Typologie von Briggs und Myers: Warum der MBTI, der zugehörige MBTI Test und die 16 Persönlichkeitstypen trotz klarer Schwächen weiter gefeiert werden

Typologie von Briggs und Myers: Warum der MBTI, der zugehörige MBTI Test und die 16 Persönlichkeitstypen trotz klarer Schwächen weiter gefeiert werden

Typologie von Briggs und Myers

Published on:

Jun 19, 2025

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Typologie von Briggs und Myers: Warum der MBTI, der zugehörige MBTI Test und die 16 Persönlichkeitstypen trotz klarer Schwächen weiter gefeiert werden

Sie fühlen sich wie ein „INTJ“? Vielleicht sind Sie ja morgen schon ein „ENFP“.
Das klingt wie ein Scherz – ist aber empirisch belegbar. Rund ein Drittel aller Personen, die den MBTI mehrfach absolvieren, erhalten bei jedem Durchlauf eine andere Typenzuordnung. Und doch erlebt der sogenannte Persönlichkeitstest seit Jahrzehnten einen anhaltenden Höhenflug – in Coaching-Praxis, auf Karriereseiten und ganz besonders in den sozialen Medien. MBTI-Grafiken gehören auf Instagram und TikTok zu den meistgeteilten Content-Formaten im psychologischen Bereich. Warum also fasziniert uns dieses System so sehr?

Die Antwort liegt weniger in der Tiefe des Modells als in der Tiefe unserer Sehnsüchte: nach Klarheit, Zugehörigkeit und Selbstverstehen. Der MBTI bietet einfache Begriffe für komplexe Fragen – und das in einer Sprache, die sich mühelos in unser digitales Alltagsdenken einfügt: Du bist ein Typ. Deine Kollegin auch. Euer Typ bestimmt, wie ihr kommuniziert. Klingt logisch – ist es aber nicht.

Zwischen scheinbarer Präzision und psychologischer Projektion: Der MBTI wird als wissenschaftliches Instrument vermarktet, obwohl er methodisch und empirisch massive Schwächen zeigt. Trotzdem greifen Menschen weltweit täglich darauf zurück – im Bewerbungsgespräch, in der Paartherapie oder bei der Frage, warum sie sich „so anders“ fühlen.

In diesem Artikel werfen wir einen differenzierten Blick auf den MBTI – und decken auf, warum dieses Modell trotz aller Kritik weiterlebt. Dabei geht es weniger darum, den Test zu „entlarven“, als vielmehr um die psychologischen und sozialen Mechanismen, die ihn so attraktiv machen. Denn der MBTI offenbart letztlich nicht nur etwas über Persönlichkeit – sondern über unsere Zeit.


Worum es geht:

  • Was genau der MBTI ist – und was er suggeriert, aber nicht leisten kann

  • Welche psychologischen Bedürfnisse der Test erfüllt – unabhängig von seiner Validität

  • Welche wissenschaftlichen Einwände bestehen – und wie solide sie belegt sind

  • Wie der Barnum-Effekt unsere Wahrnehmung verzerrt – und warum wir uns davon verführen lassen

  • Wie sich der MBTI sinnvoll nutzen lässt – ohne ihn zu überschätzen

Ob du selbst MBTI-Fan bist oder das Modell mit Skepsis betrachtest: Dieser Artikel liefert dir fundierte Argumente, überraschende Einsichten – und eine klare Haltung zu einem psychologischen Dauerbrenner.


Was ist der Myers-Briggs-Test (MBTI) und was bedeuten die vier Buchstaben?

Der Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI) ist ein Persönlichkeitstest, der Menschen anhand ihrer Antworten auf bestimmte Fragen einem von 16 „Typen“ zuordnet. Das Modell basiert auf vier dichotomen Dimensionen, die jeweils zwei Gegensätze gegenüberstellen:

  • Extraversion (E) – Introversion (I):
    Bezieht sich darauf, ob jemand seine Energie eher aus der Außenwelt (soziale Interaktion) oder aus der Innenwelt (Reflexion, Rückzug) schöpft.

  • Sensing (S) – Intuition (N):
    Beschreibt, ob jemand sich stärker auf konkrete, gegenwärtige Informationen verlässt oder eher auf abstrakte Muster, Ideen und Möglichkeiten achtet.

  • Thinking (T) – Feeling (F):
    Unterscheidet zwischen einer eher sachlich-logischen versus einer wertorientiert-emotionalen Entscheidungsfindung.

  • Judging (J) – Perceiving (P):
    Reflektiert, ob eine Person lieber geordnet, planend und strukturiert vorgeht oder lieber flexibel, spontan und offen für neue Eindrücke bleibt.

Diese vier Buchstaben ergeben 16 Kombinationen – also 16 Persönlichkeitstypen wie ENTJ, ISFP oder ENFP. Jeder dieser Typen wird mit bestimmten Eigenschaften, Arbeitsstilen und Kommunikationsweisen verknüpft.

Wichtig:

Auf den ersten Blick wirkt dieses System intuitiv und griffig: Vier einfache Gegensatzpaare, eine überschaubare Zahl an Typen – und ein hohes Wiedererkennungspotenzial. Genau darin liegt der Charme des MBTI. Er bietet eine scheinbar objektive Möglichkeit, sich selbst besser zu verstehen und gleichzeitig andere Menschen leichter einzuordnen.

Ob im Teammeeting, im Bewerbungsgespräch oder beim ersten Date – der Satz „Ich bin eher ein INTP“ wirkt wie ein Shortcut für komplexe psychologische Dynamiken.

Kein Wunder also, dass der MBTI in zahlreichen Kontexten eingesetzt wird:

  • In Unternehmen zur Teamanalyse oder Führungskräfteentwicklung

  • In der Berufsorientierung für Jugendliche und Studierende

  • Im Coaching, um Persönlichkeitsprofile zu erstellen

  • In der Popkultur, um Filmfiguren oder Promis zu typisieren

  • Auf Social Media, um psychologische Inhalte niedrigschwellig zu präsentieren, könnte man auch die verschiedenen Typen des MBTI wie ISFP und ESTJ einbeziehen.

Wichtig zu wissen: Der MBTI basiert auf den Theorien von Carl Gustav Jung – jedoch stark vereinfacht und kommerzialisiert. Myers und Briggs waren keine Psychologinnen, sondern autodidaktische Enthusiastinnen, die das Modell für den Einsatz in der Berufswelt anpassen wollten.


Die 16 Persönlichkeitstypen von Myers und Briggs? Ein Mythos.

Die Vorstellung, dass jeder Mensch einem von 16 klar abgrenzbaren Persönlichkeitstypen zugeordnet werden kann, wirkt auf den ersten Blick überzeugend. Sie verspricht Ordnung in einer komplexen Welt, vereinfacht soziale Dynamiken – und vermittelt das Gefühl: „Ah, jetzt verstehe ich mich selbst.“ Aber genau diese Vereinfachung ist das Problem.

Der wissenschaftliche Standpunkt

In einer großangelegten Studie mit mehr als 150.000 Teilnehmenden (Freudenstein et al., 2019) ließ sich die Einteilung in exakt 16 Typen statistisch nicht nachweisen. Die Antworten der Proband:innen verteilten sich nicht in klar getrennten Gruppen, sondern lagen auf kontinuierlichen Skalen – ein deutliches Zeichen dafür, dass Persönlichkeit nicht in binären Kategorien, sondern entlang von Dimensionen verläuft.

  • Menschen zeigen Mischformen, keine reinen Typen.

  • Verhalten variiert, insbesondere wenn man die verschiedenen Myers-Briggs-Typen wie ESTP und ISFP betrachtet. je nach Kontext, Stimmung oder Rolle.

  • Die willkürliche Grenze zwischen „Introversion“ und „Extraversion“ beispielsweise entspricht einem künstlichen Cut-off, nicht einer natürlichen Trennlinie.

Auch aus methodischer Sicht ist das problematisch: Der MBTI erzwingt eine Entscheidung zwischen Gegensätzen, obwohl viele Menschen sich in beiden Polen wiederfinden. Eine Person kann etwa sowohl gerne alleine lesen als auch auf Partys Energie tanken – je nach Lebensphase oder Situation. Der MBTI ignoriert diese Nuancen.

Beispiel: Wer beim MBTI-Test bei der Frage zur Entscheidungsfindung 50/50 zwischen „Thinking“ und „Feeling“ antwortet, wird dennoch einer Seite zugeordnet. Das Ergebnis wirkt dann eindeutig – ist aber in Wirklichkeit ein coin flip.

Der Persönlichkeitstyp als psychologische Projektion

Die Attraktivität der 16 Typen liegt auch darin, dass sie wie kleine Identitätsgeschichten funktionieren. „Ich bin ein INFP – deshalb fühle ich mich so oft missverstanden.“ Oder: „Klar bin ich direkt – ich bin halt ein ESTJ.“ Das Modell bietet einfache narrative Muster, mit denen wir uns selbst erklären können. Doch diese Muster basieren auf Selbstzuschreibungen, nicht auf überprüfbaren Merkmalen.

In der psychologischen Forschung gelten solche Typenmodelle heute als veraltet. Moderne Persönlichkeitspsychologie arbeitet mit dimensionsbasierten Ansätzen wie dem Big-Five-Modell, das breite empirische Unterstützung findet und Verhalten, Emotion und Motivation differenziert abbildet.

Wichtig:

Ein starres Typensystem kann schnell zu Selbstverengung führen. Wer sich auf eine bestimmte Typisierung festlegt, übersieht eigene Entwicklungsmöglichkeiten, unterschätzt situative Flexibilität – oder akzeptiert problematische Verhaltensweisen als „typisch für mich“.

  • Karriereentscheidungen können auf falschen Annahmen beruhen („Ich bin halt kein Führungstyp“).

  • Beziehungsdynamiken werden vorschnell erklärt („Du bist ein F, ich bin ein T – das kann nicht klappen“).

  • Selbstbilder werden zementiert, obwohl sie wandelbar sind.

Sich selbst besser verstehen zu wollen ist wertvoll – aber nicht auf Kosten der Realität. Der MBTI vermittelt oft das Gefühl von Klarheit, wo eigentlich Komplexität, Wandelbarkeit und Widerspruch herrschen.

Wenn die Typen also gar nicht so stabil sind – kann der MBTI dann wenigstens zukünftiges Verhalten oder beruflichen Erfolg vorhersagen? Im nächsten Abschnitt schauen wir uns die Vorhersagequalität des MBTI an – und warum sie in vielen Fällen nicht mehr als ein psychologisches Placebo ist.

Vorhersagekraft der 16 Typen: überschaubar bis nicht vorhanden

Ein Persönlichkeitstest, der nichts vorhersagt, hat ein Problem.

Trotzdem wird der MBTI in zahlreichen professionellen Kontexten verwendet – vor allem in der Arbeitswelt. Führungskräfte-Workshops, Karrierecoachings, Bewerbungsverfahren oder Teambuilding-Maßnahmen greifen häufig auf MBTI-Typologien zurück. Dahinter steckt die Hoffnung, dass man mit dem Wissen um einen Persönlichkeitstyp Voraussagen treffen kann: Wie jemand sich in Stresssituationen verhält. Wie teamfähig eine Person ist. Ob jemand zur Führungskraft taugt.

Doch genau hier versagt der MBTI.

Was die Forschung zeigt

In einer Untersuchung von Furnham & Crump (2015) wurde die Frage gestellt, ob der MBTI mit beruflichem Erfolg zusammenhängt – z. B. mit Gehalt, Beförderung oder Führungskompetenz. Das Ergebnis war ernüchternd: Es gab keine belastbaren Zusammenhänge. Selbst dort, wo kleine Korrelationen gefunden wurden, waren diese inkonsistent oder nicht replizierbar.

Weitere Studien bestätigen:

  • MBTI-Typen sagen keine klaren beruflichen Stärken oder Schwächen voraus

  • Führungskompetenz, Teamfähigkeit und Belastbarkeit lassen sich mit MBTI kaum differenzieren

  • Ergebnisse hängen mehr vom Selbstbild als vom Verhalten ab

Wer z. B. denkt, dass er oder sie introvertiert ist, füllt den Test entsprechend aus – auch wenn das Verhalten in der Realität ganz anders aussieht.

Das Problem

Im Unternehmenskontext entstehen durch solche Fehlannahmen reale Konsequenzen:

  • Fehlbesetzungen: Wenn jemand als „nicht durchsetzungsfähig“ eingeschätzt wird, weil er ein „Feeling-Typ“ ist, kann das Karrieren behindern.

  • Stereotype: Teammitglieder werden auf ihren MBTI-Typ reduziert, statt auf individuelle Stärken und Lernfähigkeit geschaut.

  • Vertrauensverluste: Wenn Mitarbeitende merken, dass Entscheidungen auf wackeligen Tests beruhen, leidet die Glaubwürdigkeit von HR und Führung.

Dabei gäbe es Alternativen: Validierte Verfahren wie das Big-Five-Modell oder strukturierte Verhaltensbeobachtungen liefern deutlich bessere Prognosen über berufliche Passung, Entwicklungspotenzial und Teamrollen.

Wichtig:

Ein Test, der Verhalten und Leistung nicht zuverlässig vorhersagen kann, eignet sich nicht für Personalentscheidungen. Und doch passiert genau das – weil der MBTI so einfach, elegant und kommunikativ anschlussfähig wirkt.

Aber Einfachheit ersetzt keine Evidenz.

Doch selbst wenn der MBTI keine klaren Prognosen erlaubt – wäre es immerhin hilfreich, wenn er konstant dasselbe Ergebnis liefert. Leider auch hier: Fehlanzeige. Im nächsten Abschnitt schauen wir uns an, wie der MBTI, insbesondere die Typen wie ESFP und ESTJ, die Wahrnehmung von extrovertiertem Verhalten beeinflussen kann. wie instabil und unzuverlässig die MBTI-Ergebnisse tatsächlich sind.

