Narzissmus und Partnerschaft: Umgang mit Narzissten in Beziehungen

Narzissmus und Partnerschaft: Umgang mit Narzissten in Beziehungen

Narzissmus und Partnerschaft

Published on:

Jul 17, 2025

a crow
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Umgang mit Narzissten in der Partnerschaft: 5 Wahrheiten über Narzissmus und Tipps zum Umgang mit Narzissmus in Beziehungen

Narzisstische Partner wirken zu Beginn oft wie der perfekte Mensch: charmant, aufmerksam, voller Interesse. Doch viele Betroffene erleben nach einiger Zeit einen schleichenden Wandel – und finden sich in einer Beziehung wieder, die sie verunsichert, schwächt und emotional isoliert. Der Umgang mit Narzissten stellt eine besondere Herausforderung dar, vor allem, wenn sich toxische Dynamiken in der Partnerschaft entwickeln.

In diesem Beitrag erfahren Sie, woran Sie narzisstisches Verhalten erkennen, warum Narzissten Beziehungen besonders belastend gestalten und welche Wege es gibt, sich zu schützen und das eigene Selbstwertgefühl wieder zu stärken. Die Lektüre lohnt sich, wenn Sie sich fragen, ob Ihre Beziehung noch gesund ist – oder ob Sie sich bereits in einer narzisstischen Beziehung befinden.

Was genau versteht man unter Narzissmus?

Der Begriff Narzissmus geht auf die griechische Mythologie zurück: Narziss verliebt sich so sehr in sein eigenes Spiegelbild, dass er an dieser Selbstverliebtheit zugrunde geht. In der heutigen Psychologie beschreibt Narzissmus jedoch weit mehr als bloße Eitelkeit. Gemeint ist ein tief verankertes Bedürfnis nach Bewunderung, Kontrolle und Bedeutung – meist verbunden mit einem Mangel an Empathie und einem geringen Selbstwertgefühl.

Ein narzisstischer Partner erscheint nach außen hin selbstsicher, durchsetzungsstark und häufig auch sozial erfolgreich. Doch im Inneren verbirgt sich oftmals eine verletzliche, nicht integrierte Persönlichkeit, die große Schwierigkeiten mit echter Nähe, Kritik und emotionaler Regulation hat. In der Partnerschaft äußert sich das durch einseitige Kommunikationsmuster, emotionale Manipulation und mangelndes Interesse an den Gefühlen und Bedürfnissen des anderen.

Warum geraten Menschen immer wieder an Narzissten überhaupt?

Diese Frage stellen sich viele erst nach Jahren schmerzhafter Erfahrungen. Zu Beginn einer Beziehung mit einem Narzissten scheint alles perfekt zu sein: intensive Aufmerksamkeit, liebevolle Gesten, große Zukunftspläne. Dieses Verhalten wird als Love Bombing bezeichnet und dient dem Zweck, emotionale Abhängigkeit herzustellen. Besonders Menschen mit einem verletzlichen Selbstwert oder hohem Bedürfnis nach Anerkennung erleben diese Anfangsphase als wohltuend.

Doch was zunächst wie echte Zuneigung wirkt, dient nicht der Beziehung, sondern der Kontrolle. Sobald der Narzisst sich sicher fühlt, verändert sich sein Verhalten. Aufmerksamkeit und Bewunderung werden zur Bedingung, emotionale Kälte oder subtiler Rückzug setzen ein, was typisch für narzisstische Menschen ist. Wer dann bereits investiert ist, bleibt – aus Hoffnung, aus Schuldgefühl oder aus Angst.

Typische Anzeichen für eine Beziehung mit einem Narzissten

Eine Beziehung mit einem narzisstischen Partner folgt oft einem vorhersehbaren Muster. Anfangs erleben Betroffene eine Phase intensiver Idealisierung. Diese weicht jedoch zunehmend einem Verhalten, das die eigene Wahrnehmung destabilisiert und oft mit Narzissmus in Beziehungen einhergeht. Typisch ist sogenanntes Gaslighting: Die eigenen Gefühle werden infrage gestellt, Erinnerungen abgesprochen oder umgedeutet. Was gestern noch galt, wird heute geleugnet – und der Partner fühlt sich schuldig, überfordert und hilflos.

Auch emotionale Erpressung, Kontrollverhalten, ständige Entwertung oder Konkurrenzverhalten treten häufig auf. Die Bedürfnisse des narzisstischen Partners stehen im Mittelpunkt, während Rücksichtnahme auf die Gefühle und Wünsche des Gegenübers fehlt. Es entsteht ein Gefühl der Unsicherheit, das sich tief auf das Selbstwertgefühl auswirkt. Wer sich in einer solchen Partnerschaft befindet, merkt häufig erst spät, wie stark die eigene Identität sich bereits aufgelöst hat.

Wie wirkt sich Narzissmus auf die Partnerschaft aus?

Narzissten gestalten Beziehungen in der Regel nicht partnerschaftlich, sondern hierarchisch. Der Partner des Narzissten übernimmt oft die Rolle des Bewunderers, des Anpassenden oder des Ausgleichenden. Die Beziehung wird nicht als gleichwertiges Miteinander erlebt, sondern als Bühne für das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Kontrolle und Überlegenheit. Das hat Folgen.

Langfristig leiden Betroffene unter chronischer emotionaler Erschöpfung, Selbstzweifeln, psychosomatischen Beschwerden und einem Gefühl von Fremdbestimmung. Das eigene Selbstwertgefühl wird durch ständige Kritik und emotionale Kälte untergraben. Es entsteht ein Kreislauf aus Rückzug, Konflikt, Versöhnung und neuer Kränkung – oft begleitet von Hoffnung, dass sich der Narzisst doch noch verändert. Doch ohne professionelle Hilfe bleibt das Verhalten meist stabil.

Narzisstisches Verhalten erkennen: 5 Wahrheiten

Wer mit einem narzisstischen Partner lebt, braucht Klarheit. Fünf Einsichten helfen dabei, sich aus der emotionalen Verstrickung zu lösen: Erstens verdrehen Narzissten gezielt Fakten, um Kontrolle zu behalten. Diese Strategie – Gaslighting – sorgt dafür, dass Sie an sich selbst zweifeln und immer weniger auf Ihre innere Stimme hören. Zweitens verlangen Narzissten Bewunderung, aber keine Nähe. Echte Intimität empfinden sie als Bedrohung – und weichen ihr aus.

