Psychologie und die Erfindung der Angst: Das Little-Albert-Experiment

Psychologie und die Erfindung der Angst: Das Little-Albert-Experiment

Little-Albert-Experiment, Konditionierung und Angst

Veröffentlicht am:

05.05.2025

Little-Albert-Experiment, Konditionierung und Angst: Wie Psychologie, Behaviorismus und Ethik an einem Säugling getestet wurden

Einleitung: Ein Baby, ein Experiment – und eine psychologische Zeitenwende

Das Little-Albert-Experiment ist eines der berüchtigtsten Kapitel der modernen Psychologie. Es verknüpft zentrale Begriffe wie Konditionierung, klassische Konditionierung, Angst, Lernen und Reiz-Reaktions-Theorie mit einer grundlegenden Debatte über Ethik in der psychologischen Forschung. Im Zentrum steht ein Säugling, der – ohne Einwilligung seiner Amme – im Rahmen eines Experiments zum Objekt einer Verhaltenstheorie wurde, die den Namen Behaviorismus trägt.

Die Durchführung durch den Psychologen John B. Watson und seine Assistentin Rosalie Rayner an der Johns Hopkins University in den Vereinigten Staaten markiert einen Wendepunkt: Statt innerer Konflikte, wie sie in der Psychoanalyse zentral waren, traten beobachtbare Verhaltensänderungen in den Fokus. Es war das erste Experiment seiner Art, das zeigte, dass Furcht künstlich erzeugt und gezielt verallgemeinert werden kann. Diese Erkenntnis traf die Psychologie im Kern – denn sie stellte infrage, ob Emotionen wie Angst überhaupt natürlichen Ursprungs sind.

Gleichzeitig war das Experiment ein ethisches Fiasko. Es gab keine dokumentierte Zustimmung der Erziehungsberechtigten, keinen Schutzmechanismus für das Kind und keine Nachsorge. In Zeiten, in denen psychologische Forschung kaum reguliert war, zeigte das Experiment schonungslos, wie schnell Wissenschaft zur Grenzüberschreitung wird, wenn Neugier stärker wiegt als Verantwortung.

Heute dient der Fall Little Albert als Schlüsselfall in der Diskussion um Forschungsethik, Kinderschutz, und die Frage, wie stark Theorie, Macht und Ideologie das Menschenbild der Psychologie prägen können. Dass ein einzelner Reiz genügen kann, um langfristige emotionale Schäden auszulösen, hat nicht nur die Forschung zur Angststörung, sondern auch die therapeutische Praxis in Verhaltenstherapie und Psychotherapie Die Angst, die Albert B. durch das Little-Albert-Experiment entwickelte, hat ihn tiefgreifend beeinflusst.

Die Theorie dahinter: Behaviorismus gegen Psychoanalyse

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stand die Psychologie an einem Scheideweg. Die klassische Psychoanalyse, begründet von Sigmund Freud, war von innerpsychischen Konflikten, Trieben und frühkindlicher Symbolik geprägt. Zentrale Konstrukte wie der Ödipuskonflikt dienten als Deutungsmuster für kindliche Angst, Scham oder Aggression. Doch John B. Watson, beeinflusst von der Verhaltensbiologie und dem radikalen Empirismus seiner Zeit, stellte diese Deutungsmuster infrage. Für ihn war das Unbewusste kein wissenschaftlich brauchbarer Begriff – zu spekulativ, zu introspektiv, zu wenig überprüfbar.

Anstelle von Triebtheorien trat die Annahme, dass alles Verhalten – inklusive emotionaler Reaktionen – erlernt sei. Der Mensch war für Watson ein formbares Wesen, ein Reiz-Reaktions-System. Grundlage dieses Ansatzes war die von Iwan Petrowitsch Pawlow erforschte klassische Konditionierung. Pawlow hatte gezeigt, dass Hunde Speichelfluss mit einem Glockenton verbinden konnten, wenn dieser regelmäßig mit Futter gekoppelt wurde. Watson übertrug diese Logik auf den Menschen – nicht um Speichel zu erzeugen, sondern Furcht.

Mit dem Little-Albert-Experiment wollte Watson zeigen, dass nicht nur reflexartige Reaktionen, sondern auch komplexe Emotionen wie Angst Die Angst von Albert B. vor Hunden zeigt, wie Verhaltensweisen durch Reizverknüpfung im Little-Albert-Experiment konditioniert werden können. Dazu wurden Albert neutrale Stimuli präsentiert – eine weiße Ratte, später auch Kaninchen, ein Haushund, ein Stück Baumwolle oder ein Pelzkragen. Erst als diese visuellen Reize mit einem lauten, schmerzhaften Geräusch kombiniert wurden – einem Hammerschlag auf eine Metallstange – reagierte Albert mit Schrecken.

Die Lehre: Emotionen entstehen nicht von innen – sie werden von außen gemacht.

Das Setting: Reiz, Geräusch, Schock

Der Ablauf des Experiments war erschreckend schlicht. Watson und Rayner präsentierten dem neun Monate alten Albert zunächst eine weiße Ratte. Der Junge reagierte neutral – interessiert, unerschrocken. Doch sobald Albert das Tier berührte, wurde direkt hinter ihm ein lautes Geräusch ausgelöst: ein Hammerschlag auf eine Eisenstange. Die plötzliche Klangkulisse versetzte Albert in Panik. Dies wurde mehrfach wiederholt – mit dem Ziel, eine konditionierte emotionale Reaktion zu erzeugen.

Schon nach wenigen Wiederholungen zeigte sich der Effekt: Albert begann zu weinen, sobald er die Ratte sah – selbst wenn kein Geräusch mehr erfolgte. Die klassische Konditionierung war erfolgreich. Doch die Wirkung ging weiter: Auch andere weiße oder pelzige Objekte wie ein Kaninchen, ein Hund, ein Pelzmantel oder sogar der Bart eines Weihnachtsmann-Kostüms lösten dieselbe Angst aus.

Damit war ein zweiter Effekt belegt – die Reizgeneralisierung. Was ursprünglich an einen einzigen Stimulus gebunden war, übertrug sich auf alle ähnlich wahrgenommenen Reize. Das Verhalten des Kindes war nicht mehr differenziert – es war konditioniert, automatisiert und entfremdet.

Dieses simple, aber erschütternde Setting gilt bis heute als Grundlage für viele theoretische und therapeutische Konzepte der Verhaltenstherapie – insbesondere in der Arbeit mit Phobien und Angststörungen.

Der ethische Abgrund: Ein Kleinkind als Versuchsobjekt

Die methodische Klarheit des Experiments, das von John Broadus Watson durchgeführt wurde, steht im krassen Gegensatz zu seiner ethischen Fragwürdigkeit. Der kleine Albert – vermutlich Douglas Merritte, Sohn einer Versuchsperson im Little-Albert-Experiment. Amme – war kein freiwilliger Proband. Weder gab es eine informierte Einwilligung noch ein ethisches Protokoll. Die Standards der Forschungsethik, wie sie heute selbstverständlich sind, existierten damals nicht.

Albert war gesundheitlich vorbelastet, vermutlich neurologisch beeinträchtigt – und dennoch wurde mit ihm ein Experiment durchgeführt, das Angst erzeugte, ohne jemals Dekonditionierung, Schutz oder Betreuung zu bieten.