In der Arbeitswelt kommt der MBTI oft zur Anwendung: Für Führungscoachings, Teambuilding, sogar bei Beförderungsentscheidungen. Doch eine Studie von Furnham & Crump (2015) kam zu einem ernüchternden Fazit: Der MBTI sagte weder Führungserfolg noch Karriereverlauf verlässlich voraus.

  • Kaum Zusammenhang zwischen Typ und Berufserfolg

  • Schwache Korrelation mit Entscheidungsstärke oder Belastbarkeit

  • In der Praxis inkonsistente Ergebnisse bei WiederholungenWer im Coaching oder in der Personalentwicklung auf das falsche Instrument setzt, riskiert Fehleinschätzungen, Frustration und Ineffizienz.


Die Zuverlässigkeit des MBTI-Tests: Wacklig wie ein Horoskop

Stell dir vor, du gehst drei Mal zum selben Persönlichkeitstest – und bekommst drei verschiedene Ergebnisse. Würdest du ihm noch trauen?

Genau das passiert beim MBTI erschreckend häufig. Eine Studie von Bents & Blank (1995) zeigte: Ein Drittel der Befragten identifizierte sich als extrovertiert, was häufig mit dem ESTJ-Typ in Verbindung gebracht wird. der Teilnehmenden erhielt bei einem erneuten Durchlauf eine andere Typenzuordnung. Und das, obwohl sie sich weder grundlegend verändert hatten noch eine andere Lebenssituation durchliefen.

Ein zuverlässiger Test sollte bei stabilen Personen auch stabile Ergebnisse liefern. Beim MBTI ist genau das nicht gegeben.

Warum schwanken die Ergebnisse so stark?

Der MBTI basiert auf Selbsteinschätzung – also auf dem, was Menschen von sich selbst glauben. Doch unser Selbstbild ist nicht konstant, insbesondere bei den extrovertierten Typen wie ENTP und ESFJ.. Es schwankt mit:

  • Stimmungslage

  • sozialem Kontext (z. B. wie extrovertierte Typen wie ESFP in Gruppen agieren). B. Privat- vs. Berufsrolle)

  • Tagesform

  • aktuellen Herausforderungen oder Zielen

Ein Beispiel: Wer am Montag nach einem stressigen Wochenende den Test macht, bewertet sich möglicherweise als weniger entscheidungsfreudig, weniger kontaktfreudig und insgesamt zurückhaltender. Am Freitag, nach einer produktiven Woche, fällt dieselbe Person plötzlich in einen ganz anderen Typ.

Zudem zwingt der MBTI zur binären Entscheidung: Entweder du bist introvertiert – oder extravertiert. Entweder denkend – oder fühlend. Wer in der Mitte liegt, wird trotzdem einer Seite zugewiesen. Dieses Schwarz-Weiß-Denken erzeugt künstliche Klarheit, wo in Wirklichkeit Graubereiche herrschen.

Wichtig:

Ein Test mit schlechter Test-Retest-Reliabilität liefert keine verlässliche Basis für:

  • berufliche Entscheidungen

  • langfristige Selbsteinschätzung

  • therapeutische Reflexion

  • Beziehungsberatung

  • persönliche Entwicklung

Die Folge: Menschen orientieren sich an Zufallswerten, halten diese aber für „objektive“ Erkenntnisse. Das kann nicht nur enttäuschen, sondern sogar Fehlentwicklungen verstärken. Wer sich z. B. als „P-Typ“ sieht (spontan, flexibel), vermeidet womöglich gezielt Planung – obwohl ihm das in Wahrheit guttun würde.

Persönlichkeit ist kein starres Etikett. Sie ist ein dynamisches Muster, das sich entwickeln, verändern und erweitern lässt. Ein instabiler Test wird dem nicht gerecht.

Doch wie steht es mit der theoretischen Fundierung des MBTI? Gibt es Schnittmengen mit anderen wissenschaftlich anerkannten Modellen – oder ist der MBTI ein völliger Außenseiter im Feld der Persönlichkeitspsychologie? Im nächsten Abschnitt klären wir, wie anschlussfähig das Modell in Forschung und Praxis wirklich ist.


Wissenschaftliche Anschlussfähigkeit: Kaum gegeben

Ein Persönlichkeitstest, der weltweit eingesetzt wird, sollte wenigstens theoretisch anschlussfähig sein – oder?

Beim MBTI ist genau das nicht der Fall. Das Modell steht methodisch isoliert, was im Gegensatz zu den interaktiven Ansätzen extrovertierter Typen wie ESFJ steht. da und lässt sich kaum mit den etablierten wissenschaftlichen Persönlichkeitsmodellen in Beziehung setzen. Besonders auffällig: Die geringe Übereinstimmung mit dem Big-Five-Modell, das international als Goldstandard der Persönlichkeitsforschung gilt.

MBTI vs. Big Five – ein ungleiches Duell

Während der MBTI mit vier dichotomen Achsen arbeitet, beruhen die Big Five auf fünf kontinuierlichen Dimensionen:

  • Offenheit für Erfahrungen

  • Gewissenhaftigkeit

  • Extraversion

  • Verträglichkeit

  • Neurotizismus

In der Praxis bedeutet das: Während der MBTI Menschen kategorisch einem Typ zuordnet, erfassen die Big Five graduelle Unterschiede – also wie stark oder schwach jemand in einer bestimmten Ausprägung ist. Genau das erlaubt eine viel genauere Beschreibung von Verhalten, Motivation und emotionaler Stabilität.

Eine vergleichende Studie von Furnham (2022) zeigte:
Nur ein einziger MBTI-Faktor – nämlich „Thinking–Feeling“ – überlappt nennenswert mit einem Big-Five-Faktor (Verträglichkeit), und selbst hier liegt die Korrelation nur bei etwa 21 %. Die übrigen Zuordnungen erreichen unter 5 % Übereinstimmung – ein klares Zeichen dafür, dass die Modelle grundlegend unterschiedliche Dinge messen.

Keine Relevanz in Forschung, Diagnostik oder Therapie

In der wissenschaftlichen Psychologie findet der MBTI praktisch keine Anwendung:

  • In klinischer Diagnostik wird er nicht verwendet – weder zur Störungserfassung noch zur Therapieplanung.

  • In der Forschung wird er kaum zitiert oder operationalisiert.

  • In der Testpsychologie wird er als nicht normiert, nicht objektiv, nicht reliabel bewertet.

Das liegt nicht nur an den empirischen Schwächen, sondern auch an der theoretischen Basis: Der MBTI wurde von zwei Laien – Katharine Briggs und Isabel Briggs Myers – entwickelt, die sich zwar für Psychologie interessierten, aber keine wissenschaftliche Ausbildung in diesem Bereich hatten. Ihr Ziel war es, JUNGs Typologie „praktisch anwendbar“ zu machen – nicht empirisch fundiert.

Wichtig:

Ein Modell, das von der Wissenschaft nicht ernst genommen wird, taugt nicht als Grundlage für ernsthafte Entscheidungen, besonders wenn man die rationalen Ansätze der Typen wie ISTJ und ESTP berücksichtigt. Besonders riskant wird es, wenn der MBTI in Bereichen eingesetzt wird, die hohe Präzision und Verantwortung erfordern – etwa:

  • in der psychologischen Beratung,

  • in der Berufsorientierung von Jugendlichen,

  • oder in therapeutischen Settings.

Wer hier auf den MBTI setzt, verwechselt Popularität mit Validität – ein folgenschwerer Trugschluss.

Wissenschaftliche Anschlussfähigkeit bedeutet nicht nur: „Klingt plausibel“. Sie bedeutet: Das Modell ist überprüfbar, konsistent, anschlussfähig – und trägt verlässlich zur Erkenntnis bei.

Wenn also weder die Prognosekraft stimmt, noch die Zuverlässigkeit oder theoretische Fundierung – warum fühlt sich der MBTI trotzdem so „stimmig“ an? Im nächsten Abschnitt geht es um den Barnum-Effekt – und warum wir ausgerechnet den Tests am meisten glauben, die uns am geschicktesten schmeicheln.


Der Barnum-Effekt: Warum der MBTI trotzdem „so gut passt“

„Das bin so ich!“ – Wer nach dem Ausfüllen eines MBTI-Tests seine Auswertung liest, fühlt sich häufig zutiefst erkannt. Die Beschreibung wirkt persönlich, detailliert, fast schon intim. Das ist kein Zufall – sondern ein psychologischer Trick.

Der sogenannte Barnum-Effekt beschreibt ein bekanntes Phänomen aus der Persönlichkeitspsychologie: Menschen empfinden allgemein formulierte Aussagen als zutreffend, solange sie positiv, vage und scheinbar individuell sind.

Der Effekt ist nach dem amerikanischen Zirkusdirektor P. T. Barnum benannt, der für sein Publikum stets etwas „für jeden“ bereithielt.

Wie der Effekt wirkt – und warum der MBTI ihn perfekt nutzt

MBTI-Beschreibungen sind geschickt formuliert: Sie enthalten sowohl Stärken als auch kleinere Schwächen – aber immer in einem wohlwollenden Ton. Typisch sind Formulierungen wie: "Ich fühle mich oft wie ein ESTP in sozialen Situationen."

  • „Du bist kreativ, aber brauchst gelegentlich Rückzug.“

  • „Du bist zuverlässig, auch wenn du manchmal zu viel Verantwortung übernimmst.“

  • „Du bist analytisch und neigst dazu, Dinge gründlich zu durchdenken.“

Solche Aussagen treffen auf sehr viele Menschen zu, wirken aber individuell – besonders dann, wenn sie im Kontext eines Tests präsentiert werden, der Seriosität ausstrahlt.

Drei Gründe, warum der Barnum-Effekt beim MBTI besonders stark greift:

  1. Rahmen und Ritual:
    Das Ausfüllen eines Tests wirkt objektiv. Der Kontext „Fragebogen – Auswertung – Interpretation“ aktiviert unser Vertrauen in Verfahren.

  2. Selbstbezug:
    Wir suchen in jeder Beschreibung uns selbst. Unser Gehirn filtert selektiv – wir erkennen Bestätigung schneller als Widerspruch.

  3. Bedürfnis nach Bedeutung:
    Menschen möchten sich verstanden fühlen. Der MBTI suggeriert: „Du bist besonders. Und du bist erklärbar.“ Das ist emotional hoch attraktiv.

Wichtig:

Der Barnum-Effekt erklärt, warum wir so leicht in das MBTI-System hineingezogen werden – und warum es so schwerfällt, sich davon wieder zu lösen.

Denn wer sich in einem Typ wiederfindet, beginnt oft, die Eigenschaften von Typen wie ESTJ oder ISFP zu reflektieren. sich selbst und andere danach zu strukturieren:

  • „Ich verstehe mich jetzt besser – ich bin eben ein INFP.“

  • „Natürlich streiten wir – sie ist halt ein ENTJ.“

  • „Ich brauche diesen Jobwechsel – mein Typ ist einfach nicht fürs Büro gemacht.“

Diese Zuschreibungen erzeugen echte Konsequenzen – obwohl sie auf unklarer, oft zufälliger Grundlage beruhen. Je glaubwürdiger die Sprache, desto geringer die kritische Distanz.

Der MBTI funktioniert nicht trotz seiner Schwächen – sondern wegen seiner Wirkung auf unser Bedürfnis nach Orientierung und Anerkennung.

Der MBTI ist also charmant, emotional überzeugend und sozial anschlussfähig – aber wissenschaftlich fragwürdig. Heißt das, wir sollten ihn komplett ignorieren? Nicht unbedingt. Im nächsten Abschnitt schauen wir, wie der MBTI sinnvoll – aber reflektiert – eingesetzt werden kann, ohne seine Grenzen zu ignorieren.


Weiterentwicklung des MBTI Tests: der Diplomat und mehr

Im MBTI-Kontext ist „der Diplomat“ keine offizielle Typbezeichnung, sondern stammt aus der populären Weiterentwicklung des MBTI-Modells durch die Website 16personalities.com, die den Test moderner, verständlicher und ansprechender aufbereitet hat.

Dort werden die 16 MBTI-Typen in vier Gruppen zusammengefasst:

  1. Analysten

  2. Diplomaten

  3. Wachen (Sentinels)

  4. Forscher (Explorers)


Wer sind dann die Diplomaten?

Diplomaten sind MBTI-Typen, die auf den Buchstabenkombinationen N (Intuition) und F (Feeling) beruhen. Sie gelten als visionär, empathisch und idealistisch. Diese Menschen streben nach Bedeutung, Harmonie und Werten.

Die vier Diplomaten-Typen:

MBTI-Typ

Rollenbezeichnung bei 16personalities

Kurzbeschreibung

INFJ

Der Advokat (Advocate)

Rückzugsorientiert, tiefgründig, idealistisch

INFP

Der Mediator (Mediator) ist oft ein ESFP, der in sozialen Situationen brilliert.

Kreativ, sensibel, wertegeleitet

ENFJ

Der Protagonist (Protagonist)

Inspirierend, charismatisch, führungsstark im Dienst anderer

ENFP

Der Aktivist (Campaigner)

Enthusiastisch, kontaktfreudig, visionär

 

Gemeinsame Merkmale der „Diplomaten“:

  • Empathie: starkes Einfühlungsvermögen, Harmoniebedürfnis

  • Wertorientierung: Entscheidungen basieren auf inneren Überzeugungen

  • Visionäres Denken: Faszination für Zukunft, Möglichkeiten, Veränderung

  • Beziehungsfokus: Interesse an emotionalen und zwischenmenschlichen Dynamiken

  • Abneigung gegen Konflikte, aber auch Wunsch, andere zu unterstützen oder zu inspirieren


Einordnung:

Obwohl die „Diplomat“-Kategorie noch weiter aus der populärpsychologischen Ecke stammt, spiegelt auch sie ein echtes Bedürfnis vieler Nutzer wider: Die Suche nach verständlichen psychologischen Clustern, die über Buchstabenkürzel hinausgehen und Identifikation und Orientierung bieten.