Drittens testen Narzissten von Beginn an Ihre Grenzen. Sie beobachten genau, wie weit sie gehen dürfen – und dehnen Ihre Toleranz Stück für Stück aus. Viertens schieben Narzissten Verantwortung ab. Schuld, Versäumnisse und Fehlverhalten liegen stets beim Gegenüber. Und fünftens provozieren sie oft selbst den Bruch, um sich danach als Opfer darzustellen. Wer diese Muster erkennt, kann beginnen, sich zu schützen – und sich selbst wieder ernst zu nehmen.

Weiblicher Narzissmus: Gibt es Unterschiede?

Weiblicher Narzissmus ist gesellschaftlich weniger sichtbar, aber ebenso schädlich. Narzisstinnen zeigen ihr Verhalten häufig subtiler: durch emotionale Kontrolle, Schuldumkehr, soziale Manipulation oder verdeckte Konkurrenz. Anstatt laut und dominant aufzutreten, inszenieren sie sich als Opfer, um Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erhalten.

Die narzisstische Frau fordert Bewunderung nicht direkt ein, sondern bindet andere durch emotionale Schuld. Sie wird idealisiert, gleichzeitig aber auch abgewertet, wenn sie nicht mehr im Mittelpunkt steht. Dieser verdeckte Narzissmus ist schwer zu erkennen – und trifft besonders häufig in Familien oder engen Freundschaften auf Unverständnis. Psychologinnen wie Bärbel Wardetzki haben diesen Zusammenhang früh beschrieben und die Diskussion über weiblichen Narzissmus in Deutschland entscheidend geprägt, insbesondere im Kontext von Narzissmus in Beziehungen.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung oder narzisstische Züge?

Nicht jeder Mensch mit narzisstischem Verhalten leidet unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Viele zeigen lediglich narzisstische Züge, etwa in belastenden Lebensphasen. Entscheidend sind Intensität, Dauer und Auswirkung auf zwischenmenschliche Beziehungen. Eine diagnostizierte narzisstische Persönlichkeitsstörung zeichnet sich durch dauerhaft fehlende Empathie, extreme Selbstbezogenheit und krankhaftes Bedürfnis nach Bewunderung aus.

Menschen mit narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen können reflektieren, Verantwortung übernehmen und sich verändern – vor allem mit therapeutischer Unterstützung. Bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung hingegen fehlt häufig jegliche Einsicht. In der Praxis zeigt sich: Nicht das Etikett zählt, sondern das Verhalten. Entscheidend ist, wie Sie sich in der Beziehung zu einem Narzissten fühlen – und ob Ihre psychische Gesundheit darunter leidet.

Tipps im Umgang mit Narzissten in Beziehungen

Ein bewusster Umgang mit narzisstischen Persönlichkeiten erfordert Mut, Klarheit und Abgrenzung. Versuchen Sie nicht, den Narzissten zu verändern – sondern sich selbst zu schützen. Das gelingt, indem Sie klare Grenzen setzen, emotionale Reaktionen reflektieren und auf Manipulationsversuche nicht eingehen. Statt sich immer wieder zu erklären, hilft es, die eigenen Entscheidungen ruhig und bestimmt zu vertreten.

Vermeiden Sie es, sich in Rechtfertigungen zu verstricken oder auf Provokationen einzusteigen. Oft dient Streit nicht der Klärung, sondern der Machtausübung. Holen Sie sich professionelle Unterstützung – ob durch Psychotherapie, Coaching oder Selbsthilfegruppen. So stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl unabhängig von der Beziehung – und gewinnen Handlungsspielraum zurück.

Wann ist eine Beziehung zu beenden – und wie gelingt das?

Nicht jede Beziehung lässt sich retten – vor allem, wenn die narzisstische Person keinerlei Einsicht zeigt. Wenn Ihre psychische oder körperliche Gesundheit leidet, emotionale Gewalt alltäglich ist oder Ihre Grenzen systematisch übertreten werden, sollten Sie ernsthaft über eine Trennung nachdenken. Eine Beziehung zu beenden, bedeutet nicht zu scheitern, sondern Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

Ein klarer Trennungsplan, sozialer Rückhalt und professionelle Begleitung erleichtern diesen Schritt. Wichtig ist, den Ausstieg nicht spontan, sondern bewusst zu gestalten – mit Fokus auf Sicherheit, Stabilität und Selbstfürsorge. Besonders bei toxischen Beziehungen kann eine psychotherapeutische Nachbegleitung sinnvoll sein, um emotionale Muster zu verstehen und langfristig zu verändern.

Wie Sie Ihr Selbstwertgefühl nach einer toxischen Beziehung stärken

Nach einer Beziehung mit einem narzisstischen Partner fühlen sich viele Betroffene leer, erschöpft und orientierungslos. Die emotionale Abhängigkeit löst sich nicht sofort auf – sie braucht Zeit, Geduld und achtsame Zuwendung. Beginnen Sie damit, sich Ihrer eigenen Wahrnehmung wieder zu vertrauen. Notieren Sie Gedanken, Gefühle und Erlebnisse, um innere Klarheit zurückzugewinnen.

Identifizieren Sie Ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Werte – unabhängig vom ehemaligen Partner. Erlauben Sie sich, neue Erfahrungen zu machen, ohne sich permanent in Frage zu stellen. Der Weg zu einem stabilen Selbstwert ist nicht linear, aber möglich. Mit der Zeit werden Sie erkennen: Sie waren nie zu sensibel, zu anstrengend oder zu schwierig – sondern schlicht an der falschen Adresse in einer Partnerschaft mit einem Narzissten.

Fazit:

Narzisstische Beziehungen beginnen oft idealisiert – und enden in emotionaler Erschöpfung. Typische Dynamiken wie Gaslighting, Schuldumkehr und emotionale Manipulation lassen sich erkennen und benennen. Weiblicher Narzissmus ist weniger sichtbar, aber genauso toxisch wie männlicher. Ob es sich um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung handelt oder nicht, ist zweitrangig – entscheidend ist, wie Sie sich in der Beziehung fühlen. Tipps im Umgang mit Narzissten helfen, Klarheit zu gewinnen und sich zu schützen. Eine Trennung kann notwendig sein – und wird durch Unterstützung leichter. Der Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühls ist zentral für Heilung und neue, gesunde Beziehungen.