Die Tatsache, dass das Kind nach dem Experiment nicht weiter begleitet wurde, sondern verschwand, lässt vermuten, dass seine Rolle rein funktional war. Watson selbst erklärte später, er habe das Kind gerne weiter untersucht, doch es sei nicht mehr verfügbar gewesen. Diese Bemerkung wirkt heute zynisch – denn sie zeigt: Nicht das Wohlergehen des Kindes war Ziel des Experiments, sondern die theoretische Fundierung des Behaviorismus.

Die psychische Langzeitwirkung für Albert ist nicht dokumentiert. Er starb mit sechs Jahren an den Folgen einer neurologischen Erkrankung. Die Frage, was das Experiment in ihm hinterließ, bleibt unbeantwortet. Aber es wirft die umso dringlichere Frage auf: Was ist ein wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn wert, wenn er auf dem Rücken eines schutzlosen Kindes errungen wird?

Vom Labor zur Gesellschaft: Die Konditionierung der Massen

Was Watson im Labor zeigte, wurde später zur Logik gesellschaftlicher Steuerung. Die Mechanik – Reiz, Reaktion, Wiederholung – fand Eingang in Werbestrategien, politische Rhetorik und später auch in die Architektur digitaler Medien.

In der Werbung wurde das Prinzip genutzt, um Produkte mit positiven oder negativen Emotionen zu koppeln. Die Vorstellung von Mangel, von Bedrohung oder von sozialer Anerkennung wurde durch gezielte Stimulus-Wiederholung verankert. Rosalie Rayner selbst publizierte mit Watson ein Werk zur Anwendung behavioristischer Prinzipien in der Kindererziehung – ein Buch, das heute aus gutem Grund kaum noch zitiert wird.

In der Politik wirken dieselben Mechanismen: Angst vor Kontrollverlust, vor Fremden, vor „dem Anderen“ – sie wird gezielt aktiviert, reproduziert, ritualisiert. Und in sozialen Netzwerken übernehmen Algorithmen die Rolle des Versuchsleiters: Sie beobachten unser Verhalten, liefern passende Reize, und belohnen oder bestrafen mit Reichweite, Sichtbarkeit oder digitaler Isolation.

Der konditionierte Mensch lebt nicht mehr im Labor. Er lebt auf dem Bildschirm, im Feed, im sozialen Kontext. Die Prinzipien des Little-Albert-Experiments – so rudimentär sie auch wirken – bilden die Grundlage vieler gegenwärtiger Formen von Verhaltenslenkung.

Die Nachwirkungen: Lernen, Therapie und sozialkognitive Theorien

Die Relevanz des Little-Albert-Experiments zeigt sich besonders in der Psychotherapie. Die Verhaltenstherapie, wie sie ab den 1950er Jahren entstand, griff viele Grundannahmen Watsons auf – insbesondere die Idee, dass Angst erlernt ist und ebenso wieder verlernt werden kann. Die Technik der systematischen Desensibilisierung und der Konfrontationstherapie wären ohne diese empirische Grundlage kaum denkbar gewesen.

Aber auch spätere Entwicklungen – etwa Banduras sozialkognitive Lerntheorie – integrierten zentrale Elemente des Experiments: Die Beobachtung fremder Angstreaktionen, die Generalisierung auf eigene Erfahrungen und die Prägung durch wiederkehrende emotionale Muster.

Gleichzeitig dient das Experiment heute auch als Negativfolie: als Beispiel dafür, was passiert, wenn Therapie nicht menschendienlich gedacht ist, sondern rein funktional. In der heutigen Psychotherapie steht deshalb der ethische Rahmen gleichberechtigt neben der Wirksamkeit: Nur was schützt, heilt.

„Little Albert“ bleibt eine Figur der psychologischen Erinnerung – nicht wegen seiner Reaktionen, sondern wegen des Umgangs mit ihnen.

Fazit: Ein Mahnmal der Geschichte Psychologie

Das Little-Albert-Experiment steht sinnbildlich für die Ambivalenz wissenschaftlichen Fortschritts. Auf der einen Seite steht die bahnbrechende Erkenntnis, dass Angst nicht angeboren, sondern erlernt ist – und damit auch verlernbar. Auf der anderen Seite steht ein Beispiel für den ethischen Preis solcher Erkenntnis.

Es zeigt, wie Wissen instrumentalisiert werden kann, wenn es sich von Verantwortung löst. Und es erinnert daran, dass jede Theorie immer auch eine Machtstruktur ist: Sie bestimmt, wer spricht, wer leidet – und wer verschwindet.

Für die moderne Psychologie bleibt das Experiment Mahnung und Auftrag zugleich: Nur eine Forschung, die Empathie, Menschenwürde und Kinderschutz ernst nimmt, verdient Vertrauen.

Albert hatte keine Wahl. Heute haben wir sie.

FAQ: Das Little-Albert-Experiment – Fragen & Antworten

Grundlegende Informationen zum Experiment

Worum ging es in diesem Experiment?
Das Little-Albert-Experiment aus dem Jahr 1920 gilt als Meilenstein – und Mahnmal – der Psychologie. Watson und Rayner wollten empirisch zeigen, dass Angst nicht angeboren, sondern erlernt ist. Dazu kombinierten sie eine weiße Ratte mit einem angstauslösenden Geräusch, bis der Säugling Albert selbst auf das Tier panisch reagierte. Angst, so ihre These, sei eine konditionierte Reaktion – kein Reflex der Natur.

Was wurde im Little-Albert-Experiment bewiesen?
Das Experiment belegte, dass emotionale Reaktionen wie Angst durch klassische Konditionierung künstlich erzeugt werden können. Es stellte die bis dahin weitverbreitete Annahme infrage, dass kindliche Furcht vor bestimmten Tieren oder Situationen biologisch verankert sei.

War das Little-Albert-Experiment klassische oder operante Konditionierung?
Das Experiment beruhte auf der klassischen Konditionierung nach Iwan Pawlow und wurde von John Broadus Watson im Little-Albert-Experiment angewendet. Ein neutraler Reiz – die weiße Ratte – wurde mit einem aversiven Reiz – einem lauten Knall – verknüpft. Operante Konditionierung im Sinne Skinners spielte dabei keine Rolle.

Wie lange dauerte das Little-Albert-Experiment und wie alt war Albert B.?
Albert war neun Monate alt, als die ersten Sitzungen begannen. Der Versuch dauerte mehrere Wochen und endete, als er elf Monate alt war. Das Zeitfenster selbst unterstreicht die Brutalität des Eingriffs – psychologische Prägung in der verletzlichsten Lebensphase.

Wann und wo wurde das Experiment durchgeführt?
Das Experiment wurde an der Johns Hopkins University in Baltimore zwischen Dezember 1919 und Anfang 1920 durchgeführt.

Personen und Hintergründe

Wer war John B. Watson?
Watson war ein amerikanischer Psychologe, der als Begründer des Behaviorismus gilt. Er wandte sich radikal gegen die introspektive Psychologie seiner Zeit und versuchte, menschliches Verhalten auf empirisch beobachtbare Reize und Reaktionen zurückzuführen.

