobiologische Gemeinsamkeiten aufweisen, wird die kategoriale Trennung zwangsläufig künstlich. Die Community neurodivergenter Menschen hat das längst erkannt und spricht zunehmend von einem Spektrum neurologischer Besonderheiten anstatt von starren Diagnosekategorien.
Was zeigt die neue Studie über das Gehirn bei ADHS und Autismus?
Die Studie des Child Mind Institute untersuchte 166 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren mit Resting-State-fMRT – einer Bildgebungsmethode, die spontane Hirnaktivität im Ruhezustand misst. 63 Kinder waren autistisch diagnostiziert, 103 hatten eine ADHS-Diagnose. Auch wenn die Studie Kinder untersuchte, sind die Implikationen für Erwachsene hochrelevant: Die identifizierten Gehirnmuster entwickeln sich in der Kindheit und bleiben bis ins Erwachsenenalter bestehen.
Die zentrale Erkenntnis der Studie: Je ausgeprägter die autistischen Symptome sind, desto stärker ist die Hyperkonnektivität zwischen dem frontoparietalen Netzwerk (exekutive Kontrolle, Arbeitsgedächtnis, Planung) und dem Default-Mode-Netzwerk (soziale Kognition, Selbstreferenz, Grübeln). Diese Gehirnmuster zeigten sich unabhängig davon, ob sie formell als ADHS oder ASS diagnostiziert wurden. Für Sie als Erwachsenen bedeutet das: Wenn Sie autistische Züge haben, zeigt Ihr Gehirn wahrscheinlich diese spezifische Konnektivität – egal, mit welchem diagnostischen Label Sie gelten. Gleichzeitig fanden die Forscher keine spezifischen Konnektivitätsmuster für Symptome von ADHS.
Besonders bedeutsam: Die identifizierten Gehirnmuster korrelierten mit Gen-Expressionsmustern, die bereits zuvor sowohl mit ADHS als auch mit Autismus-Spektrum-Störungen in Verbindung gebracht worden waren. Das erklärt, warum viele Erwachsene sich in beiden Diagnose-Beschreibungen wiedererkennen: Die neurobiologische Grundlage überschneidet sich tatsächlich. Ihre Selbstwahrnehmung „Ich bin irgendwie beides“ hat eine wissenschaftliche Basis.
Warum verschwimmen die Grenzen der Diagnostik?
Traditionelle Diagnosesysteme wie DSM-5 und ICD-10 arbeiten kategorial: Entweder erfüllt jemand die Kriterien für eine Erkrankung oder nicht. Doch bei ADHS und ASS oder ADHS stößt dieses System an seine Grenzen. Die Symptome überlappen massiv: Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, Impulsivität, soziale Interaktionsprobleme, sensorische Überempfindlichkeit gegenüber Reizen und ein starkes Bedürfnis nach Struktur und Routine finden sich in beiden Bereichen.
Die neue Forschung zeigt: Das Gehirn organisiert sich nicht entlang diagnostischer Kategorien, sondern entlang funktionaler Dimensionen. Sie als Erwachsener können stark ausgeprägte autistische Züge haben (etwa in der sozialen Kommunikation, beim Small Talk oder bei der Wahrnehmung von Ironie), gleichzeitig aber auch klassische ADHS-Symptome wie Hyperaktivität oder innere Unruhe zeigen. Viele meiner Patienten berichten: „Ich bin zu unruhig für Autisten, zu sozial ungeschickt für ADHSler.“ Diese individuellen Profile lassen sich mit starren Kategorien nur unzureichend abbilden.
Für die klinische Praxis im Erwachsenenalter bedeutet das: Die Frage „ASS oder ADHS?“ wird zunehmend durch eine differenzierte Betrachtung ersetzt: „Welche Symptomdimensionen sind ausgeprägt und wie beeinträchtigen sie Ihr Funktionsniveau im Beruf, in Beziehungen und im Alltag?“ Diese dimensionale Perspektive entspricht der gelebten Erfahrung vieler neurodivergenter Menschen, die sich schon lange nicht in klassischen Diagnoseschubladen wiederfinden.
Welche Symptome überschneiden sich bei ADHS und Autismus?
Die Überschneidungen zwischen ADHS und Autismus sind vielfältig und zeigen sich im Erwachsenenalter oft anders als in der Kindheit. Bei der Aufmerksamkeit zeigen beide Gruppen Schwierigkeiten – allerdings aus unterschiedlichen Gründen: Während die Unaufmerksamkeit bei ADHS häufig mit Ablenkbarkeit und mangelndem Antrieb zusammenhängt, resultiert sie bei Autismus oft aus Reizüberflutung (etwa in Großraumbüros) oder aus intensiver Fokussierung auf Spezialinteressen, die andere Reize ausblenden lässt. Klinisch sehe ich häufig: Patienten mit ADHS vergessen Termine durch Impulsivität, autistische Menschen durch zu starke Fokussierung auf eine aktuelle Aufgabe.
Soziale Schwierigkeiten treten bei beiden Bedingungen häufig auf, manifestieren sich jedoch unterschiedlich: Autistische Menschen haben oft Probleme, sich in andere hineinzuversetzen, Small Talk zu führen oder Ironie zu verstehen. Sie bevorzugen klare Kommunikation, empfinden Blickkontakt als unangenehm und sprechen möglicherweise monoton. Bei ADHS entstehen soziale Probleme eher durch Impulsivität, das Unterbrechen anderer oder Schwierigkeiten, soziale Signale aufgrund von Unaufmerksamkeit wahrzunehmen. Viele Erwachsene mit beiden Merkmalen berichten: „Ich unterbreche ständig (ADHS), verstehe dann aber nicht, warum die anderen irritiert reagieren (Autismus).“
Besonderheiten der Sinneswahrnehmung betreffen ebenfalls beide Gruppen: Betroffene können empfindlich auf bestimmte Geräusche, Texturen oder visuelle Reize reagieren. Das Defizit liegt hier nicht in der Wahrnehmung selbst, sondern in der Verarbeitung sensorischer Informationen. Diese Gemeinsamkeiten erklären, warum viele Menschen mit ADHS autistische Züge zeigen und umgekehrt – und warum eine offizielle Diagnose häufig beide Bereiche umfassen muss, um die individuellen Herausforderungen angemessen zu erfassen.