Sehr gern – hier finden Sie eine Checkliste und einen Selbsttest, passend zum Blogartikel „Narzissmus in der Partnerschaft: 5 brutale Wahrheiten über Narzissten und wie Sie sich schützen“. Beide können direkt in Ihre Website eingebunden oder als PDF-Download angeboten werden.

Checkliste: Bin ich in einer narzisstischen Beziehung?

Diese Hinweise deuten auf narzisstische Verhaltensmuster in Ihrer Partnerschaft hin. Je mehr Aussagen zutreffen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie mit einem narzisstischen Partner oder einer narzisstischen Partnerin verbunden sind.

Wichtiger Hinweis: Diese Liste ersetzt keine psychologische Diagnose, hilft jedoch bei der ersten Orientierung.

✓ Ich erlebe häufig, dass ich in einer Beziehung mit narzisstischen Personen bin.

– dass mein Partner meine Gefühle abwertet oder ignoriert
– dass ich mich nach Gesprächen verwirrt oder verunsichert fühle
– dass meine Wahrnehmung von Ereignissen infrage gestellt wird (Gaslighting)
– dass ich für Fehler oder Konflikte allein verantwortlich gemacht werde
– dass meine Bedürfnisse kaum Beachtung finden
– dass ich mich emotional abhängig und innerlich erschöpft fühle
– dass mein Partner häufig Bewunderung erwartet, aber kaum emotionale Nähe zulässt
– dass Nähe und Distanz in unserer Beziehung extrem schwanken
– dass Kritik oder Grenzen meinerseits zu Wut oder Rückzug führen
– dass ich mich zunehmend anpasse, um Streit oder Ablehnung in einer Beziehung zu einem Narzissten zu vermeiden.

Wenn Sie mehr als vier Aussagen bejahen, lohnt es sich, das Beziehungsmuster genauer zu betrachten – idealerweise mit professioneller Unterstützung.

Selbsttest: Woran erkenne ich narzisstische Muster in meiner Partnerschaft?

Beantworten Sie die folgenden zehn Fragen ehrlich mit „Ja“ oder „Nein“. Ihre Antworten ergen eine Einschätzung zur emotionalen Qualität Ihrer Beziehung.

1. Fühle ich mich in dieser Beziehung häufig klein, unsicher oder emotional leer?
2. Habe ich das Gefühl, für Probleme verantwortlich gemacht zu werden, die ich nicht verursacht habe?
3. Muss ich mich ständig rechtfertigen, obwohl ich nichts falsch gemacht habe?
4. Habe ich meine eigenen Bedürfnisse und Interessen stark zurückgestellt?
5. Verhält sich mein Partner charmant nach außen, aber kontrollierend in der Beziehung?
6. Habe ich das Gefühl, meine Realität werde regelmäßig infrage gestellt?
7. Fühle ich mich schuldig, wenn ich „Nein“ sage oder Grenzen setze?
8. Habe ich Angst, verlassen oder abgewertet zu werden, wenn ich mich abgrenze?
9. Denkt mein Partner überwiegend an sich selbst und wirkt wenig empathisch?
10. Frage ich mich regelmäßig, ob ich übertreibe oder zu sensibel bin?

Auswertung:

0–2 x „Ja“: Ihre Beziehung enthält wahrscheinlich keine oder nur wenige narzisstische Merkmale. Achten Sie trotzdem auf Ihre Grenzen und Ihr Wohlbefinden.

3–5 x „Ja“: Es bestehen Hinweise auf ein unausgewogenes Beziehungsmuster. Beobachten Sie Ihr Empfinden genau und überlegen Sie, ob sich bestimmte Verhaltensweisen in Ihrer Beziehung zu einem Narzissten wiederholen.

6–10 x „Ja“: Es sprechen viele Anzeichen für eine narzisstische Beziehung zu einem Partner von Narzissten. Ziehen Sie in Betracht, sich professionell begleiten zu lassen, um Ihre Situation zu reflektieren und mögliche Auswege zu finden.


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4. Selbstzweifel und toxische Scham

Zusätzlich erwähnt in anderen Artikeln:

5. Hochsensibilität: Leben mit intensiven Wahrnehmungen und Herausforderungen

6. Kindheitstrauma – Formen: Das sind die wichtigsten cPTBS-Symptome

Umgang mit Narzissten in der Partnerschaft: 5 Wahrheiten über Narzissmus und Tipps zum Umgang mit Narzissmus in Beziehungen

Narzisstische Partner wirken zu Beginn oft wie der perfekte Mensch: charmant, aufmerksam, voller Interesse. Doch viele Betroffene erleben nach einiger Zeit einen schleichenden Wandel – und finden sich in einer Beziehung wieder, die sie verunsichert, schwächt und emotional isoliert. Der Umgang mit Narzissten stellt eine besondere Herausforderung dar, vor allem, wenn sich toxische Dynamiken in der Partnerschaft entwickeln.

In diesem Beitrag erfahren Sie, woran Sie narzisstisches Verhalten erkennen, warum Narzissten Beziehungen besonders belastend gestalten und welche Wege es gibt, sich zu schützen und das eigene Selbstwertgefühl wieder zu stärken. Die Lektüre lohnt sich, wenn Sie sich fragen, ob Ihre Beziehung noch gesund ist – oder ob Sie sich bereits in einer narzisstischen Beziehung befinden.

Was genau versteht man unter Narzissmus?

Der Begriff Narzissmus geht auf die griechische Mythologie zurück: Narziss verliebt sich so sehr in sein eigenes Spiegelbild, dass er an dieser Selbstverliebtheit zugrunde geht. In der heutigen Psychologie beschreibt Narzissmus jedoch weit mehr als bloße Eitelkeit. Gemeint ist ein tief verankertes Bedürfnis nach Bewunderung, Kontrolle und Bedeutung – meist verbunden mit einem Mangel an Empathie und einem geringen Selbstwertgefühl.