Was wollte Watson erreichen?
Watson wollte beweisen, dass selbst fundamentale Emotionen wie Angst nicht instinktiv, sondern gelernt sind. Mit dieser These wollte er die Psychoanalyse verdrängen und den Behaviorismus als neue Leitdisziplin in der Psychologie etablieren.

Was sind die Grundideen des Behaviorismus?
Behaviorismus versteht den Menschen als formbares Wesen. Innere Zustände wie Gefühle, Absichten oder Gedanken gelten als unwissenschaftlich, weil sie nicht beobachtbar sind. Verhalten entsteht durch Reiz-Reaktions-Kopplungen – und lässt sich durch Manipulation dieser Reize systematisch verändern.

War der Behaviorismus eine Alternative zur Psychoanalyse?
Er war mehr als eine Alternative – er war eine Kampfansage. Während Freud das Unsichtbare in der Seele erforschte, interessierte Watson nur das Sichtbare: Verhalten. Die Psychoanalyse wollte verstehen, der Behaviorismus kontrollieren.

Wie konnte der Behaviorismus empirisch belegt werden?
Durch Experimente wie das mit Little Albert. Indem Watson einen neutralen Reiz mit einer negativen Reaktion verknüpfte und wiederholte, zeigte er, dass selbst Furcht mechanisch erzeugt werden kann. Ein Paradigmenwechsel – allerdings nicht ohne Schattenseite.

Was sind Kritikpunkte gegen den Behaviorismus im Kontext des berühmtesten Experiments der Psychologie, dem Little-Albert-Experiment?
Der Behaviorismus vernachlässigt subjektive Erfahrungen, verdrängt das Innenleben – und legitimierte lange Zeit auch fragwürdige Experimente. Er reduzierte den Menschen auf ein reagierendes Objekt, das konditioniert werden muss. Humanistische, tiefenpsychologische und neurowissenschaftliche Ansätze sehen das heute differenzierter, insbesondere im Kontext der Verhaltensforschung.

Ethik und Nachwirkungen

War das Little-Albert-Experiment ethisch vertretbar?
Nach heutigen Standards ist es ein ethisches Desaster, wie die Praktiken von John Watson und seiner Assistentin im Little Albert Experiment belegen. Es gab keine informierte Zustimmung der Betreuungsperson, keine therapeutische Nachsorge und keine Dekonditionierung. Ein wehrloses Kind wurde gezielt in Panik versetzt – aus wissenschaftlichem Ehrgeiz.

Wie schätzen Wissenschaftler*innen das Experiment heute ein?
Es gilt als Wendepunkt – sowohl forschungsgeschichtlich als auch ethisch. Das Little-Albert-Experiment zeigt, wie leicht Wissenschaft über das Ziel hinausschießt, wenn ethische Leitplanken fehlen. Heute dient es als warnendes Beispiel für den Umgang mit vulnerablen Gruppen in der Forschung.

Was geschah mit Little Albert?

Was ist mit Albert passiert?
Lange war sein Schicksal unbekannt. Erst spätere Recherchen deuten darauf hin, dass es sich bei „Albert“ um Douglas Merritte handelte – den Sohn einer Amme des Krankenhauses. Douglas Merritte starb im Alter von sechs Jahren an einer neurologischen Erkrankung. Eine therapeutische Löschung seiner konditionierten Ängste fand nie statt. Das Trauma blieb – vermutlich unerkannt.

Phobien und gesellschaftliche Relevanz

Behaviorismus und Angst: Alles nur konditioniert?
Nach Watsons Theorie: Ja. Angst ist kein Urinstinkt, sondern ein Produkt von Erfahrung. Was wir für natürliche Furcht halten, ist oft das Ergebnis unsichtbarer Lernszenarien, wie sie im berühmten Little Albert Experiment demonstriert wurden.

Warum entwickeln manche Phobien ohne konkrete Erfahrung?
Weil Reize symbolisch wirken. Angst entsteht nicht nur durch direkte Konfrontation, sondern auch durch Erzählung, Medien, Beobachtung. Die Psyche verknüpft – manchmal unbegründet, aber wirksam.

Soziale Phobien: Die Angst vor den Anderen oder vor sich selbst?
Beides. Wer wiederholt beschämt oder ausgeschlossen wurde, verinnerlicht soziale Angst. Und wer sich selbst nicht vertrauen darf, fürchtet oft nicht den Blick der Anderen, sondern den eigenen.

Warum reagieren manche panisch auf Hunde, andere nicht?
Unbeeinflusste Kleinkinder zeigen keinerlei Angst vor Hunden – sie sind neugierig, kontaktfreudig, angstfrei. Hundephobie ist anerzogen. Die meisten Betroffenen berichten von einem vermeintlichen Hundebiss – eine rationalisierende Deckerinnerung, nicht selten sogar Projektion. Tatsächlich liegt der Ursprung der Phobie oft tiefer: in früh verinnerlichten Warnungen, mimetisch übernommenen Reaktionen oder emotional aufgeladenen Fantasien. Die Angst vor Hunden, die Albert B. erlebte, ist selten Folge eines Bisses – und fast immer Folge eines Narrativs, das wie beim Little-Albert-Experiment geprägt wurde.

Little-Albert-Experiment, Konditionierung und Angst: Wie Psychologie, Behaviorismus und Ethik an einem Säugling getestet wurden

Einleitung: Ein Baby, ein Experiment – und eine psychologische Zeitenwende

Das Little-Albert-Experiment ist eines der berüchtigtsten Kapitel der modernen Psychologie. Es verknüpft zentrale Begriffe wie Konditionierung, klassische Konditionierung, Angst, Lernen und Reiz-Reaktions-Theorie mit einer grundlegenden Debatte über Ethik in der psychologischen Forschung. Im Zentrum steht ein Säugling, der – ohne Einwilligung seiner Amme – im Rahmen eines Experiments zum Objekt einer Verhaltenstheorie wurde, die den Namen Behaviorismus trägt.

Die Durchführung durch den Psychologen John B. Watson und seine Assistentin Rosalie Rayner an der Johns Hopkins University in den Vereinigten Staaten markiert einen Wendepunkt: Statt innerer Konflikte, wie sie in der Psychoanalyse zentral waren, traten beobachtbare Verhaltensänderungen in den Fokus. Es war das erste Experiment seiner Art, das zeigte, dass Furcht künstlich erzeugt und gezielt verallgemeinert werden kann. Diese Erkenntnis traf die Psychologie im Kern – denn sie stellte infrage, ob Emotionen wie Angst überhaupt natürlichen Ursprungs sind.

Gleichzeitig war das Experiment ein ethisches Fiasko. Es gab keine dokumentierte Zustimmung der Erziehungsberechtigten, keinen Schutzmechanismus für das Kind und keine Nachsorge. In Zeiten, in denen psychologische Forschung kaum reguliert war, zeigte das Experiment schonungslos, wie schnell Wissenschaft zur Grenzüberschreitung wird, wenn Neugier stärker wiegt als Verantwortung.

Heute dient der Fall Little Albert als Schlüsselfall in der Diskussion um Forschungsethik, Kinderschutz, und die Frage, wie stark Theorie, Macht und Ideologie das Menschenbild der Psychologie prägen können. Dass ein einzelner Reiz genügen kann, um langfristige emotionale Schäden auszulösen, hat nicht nur die Forschung zur Angststörung, sondern auch die therapeutische Praxis in Verhaltenstherapie und Psychotherapie Die Angst, die Albert B. durch das Little-Albert-Experiment entwickelte, hat ihn tiefgreifend beeinflusst.