Was nun? MBTI mehr Partygag statt Diagnosetool

Der MBTI erfüllt viele psychologische Bedürfnisse – aber nicht die Anforderungen eines wissenschaftlich validen Tests. Was folgt daraus?

Verwerfen müssen wir ihn nicht – aber wir sollten ihn richtig einordnen.

Denn obwohl der MBTI als ernstzunehmendes Diagnosetool ungeeignet ist, lässt er sich dennoch reflektiert, spielerisch und mit Distanz verwenden. Seine Stärke liegt nicht in der Präzision – sondern in seiner Fähigkeit, Gespräche anzuregen, Selbstreflexion auszulösen und ein Gefühl von psychologischer Orientierung zu vermitteln.

Drei Zusammenhänge, in denen der MBTI funktioniert – wenn man weiß, was man tut:

  • 1. Zur Selbstreflexion:
    Der MBTI kann ein Einstieg in die Selbsterkundung sein. Wenn du deine Ergebnisse nicht als endgültige Wahrheit, sondern als Einladung zur Reflexion betrachtest, entsteht echter Erkenntnisgewinn.
    Fragen wie: „Warum habe ich so geantwortet?“ oder „Woran merke ich, dass ich eher intuitiv als sensorisch denke?“ können produktive Denkanstöße liefern.

  • 2. Im Coaching (mit Vorwissen):
    Viele Klient:innen kennen ihre MBTI-Typisierung bereits. Ein guter Coach kann diese narrative Struktur aufnehmen – aber gleichzeitig helfen, sie zu hinterfragen.
    Statt zu sagen: „Das liegt an deinem Typ“, lässt sich fragen: „Was macht es mit dir, dich als INFJ zu sehen? Was verstärkst du dadurch – und was blendest du aus?“

  • 3. In der Popkultur und sozialen Medien:
    MBTI-Typen funktionieren in Memes, Personality-Posts und Serien-Analysen hervorragend. Sie schaffen eine niedrigschwellige Einstiegsebene in psychologische Themen. Wichtig ist nur:
    Mit Augenzwinkern – nicht mit autoritärem Ernst.

Der MBTI ist wie ein guter Party-Gag: Er bringt Menschen ins Gespräch, liefert Aha-Momente – aber niemand sollte seine Lebensentscheidungen danach ausrichten.

Grenzen anerkennen, Wirkung verstehen

Gerade weil der MBTI so anschlussfähig ist, besteht die Gefahr, ihn zu überschätzen. Und genau hier ist Aufklärung gefragt. Wenn Coaches, HR-Abteilungen oder Therapeut:innen das Modell unkritisch verwenden, entsteht ein Scheineindruck von Professionalität – ohne Substanz.

Doch wer seine Wirkung kennt und seine Grenzen benennt, kann den MBTI verantwortungsvoll nutzen:

  • als Impuls, nicht als Urteil

  • als Metapher, nicht als Diagnose

  • als Sprachhilfe, nicht als Wahrheit

Persönlichkeit ist fluide. Menschen entwickeln sich. Und kein Test kann uns vollständig fassen.

Im letzten Abschnitt fassen wir noch einmal zusammen, warum der MBTI wirkt – aber nicht trägt. Und warum es sich lohnt, Komplexität auszuhalten, statt sich mit Typen zu beruhigen.


Fazit: Zwischen Verführung und Verantwortung

Der MBTI ist populär, eingängig und fühlt sich oft erstaunlich zutreffend an. Doch gerade das macht ihn so verführerisch – und so problematisch.

Er funktioniert, weil er ein tiefes Bedürfnis befriedigt: den Wunsch, sich selbst zu verstehen und in der Welt verorten zu können. Der Test bietet einfache Antworten auf komplizierte Fragen: Wer bin ich? Wie ticke ich? Warum gerate ich mit anderen aneinander? In einer Welt, die immer schneller, unübersichtlicher und widersprüchlicher wird, wirkt der MBTI wie ein Kompass.

Aber er zeigt in keine verlässliche Richtung.

Wissenschaftlich betrachtet ist der MBTI nicht haltbar:

  • Die Typen sind willkürlich konstruiert

  • Die Vorhersagekraft ist schwach

  • Die Ergebnisse sind instabil

  • Die Anschlussfähigkeit an fundierte Modelle fehlt

Und dennoch hat der MBTI gesellschaftliche Relevanz – als psychologisches Kulturprodukt, nicht als Diagnosetool.

Er wirkt wie ein Horoskop mit Testbogen: unterhaltsam, bestätigend, strukturiert, ähnlich den Ergebnissen, die man bei einem ESTJ erwarten würde. Aber nicht wahr im wissenschaftlichen Sinn.

Was bleibt?

Wir dürfen den MBTI wertschätzen – aber nicht verwechseln mit:

  • psychologischer Diagnostik

  • valider Persönlichkeitsforschung

  • professionellen Testverfahren

Er gehört bestenfalls in Gespräche, nicht in Gutachten. Auf Instagram oder in die Selbstreflexion, nicht in die Personalakte.

Ein Persönlichkeitstest ist kein Orakel.
Er ist ein Werkzeug – und jedes Werkzeug braucht Kontext, Können und Kritikfähigkeit.

Der MBTI lebt von seiner Einfachheit – und genau das macht ihn so gefährlich, wenn er zu ernst genommen wird.

Denn echte Selbstkenntnis braucht mehr: den Mut zur Widersprüchlichkeit, die Offenheit für Entwicklung – und die Bereitschaft, sich nicht auf vier Buchstaben reduzieren zu lassen.


📌 Häufig gestellte Fragen zum MBTI


🔹 1. Was ist der MBTI?

Der Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI) ist ein populärer Persönlichkeitstest, der Menschen einem von 16 Typen zuordnet – basierend auf vier Gegensatzpaaren:

  • Extraversion (E) – Introversion (I)

  • Sensing (S) – Intuition (N)

  • Thinking (T) – Feeling (F)

  • Judging (J) – Perceiving (P)

Jede Person erhält dabei einen vierstelligen Typen-Code wie „INFP“ oder „ESTJ“.


🔹 2. Was bedeuten die vier Buchstaben im MBTI-Typ?

Die Buchstaben stehen für vier zentrale Persönlichkeitstendenzen:

Buchstabe

Bedeutung

E

Extraversion – energiegeladen durch äußere Reize

I

Introversion – energiegeladen durch innere Prozesse

S

Sensing – Aufmerksamkeit für konkrete Fakten

N

Intuition – Orientierung an Ideen und Möglichkeiten

T

Thinking – Entscheidungen basierend auf Logik

F

Feeling – Entscheidungen basierend auf Werten

J

Judging – geordnet, entscheidungsfreudig

P

Perceiving – offen, flexibel, spontan


🔹 3. Was bedeutet „J“ und „P“ im MBTI?

Diese Buchstaben stehen für die Art, wie jemand mit der Außenwelt umgeht:

  • Judging (J): Menschen mit „J“ bevorzugen Struktur, Planung und feste Entscheidungen. Sie mögen es, Dinge abzuschließen.

  • Perceiving (P): Personen mit „P“ agieren flexibel, spontan und offen. Sie halten sich gern Optionen offen.

💡 Wichtig: Das bedeutet nicht, dass „P“-Typen chaotisch oder „J“-Typen unflexibel sind – es geht um bevorzugte Herangehensweisen.


🔹 4. Welche MBTI-Typen gibt es?

Es gibt 16 Persönlichkeitstypen, die aus allen Kombinationen der vier Buchstaben entstehen. Eine Übersicht:

MBTI-Typ

Spitzname („16personalities“ Stil)

ISTJ

Der Inspektor (Logistiker)

ISFJ

Der Beschützer (Verteidiger)

INFJ

Der Advokat

INTJ

Der Stratege

ISTP

Der Virtuose

ISFP

Der Abenteurer

INFP

Der Mediator

INTP

Der Denker

ESTP

Der Unternehmer

ESFP

Der Entertainer

ENFP

Der Aktivist

ENTP

Der Erfinder

ESTJ

Der Aufseher

ESFJ

Der Versorger

ENFJ

Der Protagonist

ENTJ

Der Kommandeur


🔹 5. Was ist der häufigste Persönlichkeitstyp?

Der häufigste MBTI-Typ weltweit ist:

🟩 ISFJ – Der Beschützer („Defender“)

  • Introvertiert, praktisch, fürsorglich, organisiert

  • Kommt besonders häufig bei Frauen vor

  • Macht etwa 13–14 % der US-Bevölkerung aus

ISFJ-Typen übernehmen gern Verantwortung im Hintergrund – in Familie, Pflege, Schule oder Verwaltung.


🔹 6. Welcher MBTI-Typ ist am seltensten?

Der seltenste MBTI-Typ ist:

🟪 INFJ – Der Advokat

  • Tiefgründig, idealistisch, introvertiert und strukturorientiert

  • Weniger als 1–2 % der Bevölkerung

  • Häufig mit hoher innerer Komplexität, Sinnsuche und analytischer Stärke verbunden


🔹 7. Welcher MBTI-Typ ist am schwersten herauszufinden?

INFJs und INTPs gelten als am schwersten zu „tippen“:

  • INFJs, weil sie sehr privat und vielschichtig sind – viele Testfragen greifen bei ihnen zu kurz.

  • INTPs, weil sie zwischen logischem Denken und kreativer Unordnung schwanken – was zu inkonsistenten Antworten führen kann.


🔹 8. Was bedeutet „A“ und „T“ bei MBTI auf 16personalities.com?

Das ist eine Erweiterung des klassischen MBTI bei 16personalities:

  • A = Assertive (durchsetzungsfähig): selbstsicher, stressresistent, emotional stabiler

  • T = Turbulent (unsicher): selbstkritischer, sensibler, schneller von Stress beeinflusst

Beispiel:
„INFP-T“ = ein eher sensibler Mediator
„INFP-A“ = ein selbstsicherer, ruhiger Mediator


🔹 9. Wer passt zu wem? – MBTI und Beziehungen

Beliebte Kombinationen in der MBTI-Community sind:

  • INFP & ENFJ: sensibler Idealist trifft sozialen Anführer

  • ISTJ & ESFP: strukturierter Planer trifft lebensfrohen Freigeist

  • INTJ & ENFP: strategischer Denker trifft kreativen Entdecker

Wichtig: Der MBTI kann Hinweise auf Kommunikationsdynamiken geben, ersetzt aber kein Beziehungswissen oder persönliche Erfahrung.


🔹 10. Wie beeinflussen die 16 Typen die Kommunikation?

  • E vs. I: Extrovertierte denken laut – Introvertierte intern

  • T vs. F: Denktypen argumentieren – Fühltypen beziehen sich auf Menschen

  • J vs. P: Judging-Typen kommunizieren klar und direkt – Perceiving-Typen sind eher assoziativ und offen

  • S vs. N: Sensing-Typen sprechen konkret – Intuitive eher bildhaft und abstrakt

💬 Tipp: Missverständnisse entstehen oft, wenn sich diese Unterschiede kreuzen – z. B. ein strukturierter ISTJ redet mit einem flexiblen ENFP.


🔹 11. Wie genau ist das MBTI-Modell?

  • Unwissenschaftlich: Die 16 Typen konnten in Studien nicht eindeutig statistisch nachgewiesen werden (z. B. Freudenstein et al., 2019)

  • Geringe Test-Retest-Zuverlässigkeit: 1/3 wechselt bei Wiederholung den Typ

  • Schwache Prognosekraft: Kaum Zusammenhang mit Berufserfolg, Verhalten oder Intelligenz

Fazit: Das Modell ist emotional anschlussfähig, aber wissenschaftlich kaum belastbar.


🔹 12. Wofür kann man den MBTI Test trotzdem nutzen?

  • Zur Selbstreflexion (wenn bewusst metaphorisch verwendet)

  • Als Gesprächseinstieg in Coaching oder Teamentwicklung

  • Zur Unterhaltung oder als Icebreaker

Wichtig: MBTI nicht für Diagnostik, Therapie oder fundierte Entscheidungen einsetzen.


🔹 13. Gibt es Alternativen zum MBTI?

Ja – wissenschaftlich validierte Modelle:

  • Big Five (OCEAN-Modell): Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit, Neurotizismus

  • HEXACO-Modell: Big Five + Ehrlichkeit/Bescheidenheit

  • DISC-Modell: Verhaltenstypen (Dominance, Influence, Steadiness, Conscientiousness)

  • RISO-HUDSON Enneagramm (spirituell-psychologisches Modell mit 9 Grundtypen)

Die Big Five gelten als Standard in Forschung und Diagnostik.

Typologie von Briggs und Myers: Warum der MBTI, der zugehörige MBTI Test und die 16 Persönlichkeitstypen trotz klarer Schwächen weiter gefeiert werden

Sie fühlen sich wie ein „INTJ“? Vielleicht sind Sie ja morgen schon ein „ENFP“.
Das klingt wie ein Scherz – ist aber empirisch belegbar. Rund ein Drittel aller Personen, die den MBTI mehrfach absolvieren, erhalten bei jedem Durchlauf eine andere Typenzuordnung. Und doch erlebt der sogenannte Persönlichkeitstest seit Jahrzehnten einen anhaltenden Höhenflug – in Coaching-Praxis, auf Karriereseiten und ganz besonders in den sozialen Medien. MBTI-Grafiken gehören auf Instagram und TikTok zu den meistgeteilten Content-Formaten im psychologischen Bereich. Warum also fasziniert uns dieses System so sehr?