Ein narzisstischer Partner erscheint nach außen hin selbstsicher, durchsetzungsstark und häufig auch sozial erfolgreich. Doch im Inneren verbirgt sich oftmals eine verletzliche, nicht integrierte Persönlichkeit, die große Schwierigkeiten mit echter Nähe, Kritik und emotionaler Regulation hat. In der Partnerschaft äußert sich das durch einseitige Kommunikationsmuster, emotionale Manipulation und mangelndes Interesse an den Gefühlen und Bedürfnissen des anderen.

Warum geraten Menschen immer wieder an Narzissten überhaupt?

Diese Frage stellen sich viele erst nach Jahren schmerzhafter Erfahrungen. Zu Beginn einer Beziehung mit einem Narzissten scheint alles perfekt zu sein: intensive Aufmerksamkeit, liebevolle Gesten, große Zukunftspläne. Dieses Verhalten wird als Love Bombing bezeichnet und dient dem Zweck, emotionale Abhängigkeit herzustellen. Besonders Menschen mit einem verletzlichen Selbstwert oder hohem Bedürfnis nach Anerkennung erleben diese Anfangsphase als wohltuend.

Doch was zunächst wie echte Zuneigung wirkt, dient nicht der Beziehung, sondern der Kontrolle. Sobald der Narzisst sich sicher fühlt, verändert sich sein Verhalten. Aufmerksamkeit und Bewunderung werden zur Bedingung, emotionale Kälte oder subtiler Rückzug setzen ein, was typisch für narzisstische Menschen ist. Wer dann bereits investiert ist, bleibt – aus Hoffnung, aus Schuldgefühl oder aus Angst.

Typische Anzeichen für eine Beziehung mit einem Narzissten

Eine Beziehung mit einem narzisstischen Partner folgt oft einem vorhersehbaren Muster. Anfangs erleben Betroffene eine Phase intensiver Idealisierung. Diese weicht jedoch zunehmend einem Verhalten, das die eigene Wahrnehmung destabilisiert und oft mit Narzissmus in Beziehungen einhergeht. Typisch ist sogenanntes Gaslighting: Die eigenen Gefühle werden infrage gestellt, Erinnerungen abgesprochen oder umgedeutet. Was gestern noch galt, wird heute geleugnet – und der Partner fühlt sich schuldig, überfordert und hilflos.

Auch emotionale Erpressung, Kontrollverhalten, ständige Entwertung oder Konkurrenzverhalten treten häufig auf. Die Bedürfnisse des narzisstischen Partners stehen im Mittelpunkt, während Rücksichtnahme auf die Gefühle und Wünsche des Gegenübers fehlt. Es entsteht ein Gefühl der Unsicherheit, das sich tief auf das Selbstwertgefühl auswirkt. Wer sich in einer solchen Partnerschaft befindet, merkt häufig erst spät, wie stark die eigene Identität sich bereits aufgelöst hat.

Wie wirkt sich Narzissmus auf die Partnerschaft aus?

Narzissten gestalten Beziehungen in der Regel nicht partnerschaftlich, sondern hierarchisch. Der Partner des Narzissten übernimmt oft die Rolle des Bewunderers, des Anpassenden oder des Ausgleichenden. Die Beziehung wird nicht als gleichwertiges Miteinander erlebt, sondern als Bühne für das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Kontrolle und Überlegenheit. Das hat Folgen.

Langfristig leiden Betroffene unter chronischer emotionaler Erschöpfung, Selbstzweifeln, psychosomatischen Beschwerden und einem Gefühl von Fremdbestimmung. Das eigene Selbstwertgefühl wird durch ständige Kritik und emotionale Kälte untergraben. Es entsteht ein Kreislauf aus Rückzug, Konflikt, Versöhnung und neuer Kränkung – oft begleitet von Hoffnung, dass sich der Narzisst doch noch verändert. Doch ohne professionelle Hilfe bleibt das Verhalten meist stabil.

Narzisstisches Verhalten erkennen: 5 Wahrheiten

Wer mit einem narzisstischen Partner lebt, braucht Klarheit. Fünf Einsichten helfen dabei, sich aus der emotionalen Verstrickung zu lösen: Erstens verdrehen Narzissten gezielt Fakten, um Kontrolle zu behalten. Diese Strategie – Gaslighting – sorgt dafür, dass Sie an sich selbst zweifeln und immer weniger auf Ihre innere Stimme hören. Zweitens verlangen Narzissten Bewunderung, aber keine Nähe. Echte Intimität empfinden sie als Bedrohung – und weichen ihr aus.

Drittens testen Narzissten von Beginn an Ihre Grenzen. Sie beobachten genau, wie weit sie gehen dürfen – und dehnen Ihre Toleranz Stück für Stück aus. Viertens schieben Narzissten Verantwortung ab. Schuld, Versäumnisse und Fehlverhalten liegen stets beim Gegenüber. Und fünftens provozieren sie oft selbst den Bruch, um sich danach als Opfer darzustellen. Wer diese Muster erkennt, kann beginnen, sich zu schützen – und sich selbst wieder ernst zu nehmen.

Weiblicher Narzissmus: Gibt es Unterschiede?

Weiblicher Narzissmus ist gesellschaftlich weniger sichtbar, aber ebenso schädlich. Narzisstinnen zeigen ihr Verhalten häufig subtiler: durch emotionale Kontrolle, Schuldumkehr, soziale Manipulation oder verdeckte Konkurrenz. Anstatt laut und dominant aufzutreten, inszenieren sie sich als Opfer, um Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erhalten.

Die narzisstische Frau fordert Bewunderung nicht direkt ein, sondern bindet andere durch emotionale Schuld. Sie wird idealisiert, gleichzeitig aber auch abgewertet, wenn sie nicht mehr im Mittelpunkt steht. Dieser verdeckte Narzissmus ist schwer zu erkennen – und trifft besonders häufig in Familien oder engen Freundschaften auf Unverständnis. Psychologinnen wie Bärbel Wardetzki haben diesen Zusammenhang früh beschrieben und die Diskussion über weiblichen Narzissmus in Deutschland entscheidend geprägt, insbesondere im Kontext von Narzissmus in Beziehungen.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung oder narzisstische Züge?