Was sind die neurobiologischen Gemeinsamkeiten?
Auf neurobiologischer Ebene zeigen sich bemerkenswerte Parallelen. Die aktuelle Studie identifizierte eine Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Neuronen im Stirn-Schläfen-Bereich und einer Gruppe von Gehirnregionen, die aktiv wird, wenn das Gehirn im Ruhezustand ist, also nicht auf externe Aufgaben konzentriert wird, sondern z. B. tagträumt oder an sich selbst denkt (Hyperkonnektivität zwischen dem frontoparietalen Netzwerk und dem Default-Mode-Netzwerk), als gemeinsames Merkmal bei ausgeprägten autistischen Symptomen – unabhängig von der formalen Diagnose. Diese Netzwerke sind für Exekutivfunktionen, Selbstregulation und soziale Kognition entscheidend. Im Alltag Erwachsener bedeutet das: Schwierigkeiten bei der Arbeitsorganisation (frontoparietal) können mit sozialem Rückzug und Grübeln (Default Mode Network) zusammenhängen – neurologisch, nicht charakterlich.
Genetische Studien bestätigen diese Befunde: Viele Risikogene für ADHS und Autismus überlappen sich. Gene, die an neuronalem Wachstum, synaptischen Funktionen und Gehirnentwicklung beteiligt sind, wurden bei beiden Bedingungen identifiziert. Die neue Studie zeigte, dass die identifizierten Verbindungsmuster mit genau diesen Gen-Expressionsmustern korrespondieren – ein starker Hinweis auf gemeinsame neurobiologische Wurzeln. Für Erwachsene erklärt das oft eine familiäre Häufung: „Mein Vater hat ADHS, meine Schwester Autismus“ – genetisch möglicherweise dieselben Varianten, phänotypisch unterschiedlich exprimiert.
Was bedeutet das praktisch? Es erklärt, warum therapeutische Ansätze häufig für beide Gruppen hilfreich sein können. Medikamente wie Stimulanzien, die klassisch bei ADHS eingesetzt werden, können auch bei autistischen Menschen mit Aufmerksamkeitsproblemen wirken. Umgekehrt profitieren Erwachsene mit ADHS oft von Struktur, Routine, visuellen Unterstützungen und expliziten sozialen Regeln – Ansätzen, die typischerweise für Autismus entwickelt wurden. Die neurobiologische Forschung untermauert, was die klinische Praxis längst zeigt: symptomorientierte Behandlung ist effektiver als die diagnoseorientierte Schematik.
Wie werden autistische Menschen mit ADHS diagnostiziert?
Die Diagnostik bei gleichzeitigem Auftreten von autistischen und ADHS-Symptomen ist im Erwachsenenalter besonders komplex. Standardisierte Instrumente wie das Autism Diagnostic Observation Schedule (ADOS-2) wurden primär für Kinder entwickelt; bei Erwachsenen mit hoher Kompensationsfähigkeit zeigen sie häufig falsch-negative Ergebnisse. Viele autistische Erwachsene haben gelernt, Blickkontakt zu imitieren, Small Talk zu führen und ihre Besonderheiten zu maskieren – was die Diagnostik erschwert.
Seit dem DSM-5 im Jahr 2013 ist eine Doppeldiagnose offiziell möglich, was die diagnostische Praxis vereinfacht hat. Dennoch berichten betroffene Erwachsene häufig von widersprüchlichen Einschätzungen verschiedener Fachleute. Eine wird als „ADHS mit autistischen Zügen“ diagnostiziert, eine andere als „Autismus mit ADHS-Komorbidität“ – oft abhängig davon, welcher Spezialist zuerst konsultiert wurde. Erschwerend: Viele Psychiater kennen das moderne Autismus-Spektrum bei Erwachsenen nicht und suchen noch nach stereotypen „Rainman“-Merkmalen.
Die neue Forschung legt nahe, dass diese diagnostische Unsicherheit möglicherweise unvermeidbar ist, wenn wir an kategorialen Systemen festhalten. Eine dimensionale Diagnostik würde stattdessen festhalten: „Ausgeprägte autistische Merkmale in sozialer Kommunikation und sensorischer Verarbeitung (Schweregrad X), moderate Aufmerksamkeits- und Exekutivprobleme (Schweregrad Y), hohe Routinebedürfnisse (Schweregrad Z).“ Das wäre nicht nur präziser, sondern würde auch direkt therapeutische Ansatzpunkte liefern – ohne jahrelange Diagnose-Odysseen.
Was bedeutet Neurodiversität für Betroffene?
Der Begriff Neurodiversität, geprägt von der autistischen Community, beschreibt neurologische Unterschiede als natürliche Variation menschlicher Gehirnentwicklung – nicht als Störung oder Defizit. Diese Perspektive hat grundlegende Implikationen für Erwachsene: Statt ADHS und Autismus primär als Erkrankungen zu betrachten, die „geheilt“ werden müssen, erkennt das Neurodiversitäts-Paradigma sie als unterschiedliche Arten, zu denken, zu fühlen und die Welt wahrzunehmen. Im Erwachsenenalter ist diese Perspektive oft befreiend – nach Jahren des „Ich bin falsch“ kommt das Erkennen: „Ich bin anders verdrahtet.“
Für neurodivergente Erwachsene bedeutet das eine fundamental andere Selbstwahrnehmung. Statt sich als „defekt“ zu erleben, können sie ihre neurologischen Besonderheiten als Teil ihrer Identität verstehen – mit spezifischen Stärken und Schwierigkeiten. Autistische Menschen bringen oft außergewöhnliche Detailwahrnehmung, Mustererkennung und Expertise in Spezialinteressen mit. Menschen mit ADHS zeigen häufig Kreativität, Spontaneität und die Fähigkeit, in Krisensituationen hoch konzentriert zu arbeiten. In der Arbeitswelt sind diese Fähigkeiten wertvoll – wenn die Umgebung passt.