Die Antwort liegt weniger in der Tiefe des Modells als in der Tiefe unserer Sehnsüchte: nach Klarheit, Zugehörigkeit und Selbstverstehen. Der MBTI bietet einfache Begriffe für komplexe Fragen – und das in einer Sprache, die sich mühelos in unser digitales Alltagsdenken einfügt: Du bist ein Typ. Deine Kollegin auch. Euer Typ bestimmt, wie ihr kommuniziert. Klingt logisch – ist es aber nicht.

Zwischen scheinbarer Präzision und psychologischer Projektion: Der MBTI wird als wissenschaftliches Instrument vermarktet, obwohl er methodisch und empirisch massive Schwächen zeigt. Trotzdem greifen Menschen weltweit täglich darauf zurück – im Bewerbungsgespräch, in der Paartherapie oder bei der Frage, warum sie sich „so anders“ fühlen.

In diesem Artikel werfen wir einen differenzierten Blick auf den MBTI – und decken auf, warum dieses Modell trotz aller Kritik weiterlebt. Dabei geht es weniger darum, den Test zu „entlarven“, als vielmehr um die psychologischen und sozialen Mechanismen, die ihn so attraktiv machen. Denn der MBTI offenbart letztlich nicht nur etwas über Persönlichkeit – sondern über unsere Zeit.


Worum es geht:

  • Was genau der MBTI ist – und was er suggeriert, aber nicht leisten kann

  • Welche psychologischen Bedürfnisse der Test erfüllt – unabhängig von seiner Validität

  • Welche wissenschaftlichen Einwände bestehen – und wie solide sie belegt sind

  • Wie der Barnum-Effekt unsere Wahrnehmung verzerrt – und warum wir uns davon verführen lassen

  • Wie sich der MBTI sinnvoll nutzen lässt – ohne ihn zu überschätzen

Ob du selbst MBTI-Fan bist oder das Modell mit Skepsis betrachtest: Dieser Artikel liefert dir fundierte Argumente, überraschende Einsichten – und eine klare Haltung zu einem psychologischen Dauerbrenner.


Was ist der Myers-Briggs-Test (MBTI) und was bedeuten die vier Buchstaben?

Der Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI) ist ein Persönlichkeitstest, der Menschen anhand ihrer Antworten auf bestimmte Fragen einem von 16 „Typen“ zuordnet. Das Modell basiert auf vier dichotomen Dimensionen, die jeweils zwei Gegensätze gegenüberstellen:

  • Extraversion (E) – Introversion (I):
    Bezieht sich darauf, ob jemand seine Energie eher aus der Außenwelt (soziale Interaktion) oder aus der Innenwelt (Reflexion, Rückzug) schöpft.

  • Sensing (S) – Intuition (N):
    Beschreibt, ob jemand sich stärker auf konkrete, gegenwärtige Informationen verlässt oder eher auf abstrakte Muster, Ideen und Möglichkeiten achtet.

  • Thinking (T) – Feeling (F):
    Unterscheidet zwischen einer eher sachlich-logischen versus einer wertorientiert-emotionalen Entscheidungsfindung.

  • Judging (J) – Perceiving (P):
    Reflektiert, ob eine Person lieber geordnet, planend und strukturiert vorgeht oder lieber flexibel, spontan und offen für neue Eindrücke bleibt.

Diese vier Buchstaben ergeben 16 Kombinationen – also 16 Persönlichkeitstypen wie ENTJ, ISFP oder ENFP. Jeder dieser Typen wird mit bestimmten Eigenschaften, Arbeitsstilen und Kommunikationsweisen verknüpft.

Wichtig:

Auf den ersten Blick wirkt dieses System intuitiv und griffig: Vier einfache Gegensatzpaare, eine überschaubare Zahl an Typen – und ein hohes Wiedererkennungspotenzial. Genau darin liegt der Charme des MBTI. Er bietet eine scheinbar objektive Möglichkeit, sich selbst besser zu verstehen und gleichzeitig andere Menschen leichter einzuordnen.

Ob im Teammeeting, im Bewerbungsgespräch oder beim ersten Date – der Satz „Ich bin eher ein INTP“ wirkt wie ein Shortcut für komplexe psychologische Dynamiken.

Kein Wunder also, dass der MBTI in zahlreichen Kontexten eingesetzt wird:

  • In Unternehmen zur Teamanalyse oder Führungskräfteentwicklung

  • In der Berufsorientierung für Jugendliche und Studierende

  • Im Coaching, um Persönlichkeitsprofile zu erstellen

  • In der Popkultur, um Filmfiguren oder Promis zu typisieren

  • Auf Social Media, um psychologische Inhalte niedrigschwellig zu präsentieren, könnte man auch die verschiedenen Typen des MBTI wie ISFP und ESTJ einbeziehen.

Wichtig zu wissen: Der MBTI basiert auf den Theorien von Carl Gustav Jung – jedoch stark vereinfacht und kommerzialisiert. Myers und Briggs waren keine Psychologinnen, sondern autodidaktische Enthusiastinnen, die das Modell für den Einsatz in der Berufswelt anpassen wollten.


Die 16 Persönlichkeitstypen von Myers und Briggs? Ein Mythos.

Die Vorstellung, dass jeder Mensch einem von 16 klar abgrenzbaren Persönlichkeitstypen zugeordnet werden kann, wirkt auf den ersten Blick überzeugend. Sie verspricht Ordnung in einer komplexen Welt, vereinfacht soziale Dynamiken – und vermittelt das Gefühl: „Ah, jetzt verstehe ich mich selbst.“ Aber genau diese Vereinfachung ist das Problem.

Der wissenschaftliche Standpunkt

In einer großangelegten Studie mit mehr als 150.000 Teilnehmenden (Freudenstein et al., 2019) ließ sich die Einteilung in exakt 16 Typen statistisch nicht nachweisen. Die Antworten der Proband:innen verteilten sich nicht in klar getrennten Gruppen, sondern lagen auf kontinuierlichen Skalen – ein deutliches Zeichen dafür, dass Persönlichkeit nicht in binären Kategorien, sondern entlang von Dimensionen verläuft.

  • Menschen zeigen Mischformen, keine reinen Typen.

  • Verhalten variiert, insbesondere wenn man die verschiedenen Myers-Briggs-Typen wie ESTP und ISFP betrachtet. je nach Kontext, Stimmung oder Rolle.

  • Die willkürliche Grenze zwischen „Introversion“ und „Extraversion“ beispielsweise entspricht einem künstlichen Cut-off, nicht einer natürlichen Trennlinie.

Auch aus methodischer Sicht ist das problematisch: Der MBTI erzwingt eine Entscheidung zwischen Gegensätzen, obwohl viele Menschen sich in beiden Polen wiederfinden. Eine Person kann etwa sowohl gerne alleine lesen als auch auf Partys Energie tanken – je nach Lebensphase oder Situation. Der MBTI ignoriert diese Nuancen.

Beispiel: Wer beim MBTI-Test bei der Frage zur Entscheidungsfindung 50/50 zwischen „Thinking“ und „Feeling“ antwortet, wird dennoch einer Seite zugeordnet. Das Ergebnis wirkt dann eindeutig – ist aber in Wirklichkeit ein coin flip.

Der Persönlichkeitstyp als psychologische Projektion

Die Attraktivität der 16 Typen liegt auch darin, dass sie wie kleine Identitätsgeschichten funktionieren. „Ich bin ein INFP – deshalb fühle ich mich so oft missverstanden.“ Oder: „Klar bin ich direkt – ich bin halt ein ESTJ.“ Das Modell bietet einfache narrative Muster, mit denen wir uns selbst erklären können. Doch diese Muster basieren auf Selbstzuschreibungen, nicht auf überprüfbaren Merkmalen.

In der psychologischen Forschung gelten solche Typenmodelle heute als veraltet. Moderne Persönlichkeitspsychologie arbeitet mit dimensionsbasierten Ansätzen wie dem Big-Five-Modell, das breite empirische Unterstützung findet und Verhalten, Emotion und Motivation differenziert abbildet.

Wichtig:

Ein starres Typensystem kann schnell zu Selbstverengung führen. Wer sich auf eine bestimmte Typisierung festlegt, übersieht eigene Entwicklungsmöglichkeiten, unterschätzt situative Flexibilität – oder akzeptiert problematische Verhaltensweisen als „typisch für mich“.

  • Karriereentscheidungen können auf falschen Annahmen beruhen („Ich bin halt kein Führungstyp“).

  • Beziehungsdynamiken werden vorschnell erklärt („Du bist ein F, ich bin ein T – das kann nicht klappen“).

  • Selbstbilder werden zementiert, obwohl sie wandelbar sind.

Sich selbst besser verstehen zu wollen ist wertvoll – aber nicht auf Kosten der Realität. Der MBTI vermittelt oft das Gefühl von Klarheit, wo eigentlich Komplexität, Wandelbarkeit und Widerspruch herrschen.

Wenn die Typen also gar nicht so stabil sind – kann der MBTI dann wenigstens zukünftiges Verhalten oder beruflichen Erfolg vorhersagen? Im nächsten Abschnitt schauen wir uns die Vorhersagequalität des MBTI an – und warum sie in vielen Fällen nicht mehr als ein psychologisches Placebo ist.

Vorhersagekraft der 16 Typen: überschaubar bis nicht vorhanden

Ein Persönlichkeitstest, der nichts vorhersagt, hat ein Problem.

Trotzdem wird der MBTI in zahlreichen professionellen Kontexten verwendet – vor allem in der Arbeitswelt. Führungskräfte-Workshops, Karrierecoachings, Bewerbungsverfahren oder Teambuilding-Maßnahmen greifen häufig auf MBTI-Typologien zurück. Dahinter steckt die Hoffnung, dass man mit dem Wissen um einen Persönlichkeitstyp Voraussagen treffen kann: Wie jemand sich in Stresssituationen verhält. Wie teamfähig eine Person ist. Ob jemand zur Führungskraft taugt.

Doch genau hier versagt der MBTI.

Was die Forschung zeigt

In einer Untersuchung von Furnham & Crump (2015) wurde die Frage gestellt, ob der MBTI mit beruflichem Erfolg zusammenhängt – z. B. mit Gehalt, Beförderung oder Führungskompetenz. Das Ergebnis war ernüchternd: Es gab keine belastbaren Zusammenhänge. Selbst dort, wo kleine Korrelationen gefunden wurden, waren diese inkonsistent oder nicht replizierbar.

Weitere Studien bestätigen:

  • MBTI-Typen sagen keine klaren beruflichen Stärken oder Schwächen voraus

  • Führungskompetenz, Teamfähigkeit und Belastbarkeit lassen sich mit MBTI kaum differenzieren

  • Ergebnisse hängen mehr vom Selbstbild als vom Verhalten ab

Wer z. B. denkt, dass er oder sie introvertiert ist, füllt den Test entsprechend aus – auch wenn das Verhalten in der Realität ganz anders aussieht.

Das Problem

Im Unternehmenskontext entstehen durch solche Fehlannahmen reale Konsequenzen:

  • Fehlbesetzungen: Wenn jemand als „nicht durchsetzungsfähig“ eingeschätzt wird, weil er ein „Feeling-Typ“ ist, kann das Karrieren behindern.

  • Stereotype: Teammitglieder werden auf ihren MBTI-Typ reduziert, statt auf individuelle Stärken und Lernfähigkeit geschaut.

  • Vertrauensverluste: Wenn Mitarbeitende merken, dass Entscheidungen auf wackeligen Tests beruhen, leidet die Glaubwürdigkeit von HR und Führung.

Dabei gäbe es Alternativen: Validierte Verfahren wie das Big-Five-Modell oder strukturierte Verhaltensbeobachtungen liefern deutlich bessere Prognosen über berufliche Passung, Entwicklungspotenzial und Teamrollen.

Wichtig:

Ein Test, der Verhalten und Leistung nicht zuverlässig vorhersagen kann, eignet sich nicht für Personalentscheidungen. Und doch passiert genau das – weil der MBTI so einfach, elegant und kommunikativ anschlussfähig wirkt.

Aber Einfachheit ersetzt keine Evidenz.

Doch selbst wenn der MBTI keine klaren Prognosen erlaubt – wäre es immerhin hilfreich, wenn er konstant dasselbe Ergebnis liefert. Leider auch hier: Fehlanzeige. Im nächsten Abschnitt schauen wir uns an, wie der MBTI, insbesondere die Typen wie ESFP und ESTJ, die Wahrnehmung von extrovertiertem Verhalten beeinflussen kann. wie instabil und unzuverlässig die MBTI-Ergebnisse tatsächlich sind.

In der Arbeitswelt kommt der MBTI oft zur Anwendung: Für Führungscoachings, Teambuilding, sogar bei Beförderungsentscheidungen. Doch eine Studie von Furnham & Crump (2015) kam zu einem ernüchternden Fazit: Der MBTI sagte weder Führungserfolg noch Karriereverlauf verlässlich voraus.

  • Kaum Zusammenhang zwischen Typ und Berufserfolg

  • Schwache Korrelation mit Entscheidungsstärke oder Belastbarkeit

  • In der Praxis inkonsistente Ergebnisse bei WiederholungenWer im Coaching oder in der Personalentwicklung auf das falsche Instrument setzt, riskiert Fehleinschätzungen, Frustration und Ineffizienz.


Die Zuverlässigkeit des MBTI-Tests: Wacklig wie ein Horoskop

Stell dir vor, du gehst drei Mal zum selben Persönlichkeitstest – und bekommst drei verschiedene Ergebnisse. Würdest du ihm noch trauen?

Genau das passiert beim MBTI erschreckend häufig. Eine Studie von Bents & Blank (1995) zeigte: Ein Drittel der Befragten identifizierte sich als extrovertiert, was häufig mit dem ESTJ-Typ in Verbindung gebracht wird. der Teilnehmenden erhielt bei einem erneuten Durchlauf eine andere Typenzuordnung. Und das, obwohl sie sich weder grundlegend verändert hatten noch eine andere Lebenssituation durchliefen.

Ein zuverlässiger Test sollte bei stabilen Personen auch stabile Ergebnisse liefern. Beim MBTI ist genau das nicht gegeben.