Nicht jeder Mensch mit narzisstischem Verhalten leidet unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Viele zeigen lediglich narzisstische Züge, etwa in belastenden Lebensphasen. Entscheidend sind Intensität, Dauer und Auswirkung auf zwischenmenschliche Beziehungen. Eine diagnostizierte narzisstische Persönlichkeitsstörung zeichnet sich durch dauerhaft fehlende Empathie, extreme Selbstbezogenheit und krankhaftes Bedürfnis nach Bewunderung aus.

Menschen mit narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen können reflektieren, Verantwortung übernehmen und sich verändern – vor allem mit therapeutischer Unterstützung. Bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung hingegen fehlt häufig jegliche Einsicht. In der Praxis zeigt sich: Nicht das Etikett zählt, sondern das Verhalten. Entscheidend ist, wie Sie sich in der Beziehung zu einem Narzissten fühlen – und ob Ihre psychische Gesundheit darunter leidet.

Tipps im Umgang mit Narzissten in Beziehungen

Ein bewusster Umgang mit narzisstischen Persönlichkeiten erfordert Mut, Klarheit und Abgrenzung. Versuchen Sie nicht, den Narzissten zu verändern – sondern sich selbst zu schützen. Das gelingt, indem Sie klare Grenzen setzen, emotionale Reaktionen reflektieren und auf Manipulationsversuche nicht eingehen. Statt sich immer wieder zu erklären, hilft es, die eigenen Entscheidungen ruhig und bestimmt zu vertreten.

Vermeiden Sie es, sich in Rechtfertigungen zu verstricken oder auf Provokationen einzusteigen. Oft dient Streit nicht der Klärung, sondern der Machtausübung. Holen Sie sich professionelle Unterstützung – ob durch Psychotherapie, Coaching oder Selbsthilfegruppen. So stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl unabhängig von der Beziehung – und gewinnen Handlungsspielraum zurück.

Wann ist eine Beziehung zu beenden – und wie gelingt das?

Nicht jede Beziehung lässt sich retten – vor allem, wenn die narzisstische Person keinerlei Einsicht zeigt. Wenn Ihre psychische oder körperliche Gesundheit leidet, emotionale Gewalt alltäglich ist oder Ihre Grenzen systematisch übertreten werden, sollten Sie ernsthaft über eine Trennung nachdenken. Eine Beziehung zu beenden, bedeutet nicht zu scheitern, sondern Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

Ein klarer Trennungsplan, sozialer Rückhalt und professionelle Begleitung erleichtern diesen Schritt. Wichtig ist, den Ausstieg nicht spontan, sondern bewusst zu gestalten – mit Fokus auf Sicherheit, Stabilität und Selbstfürsorge. Besonders bei toxischen Beziehungen kann eine psychotherapeutische Nachbegleitung sinnvoll sein, um emotionale Muster zu verstehen und langfristig zu verändern.

Wie Sie Ihr Selbstwertgefühl nach einer toxischen Beziehung stärken

Nach einer Beziehung mit einem narzisstischen Partner fühlen sich viele Betroffene leer, erschöpft und orientierungslos. Die emotionale Abhängigkeit löst sich nicht sofort auf – sie braucht Zeit, Geduld und achtsame Zuwendung. Beginnen Sie damit, sich Ihrer eigenen Wahrnehmung wieder zu vertrauen. Notieren Sie Gedanken, Gefühle und Erlebnisse, um innere Klarheit zurückzugewinnen.

Identifizieren Sie Ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Werte – unabhängig vom ehemaligen Partner. Erlauben Sie sich, neue Erfahrungen zu machen, ohne sich permanent in Frage zu stellen. Der Weg zu einem stabilen Selbstwert ist nicht linear, aber möglich. Mit der Zeit werden Sie erkennen: Sie waren nie zu sensibel, zu anstrengend oder zu schwierig – sondern schlicht an der falschen Adresse in einer Partnerschaft mit einem Narzissten.

Fazit:

Narzisstische Beziehungen beginnen oft idealisiert – und enden in emotionaler Erschöpfung. Typische Dynamiken wie Gaslighting, Schuldumkehr und emotionale Manipulation lassen sich erkennen und benennen. Weiblicher Narzissmus ist weniger sichtbar, aber genauso toxisch wie männlicher. Ob es sich um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung handelt oder nicht, ist zweitrangig – entscheidend ist, wie Sie sich in der Beziehung fühlen. Tipps im Umgang mit Narzissten helfen, Klarheit zu gewinnen und sich zu schützen. Eine Trennung kann notwendig sein – und wird durch Unterstützung leichter. Der Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühls ist zentral für Heilung und neue, gesunde Beziehungen.

Sehr gern – hier finden Sie eine Checkliste und einen Selbsttest, passend zum Blogartikel „Narzissmus in der Partnerschaft: 5 brutale Wahrheiten über Narzissten und wie Sie sich schützen“. Beide können direkt in Ihre Website eingebunden oder als PDF-Download angeboten werden.

Checkliste: Bin ich in einer narzisstischen Beziehung?

Diese Hinweise deuten auf narzisstische Verhaltensmuster in Ihrer Partnerschaft hin. Je mehr Aussagen zutreffen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie mit einem narzisstischen Partner oder einer narzisstischen Partnerin verbunden sind.

Wichtiger Hinweis: Diese Liste ersetzt keine psychologische Diagnose, hilft jedoch bei der ersten Orientierung.

✓ Ich erlebe häufig, dass ich in einer Beziehung mit narzisstischen Personen bin.

– dass mein Partner meine Gefühle abwertet oder ignoriert
– dass ich mich nach Gesprächen verwirrt oder verunsichert fühle
– dass meine Wahrnehmung von Ereignissen infrage gestellt wird (Gaslighting)
– dass ich für Fehler oder Konflikte allein verantwortlich gemacht werde
– dass meine Bedürfnisse kaum Beachtung finden
– dass ich mich emotional abhängig und innerlich erschöpft fühle
– dass mein Partner häufig Bewunderung erwartet, aber kaum emotionale Nähe zulässt
– dass Nähe und Distanz in unserer Beziehung extrem schwanken
– dass Kritik oder Grenzen meinerseits zu Wut oder Rückzug führen
– dass ich mich zunehmend anpasse, um Streit oder Ablehnung in einer Beziehung zu einem Narzissten zu vermeiden.