Die neue Forschung unterstützt diese Perspektive: Wenn autistische und ADHS-Merkmale neurobiologisch auf gemeinsamen Dimensionen liegen, ergibt es wenig Sinn, von „normal“ und „gestört“ zu sprechen. Vielmehr geht es darum, individuelle Profile zu verstehen und Umgebungen zu schaffen, in denen neurodivergente Menschen ihr Potenzial entfalten können – ohne sich ständig an neurotypische Erwartungen anpassen zu müssen, was häufig zu Burn-out, Erschöpfung und psychischen Belastungen im Erwachsenenalter führt. Viele meiner Patienten berichten: Erst die Diagnose und das Neurodiversitäts-Konzept ermöglichen echte Selbstakzeptanz.
Welche praktischen Konsequenzen hat die dimensionale Diagnostik?
Die dimensionale Perspektive verändert die therapeutische Praxis mit Erwachsenen fundamental. Statt zu fragen: „Hat diese Person Autismus oder ADHS?“, frage ich zunehmend: „Welche spezifischen Schwierigkeiten zeigen sich im Alltag, in Beziehungen, im Beruf – und welche evidenzbasierten Interventionen adressieren diese am effektivsten?“ Ein Erwachsener mit ausgeprägter Impulsivität profitiert möglicherweise von Stimulanzien – unabhängig davon, ob die Hauptdiagnose ADHS oder Autismus lautet. Jemand mit Reizüberflutung am Arbeitsplatz braucht sensorische Strategien – egal, welches Label.
Für die Arbeitsplatz-Gestaltung bedeutet das: Statt standardisierter „Autismus-Nachteilsausgleiche“ oder „ADHS-Anpassungen“ braucht es individualisierte Lösungen. Eine autistische Person mit Aufmerksamkeitsproblemen benötigt möglicherweise reizarme Räume, strukturierte Arbeitspausen und flexible Deadlines. Eine Person mit ADHS und sozialen Schwierigkeiten profitiert von Bewegungsmöglichkeiten, expliziten Kommunikationsregeln im Team und Homeoffice-Optionen zur Reizreduktion.
Die Forschung zu neurobiologischen Gemeinsamkeiten öffnet auch neue therapeutische Wege: Wenn gemeinsame Gehirnmuster identifiziert werden, könnten zukünftig biologische Marker entwickelt werden, die Therapieansprechen vorhersagen – unabhängig von diagnostischen Labels. Das wäre echte personalisierte Medizin im Bereich der Neurodivergenz: Behandlung basierend auf individuellen Hirn-Symptom-Profilen statt auf administrativen Diagnose-Codes. Für meine erwachsenen Patienten heißt das jetzt schon: Wir orientieren uns an Ihren tatsächlichen Schwierigkeiten, nicht an Lehrbuch-Definitionen.
Was sollten Fachleute bei der Diagnostik beachten?
Fachleute stehen vor der Herausforderung, einerseits die aktuellen Diagnosesysteme (DSM-5, ICD-10) anzuwenden, andererseits aber die zunehmende Evidenz für dimensionale Modelle zu berücksichtigen. Klinisch bedeutet das bei Erwachsenen: Eine sorgfältige Erfassung aller Symptomdimensionen ist wichtiger als die Entscheidung für eine primäre Diagnose. Autismus-spezifische Instrumente wie die ADOS-2 wurden für Kinder entwickelt und erfassen bei hochkompensierenden Erwachsenen oft nur die Spitze des Eisbergs. Ergänzende Selbstberichte, Fremdanamnese und die Exploration von Kompensationsstrategien sind essenziell.
Besonders wichtig im Erwachsenenalter: die Berücksichtigung des Kontexts und der Lebensgeschichte. Autistische Symptome können maskiert sein durch jahrelange Anpassung – der soziale Rückzug manifestiert sich erst bei Überlastung. ADHS-Symptome zeigen sich möglicherweise nur in bestimmten Arbeitskontexten. Eine differenzierte Diagnostik erfasst diese situativen Variationen und die Kosten der Kompensation: Wie viel Energie kostet es, „normal“ zu erscheinen? Wo brechen die Strategien zusammen.
Die neue Forschung legt außerdem nahe, dass die Schwere autistischer Symptome ein besserer Prädiktor für neurobiologische Muster ist als diagnostische Labels. Fachleute sollten daher nicht nur dokumentieren: „Autismus: ja/nein“, sondern auch quantifizieren: „Soziale Kommunikationsschwierigkeiten: ausgeprägt; sensorische Sensitivität: moderat; repetitive Verhaltensweisen: gering; exekutive Dysfunktion: hoch.“ Diese dimensionale Information ist therapeutisch wesentlich relevanter als eine kategoriale Diagnose und verhindert das häufige Problem: „Sie haben Autismus, aber kein klassisches Autismus.“
Wie wird sich die Diagnostik in Zukunft verändern?
Die Psychiatrie und Psychologie bewegen sich graduell von kategorialen zu dimensionalen Modellen. Das Research Domain Criteria (RDoC) Framework des US-amerikanischen National Institute of Mental Health organisiert psychiatrische Phänomene bereits entlang dimensionaler Konstrukte und biologischer Ebenen – von Genen über Gehirnschaltkreise bis zu Verhalten. Die aktuelle Studie liefert genau die Art von Evidenz, die dieses Framework fordert. Für Erwachsene könnte das bedeuten: Statt frustrierender Diagnosewechsel („Erst Depression, dann ADHS, jetzt vielleicht Autismus?“) ein konsistentes, biologisch informiertes Profil.