Warum schwanken die Ergebnisse so stark?

Der MBTI basiert auf Selbsteinschätzung – also auf dem, was Menschen von sich selbst glauben. Doch unser Selbstbild ist nicht konstant, insbesondere bei den extrovertierten Typen wie ENTP und ESFJ.. Es schwankt mit:

  • Stimmungslage

  • sozialem Kontext (z. B. wie extrovertierte Typen wie ESFP in Gruppen agieren). B. Privat- vs. Berufsrolle)

  • Tagesform

  • aktuellen Herausforderungen oder Zielen

Ein Beispiel: Wer am Montag nach einem stressigen Wochenende den Test macht, bewertet sich möglicherweise als weniger entscheidungsfreudig, weniger kontaktfreudig und insgesamt zurückhaltender. Am Freitag, nach einer produktiven Woche, fällt dieselbe Person plötzlich in einen ganz anderen Typ.

Zudem zwingt der MBTI zur binären Entscheidung: Entweder du bist introvertiert – oder extravertiert. Entweder denkend – oder fühlend. Wer in der Mitte liegt, wird trotzdem einer Seite zugewiesen. Dieses Schwarz-Weiß-Denken erzeugt künstliche Klarheit, wo in Wirklichkeit Graubereiche herrschen.

Wichtig:

Ein Test mit schlechter Test-Retest-Reliabilität liefert keine verlässliche Basis für:

  • berufliche Entscheidungen

  • langfristige Selbsteinschätzung

  • therapeutische Reflexion

  • Beziehungsberatung

  • persönliche Entwicklung

Die Folge: Menschen orientieren sich an Zufallswerten, halten diese aber für „objektive“ Erkenntnisse. Das kann nicht nur enttäuschen, sondern sogar Fehlentwicklungen verstärken. Wer sich z. B. als „P-Typ“ sieht (spontan, flexibel), vermeidet womöglich gezielt Planung – obwohl ihm das in Wahrheit guttun würde.

Persönlichkeit ist kein starres Etikett. Sie ist ein dynamisches Muster, das sich entwickeln, verändern und erweitern lässt. Ein instabiler Test wird dem nicht gerecht.

Doch wie steht es mit der theoretischen Fundierung des MBTI? Gibt es Schnittmengen mit anderen wissenschaftlich anerkannten Modellen – oder ist der MBTI ein völliger Außenseiter im Feld der Persönlichkeitspsychologie? Im nächsten Abschnitt klären wir, wie anschlussfähig das Modell in Forschung und Praxis wirklich ist.


Wissenschaftliche Anschlussfähigkeit: Kaum gegeben

Ein Persönlichkeitstest, der weltweit eingesetzt wird, sollte wenigstens theoretisch anschlussfähig sein – oder?

Beim MBTI ist genau das nicht der Fall. Das Modell steht methodisch isoliert, was im Gegensatz zu den interaktiven Ansätzen extrovertierter Typen wie ESFJ steht. da und lässt sich kaum mit den etablierten wissenschaftlichen Persönlichkeitsmodellen in Beziehung setzen. Besonders auffällig: Die geringe Übereinstimmung mit dem Big-Five-Modell, das international als Goldstandard der Persönlichkeitsforschung gilt.

MBTI vs. Big Five – ein ungleiches Duell

Während der MBTI mit vier dichotomen Achsen arbeitet, beruhen die Big Five auf fünf kontinuierlichen Dimensionen:

  • Offenheit für Erfahrungen

  • Gewissenhaftigkeit

  • Extraversion

  • Verträglichkeit

  • Neurotizismus

In der Praxis bedeutet das: Während der MBTI Menschen kategorisch einem Typ zuordnet, erfassen die Big Five graduelle Unterschiede – also wie stark oder schwach jemand in einer bestimmten Ausprägung ist. Genau das erlaubt eine viel genauere Beschreibung von Verhalten, Motivation und emotionaler Stabilität.

Eine vergleichende Studie von Furnham (2022) zeigte:
Nur ein einziger MBTI-Faktor – nämlich „Thinking–Feeling“ – überlappt nennenswert mit einem Big-Five-Faktor (Verträglichkeit), und selbst hier liegt die Korrelation nur bei etwa 21 %. Die übrigen Zuordnungen erreichen unter 5 % Übereinstimmung – ein klares Zeichen dafür, dass die Modelle grundlegend unterschiedliche Dinge messen.

Keine Relevanz in Forschung, Diagnostik oder Therapie

In der wissenschaftlichen Psychologie findet der MBTI praktisch keine Anwendung:

  • In klinischer Diagnostik wird er nicht verwendet – weder zur Störungserfassung noch zur Therapieplanung.

  • In der Forschung wird er kaum zitiert oder operationalisiert.

  • In der Testpsychologie wird er als nicht normiert, nicht objektiv, nicht reliabel bewertet.

Das liegt nicht nur an den empirischen Schwächen, sondern auch an der theoretischen Basis: Der MBTI wurde von zwei Laien – Katharine Briggs und Isabel Briggs Myers – entwickelt, die sich zwar für Psychologie interessierten, aber keine wissenschaftliche Ausbildung in diesem Bereich hatten. Ihr Ziel war es, JUNGs Typologie „praktisch anwendbar“ zu machen – nicht empirisch fundiert.

Wichtig:

Ein Modell, das von der Wissenschaft nicht ernst genommen wird, taugt nicht als Grundlage für ernsthafte Entscheidungen, besonders wenn man die rationalen Ansätze der Typen wie ISTJ und ESTP berücksichtigt. Besonders riskant wird es, wenn der MBTI in Bereichen eingesetzt wird, die hohe Präzision und Verantwortung erfordern – etwa:

  • in der psychologischen Beratung,

  • in der Berufsorientierung von Jugendlichen,

  • oder in therapeutischen Settings.

Wer hier auf den MBTI setzt, verwechselt Popularität mit Validität – ein folgenschwerer Trugschluss.

Wissenschaftliche Anschlussfähigkeit bedeutet nicht nur: „Klingt plausibel“. Sie bedeutet: Das Modell ist überprüfbar, konsistent, anschlussfähig – und trägt verlässlich zur Erkenntnis bei.

Wenn also weder die Prognosekraft stimmt, noch die Zuverlässigkeit oder theoretische Fundierung – warum fühlt sich der MBTI trotzdem so „stimmig“ an? Im nächsten Abschnitt geht es um den Barnum-Effekt – und warum wir ausgerechnet den Tests am meisten glauben, die uns am geschicktesten schmeicheln.


Der Barnum-Effekt: Warum der MBTI trotzdem „so gut passt“

„Das bin so ich!“ – Wer nach dem Ausfüllen eines MBTI-Tests seine Auswertung liest, fühlt sich häufig zutiefst erkannt. Die Beschreibung wirkt persönlich, detailliert, fast schon intim. Das ist kein Zufall – sondern ein psychologischer Trick.

Der sogenannte Barnum-Effekt beschreibt ein bekanntes Phänomen aus der Persönlichkeitspsychologie: Menschen empfinden allgemein formulierte Aussagen als zutreffend, solange sie positiv, vage und scheinbar individuell sind.

Der Effekt ist nach dem amerikanischen Zirkusdirektor P. T. Barnum benannt, der für sein Publikum stets etwas „für jeden“ bereithielt.

Wie der Effekt wirkt – und warum der MBTI ihn perfekt nutzt

MBTI-Beschreibungen sind geschickt formuliert: Sie enthalten sowohl Stärken als auch kleinere Schwächen – aber immer in einem wohlwollenden Ton. Typisch sind Formulierungen wie: "Ich fühle mich oft wie ein ESTP in sozialen Situationen."

  • „Du bist kreativ, aber brauchst gelegentlich Rückzug.“

  • „Du bist zuverlässig, auch wenn du manchmal zu viel Verantwortung übernimmst.“

  • „Du bist analytisch und neigst dazu, Dinge gründlich zu durchdenken.“

Solche Aussagen treffen auf sehr viele Menschen zu, wirken aber individuell – besonders dann, wenn sie im Kontext eines Tests präsentiert werden, der Seriosität ausstrahlt.

Drei Gründe, warum der Barnum-Effekt beim MBTI besonders stark greift:

  1. Rahmen und Ritual:
    Das Ausfüllen eines Tests wirkt objektiv. Der Kontext „Fragebogen – Auswertung – Interpretation“ aktiviert unser Vertrauen in Verfahren.

  2. Selbstbezug:
    Wir suchen in jeder Beschreibung uns selbst. Unser Gehirn filtert selektiv – wir erkennen Bestätigung schneller als Widerspruch.

  3. Bedürfnis nach Bedeutung:
    Menschen möchten sich verstanden fühlen. Der MBTI suggeriert: „Du bist besonders. Und du bist erklärbar.“ Das ist emotional hoch attraktiv.

Wichtig:

Der Barnum-Effekt erklärt, warum wir so leicht in das MBTI-System hineingezogen werden – und warum es so schwerfällt, sich davon wieder zu lösen.

Denn wer sich in einem Typ wiederfindet, beginnt oft, die Eigenschaften von Typen wie ESTJ oder ISFP zu reflektieren. sich selbst und andere danach zu strukturieren:

  • „Ich verstehe mich jetzt besser – ich bin eben ein INFP.“

  • „Natürlich streiten wir – sie ist halt ein ENTJ.“

  • „Ich brauche diesen Jobwechsel – mein Typ ist einfach nicht fürs Büro gemacht.“

Diese Zuschreibungen erzeugen echte Konsequenzen – obwohl sie auf unklarer, oft zufälliger Grundlage beruhen. Je glaubwürdiger die Sprache, desto geringer die kritische Distanz.

Der MBTI funktioniert nicht trotz seiner Schwächen – sondern wegen seiner Wirkung auf unser Bedürfnis nach Orientierung und Anerkennung.

Der MBTI ist also charmant, emotional überzeugend und sozial anschlussfähig – aber wissenschaftlich fragwürdig. Heißt das, wir sollten ihn komplett ignorieren? Nicht unbedingt. Im nächsten Abschnitt schauen wir, wie der MBTI sinnvoll – aber reflektiert – eingesetzt werden kann, ohne seine Grenzen zu ignorieren.


Weiterentwicklung des MBTI Tests: der Diplomat und mehr

Im MBTI-Kontext ist „der Diplomat“ keine offizielle Typbezeichnung, sondern stammt aus der populären Weiterentwicklung des MBTI-Modells durch die Website 16personalities.com, die den Test moderner, verständlicher und ansprechender aufbereitet hat.

Dort werden die 16 MBTI-Typen in vier Gruppen zusammengefasst:

  1. Analysten

  2. Diplomaten

  3. Wachen (Sentinels)

  4. Forscher (Explorers)


Wer sind dann die Diplomaten?

Diplomaten sind MBTI-Typen, die auf den Buchstabenkombinationen N (Intuition) und F (Feeling) beruhen. Sie gelten als visionär, empathisch und idealistisch. Diese Menschen streben nach Bedeutung, Harmonie und Werten.

Die vier Diplomaten-Typen:

MBTI-Typ

Rollenbezeichnung bei 16personalities

Kurzbeschreibung

INFJ

Der Advokat (Advocate)

Rückzugsorientiert, tiefgründig, idealistisch

INFP

Der Mediator (Mediator) ist oft ein ESFP, der in sozialen Situationen brilliert.

Kreativ, sensibel, wertegeleitet

ENFJ

Der Protagonist (Protagonist)

Inspirierend, charismatisch, führungsstark im Dienst anderer

ENFP

Der Aktivist (Campaigner)

Enthusiastisch, kontaktfreudig, visionär

 

Gemeinsame Merkmale der „Diplomaten“:

  • Empathie: starkes Einfühlungsvermögen, Harmoniebedürfnis

  • Wertorientierung: Entscheidungen basieren auf inneren Überzeugungen

  • Visionäres Denken: Faszination für Zukunft, Möglichkeiten, Veränderung

  • Beziehungsfokus: Interesse an emotionalen und zwischenmenschlichen Dynamiken

  • Abneigung gegen Konflikte, aber auch Wunsch, andere zu unterstützen oder zu inspirieren


Einordnung:

Obwohl die „Diplomat“-Kategorie noch weiter aus der populärpsychologischen Ecke stammt, spiegelt auch sie ein echtes Bedürfnis vieler Nutzer wider: Die Suche nach verständlichen psychologischen Clustern, die über Buchstabenkürzel hinausgehen und Identifikation und Orientierung bieten.

Was nun? MBTI mehr Partygag statt Diagnosetool

Der MBTI erfüllt viele psychologische Bedürfnisse – aber nicht die Anforderungen eines wissenschaftlich validen Tests. Was folgt daraus?

Verwerfen müssen wir ihn nicht – aber wir sollten ihn richtig einordnen.

Denn obwohl der MBTI als ernstzunehmendes Diagnosetool ungeeignet ist, lässt er sich dennoch reflektiert, spielerisch und mit Distanz verwenden. Seine Stärke liegt nicht in der Präzision – sondern in seiner Fähigkeit, Gespräche anzuregen, Selbstreflexion auszulösen und ein Gefühl von psychologischer Orientierung zu vermitteln.

Drei Zusammenhänge, in denen der MBTI funktioniert – wenn man weiß, was man tut:

  • 1. Zur Selbstreflexion:
    Der MBTI kann ein Einstieg in die Selbsterkundung sein. Wenn du deine Ergebnisse nicht als endgültige Wahrheit, sondern als Einladung zur Reflexion betrachtest, entsteht echter Erkenntnisgewinn.
    Fragen wie: „Warum habe ich so geantwortet?“ oder „Woran merke ich, dass ich eher intuitiv als sensorisch denke?“ können produktive Denkanstöße liefern.