Die Theorie dahinter: Behaviorismus gegen Psychoanalyse

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stand die Psychologie an einem Scheideweg. Die klassische Psychoanalyse, begründet von Sigmund Freud, war von innerpsychischen Konflikten, Trieben und frühkindlicher Symbolik geprägt. Zentrale Konstrukte wie der Ödipuskonflikt dienten als Deutungsmuster für kindliche Angst, Scham oder Aggression. Doch John B. Watson, beeinflusst von der Verhaltensbiologie und dem radikalen Empirismus seiner Zeit, stellte diese Deutungsmuster infrage. Für ihn war das Unbewusste kein wissenschaftlich brauchbarer Begriff – zu spekulativ, zu introspektiv, zu wenig überprüfbar.

Anstelle von Triebtheorien trat die Annahme, dass alles Verhalten – inklusive emotionaler Reaktionen – erlernt sei. Der Mensch war für Watson ein formbares Wesen, ein Reiz-Reaktions-System. Grundlage dieses Ansatzes war die von Iwan Petrowitsch Pawlow erforschte klassische Konditionierung. Pawlow hatte gezeigt, dass Hunde Speichelfluss mit einem Glockenton verbinden konnten, wenn dieser regelmäßig mit Futter gekoppelt wurde. Watson übertrug diese Logik auf den Menschen – nicht um Speichel zu erzeugen, sondern Furcht.

Mit dem Little-Albert-Experiment wollte Watson zeigen, dass nicht nur reflexartige Reaktionen, sondern auch komplexe Emotionen wie Angst Die Angst von Albert B. vor Hunden zeigt, wie Verhaltensweisen durch Reizverknüpfung im Little-Albert-Experiment konditioniert werden können. Dazu wurden Albert neutrale Stimuli präsentiert – eine weiße Ratte, später auch Kaninchen, ein Haushund, ein Stück Baumwolle oder ein Pelzkragen. Erst als diese visuellen Reize mit einem lauten, schmerzhaften Geräusch kombiniert wurden – einem Hammerschlag auf eine Metallstange – reagierte Albert mit Schrecken.

Die Lehre: Emotionen entstehen nicht von innen – sie werden von außen gemacht.

Das Setting: Reiz, Geräusch, Schock

Der Ablauf des Experiments war erschreckend schlicht. Watson und Rayner präsentierten dem neun Monate alten Albert zunächst eine weiße Ratte. Der Junge reagierte neutral – interessiert, unerschrocken. Doch sobald Albert das Tier berührte, wurde direkt hinter ihm ein lautes Geräusch ausgelöst: ein Hammerschlag auf eine Eisenstange. Die plötzliche Klangkulisse versetzte Albert in Panik. Dies wurde mehrfach wiederholt – mit dem Ziel, eine konditionierte emotionale Reaktion zu erzeugen.

Schon nach wenigen Wiederholungen zeigte sich der Effekt: Albert begann zu weinen, sobald er die Ratte sah – selbst wenn kein Geräusch mehr erfolgte. Die klassische Konditionierung war erfolgreich. Doch die Wirkung ging weiter: Auch andere weiße oder pelzige Objekte wie ein Kaninchen, ein Hund, ein Pelzmantel oder sogar der Bart eines Weihnachtsmann-Kostüms lösten dieselbe Angst aus.

Damit war ein zweiter Effekt belegt – die Reizgeneralisierung. Was ursprünglich an einen einzigen Stimulus gebunden war, übertrug sich auf alle ähnlich wahrgenommenen Reize. Das Verhalten des Kindes war nicht mehr differenziert – es war konditioniert, automatisiert und entfremdet.

Dieses simple, aber erschütternde Setting gilt bis heute als Grundlage für viele theoretische und therapeutische Konzepte der Verhaltenstherapie – insbesondere in der Arbeit mit Phobien und Angststörungen.

Der ethische Abgrund: Ein Kleinkind als Versuchsobjekt

Die methodische Klarheit des Experiments, das von John Broadus Watson durchgeführt wurde, steht im krassen Gegensatz zu seiner ethischen Fragwürdigkeit. Der kleine Albert – vermutlich Douglas Merritte, Sohn einer Versuchsperson im Little-Albert-Experiment. Amme – war kein freiwilliger Proband. Weder gab es eine informierte Einwilligung noch ein ethisches Protokoll. Die Standards der Forschungsethik, wie sie heute selbstverständlich sind, existierten damals nicht.

Albert war gesundheitlich vorbelastet, vermutlich neurologisch beeinträchtigt – und dennoch wurde mit ihm ein Experiment durchgeführt, das Angst erzeugte, ohne jemals Dekonditionierung, Schutz oder Betreuung zu bieten.

Die Tatsache, dass das Kind nach dem Experiment nicht weiter begleitet wurde, sondern verschwand, lässt vermuten, dass seine Rolle rein funktional war. Watson selbst erklärte später, er habe das Kind gerne weiter untersucht, doch es sei nicht mehr verfügbar gewesen. Diese Bemerkung wirkt heute zynisch – denn sie zeigt: Nicht das Wohlergehen des Kindes war Ziel des Experiments, sondern die theoretische Fundierung des Behaviorismus.

Die psychische Langzeitwirkung für Albert ist nicht dokumentiert. Er starb mit sechs Jahren an den Folgen einer neurologischen Erkrankung. Die Frage, was das Experiment in ihm hinterließ, bleibt unbeantwortet. Aber es wirft die umso dringlichere Frage auf: Was ist ein wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn wert, wenn er auf dem Rücken eines schutzlosen Kindes errungen wird?

Vom Labor zur Gesellschaft: Die Konditionierung der Massen

Was Watson im Labor zeigte, wurde später zur Logik gesellschaftlicher Steuerung. Die Mechanik – Reiz, Reaktion, Wiederholung – fand Eingang in Werbestrategien, politische Rhetorik und später auch in die Architektur digitaler Medien.

In der Werbung wurde das Prinzip genutzt, um Produkte mit positiven oder negativen Emotionen zu koppeln. Die Vorstellung von Mangel, von Bedrohung oder von sozialer Anerkennung wurde durch gezielte Stimulus-Wiederholung verankert. Rosalie Rayner selbst publizierte mit Watson ein Werk zur Anwendung behavioristischer Prinzipien in der Kindererziehung – ein Buch, das heute aus gutem Grund kaum noch zitiert wird.

In der Politik wirken dieselben Mechanismen: Angst vor Kontrollverlust, vor Fremden, vor „dem Anderen“ – sie wird gezielt aktiviert, reproduziert, ritualisiert. Und in sozialen Netzwerken übernehmen Algorithmen die Rolle des Versuchsleiters: Sie beobachten unser Verhalten, liefern passende Reize, und belohnen oder bestrafen mit Reichweite, Sichtbarkeit oder digitaler Isolation.

Der konditionierte Mensch lebt nicht mehr im Labor. Er lebt auf dem Bildschirm, im Feed, im sozialen Kontext. Die Prinzipien des Little-Albert-Experiments – so rudimentär sie auch wirken – bilden die Grundlage vieler gegenwärtiger Formen von Verhaltenslenkung.