Langfristig könnten bildgebende Verfahren und genetische Marker Teil der Routinediagnostik werden – nicht um Kategorien zu bestätigen, sondern um individuelle neurobiologische Profile zu erstellen. Ein Erwachsener könnte zukünftig ein „Gehirn-Symptom-Profil“ erhalten, das präzise beschreibt, welche Netzwerke wie kommunizieren und welche therapeutischen Ansätze basierend auf ähnlichen Profilen am erfolgreichsten waren. Das würde besonders Spätdiagnostizierten helfen, die oft jahrelang mit falschen Diagnosen und ineffektiven Behandlungen konfrontiert waren.
Diese Entwicklung ist nicht nur wissenschaftlich, sondern auch politisch: Sie unterstützt die Forderungen der neurodivergenten Community nach individualisierter Unterstützung statt standardisierter „Behandlungen“. Gleichzeitig stellt sie Versicherungssysteme vor Herausforderungen, die auf klaren Diagnose-Codes basieren. Der Übergang wird graduell sein – aber die Richtung ist klar: Weg von starren Kategorien, hin zu differenzierten, biologisch informierten Dimensionen, die der Komplexität menschlicher Neurodivergenz gerecht werden. Für Sie als Erwachsene bedeutet das: Validierung Ihrer Erfahrung, dass Sie „nicht ganz in eine Schublade passen.“
Das Wichtigste auf einen Blick
Zentrale Erkenntnisse zu ADHS und Autismus bei Erwachsenen:
• Hohe Überlappung auch im Erwachsenenalter: 30–80 % der autistischen Menschen erfüllen auch ADHS-Kriterien; 30 % der Menschen mit ADHS zeigen autistische Züge – viele erhalten erst spät beide Diagnosen.
• Neurobiologische Gemeinsamkeit: Autistische Symptome (nicht diagnostische Labels) korrelieren mit spezifischen Gehirnmustern – Hyperkonnektivität zwischen dem frontoparietalen Netzwerk (Arbeitsgedächtnis, Planung) und dem Default Mode Network (Grübeln, soziale Kognition)
• Keine ADHS-spezifische Signatur in dieser Studie: Die identifizierten gemeinsamen Gehirnmuster korrelierten mit autistischen Merkmalen, nicht mit ADHS-Symptomen – erklärt, warum sich viele Menschen „irgendwie in beidem“ wiedererkennen.
• Gen-Expression-Überlappung: Identifizierte Gehirnmuster korrelieren mit Genen für neuronales Wachstum, die bei beiden Bedingungen impliziert sind – erklärt familiäre Häufungen unterschiedlicher Diagnosen.
• Dimensionale statt kategoriale Diagnostik: Symptomschwere und individuelle Profile sind klinisch relevanter als diagnostische Labels; die Frage „ASS oder ADHS?“ wird zunehmend ersetzt durch differenzierte Symptomdimensionen.
• Therapeutische Implikationen: Behandlung sollte sich an spezifischen Schwierigkeiten orientieren – eine Person mit ADHS kann von „Autismus-Interventionen“ profitieren und umgekehrt; Medikation und Therapie richten sich nach Symptomen-Clustern, nicht nach Labels.
• Spätdiagnostik häufig: Viele Erwachsene erhalten erst nach jahrzehntelangen Schwierigkeiten eine passende Diagnose; Maskierung und Kompensation erschweren die Erkennung im Erwachsenenalter.
• Neurodiversitäts-Perspektive: Die Forschung unterstützt die Sichtweise, dass neurologische Unterschiede Variationen sind, nicht Defizite – wichtig für Selbstakzeptanz nach einem jahrelangen „Ich bin falsch“-Gefühl.
• Arbeitsplatz-Anpassungen: Individualisierte Lösungen, basierend auf spezifischen Schwierigkeiten, sind effektiver als standardisierte, diagnosezentrierte Nachteilsausgleiche.
• Zukunft der Diagnostik: Bewegung hin zu biologisch informierten, dimensionalen Profilen, die individuelle Gehirn-Symptom-Muster erfassen – validiert die Erfahrung „zwischen den Kategorien“.
Für Erwachsene bedeutet das: Das Gefühl, „nicht richtig in eine Diagnose zu passen“, hat eine neurobiologische Grundlage. Ihre individuellen Schwierigkeiten sind wichtiger als das diagnostische Label – und die Therapie sollte sich danach richten, nicht nach Lehrbuch-Definitionen.
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Neue Forschung zeigt: Autistische Symptome bestimmen gemeinsame Gehirnmuster bei ADHS und Autismus – unabhängig von der Diagnose. Was bedeutet das für Sie als Erwachsener? Diagnostik von AUDHS, Autismus, ADHS und Neurodivergenz verstehen. Psychologie vs. ICD-10.
ADHS und Autismus bei Erwachsenen: Warum beide die gleiche Gehirnsignatur teilen
Sie haben eine ADHS-Diagnose, erkennen sich aber auch in autistischen Beschreibungen wieder? Oder wurde bei Ihnen Autismus diagnostiziert, aber Sie kämpfen mit Aufmerksamkeitsproblemen und Impulsivität? Lange galten Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) und Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) als klar getrennte Störungen. Die klinische Realität – besonders im Erwachsenenalter – sieht anders aus: Bis zu 80 % der autistischen Menschen erfüllen auch ADHS-Kriterien. Eine bahnbrechende Studie des Child Mind Institute zeigt nun neurobiologisch, dass nicht die Diagnose, sondern die Schwere autistischer Symptome gemeinsame Hirnmuster bestimmt.
Dieser Artikel erklärt,
· warum unsere traditionelle Diagnostik an ihre Grenzen stößt,
· was das für Sie als Erwachsener bedeutet, und,
· wie Sie diese Erkenntnisse für Ihr Selbstverständnis und Ihre Therapie nutzen können.
Wie häufig kommen ADHS und Autismus bei Erwachsenen zusammen vor?