  • 2. Im Coaching (mit Vorwissen):
    Viele Klient:innen kennen ihre MBTI-Typisierung bereits. Ein guter Coach kann diese narrative Struktur aufnehmen – aber gleichzeitig helfen, sie zu hinterfragen.
    Statt zu sagen: „Das liegt an deinem Typ“, lässt sich fragen: „Was macht es mit dir, dich als INFJ zu sehen? Was verstärkst du dadurch – und was blendest du aus?“

  • 3. In der Popkultur und sozialen Medien:
    MBTI-Typen funktionieren in Memes, Personality-Posts und Serien-Analysen hervorragend. Sie schaffen eine niedrigschwellige Einstiegsebene in psychologische Themen. Wichtig ist nur:
    Mit Augenzwinkern – nicht mit autoritärem Ernst.

Der MBTI ist wie ein guter Party-Gag: Er bringt Menschen ins Gespräch, liefert Aha-Momente – aber niemand sollte seine Lebensentscheidungen danach ausrichten.

Grenzen anerkennen, Wirkung verstehen

Gerade weil der MBTI so anschlussfähig ist, besteht die Gefahr, ihn zu überschätzen. Und genau hier ist Aufklärung gefragt. Wenn Coaches, HR-Abteilungen oder Therapeut:innen das Modell unkritisch verwenden, entsteht ein Scheineindruck von Professionalität – ohne Substanz.

Doch wer seine Wirkung kennt und seine Grenzen benennt, kann den MBTI verantwortungsvoll nutzen:

  • als Impuls, nicht als Urteil

  • als Metapher, nicht als Diagnose

  • als Sprachhilfe, nicht als Wahrheit

Persönlichkeit ist fluide. Menschen entwickeln sich. Und kein Test kann uns vollständig fassen.

Im letzten Abschnitt fassen wir noch einmal zusammen, warum der MBTI wirkt – aber nicht trägt. Und warum es sich lohnt, Komplexität auszuhalten, statt sich mit Typen zu beruhigen.


Fazit: Zwischen Verführung und Verantwortung

Der MBTI ist populär, eingängig und fühlt sich oft erstaunlich zutreffend an. Doch gerade das macht ihn so verführerisch – und so problematisch.

Er funktioniert, weil er ein tiefes Bedürfnis befriedigt: den Wunsch, sich selbst zu verstehen und in der Welt verorten zu können. Der Test bietet einfache Antworten auf komplizierte Fragen: Wer bin ich? Wie ticke ich? Warum gerate ich mit anderen aneinander? In einer Welt, die immer schneller, unübersichtlicher und widersprüchlicher wird, wirkt der MBTI wie ein Kompass.

Aber er zeigt in keine verlässliche Richtung.

Wissenschaftlich betrachtet ist der MBTI nicht haltbar:

  • Die Typen sind willkürlich konstruiert

  • Die Vorhersagekraft ist schwach

  • Die Ergebnisse sind instabil

  • Die Anschlussfähigkeit an fundierte Modelle fehlt

Und dennoch hat der MBTI gesellschaftliche Relevanz – als psychologisches Kulturprodukt, nicht als Diagnosetool.

Er wirkt wie ein Horoskop mit Testbogen: unterhaltsam, bestätigend, strukturiert, ähnlich den Ergebnissen, die man bei einem ESTJ erwarten würde. Aber nicht wahr im wissenschaftlichen Sinn.

Was bleibt?

Wir dürfen den MBTI wertschätzen – aber nicht verwechseln mit:

  • psychologischer Diagnostik

  • valider Persönlichkeitsforschung

  • professionellen Testverfahren

Er gehört bestenfalls in Gespräche, nicht in Gutachten. Auf Instagram oder in die Selbstreflexion, nicht in die Personalakte.

Ein Persönlichkeitstest ist kein Orakel.
Er ist ein Werkzeug – und jedes Werkzeug braucht Kontext, Können und Kritikfähigkeit.

Der MBTI lebt von seiner Einfachheit – und genau das macht ihn so gefährlich, wenn er zu ernst genommen wird.

Denn echte Selbstkenntnis braucht mehr: den Mut zur Widersprüchlichkeit, die Offenheit für Entwicklung – und die Bereitschaft, sich nicht auf vier Buchstaben reduzieren zu lassen.


📌 Häufig gestellte Fragen zum MBTI


🔹 1. Was ist der MBTI?

Der Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI) ist ein populärer Persönlichkeitstest, der Menschen einem von 16 Typen zuordnet – basierend auf vier Gegensatzpaaren:

  • Extraversion (E) – Introversion (I)

  • Sensing (S) – Intuition (N)

  • Thinking (T) – Feeling (F)

  • Judging (J) – Perceiving (P)

Jede Person erhält dabei einen vierstelligen Typen-Code wie „INFP“ oder „ESTJ“.


🔹 2. Was bedeuten die vier Buchstaben im MBTI-Typ?

Die Buchstaben stehen für vier zentrale Persönlichkeitstendenzen:

Buchstabe

Bedeutung

E

Extraversion – energiegeladen durch äußere Reize

I

Introversion – energiegeladen durch innere Prozesse

S

Sensing – Aufmerksamkeit für konkrete Fakten

N

Intuition – Orientierung an Ideen und Möglichkeiten

T

Thinking – Entscheidungen basierend auf Logik

F

Feeling – Entscheidungen basierend auf Werten

J

Judging – geordnet, entscheidungsfreudig

P

Perceiving – offen, flexibel, spontan


🔹 3. Was bedeutet „J“ und „P“ im MBTI?

Diese Buchstaben stehen für die Art, wie jemand mit der Außenwelt umgeht:

  • Judging (J): Menschen mit „J“ bevorzugen Struktur, Planung und feste Entscheidungen. Sie mögen es, Dinge abzuschließen.

  • Perceiving (P): Personen mit „P“ agieren flexibel, spontan und offen. Sie halten sich gern Optionen offen.

💡 Wichtig: Das bedeutet nicht, dass „P“-Typen chaotisch oder „J“-Typen unflexibel sind – es geht um bevorzugte Herangehensweisen.


🔹 4. Welche MBTI-Typen gibt es?

Es gibt 16 Persönlichkeitstypen, die aus allen Kombinationen der vier Buchstaben entstehen. Eine Übersicht:

MBTI-Typ

Spitzname („16personalities“ Stil)

ISTJ

Der Inspektor (Logistiker)

ISFJ

Der Beschützer (Verteidiger)

INFJ

Der Advokat

INTJ

Der Stratege

ISTP

Der Virtuose

ISFP

Der Abenteurer

INFP

Der Mediator

INTP

Der Denker

ESTP

Der Unternehmer

ESFP

Der Entertainer

ENFP

Der Aktivist

ENTP

Der Erfinder

ESTJ

Der Aufseher

ESFJ

Der Versorger

ENFJ

Der Protagonist

ENTJ

Der Kommandeur


🔹 5. Was ist der häufigste Persönlichkeitstyp?

Der häufigste MBTI-Typ weltweit ist:

🟩 ISFJ – Der Beschützer („Defender“)

  • Introvertiert, praktisch, fürsorglich, organisiert

  • Kommt besonders häufig bei Frauen vor

  • Macht etwa 13–14 % der US-Bevölkerung aus

ISFJ-Typen übernehmen gern Verantwortung im Hintergrund – in Familie, Pflege, Schule oder Verwaltung.


🔹 6. Welcher MBTI-Typ ist am seltensten?

Der seltenste MBTI-Typ ist:

🟪 INFJ – Der Advokat

  • Tiefgründig, idealistisch, introvertiert und strukturorientiert

  • Weniger als 1–2 % der Bevölkerung

  • Häufig mit hoher innerer Komplexität, Sinnsuche und analytischer Stärke verbunden


🔹 7. Welcher MBTI-Typ ist am schwersten herauszufinden?

INFJs und INTPs gelten als am schwersten zu „tippen“:

  • INFJs, weil sie sehr privat und vielschichtig sind – viele Testfragen greifen bei ihnen zu kurz.

  • INTPs, weil sie zwischen logischem Denken und kreativer Unordnung schwanken – was zu inkonsistenten Antworten führen kann.


🔹 8. Was bedeutet „A“ und „T“ bei MBTI auf 16personalities.com?

Das ist eine Erweiterung des klassischen MBTI bei 16personalities:

  • A = Assertive (durchsetzungsfähig): selbstsicher, stressresistent, emotional stabiler

  • T = Turbulent (unsicher): selbstkritischer, sensibler, schneller von Stress beeinflusst

Beispiel:
„INFP-T“ = ein eher sensibler Mediator
„INFP-A“ = ein selbstsicherer, ruhiger Mediator


🔹 9. Wer passt zu wem? – MBTI und Beziehungen

Beliebte Kombinationen in der MBTI-Community sind:

  • INFP & ENFJ: sensibler Idealist trifft sozialen Anführer

  • ISTJ & ESFP: strukturierter Planer trifft lebensfrohen Freigeist

  • INTJ & ENFP: strategischer Denker trifft kreativen Entdecker

Wichtig: Der MBTI kann Hinweise auf Kommunikationsdynamiken geben, ersetzt aber kein Beziehungswissen oder persönliche Erfahrung.


🔹 10. Wie beeinflussen die 16 Typen die Kommunikation?

  • E vs. I: Extrovertierte denken laut – Introvertierte intern

  • T vs. F: Denktypen argumentieren – Fühltypen beziehen sich auf Menschen

  • J vs. P: Judging-Typen kommunizieren klar und direkt – Perceiving-Typen sind eher assoziativ und offen

  • S vs. N: Sensing-Typen sprechen konkret – Intuitive eher bildhaft und abstrakt

💬 Tipp: Missverständnisse entstehen oft, wenn sich diese Unterschiede kreuzen – z. B. ein strukturierter ISTJ redet mit einem flexiblen ENFP.


🔹 11. Wie genau ist das MBTI-Modell?

  • Unwissenschaftlich: Die 16 Typen konnten in Studien nicht eindeutig statistisch nachgewiesen werden (z. B. Freudenstein et al., 2019)

  • Geringe Test-Retest-Zuverlässigkeit: 1/3 wechselt bei Wiederholung den Typ

  • Schwache Prognosekraft: Kaum Zusammenhang mit Berufserfolg, Verhalten oder Intelligenz

Fazit: Das Modell ist emotional anschlussfähig, aber wissenschaftlich kaum belastbar.


🔹 12. Wofür kann man den MBTI Test trotzdem nutzen?

  • Zur Selbstreflexion (wenn bewusst metaphorisch verwendet)

  • Als Gesprächseinstieg in Coaching oder Teamentwicklung

  • Zur Unterhaltung oder als Icebreaker

Wichtig: MBTI nicht für Diagnostik, Therapie oder fundierte Entscheidungen einsetzen.


🔹 13. Gibt es Alternativen zum MBTI?

Ja – wissenschaftlich validierte Modelle:

  • Big Five (OCEAN-Modell): Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit, Neurotizismus

  • HEXACO-Modell: Big Five + Ehrlichkeit/Bescheidenheit

  • DISC-Modell: Verhaltenstypen (Dominance, Influence, Steadiness, Conscientiousness)

  • RISO-HUDSON Enneagramm (spirituell-psychologisches Modell mit 9 Grundtypen)

Die Big Five gelten als Standard in Forschung und Diagnostik.

Typologie von Briggs und Myers: Warum der MBTI, der zugehörige MBTI Test und die 16 Persönlichkeitstypen trotz klarer Schwächen weiter gefeiert werden

Sie fühlen sich wie ein „INTJ“? Vielleicht sind Sie ja morgen schon ein „ENFP“.
Das klingt wie ein Scherz – ist aber empirisch belegbar. Rund ein Drittel aller Personen, die den MBTI mehrfach absolvieren, erhalten bei jedem Durchlauf eine andere Typenzuordnung. Und doch erlebt der sogenannte Persönlichkeitstest seit Jahrzehnten einen anhaltenden Höhenflug – in Coaching-Praxis, auf Karriereseiten und ganz besonders in den sozialen Medien. MBTI-Grafiken gehören auf Instagram und TikTok zu den meistgeteilten Content-Formaten im psychologischen Bereich. Warum also fasziniert uns dieses System so sehr?

Die Antwort liegt weniger in der Tiefe des Modells als in der Tiefe unserer Sehnsüchte: nach Klarheit, Zugehörigkeit und Selbstverstehen. Der MBTI bietet einfache Begriffe für komplexe Fragen – und das in einer Sprache, die sich mühelos in unser digitales Alltagsdenken einfügt: Du bist ein Typ. Deine Kollegin auch. Euer Typ bestimmt, wie ihr kommuniziert. Klingt logisch – ist es aber nicht.

Zwischen scheinbarer Präzision und psychologischer Projektion: Der MBTI wird als wissenschaftliches Instrument vermarktet, obwohl er methodisch und empirisch massive Schwächen zeigt. Trotzdem greifen Menschen weltweit täglich darauf zurück – im Bewerbungsgespräch, in der Paartherapie oder bei der Frage, warum sie sich „so anders“ fühlen.

In diesem Artikel werfen wir einen differenzierten Blick auf den MBTI – und decken auf, warum dieses Modell trotz aller Kritik weiterlebt. Dabei geht es weniger darum, den Test zu „entlarven“, als vielmehr um die psychologischen und sozialen Mechanismen, die ihn so attraktiv machen. Denn der MBTI offenbart letztlich nicht nur etwas über Persönlichkeit – sondern über unsere Zeit.


Worum es geht:

  • Was genau der MBTI ist – und was er suggeriert, aber nicht leisten kann

  • Welche psychologischen Bedürfnisse der Test erfüllt – unabhängig von seiner Validität

  • Welche wissenschaftlichen Einwände bestehen – und wie solide sie belegt sind

  • Wie der Barnum-Effekt unsere Wahrnehmung verzerrt – und warum wir uns davon verführen lassen

  • Wie sich der MBTI sinnvoll nutzen lässt – ohne ihn zu überschätzen

Ob du selbst MBTI-Fan bist oder das Modell mit Skepsis betrachtest: Dieser Artikel liefert dir fundierte Argumente, überraschende Einsichten – und eine klare Haltung zu einem psychologischen Dauerbrenner.