Wenn Sie mehr als vier Aussagen bejahen, lohnt es sich, das Beziehungsmuster genauer zu betrachten – idealerweise mit professioneller Unterstützung.

Selbsttest: Woran erkenne ich narzisstische Muster in meiner Partnerschaft?

Beantworten Sie die folgenden zehn Fragen ehrlich mit „Ja“ oder „Nein“. Ihre Antworten ergen eine Einschätzung zur emotionalen Qualität Ihrer Beziehung.

1. Fühle ich mich in dieser Beziehung häufig klein, unsicher oder emotional leer?
2. Habe ich das Gefühl, für Probleme verantwortlich gemacht zu werden, die ich nicht verursacht habe?
3. Muss ich mich ständig rechtfertigen, obwohl ich nichts falsch gemacht habe?
4. Habe ich meine eigenen Bedürfnisse und Interessen stark zurückgestellt?
5. Verhält sich mein Partner charmant nach außen, aber kontrollierend in der Beziehung?
6. Habe ich das Gefühl, meine Realität werde regelmäßig infrage gestellt?
7. Fühle ich mich schuldig, wenn ich „Nein“ sage oder Grenzen setze?
8. Habe ich Angst, verlassen oder abgewertet zu werden, wenn ich mich abgrenze?
9. Denkt mein Partner überwiegend an sich selbst und wirkt wenig empathisch?
10. Frage ich mich regelmäßig, ob ich übertreibe oder zu sensibel bin?

Auswertung:

0–2 x „Ja“: Ihre Beziehung enthält wahrscheinlich keine oder nur wenige narzisstische Merkmale. Achten Sie trotzdem auf Ihre Grenzen und Ihr Wohlbefinden.

3–5 x „Ja“: Es bestehen Hinweise auf ein unausgewogenes Beziehungsmuster. Beobachten Sie Ihr Empfinden genau und überlegen Sie, ob sich bestimmte Verhaltensweisen in Ihrer Beziehung zu einem Narzissten wiederholen.

6–10 x „Ja“: Es sprechen viele Anzeichen für eine narzisstische Beziehung zu einem Partner von Narzissten. Ziehen Sie in Betracht, sich professionell begleiten zu lassen, um Ihre Situation zu reflektieren und mögliche Auswege zu finden.


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Narzisstische Partner wirken zu Beginn oft wie der perfekte Mensch: charmant, aufmerksam, voller Interesse. Doch viele Betroffene erleben nach einiger Zeit einen schleichenden Wandel – und finden sich in einer Beziehung wieder, die sie verunsichert, schwächt und emotional isoliert. Der Umgang mit Narzissten stellt eine besondere Herausforderung dar, vor allem, wenn sich toxische Dynamiken in der Partnerschaft entwickeln.

In diesem Beitrag erfahren Sie, woran Sie narzisstisches Verhalten erkennen, warum Narzissten Beziehungen besonders belastend gestalten und welche Wege es gibt, sich zu schützen und das eigene Selbstwertgefühl wieder zu stärken. Die Lektüre lohnt sich, wenn Sie sich fragen, ob Ihre Beziehung noch gesund ist – oder ob Sie sich bereits in einer narzisstischen Beziehung befinden.

Was genau versteht man unter Narzissmus?

Der Begriff Narzissmus geht auf die griechische Mythologie zurück: Narziss verliebt sich so sehr in sein eigenes Spiegelbild, dass er an dieser Selbstverliebtheit zugrunde geht. In der heutigen Psychologie beschreibt Narzissmus jedoch weit mehr als bloße Eitelkeit. Gemeint ist ein tief verankertes Bedürfnis nach Bewunderung, Kontrolle und Bedeutung – meist verbunden mit einem Mangel an Empathie und einem geringen Selbstwertgefühl.

Ein narzisstischer Partner erscheint nach außen hin selbstsicher, durchsetzungsstark und häufig auch sozial erfolgreich. Doch im Inneren verbirgt sich oftmals eine verletzliche, nicht integrierte Persönlichkeit, die große Schwierigkeiten mit echter Nähe, Kritik und emotionaler Regulation hat. In der Partnerschaft äußert sich das durch einseitige Kommunikationsmuster, emotionale Manipulation und mangelndes Interesse an den Gefühlen und Bedürfnissen des anderen.

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Diese Frage stellen sich viele erst nach Jahren schmerzhafter Erfahrungen. Zu Beginn einer Beziehung mit einem Narzissten scheint alles perfekt zu sein: intensive Aufmerksamkeit, liebevolle Gesten, große Zukunftspläne. Dieses Verhalten wird als Love Bombing bezeichnet und dient dem Zweck, emotionale Abhängigkeit herzustellen. Besonders Menschen mit einem verletzlichen Selbstwert oder hohem Bedürfnis nach Anerkennung erleben diese Anfangsphase als wohltuend.

Doch was zunächst wie echte Zuneigung wirkt, dient nicht der Beziehung, sondern der Kontrolle. Sobald der Narzisst sich sicher fühlt, verändert sich sein Verhalten. Aufmerksamkeit und Bewunderung werden zur Bedingung, emotionale Kälte oder subtiler Rückzug setzen ein, was typisch für narzisstische Menschen ist. Wer dann bereits investiert ist, bleibt – aus Hoffnung, aus Schuldgefühl oder aus Angst.

Typische Anzeichen für eine Beziehung mit einem Narzissten

Eine Beziehung mit einem narzisstischen Partner folgt oft einem vorhersehbaren Muster. Anfangs erleben Betroffene eine Phase intensiver Idealisierung. Diese weicht jedoch zunehmend einem Verhalten, das die eigene Wahrnehmung destabilisiert und oft mit Narzissmus in Beziehungen einhergeht. Typisch ist sogenanntes Gaslighting: Die eigenen Gefühle werden infrage gestellt, Erinnerungen abgesprochen oder umgedeutet. Was gestern noch galt, wird heute geleugnet – und der Partner fühlt sich schuldig, überfordert und hilflos.