Das Zusammentreffen von ADHS und Autismus ist alles andere als selten – und wird bei Erwachsenen zunehmend erkannt. Studien belegen, dass etwa 30–80 % der Menschen mit Autismus auch die Kriterien für ADHS erfüllen. Umgekehrt zeigen rund 30 % der Menschen mit ADHS ausgeprägte autistische Züge. Viele Erwachsene erhalten erst spät – manchmal erst im vierten oder fünften Lebensjahrzehnt – eine Diagnose, oft nachdem jahrelange Schwierigkeiten mit Depression, Burn-out oder Beziehungsproblemen sie in die Praxis geführt haben.
Diese Überschneidung war lange Zeit diagnostisch problematisch, denn bis zum DSM-5 im Jahr 2013 durften beide Diagnosen nicht gleichzeitig gestellt werden – obwohl die klinische Realität ein gemeinsames Auftreten deutlich machte. Für Erwachsene bedeutete das häufig: Sie erhielten in der Jugend eine ADHS-Diagnose, später zeigten sich jedoch autistische Merkmale deutlicher. Oder sie wurden als „schüchtern“ und „überempfindlich“ abgetan, bis im Erwachsenenalter die neurologischen Besonderheiten nicht mehr kompensierbar waren.
Die Häufigkeit der Überschneidungen stellt Fachleute vor praktische Schwierigkeiten: Welche Diagnose ist primär? Viele meiner Patienten berichten von diagnostischen Odysseen mit widersprüchlichen Einschätzungen. Die neue Forschung deutet darauf hin, dass diese Unsicherheit möglicherweise in der Natur der Sache liegt: Wenn beide Bedingungen neurobiologische Gemeinsamkeiten aufweisen, wird die kategoriale Trennung zwangsläufig künstlich. Die Community neurodivergenter Menschen hat das längst erkannt und spricht zunehmend von einem Spektrum neurologischer Besonderheiten anstatt von starren Diagnosekategorien.
Was zeigt die neue Studie über das Gehirn bei ADHS und Autismus?
Die Studie des Child Mind Institute untersuchte 166 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren mit Resting-State-fMRT – einer Bildgebungsmethode, die spontane Hirnaktivität im Ruhezustand misst. 63 Kinder waren autistisch diagnostiziert, 103 hatten eine ADHS-Diagnose. Auch wenn die Studie Kinder untersuchte, sind die Implikationen für Erwachsene hochrelevant: Die identifizierten Gehirnmuster entwickeln sich in der Kindheit und bleiben bis ins Erwachsenenalter bestehen.
Die zentrale Erkenntnis der Studie: Je ausgeprägter die autistischen Symptome sind, desto stärker ist die Hyperkonnektivität zwischen dem frontoparietalen Netzwerk (exekutive Kontrolle, Arbeitsgedächtnis, Planung) und dem Default-Mode-Netzwerk (soziale Kognition, Selbstreferenz, Grübeln). Diese Gehirnmuster zeigten sich unabhängig davon, ob sie formell als ADHS oder ASS diagnostiziert wurden. Für Sie als Erwachsenen bedeutet das: Wenn Sie autistische Züge haben, zeigt Ihr Gehirn wahrscheinlich diese spezifische Konnektivität – egal, mit welchem diagnostischen Label Sie gelten. Gleichzeitig fanden die Forscher keine spezifischen Konnektivitätsmuster für Symptome von ADHS.
Besonders bedeutsam: Die identifizierten Gehirnmuster korrelierten mit Gen-Expressionsmustern, die bereits zuvor sowohl mit ADHS als auch mit Autismus-Spektrum-Störungen in Verbindung gebracht worden waren. Das erklärt, warum viele Erwachsene sich in beiden Diagnose-Beschreibungen wiedererkennen: Die neurobiologische Grundlage überschneidet sich tatsächlich. Ihre Selbstwahrnehmung „Ich bin irgendwie beides“ hat eine wissenschaftliche Basis.
Warum verschwimmen die Grenzen der Diagnostik?
Traditionelle Diagnosesysteme wie DSM-5 und ICD-10 arbeiten kategorial: Entweder erfüllt jemand die Kriterien für eine Erkrankung oder nicht. Doch bei ADHS und ASS oder ADHS stößt dieses System an seine Grenzen. Die Symptome überlappen massiv: Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, Impulsivität, soziale Interaktionsprobleme, sensorische Überempfindlichkeit gegenüber Reizen und ein starkes Bedürfnis nach Struktur und Routine finden sich in beiden Bereichen.
Die neue Forschung zeigt: Das Gehirn organisiert sich nicht entlang diagnostischer Kategorien, sondern entlang funktionaler Dimensionen. Sie als Erwachsener können stark ausgeprägte autistische Züge haben (etwa in der sozialen Kommunikation, beim Small Talk oder bei der Wahrnehmung von Ironie), gleichzeitig aber auch klassische ADHS-Symptome wie Hyperaktivität oder innere Unruhe zeigen. Viele meiner Patienten berichten: „Ich bin zu unruhig für Autisten, zu sozial ungeschickt für ADHSler.“ Diese individuellen Profile lassen sich mit starren Kategorien nur unzureichend abbilden.
Für die klinische Praxis im Erwachsenenalter bedeutet das: Die Frage „ASS oder ADHS?“ wird zunehmend durch eine differenzierte Betrachtung ersetzt: „Welche Symptomdimensionen sind ausgeprägt und wie beeinträchtigen sie Ihr Funktionsniveau im Beruf, in Beziehungen und im Alltag?“ Diese dimensionale Perspektive entspricht der gelebten Erfahrung vieler neurodivergenter Menschen, die sich schon lange nicht in klassischen Diagnoseschubladen wiederfinden.
Welche Symptome überschneiden sich bei ADHS und Autismus?