Die Nachwirkungen: Lernen, Therapie und sozialkognitive Theorien

Die Relevanz des Little-Albert-Experiments zeigt sich besonders in der Psychotherapie. Die Verhaltenstherapie, wie sie ab den 1950er Jahren entstand, griff viele Grundannahmen Watsons auf – insbesondere die Idee, dass Angst erlernt ist und ebenso wieder verlernt werden kann. Die Technik der systematischen Desensibilisierung und der Konfrontationstherapie wären ohne diese empirische Grundlage kaum denkbar gewesen.

Aber auch spätere Entwicklungen – etwa Banduras sozialkognitive Lerntheorie – integrierten zentrale Elemente des Experiments: Die Beobachtung fremder Angstreaktionen, die Generalisierung auf eigene Erfahrungen und die Prägung durch wiederkehrende emotionale Muster.

Gleichzeitig dient das Experiment heute auch als Negativfolie: als Beispiel dafür, was passiert, wenn Therapie nicht menschendienlich gedacht ist, sondern rein funktional. In der heutigen Psychotherapie steht deshalb der ethische Rahmen gleichberechtigt neben der Wirksamkeit: Nur was schützt, heilt.

„Little Albert“ bleibt eine Figur der psychologischen Erinnerung – nicht wegen seiner Reaktionen, sondern wegen des Umgangs mit ihnen.

Fazit: Ein Mahnmal der Geschichte Psychologie

Das Little-Albert-Experiment steht sinnbildlich für die Ambivalenz wissenschaftlichen Fortschritts. Auf der einen Seite steht die bahnbrechende Erkenntnis, dass Angst nicht angeboren, sondern erlernt ist – und damit auch verlernbar. Auf der anderen Seite steht ein Beispiel für den ethischen Preis solcher Erkenntnis.

Es zeigt, wie Wissen instrumentalisiert werden kann, wenn es sich von Verantwortung löst. Und es erinnert daran, dass jede Theorie immer auch eine Machtstruktur ist: Sie bestimmt, wer spricht, wer leidet – und wer verschwindet.

Für die moderne Psychologie bleibt das Experiment Mahnung und Auftrag zugleich: Nur eine Forschung, die Empathie, Menschenwürde und Kinderschutz ernst nimmt, verdient Vertrauen.

Albert hatte keine Wahl. Heute haben wir sie.

FAQ: Das Little-Albert-Experiment – Fragen & Antworten

Grundlegende Informationen zum Experiment

Worum ging es in diesem Experiment?
Das Little-Albert-Experiment aus dem Jahr 1920 gilt als Meilenstein – und Mahnmal – der Psychologie. Watson und Rayner wollten empirisch zeigen, dass Angst nicht angeboren, sondern erlernt ist. Dazu kombinierten sie eine weiße Ratte mit einem angstauslösenden Geräusch, bis der Säugling Albert selbst auf das Tier panisch reagierte. Angst, so ihre These, sei eine konditionierte Reaktion – kein Reflex der Natur.

Was wurde im Little-Albert-Experiment bewiesen?
Das Experiment belegte, dass emotionale Reaktionen wie Angst durch klassische Konditionierung künstlich erzeugt werden können. Es stellte die bis dahin weitverbreitete Annahme infrage, dass kindliche Furcht vor bestimmten Tieren oder Situationen biologisch verankert sei.

War das Little-Albert-Experiment klassische oder operante Konditionierung?
Das Experiment beruhte auf der klassischen Konditionierung nach Iwan Pawlow und wurde von John Broadus Watson im Little-Albert-Experiment angewendet. Ein neutraler Reiz – die weiße Ratte – wurde mit einem aversiven Reiz – einem lauten Knall – verknüpft. Operante Konditionierung im Sinne Skinners spielte dabei keine Rolle.

Wie lange dauerte das Little-Albert-Experiment und wie alt war Albert B.?
Albert war neun Monate alt, als die ersten Sitzungen begannen. Der Versuch dauerte mehrere Wochen und endete, als er elf Monate alt war. Das Zeitfenster selbst unterstreicht die Brutalität des Eingriffs – psychologische Prägung in der verletzlichsten Lebensphase.

Wann und wo wurde das Experiment durchgeführt?
Das Experiment wurde an der Johns Hopkins University in Baltimore zwischen Dezember 1919 und Anfang 1920 durchgeführt.

Personen und Hintergründe

Wer war John B. Watson?
Watson war ein amerikanischer Psychologe, der als Begründer des Behaviorismus gilt. Er wandte sich radikal gegen die introspektive Psychologie seiner Zeit und versuchte, menschliches Verhalten auf empirisch beobachtbare Reize und Reaktionen zurückzuführen.

Was wollte Watson erreichen?
Watson wollte beweisen, dass selbst fundamentale Emotionen wie Angst nicht instinktiv, sondern gelernt sind. Mit dieser These wollte er die Psychoanalyse verdrängen und den Behaviorismus als neue Leitdisziplin in der Psychologie etablieren.

Was sind die Grundideen des Behaviorismus?
Behaviorismus versteht den Menschen als formbares Wesen. Innere Zustände wie Gefühle, Absichten oder Gedanken gelten als unwissenschaftlich, weil sie nicht beobachtbar sind. Verhalten entsteht durch Reiz-Reaktions-Kopplungen – und lässt sich durch Manipulation dieser Reize systematisch verändern.

War der Behaviorismus eine Alternative zur Psychoanalyse?
Er war mehr als eine Alternative – er war eine Kampfansage. Während Freud das Unsichtbare in der Seele erforschte, interessierte Watson nur das Sichtbare: Verhalten. Die Psychoanalyse wollte verstehen, der Behaviorismus kontrollieren.

Wie konnte der Behaviorismus empirisch belegt werden?
Durch Experimente wie das mit Little Albert. Indem Watson einen neutralen Reiz mit einer negativen Reaktion verknüpfte und wiederholte, zeigte er, dass selbst Furcht mechanisch erzeugt werden kann. Ein Paradigmenwechsel – allerdings nicht ohne Schattenseite.

Was sind Kritikpunkte gegen den Behaviorismus im Kontext des berühmtesten Experiments der Psychologie, dem Little-Albert-Experiment?
Der Behaviorismus vernachlässigt subjektive Erfahrungen, verdrängt das Innenleben – und legitimierte lange Zeit auch fragwürdige Experimente. Er reduzierte den Menschen auf ein reagierendes Objekt, das konditioniert werden muss. Humanistische, tiefenpsychologische und neurowissenschaftliche Ansätze sehen das heute differenzierter, insbesondere im Kontext der Verhaltensforschung.

Ethik und Nachwirkungen

War das Little-Albert-Experiment ethisch vertretbar?
Nach heutigen Standards ist es ein ethisches Desaster, wie die Praktiken von John Watson und seiner Assistentin im Little Albert Experiment belegen. Es gab keine informierte Zustimmung der Betreuungsperson, keine therapeutische Nachsorge und keine Dekonditionierung. Ein wehrloses Kind wurde gezielt in Panik versetzt – aus wissenschaftlichem Ehrgeiz.