Was ist der Myers-Briggs-Test (MBTI) und was bedeuten die vier Buchstaben?

Der Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI) ist ein Persönlichkeitstest, der Menschen anhand ihrer Antworten auf bestimmte Fragen einem von 16 „Typen“ zuordnet. Das Modell basiert auf vier dichotomen Dimensionen, die jeweils zwei Gegensätze gegenüberstellen:

  • Extraversion (E) – Introversion (I):
    Bezieht sich darauf, ob jemand seine Energie eher aus der Außenwelt (soziale Interaktion) oder aus der Innenwelt (Reflexion, Rückzug) schöpft.

  • Sensing (S) – Intuition (N):
    Beschreibt, ob jemand sich stärker auf konkrete, gegenwärtige Informationen verlässt oder eher auf abstrakte Muster, Ideen und Möglichkeiten achtet.

  • Thinking (T) – Feeling (F):
    Unterscheidet zwischen einer eher sachlich-logischen versus einer wertorientiert-emotionalen Entscheidungsfindung.

  • Judging (J) – Perceiving (P):
    Reflektiert, ob eine Person lieber geordnet, planend und strukturiert vorgeht oder lieber flexibel, spontan und offen für neue Eindrücke bleibt.

Diese vier Buchstaben ergeben 16 Kombinationen – also 16 Persönlichkeitstypen wie ENTJ, ISFP oder ENFP. Jeder dieser Typen wird mit bestimmten Eigenschaften, Arbeitsstilen und Kommunikationsweisen verknüpft.

Wichtig:

Auf den ersten Blick wirkt dieses System intuitiv und griffig: Vier einfache Gegensatzpaare, eine überschaubare Zahl an Typen – und ein hohes Wiedererkennungspotenzial. Genau darin liegt der Charme des MBTI. Er bietet eine scheinbar objektive Möglichkeit, sich selbst besser zu verstehen und gleichzeitig andere Menschen leichter einzuordnen.

Ob im Teammeeting, im Bewerbungsgespräch oder beim ersten Date – der Satz „Ich bin eher ein INTP“ wirkt wie ein Shortcut für komplexe psychologische Dynamiken.

Kein Wunder also, dass der MBTI in zahlreichen Kontexten eingesetzt wird:

  • In Unternehmen zur Teamanalyse oder Führungskräfteentwicklung

  • In der Berufsorientierung für Jugendliche und Studierende

  • Im Coaching, um Persönlichkeitsprofile zu erstellen

  • In der Popkultur, um Filmfiguren oder Promis zu typisieren

  • Auf Social Media, um psychologische Inhalte niedrigschwellig zu präsentieren, könnte man auch die verschiedenen Typen des MBTI wie ISFP und ESTJ einbeziehen.

Wichtig zu wissen: Der MBTI basiert auf den Theorien von Carl Gustav Jung – jedoch stark vereinfacht und kommerzialisiert. Myers und Briggs waren keine Psychologinnen, sondern autodidaktische Enthusiastinnen, die das Modell für den Einsatz in der Berufswelt anpassen wollten.


Die 16 Persönlichkeitstypen von Myers und Briggs? Ein Mythos.

Die Vorstellung, dass jeder Mensch einem von 16 klar abgrenzbaren Persönlichkeitstypen zugeordnet werden kann, wirkt auf den ersten Blick überzeugend. Sie verspricht Ordnung in einer komplexen Welt, vereinfacht soziale Dynamiken – und vermittelt das Gefühl: „Ah, jetzt verstehe ich mich selbst.“ Aber genau diese Vereinfachung ist das Problem.

Der wissenschaftliche Standpunkt

In einer großangelegten Studie mit mehr als 150.000 Teilnehmenden (Freudenstein et al., 2019) ließ sich die Einteilung in exakt 16 Typen statistisch nicht nachweisen. Die Antworten der Proband:innen verteilten sich nicht in klar getrennten Gruppen, sondern lagen auf kontinuierlichen Skalen – ein deutliches Zeichen dafür, dass Persönlichkeit nicht in binären Kategorien, sondern entlang von Dimensionen verläuft.

  • Menschen zeigen Mischformen, keine reinen Typen.

  • Verhalten variiert, insbesondere wenn man die verschiedenen Myers-Briggs-Typen wie ESTP und ISFP betrachtet. je nach Kontext, Stimmung oder Rolle.

  • Die willkürliche Grenze zwischen „Introversion“ und „Extraversion“ beispielsweise entspricht einem künstlichen Cut-off, nicht einer natürlichen Trennlinie.

Auch aus methodischer Sicht ist das problematisch: Der MBTI erzwingt eine Entscheidung zwischen Gegensätzen, obwohl viele Menschen sich in beiden Polen wiederfinden. Eine Person kann etwa sowohl gerne alleine lesen als auch auf Partys Energie tanken – je nach Lebensphase oder Situation. Der MBTI ignoriert diese Nuancen.

Beispiel: Wer beim MBTI-Test bei der Frage zur Entscheidungsfindung 50/50 zwischen „Thinking“ und „Feeling“ antwortet, wird dennoch einer Seite zugeordnet. Das Ergebnis wirkt dann eindeutig – ist aber in Wirklichkeit ein coin flip.

Der Persönlichkeitstyp als psychologische Projektion

Die Attraktivität der 16 Typen liegt auch darin, dass sie wie kleine Identitätsgeschichten funktionieren. „Ich bin ein INFP – deshalb fühle ich mich so oft missverstanden.“ Oder: „Klar bin ich direkt – ich bin halt ein ESTJ.“ Das Modell bietet einfache narrative Muster, mit denen wir uns selbst erklären können. Doch diese Muster basieren auf Selbstzuschreibungen, nicht auf überprüfbaren Merkmalen.

In der psychologischen Forschung gelten solche Typenmodelle heute als veraltet. Moderne Persönlichkeitspsychologie arbeitet mit dimensionsbasierten Ansätzen wie dem Big-Five-Modell, das breite empirische Unterstützung findet und Verhalten, Emotion und Motivation differenziert abbildet.

Wichtig:

Ein starres Typensystem kann schnell zu Selbstverengung führen. Wer sich auf eine bestimmte Typisierung festlegt, übersieht eigene Entwicklungsmöglichkeiten, unterschätzt situative Flexibilität – oder akzeptiert problematische Verhaltensweisen als „typisch für mich“.

  • Karriereentscheidungen können auf falschen Annahmen beruhen („Ich bin halt kein Führungstyp“).

  • Beziehungsdynamiken werden vorschnell erklärt („Du bist ein F, ich bin ein T – das kann nicht klappen“).

  • Selbstbilder werden zementiert, obwohl sie wandelbar sind.

Sich selbst besser verstehen zu wollen ist wertvoll – aber nicht auf Kosten der Realität. Der MBTI vermittelt oft das Gefühl von Klarheit, wo eigentlich Komplexität, Wandelbarkeit und Widerspruch herrschen.

Wenn die Typen also gar nicht so stabil sind – kann der MBTI dann wenigstens zukünftiges Verhalten oder beruflichen Erfolg vorhersagen? Im nächsten Abschnitt schauen wir uns die Vorhersagequalität des MBTI an – und warum sie in vielen Fällen nicht mehr als ein psychologisches Placebo ist.

Vorhersagekraft der 16 Typen: überschaubar bis nicht vorhanden

Ein Persönlichkeitstest, der nichts vorhersagt, hat ein Problem.

Trotzdem wird der MBTI in zahlreichen professionellen Kontexten verwendet – vor allem in der Arbeitswelt. Führungskräfte-Workshops, Karrierecoachings, Bewerbungsverfahren oder Teambuilding-Maßnahmen greifen häufig auf MBTI-Typologien zurück. Dahinter steckt die Hoffnung, dass man mit dem Wissen um einen Persönlichkeitstyp Voraussagen treffen kann: Wie jemand sich in Stresssituationen verhält. Wie teamfähig eine Person ist. Ob jemand zur Führungskraft taugt.

Doch genau hier versagt der MBTI.

Was die Forschung zeigt

In einer Untersuchung von Furnham & Crump (2015) wurde die Frage gestellt, ob der MBTI mit beruflichem Erfolg zusammenhängt – z. B. mit Gehalt, Beförderung oder Führungskompetenz. Das Ergebnis war ernüchternd: Es gab keine belastbaren Zusammenhänge. Selbst dort, wo kleine Korrelationen gefunden wurden, waren diese inkonsistent oder nicht replizierbar.

Weitere Studien bestätigen:

  • MBTI-Typen sagen keine klaren beruflichen Stärken oder Schwächen voraus

  • Führungskompetenz, Teamfähigkeit und Belastbarkeit lassen sich mit MBTI kaum differenzieren

  • Ergebnisse hängen mehr vom Selbstbild als vom Verhalten ab

Wer z. B. denkt, dass er oder sie introvertiert ist, füllt den Test entsprechend aus – auch wenn das Verhalten in der Realität ganz anders aussieht.

Das Problem

Im Unternehmenskontext entstehen durch solche Fehlannahmen reale Konsequenzen:

  • Fehlbesetzungen: Wenn jemand als „nicht durchsetzungsfähig“ eingeschätzt wird, weil er ein „Feeling-Typ“ ist, kann das Karrieren behindern.

  • Stereotype: Teammitglieder werden auf ihren MBTI-Typ reduziert, statt auf individuelle Stärken und Lernfähigkeit geschaut.

  • Vertrauensverluste: Wenn Mitarbeitende merken, dass Entscheidungen auf wackeligen Tests beruhen, leidet die Glaubwürdigkeit von HR und Führung.

Dabei gäbe es Alternativen: Validierte Verfahren wie das Big-Five-Modell oder strukturierte Verhaltensbeobachtungen liefern deutlich bessere Prognosen über berufliche Passung, Entwicklungspotenzial und Teamrollen.

Wichtig:

Ein Test, der Verhalten und Leistung nicht zuverlässig vorhersagen kann, eignet sich nicht für Personalentscheidungen. Und doch passiert genau das – weil der MBTI so einfach, elegant und kommunikativ anschlussfähig wirkt.

Aber Einfachheit ersetzt keine Evidenz.

Doch selbst wenn der MBTI keine klaren Prognosen erlaubt – wäre es immerhin hilfreich, wenn er konstant dasselbe Ergebnis liefert. Leider auch hier: Fehlanzeige. Im nächsten Abschnitt schauen wir uns an, wie der MBTI, insbesondere die Typen wie ESFP und ESTJ, die Wahrnehmung von extrovertiertem Verhalten beeinflussen kann. wie instabil und unzuverlässig die MBTI-Ergebnisse tatsächlich sind.

In der Arbeitswelt kommt der MBTI oft zur Anwendung: Für Führungscoachings, Teambuilding, sogar bei Beförderungsentscheidungen. Doch eine Studie von Furnham & Crump (2015) kam zu einem ernüchternden Fazit: Der MBTI sagte weder Führungserfolg noch Karriereverlauf verlässlich voraus.

  • Kaum Zusammenhang zwischen Typ und Berufserfolg

  • Schwache Korrelation mit Entscheidungsstärke oder Belastbarkeit

  • In der Praxis inkonsistente Ergebnisse bei WiederholungenWer im Coaching oder in der Personalentwicklung auf das falsche Instrument setzt, riskiert Fehleinschätzungen, Frustration und Ineffizienz.


Die Zuverlässigkeit des MBTI-Tests: Wacklig wie ein Horoskop

Stell dir vor, du gehst drei Mal zum selben Persönlichkeitstest – und bekommst drei verschiedene Ergebnisse. Würdest du ihm noch trauen?

Genau das passiert beim MBTI erschreckend häufig. Eine Studie von Bents & Blank (1995) zeigte: Ein Drittel der Befragten identifizierte sich als extrovertiert, was häufig mit dem ESTJ-Typ in Verbindung gebracht wird. der Teilnehmenden erhielt bei einem erneuten Durchlauf eine andere Typenzuordnung. Und das, obwohl sie sich weder grundlegend verändert hatten noch eine andere Lebenssituation durchliefen.

Ein zuverlässiger Test sollte bei stabilen Personen auch stabile Ergebnisse liefern. Beim MBTI ist genau das nicht gegeben.

Warum schwanken die Ergebnisse so stark?

Der MBTI basiert auf Selbsteinschätzung – also auf dem, was Menschen von sich selbst glauben. Doch unser Selbstbild ist nicht konstant, insbesondere bei den extrovertierten Typen wie ENTP und ESFJ.. Es schwankt mit:

  • Stimmungslage

  • sozialem Kontext (z. B. wie extrovertierte Typen wie ESFP in Gruppen agieren). B. Privat- vs. Berufsrolle)

  • Tagesform

  • aktuellen Herausforderungen oder Zielen

Ein Beispiel: Wer am Montag nach einem stressigen Wochenende den Test macht, bewertet sich möglicherweise als weniger entscheidungsfreudig, weniger kontaktfreudig und insgesamt zurückhaltender. Am Freitag, nach einer produktiven Woche, fällt dieselbe Person plötzlich in einen ganz anderen Typ.

Zudem zwingt der MBTI zur binären Entscheidung: Entweder du bist introvertiert – oder extravertiert. Entweder denkend – oder fühlend. Wer in der Mitte liegt, wird trotzdem einer Seite zugewiesen. Dieses Schwarz-Weiß-Denken erzeugt künstliche Klarheit, wo in Wirklichkeit Graubereiche herrschen.