Die Überschneidungen zwischen ADHS und Autismus sind vielfältig und zeigen sich im Erwachsenenalter oft anders als in der Kindheit. Bei der Aufmerksamkeit zeigen beide Gruppen Schwierigkeiten – allerdings aus unterschiedlichen Gründen: Während die Unaufmerksamkeit bei ADHS häufig mit Ablenkbarkeit und mangelndem Antrieb zusammenhängt, resultiert sie bei Autismus oft aus Reizüberflutung (etwa in Großraumbüros) oder aus intensiver Fokussierung auf Spezialinteressen, die andere Reize ausblenden lässt. Klinisch sehe ich häufig: Patienten mit ADHS vergessen Termine durch Impulsivität, autistische Menschen durch zu starke Fokussierung auf eine aktuelle Aufgabe.
Soziale Schwierigkeiten treten bei beiden Bedingungen häufig auf, manifestieren sich jedoch unterschiedlich: Autistische Menschen haben oft Probleme, sich in andere hineinzuversetzen, Small Talk zu führen oder Ironie zu verstehen. Sie bevorzugen klare Kommunikation, empfinden Blickkontakt als unangenehm und sprechen möglicherweise monoton. Bei ADHS entstehen soziale Probleme eher durch Impulsivität, das Unterbrechen anderer oder Schwierigkeiten, soziale Signale aufgrund von Unaufmerksamkeit wahrzunehmen. Viele Erwachsene mit beiden Merkmalen berichten: „Ich unterbreche ständig (ADHS), verstehe dann aber nicht, warum die anderen irritiert reagieren (Autismus).“
Besonderheiten der Sinneswahrnehmung betreffen ebenfalls beide Gruppen: Betroffene können empfindlich auf bestimmte Geräusche, Texturen oder visuelle Reize reagieren. Das Defizit liegt hier nicht in der Wahrnehmung selbst, sondern in der Verarbeitung sensorischer Informationen. Diese Gemeinsamkeiten erklären, warum viele Menschen mit ADHS autistische Züge zeigen und umgekehrt – und warum eine offizielle Diagnose häufig beide Bereiche umfassen muss, um die individuellen Herausforderungen angemessen zu erfassen.
Was sind die neurobiologischen Gemeinsamkeiten?
Auf neurobiologischer Ebene zeigen sich bemerkenswerte Parallelen. Die aktuelle Studie identifizierte eine Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Neuronen im Stirn-Schläfen-Bereich und einer Gruppe von Gehirnregionen, die aktiv wird, wenn das Gehirn im Ruhezustand ist, also nicht auf externe Aufgaben konzentriert wird, sondern z. B. tagträumt oder an sich selbst denkt (Hyperkonnektivität zwischen dem frontoparietalen Netzwerk und dem Default-Mode-Netzwerk), als gemeinsames Merkmal bei ausgeprägten autistischen Symptomen – unabhängig von der formalen Diagnose. Diese Netzwerke sind für Exekutivfunktionen, Selbstregulation und soziale Kognition entscheidend. Im Alltag Erwachsener bedeutet das: Schwierigkeiten bei der Arbeitsorganisation (frontoparietal) können mit sozialem Rückzug und Grübeln (Default Mode Network) zusammenhängen – neurologisch, nicht charakterlich.
Genetische Studien bestätigen diese Befunde: Viele Risikogene für ADHS und Autismus überlappen sich. Gene, die an neuronalem Wachstum, synaptischen Funktionen und Gehirnentwicklung beteiligt sind, wurden bei beiden Bedingungen identifiziert. Die neue Studie zeigte, dass die identifizierten Verbindungsmuster mit genau diesen Gen-Expressionsmustern korrespondieren – ein starker Hinweis auf gemeinsame neurobiologische Wurzeln. Für Erwachsene erklärt das oft eine familiäre Häufung: „Mein Vater hat ADHS, meine Schwester Autismus“ – genetisch möglicherweise dieselben Varianten, phänotypisch unterschiedlich exprimiert.
Was bedeutet das praktisch? Es erklärt, warum therapeutische Ansätze häufig für beide Gruppen hilfreich sein können. Medikamente wie Stimulanzien, die klassisch bei ADHS eingesetzt werden, können auch bei autistischen Menschen mit Aufmerksamkeitsproblemen wirken. Umgekehrt profitieren Erwachsene mit ADHS oft von Struktur, Routine, visuellen Unterstützungen und expliziten sozialen Regeln – Ansätzen, die typischerweise für Autismus entwickelt wurden. Die neurobiologische Forschung untermauert, was die klinische Praxis längst zeigt: symptomorientierte Behandlung ist effektiver als die diagnoseorientierte Schematik.
Wie werden autistische Menschen mit ADHS diagnostiziert?
Die Diagnostik bei gleichzeitigem Auftreten von autistischen und ADHS-Symptomen ist im Erwachsenenalter besonders komplex. Standardisierte Instrumente wie das Autism Diagnostic Observation Schedule (ADOS-2) wurden primär für Kinder entwickelt; bei Erwachsenen mit hoher Kompensationsfähigkeit zeigen sie häufig falsch-negative Ergebnisse. Viele autistische Erwachsene haben gelernt, Blickkontakt zu imitieren, Small Talk zu führen und ihre Besonderheiten zu maskieren – was die Diagnostik erschwert.
Seit dem DSM-5 im Jahr 2013 ist eine Doppeldiagnose offiziell möglich, was die diagnostische Praxis vereinfacht hat. Dennoch berichten betroffene Erwachsene häufig von widersprüchlichen Einschätzungen verschiedener Fachleute. Eine wird als „ADHS mit autistischen Zügen“ diagnostiziert, eine andere als „Autismus mit ADHS-Komorbidität“ – oft abhängig davon, welcher Spezialist zuerst konsultiert wurde. Erschwerend: Viele Psychiater kennen das moderne Autismus-Spektrum bei Erwachsenen nicht und suchen noch nach stereotypen „Rainman“-Merkmalen.