Wie schätzen Wissenschaftler*innen das Experiment heute ein?
Es gilt als Wendepunkt – sowohl forschungsgeschichtlich als auch ethisch. Das Little-Albert-Experiment zeigt, wie leicht Wissenschaft über das Ziel hinausschießt, wenn ethische Leitplanken fehlen. Heute dient es als warnendes Beispiel für den Umgang mit vulnerablen Gruppen in der Forschung.

Was geschah mit Little Albert?

Was ist mit Albert passiert?
Lange war sein Schicksal unbekannt. Erst spätere Recherchen deuten darauf hin, dass es sich bei „Albert“ um Douglas Merritte handelte – den Sohn einer Amme des Krankenhauses. Douglas Merritte starb im Alter von sechs Jahren an einer neurologischen Erkrankung. Eine therapeutische Löschung seiner konditionierten Ängste fand nie statt. Das Trauma blieb – vermutlich unerkannt.

Phobien und gesellschaftliche Relevanz

Behaviorismus und Angst: Alles nur konditioniert?
Nach Watsons Theorie: Ja. Angst ist kein Urinstinkt, sondern ein Produkt von Erfahrung. Was wir für natürliche Furcht halten, ist oft das Ergebnis unsichtbarer Lernszenarien, wie sie im berühmten Little Albert Experiment demonstriert wurden.

Warum entwickeln manche Phobien ohne konkrete Erfahrung?
Weil Reize symbolisch wirken. Angst entsteht nicht nur durch direkte Konfrontation, sondern auch durch Erzählung, Medien, Beobachtung. Die Psyche verknüpft – manchmal unbegründet, aber wirksam.

Soziale Phobien: Die Angst vor den Anderen oder vor sich selbst?
Beides. Wer wiederholt beschämt oder ausgeschlossen wurde, verinnerlicht soziale Angst. Und wer sich selbst nicht vertrauen darf, fürchtet oft nicht den Blick der Anderen, sondern den eigenen.

Warum reagieren manche panisch auf Hunde, andere nicht?
Unbeeinflusste Kleinkinder zeigen keinerlei Angst vor Hunden – sie sind neugierig, kontaktfreudig, angstfrei. Hundephobie ist anerzogen. Die meisten Betroffenen berichten von einem vermeintlichen Hundebiss – eine rationalisierende Deckerinnerung, nicht selten sogar Projektion. Tatsächlich liegt der Ursprung der Phobie oft tiefer: in früh verinnerlichten Warnungen, mimetisch übernommenen Reaktionen oder emotional aufgeladenen Fantasien. Die Angst vor Hunden, die Albert B. erlebte, ist selten Folge eines Bisses – und fast immer Folge eines Narrativs, das wie beim Little-Albert-Experiment geprägt wurde.

Little-Albert-Experiment, Konditionierung und Angst: Wie Psychologie, Behaviorismus und Ethik an einem Säugling getestet wurden

Einleitung: Ein Baby, ein Experiment – und eine psychologische Zeitenwende

Das Little-Albert-Experiment ist eines der berüchtigtsten Kapitel der modernen Psychologie. Es verknüpft zentrale Begriffe wie Konditionierung, klassische Konditionierung, Angst, Lernen und Reiz-Reaktions-Theorie mit einer grundlegenden Debatte über Ethik in der psychologischen Forschung. Im Zentrum steht ein Säugling, der – ohne Einwilligung seiner Amme – im Rahmen eines Experiments zum Objekt einer Verhaltenstheorie wurde, die den Namen Behaviorismus trägt.

Die Durchführung durch den Psychologen John B. Watson und seine Assistentin Rosalie Rayner an der Johns Hopkins University in den Vereinigten Staaten markiert einen Wendepunkt: Statt innerer Konflikte, wie sie in der Psychoanalyse zentral waren, traten beobachtbare Verhaltensänderungen in den Fokus. Es war das erste Experiment seiner Art, das zeigte, dass Furcht künstlich erzeugt und gezielt verallgemeinert werden kann. Diese Erkenntnis traf die Psychologie im Kern – denn sie stellte infrage, ob Emotionen wie Angst überhaupt natürlichen Ursprungs sind.

Gleichzeitig war das Experiment ein ethisches Fiasko. Es gab keine dokumentierte Zustimmung der Erziehungsberechtigten, keinen Schutzmechanismus für das Kind und keine Nachsorge. In Zeiten, in denen psychologische Forschung kaum reguliert war, zeigte das Experiment schonungslos, wie schnell Wissenschaft zur Grenzüberschreitung wird, wenn Neugier stärker wiegt als Verantwortung.

Heute dient der Fall Little Albert als Schlüsselfall in der Diskussion um Forschungsethik, Kinderschutz, und die Frage, wie stark Theorie, Macht und Ideologie das Menschenbild der Psychologie prägen können. Dass ein einzelner Reiz genügen kann, um langfristige emotionale Schäden auszulösen, hat nicht nur die Forschung zur Angststörung, sondern auch die therapeutische Praxis in Verhaltenstherapie und Psychotherapie Die Angst, die Albert B. durch das Little-Albert-Experiment entwickelte, hat ihn tiefgreifend beeinflusst.

Die Theorie dahinter: Behaviorismus gegen Psychoanalyse

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stand die Psychologie an einem Scheideweg. Die klassische Psychoanalyse, begründet von Sigmund Freud, war von innerpsychischen Konflikten, Trieben und frühkindlicher Symbolik geprägt. Zentrale Konstrukte wie der Ödipuskonflikt dienten als Deutungsmuster für kindliche Angst, Scham oder Aggression. Doch John B. Watson, beeinflusst von der Verhaltensbiologie und dem radikalen Empirismus seiner Zeit, stellte diese Deutungsmuster infrage. Für ihn war das Unbewusste kein wissenschaftlich brauchbarer Begriff – zu spekulativ, zu introspektiv, zu wenig überprüfbar.

Anstelle von Triebtheorien trat die Annahme, dass alles Verhalten – inklusive emotionaler Reaktionen – erlernt sei. Der Mensch war für Watson ein formbares Wesen, ein Reiz-Reaktions-System. Grundlage dieses Ansatzes war die von Iwan Petrowitsch Pawlow erforschte klassische Konditionierung. Pawlow hatte gezeigt, dass Hunde Speichelfluss mit einem Glockenton verbinden konnten, wenn dieser regelmäßig mit Futter gekoppelt wurde. Watson übertrug diese Logik auf den Menschen – nicht um Speichel zu erzeugen, sondern Furcht.

Mit dem Little-Albert-Experiment wollte Watson zeigen, dass nicht nur reflexartige Reaktionen, sondern auch komplexe Emotionen wie Angst Die Angst von Albert B. vor Hunden zeigt, wie Verhaltensweisen durch Reizverknüpfung im Little-Albert-Experiment konditioniert werden können. Dazu wurden Albert neutrale Stimuli präsentiert – eine weiße Ratte, später auch Kaninchen, ein Haushund, ein Stück Baumwolle oder ein Pelzkragen. Erst als diese visuellen Reize mit einem lauten, schmerzhaften Geräusch kombiniert wurden – einem Hammerschlag auf eine Metallstange – reagierte Albert mit Schrecken.

Die Lehre: Emotionen entstehen nicht von innen – sie werden von außen gemacht.