Auch emotionale Erpressung, Kontrollverhalten, ständige Entwertung oder Konkurrenzverhalten treten häufig auf. Die Bedürfnisse des narzisstischen Partners stehen im Mittelpunkt, während Rücksichtnahme auf die Gefühle und Wünsche des Gegenübers fehlt. Es entsteht ein Gefühl der Unsicherheit, das sich tief auf das Selbstwertgefühl auswirkt. Wer sich in einer solchen Partnerschaft befindet, merkt häufig erst spät, wie stark die eigene Identität sich bereits aufgelöst hat.

Wie wirkt sich Narzissmus auf die Partnerschaft aus?

Narzissten gestalten Beziehungen in der Regel nicht partnerschaftlich, sondern hierarchisch. Der Partner des Narzissten übernimmt oft die Rolle des Bewunderers, des Anpassenden oder des Ausgleichenden. Die Beziehung wird nicht als gleichwertiges Miteinander erlebt, sondern als Bühne für das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Kontrolle und Überlegenheit. Das hat Folgen.

Langfristig leiden Betroffene unter chronischer emotionaler Erschöpfung, Selbstzweifeln, psychosomatischen Beschwerden und einem Gefühl von Fremdbestimmung. Das eigene Selbstwertgefühl wird durch ständige Kritik und emotionale Kälte untergraben. Es entsteht ein Kreislauf aus Rückzug, Konflikt, Versöhnung und neuer Kränkung – oft begleitet von Hoffnung, dass sich der Narzisst doch noch verändert. Doch ohne professionelle Hilfe bleibt das Verhalten meist stabil.

Narzisstisches Verhalten erkennen: 5 Wahrheiten

Wer mit einem narzisstischen Partner lebt, braucht Klarheit. Fünf Einsichten helfen dabei, sich aus der emotionalen Verstrickung zu lösen: Erstens verdrehen Narzissten gezielt Fakten, um Kontrolle zu behalten. Diese Strategie – Gaslighting – sorgt dafür, dass Sie an sich selbst zweifeln und immer weniger auf Ihre innere Stimme hören. Zweitens verlangen Narzissten Bewunderung, aber keine Nähe. Echte Intimität empfinden sie als Bedrohung – und weichen ihr aus.

Drittens testen Narzissten von Beginn an Ihre Grenzen. Sie beobachten genau, wie weit sie gehen dürfen – und dehnen Ihre Toleranz Stück für Stück aus. Viertens schieben Narzissten Verantwortung ab. Schuld, Versäumnisse und Fehlverhalten liegen stets beim Gegenüber. Und fünftens provozieren sie oft selbst den Bruch, um sich danach als Opfer darzustellen. Wer diese Muster erkennt, kann beginnen, sich zu schützen – und sich selbst wieder ernst zu nehmen.

Weiblicher Narzissmus: Gibt es Unterschiede?

Weiblicher Narzissmus ist gesellschaftlich weniger sichtbar, aber ebenso schädlich. Narzisstinnen zeigen ihr Verhalten häufig subtiler: durch emotionale Kontrolle, Schuldumkehr, soziale Manipulation oder verdeckte Konkurrenz. Anstatt laut und dominant aufzutreten, inszenieren sie sich als Opfer, um Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erhalten.

Die narzisstische Frau fordert Bewunderung nicht direkt ein, sondern bindet andere durch emotionale Schuld. Sie wird idealisiert, gleichzeitig aber auch abgewertet, wenn sie nicht mehr im Mittelpunkt steht. Dieser verdeckte Narzissmus ist schwer zu erkennen – und trifft besonders häufig in Familien oder engen Freundschaften auf Unverständnis. Psychologinnen wie Bärbel Wardetzki haben diesen Zusammenhang früh beschrieben und die Diskussion über weiblichen Narzissmus in Deutschland entscheidend geprägt, insbesondere im Kontext von Narzissmus in Beziehungen.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung oder narzisstische Züge?

Nicht jeder Mensch mit narzisstischem Verhalten leidet unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Viele zeigen lediglich narzisstische Züge, etwa in belastenden Lebensphasen. Entscheidend sind Intensität, Dauer und Auswirkung auf zwischenmenschliche Beziehungen. Eine diagnostizierte narzisstische Persönlichkeitsstörung zeichnet sich durch dauerhaft fehlende Empathie, extreme Selbstbezogenheit und krankhaftes Bedürfnis nach Bewunderung aus.

Menschen mit narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen können reflektieren, Verantwortung übernehmen und sich verändern – vor allem mit therapeutischer Unterstützung. Bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung hingegen fehlt häufig jegliche Einsicht. In der Praxis zeigt sich: Nicht das Etikett zählt, sondern das Verhalten. Entscheidend ist, wie Sie sich in der Beziehung zu einem Narzissten fühlen – und ob Ihre psychische Gesundheit darunter leidet.

Tipps im Umgang mit Narzissten in Beziehungen

Ein bewusster Umgang mit narzisstischen Persönlichkeiten erfordert Mut, Klarheit und Abgrenzung. Versuchen Sie nicht, den Narzissten zu verändern – sondern sich selbst zu schützen. Das gelingt, indem Sie klare Grenzen setzen, emotionale Reaktionen reflektieren und auf Manipulationsversuche nicht eingehen. Statt sich immer wieder zu erklären, hilft es, die eigenen Entscheidungen ruhig und bestimmt zu vertreten.

Vermeiden Sie es, sich in Rechtfertigungen zu verstricken oder auf Provokationen einzusteigen. Oft dient Streit nicht der Klärung, sondern der Machtausübung. Holen Sie sich professionelle Unterstützung – ob durch Psychotherapie, Coaching oder Selbsthilfegruppen. So stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl unabhängig von der Beziehung – und gewinnen Handlungsspielraum zurück.

Wann ist eine Beziehung zu beenden – und wie gelingt das?