Die neue Forschung legt nahe, dass diese diagnostische Unsicherheit möglicherweise unvermeidbar ist, wenn wir an kategorialen Systemen festhalten. Eine dimensionale Diagnostik würde stattdessen festhalten: „Ausgeprägte autistische Merkmale in sozialer Kommunikation und sensorischer Verarbeitung (Schweregrad X), moderate Aufmerksamkeits- und Exekutivprobleme (Schweregrad Y), hohe Routinebedürfnisse (Schweregrad Z).“ Das wäre nicht nur präziser, sondern würde auch direkt therapeutische Ansatzpunkte liefern – ohne jahrelange Diagnose-Odysseen.
Was bedeutet Neurodiversität für Betroffene?
Der Begriff Neurodiversität, geprägt von der autistischen Community, beschreibt neurologische Unterschiede als natürliche Variation menschlicher Gehirnentwicklung – nicht als Störung oder Defizit. Diese Perspektive hat grundlegende Implikationen für Erwachsene: Statt ADHS und Autismus primär als Erkrankungen zu betrachten, die „geheilt“ werden müssen, erkennt das Neurodiversitäts-Paradigma sie als unterschiedliche Arten, zu denken, zu fühlen und die Welt wahrzunehmen. Im Erwachsenenalter ist diese Perspektive oft befreiend – nach Jahren des „Ich bin falsch“ kommt das Erkennen: „Ich bin anders verdrahtet.“
Für neurodivergente Erwachsene bedeutet das eine fundamental andere Selbstwahrnehmung. Statt sich als „defekt“ zu erleben, können sie ihre neurologischen Besonderheiten als Teil ihrer Identität verstehen – mit spezifischen Stärken und Schwierigkeiten. Autistische Menschen bringen oft außergewöhnliche Detailwahrnehmung, Mustererkennung und Expertise in Spezialinteressen mit. Menschen mit ADHS zeigen häufig Kreativität, Spontaneität und die Fähigkeit, in Krisensituationen hoch konzentriert zu arbeiten. In der Arbeitswelt sind diese Fähigkeiten wertvoll – wenn die Umgebung passt.
Die neue Forschung unterstützt diese Perspektive: Wenn autistische und ADHS-Merkmale neurobiologisch auf gemeinsamen Dimensionen liegen, ergibt es wenig Sinn, von „normal“ und „gestört“ zu sprechen. Vielmehr geht es darum, individuelle Profile zu verstehen und Umgebungen zu schaffen, in denen neurodivergente Menschen ihr Potenzial entfalten können – ohne sich ständig an neurotypische Erwartungen anpassen zu müssen, was häufig zu Burn-out, Erschöpfung und psychischen Belastungen im Erwachsenenalter führt. Viele meiner Patienten berichten: Erst die Diagnose und das Neurodiversitäts-Konzept ermöglichen echte Selbstakzeptanz.
Welche praktischen Konsequenzen hat die dimensionale Diagnostik?
Die dimensionale Perspektive verändert die therapeutische Praxis mit Erwachsenen fundamental. Statt zu fragen: „Hat diese Person Autismus oder ADHS?“, frage ich zunehmend: „Welche spezifischen Schwierigkeiten zeigen sich im Alltag, in Beziehungen, im Beruf – und welche evidenzbasierten Interventionen adressieren diese am effektivsten?“ Ein Erwachsener mit ausgeprägter Impulsivität profitiert möglicherweise von Stimulanzien – unabhängig davon, ob die Hauptdiagnose ADHS oder Autismus lautet. Jemand mit Reizüberflutung am Arbeitsplatz braucht sensorische Strategien – egal, welches Label.
Für die Arbeitsplatz-Gestaltung bedeutet das: Statt standardisierter „Autismus-Nachteilsausgleiche“ oder „ADHS-Anpassungen“ braucht es individualisierte Lösungen. Eine autistische Person mit Aufmerksamkeitsproblemen benötigt möglicherweise reizarme Räume, strukturierte Arbeitspausen und flexible Deadlines. Eine Person mit ADHS und sozialen Schwierigkeiten profitiert von Bewegungsmöglichkeiten, expliziten Kommunikationsregeln im Team und Homeoffice-Optionen zur Reizreduktion.
Die Forschung zu neurobiologischen Gemeinsamkeiten öffnet auch neue therapeutische Wege: Wenn gemeinsame Gehirnmuster identifiziert werden, könnten zukünftig biologische Marker entwickelt werden, die Therapieansprechen vorhersagen – unabhängig von diagnostischen Labels. Das wäre echte personalisierte Medizin im Bereich der Neurodivergenz: Behandlung basierend auf individuellen Hirn-Symptom-Profilen statt auf administrativen Diagnose-Codes. Für meine erwachsenen Patienten heißt das jetzt schon: Wir orientieren uns an Ihren tatsächlichen Schwierigkeiten, nicht an Lehrbuch-Definitionen.
Was sollten Fachleute bei der Diagnostik beachten?
Fachleute stehen vor der Herausforderung, einerseits die aktuellen Diagnosesysteme (DSM-5, ICD-10) anzuwenden, andererseits aber die zunehmende Evidenz für dimensionale Modelle zu berücksichtigen. Klinisch bedeutet das bei Erwachsenen: Eine sorgfältige Erfassung aller Symptomdimensionen ist wichtiger als die Entscheidung für eine primäre Diagnose. Autismus-spezifische Instrumente wie die ADOS-2 wurden für Kinder entwickelt und erfassen bei hochkompensierenden Erwachsenen oft nur die Spitze des Eisbergs. Ergänzende Selbstberichte, Fremdanamnese und die Exploration von Kompensationsstrategien sind essenziell.
Besonders wichtig im Erwachsenenalter: die Berücksichtigung des Kontexts und der Lebensgeschichte. Autistische Symptome können maskiert sein durch jahrelange Anpassung – der soziale Rückzug manifestiert sich erst bei Überlastung. ADHS-Symptome zeigen sich möglicherweise nur in bestimmten Arbeitskontexten. Eine differenzierte Diagnostik erfasst diese situativen Variationen und die Kosten der Kompensation: Wie viel Energie kostet es, „normal“ zu erscheinen? Wo brechen die Strategien zusammen.