Das Setting: Reiz, Geräusch, Schock

Der Ablauf des Experiments war erschreckend schlicht. Watson und Rayner präsentierten dem neun Monate alten Albert zunächst eine weiße Ratte. Der Junge reagierte neutral – interessiert, unerschrocken. Doch sobald Albert das Tier berührte, wurde direkt hinter ihm ein lautes Geräusch ausgelöst: ein Hammerschlag auf eine Eisenstange. Die plötzliche Klangkulisse versetzte Albert in Panik. Dies wurde mehrfach wiederholt – mit dem Ziel, eine konditionierte emotionale Reaktion zu erzeugen.

Schon nach wenigen Wiederholungen zeigte sich der Effekt: Albert begann zu weinen, sobald er die Ratte sah – selbst wenn kein Geräusch mehr erfolgte. Die klassische Konditionierung war erfolgreich. Doch die Wirkung ging weiter: Auch andere weiße oder pelzige Objekte wie ein Kaninchen, ein Hund, ein Pelzmantel oder sogar der Bart eines Weihnachtsmann-Kostüms lösten dieselbe Angst aus.

Damit war ein zweiter Effekt belegt – die Reizgeneralisierung. Was ursprünglich an einen einzigen Stimulus gebunden war, übertrug sich auf alle ähnlich wahrgenommenen Reize. Das Verhalten des Kindes war nicht mehr differenziert – es war konditioniert, automatisiert und entfremdet.

Dieses simple, aber erschütternde Setting gilt bis heute als Grundlage für viele theoretische und therapeutische Konzepte der Verhaltenstherapie – insbesondere in der Arbeit mit Phobien und Angststörungen.

Der ethische Abgrund: Ein Kleinkind als Versuchsobjekt

Die methodische Klarheit des Experiments, das von John Broadus Watson durchgeführt wurde, steht im krassen Gegensatz zu seiner ethischen Fragwürdigkeit. Der kleine Albert – vermutlich Douglas Merritte, Sohn einer Versuchsperson im Little-Albert-Experiment. Amme – war kein freiwilliger Proband. Weder gab es eine informierte Einwilligung noch ein ethisches Protokoll. Die Standards der Forschungsethik, wie sie heute selbstverständlich sind, existierten damals nicht.

Albert war gesundheitlich vorbelastet, vermutlich neurologisch beeinträchtigt – und dennoch wurde mit ihm ein Experiment durchgeführt, das Angst erzeugte, ohne jemals Dekonditionierung, Schutz oder Betreuung zu bieten.

Die Tatsache, dass das Kind nach dem Experiment nicht weiter begleitet wurde, sondern verschwand, lässt vermuten, dass seine Rolle rein funktional war. Watson selbst erklärte später, er habe das Kind gerne weiter untersucht, doch es sei nicht mehr verfügbar gewesen. Diese Bemerkung wirkt heute zynisch – denn sie zeigt: Nicht das Wohlergehen des Kindes war Ziel des Experiments, sondern die theoretische Fundierung des Behaviorismus.

Die psychische Langzeitwirkung für Albert ist nicht dokumentiert. Er starb mit sechs Jahren an den Folgen einer neurologischen Erkrankung. Die Frage, was das Experiment in ihm hinterließ, bleibt unbeantwortet. Aber es wirft die umso dringlichere Frage auf: Was ist ein wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn wert, wenn er auf dem Rücken eines schutzlosen Kindes errungen wird?

Vom Labor zur Gesellschaft: Die Konditionierung der Massen

Was Watson im Labor zeigte, wurde später zur Logik gesellschaftlicher Steuerung. Die Mechanik – Reiz, Reaktion, Wiederholung – fand Eingang in Werbestrategien, politische Rhetorik und später auch in die Architektur digitaler Medien.

In der Werbung wurde das Prinzip genutzt, um Produkte mit positiven oder negativen Emotionen zu koppeln. Die Vorstellung von Mangel, von Bedrohung oder von sozialer Anerkennung wurde durch gezielte Stimulus-Wiederholung verankert. Rosalie Rayner selbst publizierte mit Watson ein Werk zur Anwendung behavioristischer Prinzipien in der Kindererziehung – ein Buch, das heute aus gutem Grund kaum noch zitiert wird.

In der Politik wirken dieselben Mechanismen: Angst vor Kontrollverlust, vor Fremden, vor „dem Anderen“ – sie wird gezielt aktiviert, reproduziert, ritualisiert. Und in sozialen Netzwerken übernehmen Algorithmen die Rolle des Versuchsleiters: Sie beobachten unser Verhalten, liefern passende Reize, und belohnen oder bestrafen mit Reichweite, Sichtbarkeit oder digitaler Isolation.

Der konditionierte Mensch lebt nicht mehr im Labor. Er lebt auf dem Bildschirm, im Feed, im sozialen Kontext. Die Prinzipien des Little-Albert-Experiments – so rudimentär sie auch wirken – bilden die Grundlage vieler gegenwärtiger Formen von Verhaltenslenkung.

Die Nachwirkungen: Lernen, Therapie und sozialkognitive Theorien

Die Relevanz des Little-Albert-Experiments zeigt sich besonders in der Psychotherapie. Die Verhaltenstherapie, wie sie ab den 1950er Jahren entstand, griff viele Grundannahmen Watsons auf – insbesondere die Idee, dass Angst erlernt ist und ebenso wieder verlernt werden kann. Die Technik der systematischen Desensibilisierung und der Konfrontationstherapie wären ohne diese empirische Grundlage kaum denkbar gewesen.

Aber auch spätere Entwicklungen – etwa Banduras sozialkognitive Lerntheorie – integrierten zentrale Elemente des Experiments: Die Beobachtung fremder Angstreaktionen, die Generalisierung auf eigene Erfahrungen und die Prägung durch wiederkehrende emotionale Muster.

Gleichzeitig dient das Experiment heute auch als Negativfolie: als Beispiel dafür, was passiert, wenn Therapie nicht menschendienlich gedacht ist, sondern rein funktional. In der heutigen Psychotherapie steht deshalb der ethische Rahmen gleichberechtigt neben der Wirksamkeit: Nur was schützt, heilt.

„Little Albert“ bleibt eine Figur der psychologischen Erinnerung – nicht wegen seiner Reaktionen, sondern wegen des Umgangs mit ihnen.

Fazit: Ein Mahnmal der Geschichte Psychologie

Das Little-Albert-Experiment steht sinnbildlich für die Ambivalenz wissenschaftlichen Fortschritts. Auf der einen Seite steht die bahnbrechende Erkenntnis, dass Angst nicht angeboren, sondern erlernt ist – und damit auch verlernbar. Auf der anderen Seite steht ein Beispiel für den ethischen Preis solcher Erkenntnis.

Es zeigt, wie Wissen instrumentalisiert werden kann, wenn es sich von Verantwortung löst. Und es erinnert daran, dass jede Theorie immer auch eine Machtstruktur ist: Sie bestimmt, wer spricht, wer leidet – und wer verschwindet.

Für die moderne Psychologie bleibt das Experiment Mahnung und Auftrag zugleich: Nur eine Forschung, die Empathie, Menschenwürde und Kinderschutz ernst nimmt, verdient Vertrauen.

Albert hatte keine Wahl. Heute haben wir sie.