Nicht jede Beziehung lässt sich retten – vor allem, wenn die narzisstische Person keinerlei Einsicht zeigt. Wenn Ihre psychische oder körperliche Gesundheit leidet, emotionale Gewalt alltäglich ist oder Ihre Grenzen systematisch übertreten werden, sollten Sie ernsthaft über eine Trennung nachdenken. Eine Beziehung zu beenden, bedeutet nicht zu scheitern, sondern Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

Ein klarer Trennungsplan, sozialer Rückhalt und professionelle Begleitung erleichtern diesen Schritt. Wichtig ist, den Ausstieg nicht spontan, sondern bewusst zu gestalten – mit Fokus auf Sicherheit, Stabilität und Selbstfürsorge. Besonders bei toxischen Beziehungen kann eine psychotherapeutische Nachbegleitung sinnvoll sein, um emotionale Muster zu verstehen und langfristig zu verändern.

Wie Sie Ihr Selbstwertgefühl nach einer toxischen Beziehung stärken

Nach einer Beziehung mit einem narzisstischen Partner fühlen sich viele Betroffene leer, erschöpft und orientierungslos. Die emotionale Abhängigkeit löst sich nicht sofort auf – sie braucht Zeit, Geduld und achtsame Zuwendung. Beginnen Sie damit, sich Ihrer eigenen Wahrnehmung wieder zu vertrauen. Notieren Sie Gedanken, Gefühle und Erlebnisse, um innere Klarheit zurückzugewinnen.

Identifizieren Sie Ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Werte – unabhängig vom ehemaligen Partner. Erlauben Sie sich, neue Erfahrungen zu machen, ohne sich permanent in Frage zu stellen. Der Weg zu einem stabilen Selbstwert ist nicht linear, aber möglich. Mit der Zeit werden Sie erkennen: Sie waren nie zu sensibel, zu anstrengend oder zu schwierig – sondern schlicht an der falschen Adresse in einer Partnerschaft mit einem Narzissten.

Fazit:

Narzisstische Beziehungen beginnen oft idealisiert – und enden in emotionaler Erschöpfung. Typische Dynamiken wie Gaslighting, Schuldumkehr und emotionale Manipulation lassen sich erkennen und benennen. Weiblicher Narzissmus ist weniger sichtbar, aber genauso toxisch wie männlicher. Ob es sich um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung handelt oder nicht, ist zweitrangig – entscheidend ist, wie Sie sich in der Beziehung fühlen. Tipps im Umgang mit Narzissten helfen, Klarheit zu gewinnen und sich zu schützen. Eine Trennung kann notwendig sein – und wird durch Unterstützung leichter. Der Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühls ist zentral für Heilung und neue, gesunde Beziehungen.

Sehr gern – hier finden Sie eine Checkliste und einen Selbsttest, passend zum Blogartikel „Narzissmus in der Partnerschaft: 5 brutale Wahrheiten über Narzissten und wie Sie sich schützen“. Beide können direkt in Ihre Website eingebunden oder als PDF-Download angeboten werden.

Checkliste: Bin ich in einer narzisstischen Beziehung?

Diese Hinweise deuten auf narzisstische Verhaltensmuster in Ihrer Partnerschaft hin. Je mehr Aussagen zutreffen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie mit einem narzisstischen Partner oder einer narzisstischen Partnerin verbunden sind.

Wichtiger Hinweis: Diese Liste ersetzt keine psychologische Diagnose, hilft jedoch bei der ersten Orientierung.

✓ Ich erlebe häufig, dass ich in einer Beziehung mit narzisstischen Personen bin.

– dass mein Partner meine Gefühle abwertet oder ignoriert
– dass ich mich nach Gesprächen verwirrt oder verunsichert fühle
– dass meine Wahrnehmung von Ereignissen infrage gestellt wird (Gaslighting)
– dass ich für Fehler oder Konflikte allein verantwortlich gemacht werde
– dass meine Bedürfnisse kaum Beachtung finden
– dass ich mich emotional abhängig und innerlich erschöpft fühle
– dass mein Partner häufig Bewunderung erwartet, aber kaum emotionale Nähe zulässt
– dass Nähe und Distanz in unserer Beziehung extrem schwanken
– dass Kritik oder Grenzen meinerseits zu Wut oder Rückzug führen
– dass ich mich zunehmend anpasse, um Streit oder Ablehnung in einer Beziehung zu einem Narzissten zu vermeiden.

Wenn Sie mehr als vier Aussagen bejahen, lohnt es sich, das Beziehungsmuster genauer zu betrachten – idealerweise mit professioneller Unterstützung.

Selbsttest: Woran erkenne ich narzisstische Muster in meiner Partnerschaft?

Beantworten Sie die folgenden zehn Fragen ehrlich mit „Ja“ oder „Nein“. Ihre Antworten ergen eine Einschätzung zur emotionalen Qualität Ihrer Beziehung.

1. Fühle ich mich in dieser Beziehung häufig klein, unsicher oder emotional leer?
2. Habe ich das Gefühl, für Probleme verantwortlich gemacht zu werden, die ich nicht verursacht habe?
3. Muss ich mich ständig rechtfertigen, obwohl ich nichts falsch gemacht habe?
4. Habe ich meine eigenen Bedürfnisse und Interessen stark zurückgestellt?
5. Verhält sich mein Partner charmant nach außen, aber kontrollierend in der Beziehung?
6. Habe ich das Gefühl, meine Realität werde regelmäßig infrage gestellt?
7. Fühle ich mich schuldig, wenn ich „Nein“ sage oder Grenzen setze?
8. Habe ich Angst, verlassen oder abgewertet zu werden, wenn ich mich abgrenze?
9. Denkt mein Partner überwiegend an sich selbst und wirkt wenig empathisch?
10. Frage ich mich regelmäßig, ob ich übertreibe oder zu sensibel bin?

Auswertung:

0–2 x „Ja“: Ihre Beziehung enthält wahrscheinlich keine oder nur wenige narzisstische Merkmale. Achten Sie trotzdem auf Ihre Grenzen und Ihr Wohlbefinden.

3–5 x „Ja“: Es bestehen Hinweise auf ein unausgewogenes Beziehungsmuster. Beobachten Sie Ihr Empfinden genau und überlegen Sie, ob sich bestimmte Verhaltensweisen in Ihrer Beziehung zu einem Narzissten wiederholen.

6–10 x „Ja“: Es sprechen viele Anzeichen für eine narzisstische Beziehung zu einem Partner von Narzissten. Ziehen Sie in Betracht, sich professionell begleiten zu lassen, um Ihre Situation zu reflektieren und mögliche Auswege zu finden.


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