Die neue Forschung legt außerdem nahe, dass die Schwere autistischer Symptome ein besserer Prädiktor für neurobiologische Muster ist als diagnostische Labels. Fachleute sollten daher nicht nur dokumentieren: „Autismus: ja/nein“, sondern auch quantifizieren: „Soziale Kommunikationsschwierigkeiten: ausgeprägt; sensorische Sensitivität: moderat; repetitive Verhaltensweisen: gering; exekutive Dysfunktion: hoch.“ Diese dimensionale Information ist therapeutisch wesentlich relevanter als eine kategoriale Diagnose und verhindert das häufige Problem: „Sie haben Autismus, aber kein klassisches Autismus.“
Wie wird sich die Diagnostik in Zukunft verändern?
Die Psychiatrie und Psychologie bewegen sich graduell von kategorialen zu dimensionalen Modellen. Das Research Domain Criteria (RDoC) Framework des US-amerikanischen National Institute of Mental Health organisiert psychiatrische Phänomene bereits entlang dimensionaler Konstrukte und biologischer Ebenen – von Genen über Gehirnschaltkreise bis zu Verhalten. Die aktuelle Studie liefert genau die Art von Evidenz, die dieses Framework fordert. Für Erwachsene könnte das bedeuten: Statt frustrierender Diagnosewechsel („Erst Depression, dann ADHS, jetzt vielleicht Autismus?“) ein konsistentes, biologisch informiertes Profil.
Langfristig könnten bildgebende Verfahren und genetische Marker Teil der Routinediagnostik werden – nicht um Kategorien zu bestätigen, sondern um individuelle neurobiologische Profile zu erstellen. Ein Erwachsener könnte zukünftig ein „Gehirn-Symptom-Profil“ erhalten, das präzise beschreibt, welche Netzwerke wie kommunizieren und welche therapeutischen Ansätze basierend auf ähnlichen Profilen am erfolgreichsten waren. Das würde besonders Spätdiagnostizierten helfen, die oft jahrelang mit falschen Diagnosen und ineffektiven Behandlungen konfrontiert waren.
Diese Entwicklung ist nicht nur wissenschaftlich, sondern auch politisch: Sie unterstützt die Forderungen der neurodivergenten Community nach individualisierter Unterstützung statt standardisierter „Behandlungen“. Gleichzeitig stellt sie Versicherungssysteme vor Herausforderungen, die auf klaren Diagnose-Codes basieren. Der Übergang wird graduell sein – aber die Richtung ist klar: Weg von starren Kategorien, hin zu differenzierten, biologisch informierten Dimensionen, die der Komplexität menschlicher Neurodivergenz gerecht werden. Für Sie als Erwachsene bedeutet das: Validierung Ihrer Erfahrung, dass Sie „nicht ganz in eine Schublade passen.“
Das Wichtigste auf einen Blick
Zentrale Erkenntnisse zu ADHS und Autismus bei Erwachsenen:
• Hohe Überlappung auch im Erwachsenenalter: 30–80 % der autistischen Menschen erfüllen auch ADHS-Kriterien; 30 % der Menschen mit ADHS zeigen autistische Züge – viele erhalten erst spät beide Diagnosen.
• Neurobiologische Gemeinsamkeit: Autistische Symptome (nicht diagnostische Labels) korrelieren mit spezifischen Gehirnmustern – Hyperkonnektivität zwischen dem frontoparietalen Netzwerk (Arbeitsgedächtnis, Planung) und dem Default Mode Network (Grübeln, soziale Kognition)
• Keine ADHS-spezifische Signatur in dieser Studie: Die identifizierten gemeinsamen Gehirnmuster korrelierten mit autistischen Merkmalen, nicht mit ADHS-Symptomen – erklärt, warum sich viele Menschen „irgendwie in beidem“ wiedererkennen.
• Gen-Expression-Überlappung: Identifizierte Gehirnmuster korrelieren mit Genen für neuronales Wachstum, die bei beiden Bedingungen impliziert sind – erklärt familiäre Häufungen unterschiedlicher Diagnosen.
• Dimensionale statt kategoriale Diagnostik: Symptomschwere und individuelle Profile sind klinisch relevanter als diagnostische Labels; die Frage „ASS oder ADHS?“ wird zunehmend ersetzt durch differenzierte Symptomdimensionen.
• Therapeutische Implikationen: Behandlung sollte sich an spezifischen Schwierigkeiten orientieren – eine Person mit ADHS kann von „Autismus-Interventionen“ profitieren und umgekehrt; Medikation und Therapie richten sich nach Symptomen-Clustern, nicht nach Labels.
• Spätdiagnostik häufig: Viele Erwachsene erhalten erst nach jahrzehntelangen Schwierigkeiten eine passende Diagnose; Maskierung und Kompensation erschweren die Erkennung im Erwachsenenalter.
• Neurodiversitäts-Perspektive: Die Forschung unterstützt die Sichtweise, dass neurologische Unterschiede Variationen sind, nicht Defizite – wichtig für Selbstakzeptanz nach einem jahrelangen „Ich bin falsch“-Gefühl.
• Arbeitsplatz-Anpassungen: Individualisierte Lösungen, basierend auf spezifischen Schwierigkeiten, sind effektiver als standardisierte, diagnosezentrierte Nachteilsausgleiche.
• Zukunft der Diagnostik: Bewegung hin zu biologisch informierten, dimensionalen Profilen, die individuelle Gehirn-Symptom-Muster erfassen – validiert die Erfahrung „zwischen den Kategorien“.
Für Erwachsene bedeutet das: Das Gefühl, „nicht richtig in eine Diagnose zu passen“, hat eine neurobiologische Grundlage. Ihre individuellen Schwierigkeiten sind wichtiger als das diagnostische Label – und die Therapie sollte sich danach richten, nicht nach Lehrbuch-Definitionen.
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