FAQ: Das Little-Albert-Experiment – Fragen & Antworten

Grundlegende Informationen zum Experiment

Worum ging es in diesem Experiment?
Das Little-Albert-Experiment aus dem Jahr 1920 gilt als Meilenstein – und Mahnmal – der Psychologie. Watson und Rayner wollten empirisch zeigen, dass Angst nicht angeboren, sondern erlernt ist. Dazu kombinierten sie eine weiße Ratte mit einem angstauslösenden Geräusch, bis der Säugling Albert selbst auf das Tier panisch reagierte. Angst, so ihre These, sei eine konditionierte Reaktion – kein Reflex der Natur.

Was wurde im Little-Albert-Experiment bewiesen?
Das Experiment belegte, dass emotionale Reaktionen wie Angst durch klassische Konditionierung künstlich erzeugt werden können. Es stellte die bis dahin weitverbreitete Annahme infrage, dass kindliche Furcht vor bestimmten Tieren oder Situationen biologisch verankert sei.

War das Little-Albert-Experiment klassische oder operante Konditionierung?
Das Experiment beruhte auf der klassischen Konditionierung nach Iwan Pawlow und wurde von John Broadus Watson im Little-Albert-Experiment angewendet. Ein neutraler Reiz – die weiße Ratte – wurde mit einem aversiven Reiz – einem lauten Knall – verknüpft. Operante Konditionierung im Sinne Skinners spielte dabei keine Rolle.

Wie lange dauerte das Little-Albert-Experiment und wie alt war Albert B.?
Albert war neun Monate alt, als die ersten Sitzungen begannen. Der Versuch dauerte mehrere Wochen und endete, als er elf Monate alt war. Das Zeitfenster selbst unterstreicht die Brutalität des Eingriffs – psychologische Prägung in der verletzlichsten Lebensphase.

Wann und wo wurde das Experiment durchgeführt?
Das Experiment wurde an der Johns Hopkins University in Baltimore zwischen Dezember 1919 und Anfang 1920 durchgeführt.

Personen und Hintergründe

Wer war John B. Watson?
Watson war ein amerikanischer Psychologe, der als Begründer des Behaviorismus gilt. Er wandte sich radikal gegen die introspektive Psychologie seiner Zeit und versuchte, menschliches Verhalten auf empirisch beobachtbare Reize und Reaktionen zurückzuführen.

Was wollte Watson erreichen?
Watson wollte beweisen, dass selbst fundamentale Emotionen wie Angst nicht instinktiv, sondern gelernt sind. Mit dieser These wollte er die Psychoanalyse verdrängen und den Behaviorismus als neue Leitdisziplin in der Psychologie etablieren.

Was sind die Grundideen des Behaviorismus?
Behaviorismus versteht den Menschen als formbares Wesen. Innere Zustände wie Gefühle, Absichten oder Gedanken gelten als unwissenschaftlich, weil sie nicht beobachtbar sind. Verhalten entsteht durch Reiz-Reaktions-Kopplungen – und lässt sich durch Manipulation dieser Reize systematisch verändern.

War der Behaviorismus eine Alternative zur Psychoanalyse?
Er war mehr als eine Alternative – er war eine Kampfansage. Während Freud das Unsichtbare in der Seele erforschte, interessierte Watson nur das Sichtbare: Verhalten. Die Psychoanalyse wollte verstehen, der Behaviorismus kontrollieren.

Wie konnte der Behaviorismus empirisch belegt werden?
Durch Experimente wie das mit Little Albert. Indem Watson einen neutralen Reiz mit einer negativen Reaktion verknüpfte und wiederholte, zeigte er, dass selbst Furcht mechanisch erzeugt werden kann. Ein Paradigmenwechsel – allerdings nicht ohne Schattenseite.

Was sind Kritikpunkte gegen den Behaviorismus im Kontext des berühmtesten Experiments der Psychologie, dem Little-Albert-Experiment?
Der Behaviorismus vernachlässigt subjektive Erfahrungen, verdrängt das Innenleben – und legitimierte lange Zeit auch fragwürdige Experimente. Er reduzierte den Menschen auf ein reagierendes Objekt, das konditioniert werden muss. Humanistische, tiefenpsychologische und neurowissenschaftliche Ansätze sehen das heute differenzierter, insbesondere im Kontext der Verhaltensforschung.

Ethik und Nachwirkungen

War das Little-Albert-Experiment ethisch vertretbar?
Nach heutigen Standards ist es ein ethisches Desaster, wie die Praktiken von John Watson und seiner Assistentin im Little Albert Experiment belegen. Es gab keine informierte Zustimmung der Betreuungsperson, keine therapeutische Nachsorge und keine Dekonditionierung. Ein wehrloses Kind wurde gezielt in Panik versetzt – aus wissenschaftlichem Ehrgeiz.

Wie schätzen Wissenschaftler*innen das Experiment heute ein?
Es gilt als Wendepunkt – sowohl forschungsgeschichtlich als auch ethisch. Das Little-Albert-Experiment zeigt, wie leicht Wissenschaft über das Ziel hinausschießt, wenn ethische Leitplanken fehlen. Heute dient es als warnendes Beispiel für den Umgang mit vulnerablen Gruppen in der Forschung.

Was geschah mit Little Albert?

Was ist mit Albert passiert?
Lange war sein Schicksal unbekannt. Erst spätere Recherchen deuten darauf hin, dass es sich bei „Albert“ um Douglas Merritte handelte – den Sohn einer Amme des Krankenhauses. Douglas Merritte starb im Alter von sechs Jahren an einer neurologischen Erkrankung. Eine therapeutische Löschung seiner konditionierten Ängste fand nie statt. Das Trauma blieb – vermutlich unerkannt.

Phobien und gesellschaftliche Relevanz

Behaviorismus und Angst: Alles nur konditioniert?
Nach Watsons Theorie: Ja. Angst ist kein Urinstinkt, sondern ein Produkt von Erfahrung. Was wir für natürliche Furcht halten, ist oft das Ergebnis unsichtbarer Lernszenarien, wie sie im berühmten Little Albert Experiment demonstriert wurden.

Warum entwickeln manche Phobien ohne konkrete Erfahrung?
Weil Reize symbolisch wirken. Angst entsteht nicht nur durch direkte Konfrontation, sondern auch durch Erzählung, Medien, Beobachtung. Die Psyche verknüpft – manchmal unbegründet, aber wirksam.

Soziale Phobien: Die Angst vor den Anderen oder vor sich selbst?
Beides. Wer wiederholt beschämt oder ausgeschlossen wurde, verinnerlicht soziale Angst. Und wer sich selbst nicht vertrauen darf, fürchtet oft nicht den Blick der Anderen, sondern den eigenen.

Warum reagieren manche panisch auf Hunde, andere nicht?
Unbeeinflusste Kleinkinder zeigen keinerlei Angst vor Hunden – sie sind neugierig, kontaktfreudig, angstfrei. Hundephobie ist anerzogen. Die meisten Betroffenen berichten von einem vermeintlichen Hundebiss – eine rationalisierende Deckerinnerung, nicht selten sogar Projektion. Tatsächlich liegt der Ursprung der Phobie oft tiefer: in früh verinnerlichten Warnungen, mimetisch übernommenen Reaktionen oder emotional aufgeladenen Fantasien. Die Angst vor Hunden, die Albert B. erlebte, ist selten Folge eines Bisses – und fast immer Folge eines Narrativs, das wie beim Little-Albert-Experiment geprägt wurde.

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