Wichtig:

Ein Test mit schlechter Test-Retest-Reliabilität liefert keine verlässliche Basis für:

  • berufliche Entscheidungen

  • langfristige Selbsteinschätzung

  • therapeutische Reflexion

  • Beziehungsberatung

  • persönliche Entwicklung

Die Folge: Menschen orientieren sich an Zufallswerten, halten diese aber für „objektive“ Erkenntnisse. Das kann nicht nur enttäuschen, sondern sogar Fehlentwicklungen verstärken. Wer sich z. B. als „P-Typ“ sieht (spontan, flexibel), vermeidet womöglich gezielt Planung – obwohl ihm das in Wahrheit guttun würde.

Persönlichkeit ist kein starres Etikett. Sie ist ein dynamisches Muster, das sich entwickeln, verändern und erweitern lässt. Ein instabiler Test wird dem nicht gerecht.

Doch wie steht es mit der theoretischen Fundierung des MBTI? Gibt es Schnittmengen mit anderen wissenschaftlich anerkannten Modellen – oder ist der MBTI ein völliger Außenseiter im Feld der Persönlichkeitspsychologie? Im nächsten Abschnitt klären wir, wie anschlussfähig das Modell in Forschung und Praxis wirklich ist.


Wissenschaftliche Anschlussfähigkeit: Kaum gegeben

Ein Persönlichkeitstest, der weltweit eingesetzt wird, sollte wenigstens theoretisch anschlussfähig sein – oder?

Beim MBTI ist genau das nicht der Fall. Das Modell steht methodisch isoliert, was im Gegensatz zu den interaktiven Ansätzen extrovertierter Typen wie ESFJ steht. da und lässt sich kaum mit den etablierten wissenschaftlichen Persönlichkeitsmodellen in Beziehung setzen. Besonders auffällig: Die geringe Übereinstimmung mit dem Big-Five-Modell, das international als Goldstandard der Persönlichkeitsforschung gilt.

MBTI vs. Big Five – ein ungleiches Duell

Während der MBTI mit vier dichotomen Achsen arbeitet, beruhen die Big Five auf fünf kontinuierlichen Dimensionen:

  • Offenheit für Erfahrungen

  • Gewissenhaftigkeit

  • Extraversion

  • Verträglichkeit

  • Neurotizismus

In der Praxis bedeutet das: Während der MBTI Menschen kategorisch einem Typ zuordnet, erfassen die Big Five graduelle Unterschiede – also wie stark oder schwach jemand in einer bestimmten Ausprägung ist. Genau das erlaubt eine viel genauere Beschreibung von Verhalten, Motivation und emotionaler Stabilität.

Eine vergleichende Studie von Furnham (2022) zeigte:
Nur ein einziger MBTI-Faktor – nämlich „Thinking–Feeling“ – überlappt nennenswert mit einem Big-Five-Faktor (Verträglichkeit), und selbst hier liegt die Korrelation nur bei etwa 21 %. Die übrigen Zuordnungen erreichen unter 5 % Übereinstimmung – ein klares Zeichen dafür, dass die Modelle grundlegend unterschiedliche Dinge messen.

Keine Relevanz in Forschung, Diagnostik oder Therapie

In der wissenschaftlichen Psychologie findet der MBTI praktisch keine Anwendung:

  • In klinischer Diagnostik wird er nicht verwendet – weder zur Störungserfassung noch zur Therapieplanung.

  • In der Forschung wird er kaum zitiert oder operationalisiert.

  • In der Testpsychologie wird er als nicht normiert, nicht objektiv, nicht reliabel bewertet.

Das liegt nicht nur an den empirischen Schwächen, sondern auch an der theoretischen Basis: Der MBTI wurde von zwei Laien – Katharine Briggs und Isabel Briggs Myers – entwickelt, die sich zwar für Psychologie interessierten, aber keine wissenschaftliche Ausbildung in diesem Bereich hatten. Ihr Ziel war es, JUNGs Typologie „praktisch anwendbar“ zu machen – nicht empirisch fundiert.

Wichtig:

Ein Modell, das von der Wissenschaft nicht ernst genommen wird, taugt nicht als Grundlage für ernsthafte Entscheidungen, besonders wenn man die rationalen Ansätze der Typen wie ISTJ und ESTP berücksichtigt. Besonders riskant wird es, wenn der MBTI in Bereichen eingesetzt wird, die hohe Präzision und Verantwortung erfordern – etwa:

  • in der psychologischen Beratung,

  • in der Berufsorientierung von Jugendlichen,

  • oder in therapeutischen Settings.

Wer hier auf den MBTI setzt, verwechselt Popularität mit Validität – ein folgenschwerer Trugschluss.

Wissenschaftliche Anschlussfähigkeit bedeutet nicht nur: „Klingt plausibel“. Sie bedeutet: Das Modell ist überprüfbar, konsistent, anschlussfähig – und trägt verlässlich zur Erkenntnis bei.

Wenn also weder die Prognosekraft stimmt, noch die Zuverlässigkeit oder theoretische Fundierung – warum fühlt sich der MBTI trotzdem so „stimmig“ an? Im nächsten Abschnitt geht es um den Barnum-Effekt – und warum wir ausgerechnet den Tests am meisten glauben, die uns am geschicktesten schmeicheln.


Der Barnum-Effekt: Warum der MBTI trotzdem „so gut passt“

„Das bin so ich!“ – Wer nach dem Ausfüllen eines MBTI-Tests seine Auswertung liest, fühlt sich häufig zutiefst erkannt. Die Beschreibung wirkt persönlich, detailliert, fast schon intim. Das ist kein Zufall – sondern ein psychologischer Trick.

Der sogenannte Barnum-Effekt beschreibt ein bekanntes Phänomen aus der Persönlichkeitspsychologie: Menschen empfinden allgemein formulierte Aussagen als zutreffend, solange sie positiv, vage und scheinbar individuell sind.

Der Effekt ist nach dem amerikanischen Zirkusdirektor P. T. Barnum benannt, der für sein Publikum stets etwas „für jeden“ bereithielt.

Wie der Effekt wirkt – und warum der MBTI ihn perfekt nutzt

MBTI-Beschreibungen sind geschickt formuliert: Sie enthalten sowohl Stärken als auch kleinere Schwächen – aber immer in einem wohlwollenden Ton. Typisch sind Formulierungen wie: "Ich fühle mich oft wie ein ESTP in sozialen Situationen."

  • „Du bist kreativ, aber brauchst gelegentlich Rückzug.“

  • „Du bist zuverlässig, auch wenn du manchmal zu viel Verantwortung übernimmst.“

  • „Du bist analytisch und neigst dazu, Dinge gründlich zu durchdenken.“

Solche Aussagen treffen auf sehr viele Menschen zu, wirken aber individuell – besonders dann, wenn sie im Kontext eines Tests präsentiert werden, der Seriosität ausstrahlt.

Drei Gründe, warum der Barnum-Effekt beim MBTI besonders stark greift:

  1. Rahmen und Ritual:
    Das Ausfüllen eines Tests wirkt objektiv. Der Kontext „Fragebogen – Auswertung – Interpretation“ aktiviert unser Vertrauen in Verfahren.

  2. Selbstbezug:
    Wir suchen in jeder Beschreibung uns selbst. Unser Gehirn filtert selektiv – wir erkennen Bestätigung schneller als Widerspruch.

  3. Bedürfnis nach Bedeutung:
    Menschen möchten sich verstanden fühlen. Der MBTI suggeriert: „Du bist besonders. Und du bist erklärbar.“ Das ist emotional hoch attraktiv.

Wichtig:

Der Barnum-Effekt erklärt, warum wir so leicht in das MBTI-System hineingezogen werden – und warum es so schwerfällt, sich davon wieder zu lösen.

Denn wer sich in einem Typ wiederfindet, beginnt oft, die Eigenschaften von Typen wie ESTJ oder ISFP zu reflektieren. sich selbst und andere danach zu strukturieren:

  • „Ich verstehe mich jetzt besser – ich bin eben ein INFP.“

  • „Natürlich streiten wir – sie ist halt ein ENTJ.“

  • „Ich brauche diesen Jobwechsel – mein Typ ist einfach nicht fürs Büro gemacht.“

Diese Zuschreibungen erzeugen echte Konsequenzen – obwohl sie auf unklarer, oft zufälliger Grundlage beruhen. Je glaubwürdiger die Sprache, desto geringer die kritische Distanz.

Der MBTI funktioniert nicht trotz seiner Schwächen – sondern wegen seiner Wirkung auf unser Bedürfnis nach Orientierung und Anerkennung.

Der MBTI ist also charmant, emotional überzeugend und sozial anschlussfähig – aber wissenschaftlich fragwürdig. Heißt das, wir sollten ihn komplett ignorieren? Nicht unbedingt. Im nächsten Abschnitt schauen wir, wie der MBTI sinnvoll – aber reflektiert – eingesetzt werden kann, ohne seine Grenzen zu ignorieren.


Weiterentwicklung des MBTI Tests: der Diplomat und mehr

Im MBTI-Kontext ist „der Diplomat“ keine offizielle Typbezeichnung, sondern stammt aus der populären Weiterentwicklung des MBTI-Modells durch die Website 16personalities.com, die den Test moderner, verständlicher und ansprechender aufbereitet hat.

Dort werden die 16 MBTI-Typen in vier Gruppen zusammengefasst:

  1. Analysten

  2. Diplomaten

  3. Wachen (Sentinels)

  4. Forscher (Explorers)


Wer sind dann die Diplomaten?

Diplomaten sind MBTI-Typen, die auf den Buchstabenkombinationen N (Intuition) und F (Feeling) beruhen. Sie gelten als visionär, empathisch und idealistisch. Diese Menschen streben nach Bedeutung, Harmonie und Werten.

Die vier Diplomaten-Typen:

MBTI-Typ

Rollenbezeichnung bei 16personalities

Kurzbeschreibung

INFJ

Der Advokat (Advocate)

Rückzugsorientiert, tiefgründig, idealistisch

INFP

Der Mediator (Mediator) ist oft ein ESFP, der in sozialen Situationen brilliert.

Kreativ, sensibel, wertegeleitet

ENFJ

Der Protagonist (Protagonist)

Inspirierend, charismatisch, führungsstark im Dienst anderer

ENFP

Der Aktivist (Campaigner)

Enthusiastisch, kontaktfreudig, visionär

 

Gemeinsame Merkmale der „Diplomaten“:

  • Empathie: starkes Einfühlungsvermögen, Harmoniebedürfnis

  • Wertorientierung: Entscheidungen basieren auf inneren Überzeugungen

  • Visionäres Denken: Faszination für Zukunft, Möglichkeiten, Veränderung

  • Beziehungsfokus: Interesse an emotionalen und zwischenmenschlichen Dynamiken

  • Abneigung gegen Konflikte, aber auch Wunsch, andere zu unterstützen oder zu inspirieren


Einordnung:

Obwohl die „Diplomat“-Kategorie noch weiter aus der populärpsychologischen Ecke stammt, spiegelt auch sie ein echtes Bedürfnis vieler Nutzer wider: Die Suche nach verständlichen psychologischen Clustern, die über Buchstabenkürzel hinausgehen und Identifikation und Orientierung bieten.

Was nun? MBTI mehr Partygag statt Diagnosetool

Der MBTI erfüllt viele psychologische Bedürfnisse – aber nicht die Anforderungen eines wissenschaftlich validen Tests. Was folgt daraus?

Verwerfen müssen wir ihn nicht – aber wir sollten ihn richtig einordnen.

Denn obwohl der MBTI als ernstzunehmendes Diagnosetool ungeeignet ist, lässt er sich dennoch reflektiert, spielerisch und mit Distanz verwenden. Seine Stärke liegt nicht in der Präzision – sondern in seiner Fähigkeit, Gespräche anzuregen, Selbstreflexion auszulösen und ein Gefühl von psychologischer Orientierung zu vermitteln.

Drei Zusammenhänge, in denen der MBTI funktioniert – wenn man weiß, was man tut:

  • 1. Zur Selbstreflexion:
    Der MBTI kann ein Einstieg in die Selbsterkundung sein. Wenn du deine Ergebnisse nicht als endgültige Wahrheit, sondern als Einladung zur Reflexion betrachtest, entsteht echter Erkenntnisgewinn.
    Fragen wie: „Warum habe ich so geantwortet?“ oder „Woran merke ich, dass ich eher intuitiv als sensorisch denke?“ können produktive Denkanstöße liefern.

  • 2. Im Coaching (mit Vorwissen):
    Viele Klient:innen kennen ihre MBTI-Typisierung bereits. Ein guter Coach kann diese narrative Struktur aufnehmen – aber gleichzeitig helfen, sie zu hinterfragen.
    Statt zu sagen: „Das liegt an deinem Typ“, lässt sich fragen: „Was macht es mit dir, dich als INFJ zu sehen? Was verstärkst du dadurch – und was blendest du aus?“

  • 3. In der Popkultur und sozialen Medien:
    MBTI-Typen funktionieren in Memes, Personality-Posts und Serien-Analysen hervorragend. Sie schaffen eine niedrigschwellige Einstiegsebene in psychologische Themen. Wichtig ist nur:
    Mit Augenzwinkern – nicht mit autoritärem Ernst.

Der MBTI ist wie ein guter Party-Gag: Er bringt Menschen ins Gespräch, liefert Aha-Momente – aber niemand sollte seine Lebensentscheidungen danach ausrichten.

Grenzen anerkennen, Wirkung verstehen

Gerade weil der MBTI so anschlussfähig ist, besteht die Gefahr, ihn zu überschätzen. Und genau hier ist Aufklärung gefragt. Wenn Coaches, HR-Abteilungen oder Therapeut:innen das Modell unkritisch verwenden, entsteht ein Scheineindruck von Professionalität – ohne Substanz.

Doch wer seine Wirkung kennt und seine Grenzen benennt, kann den MBTI verantwortungsvoll nutzen:

  • als Impuls, nicht als Urteil

  • als Metapher, nicht als Diagnose

  • als Sprachhilfe, nicht als Wahrheit

Persönlichkeit ist fluide. Menschen entwickeln sich. Und kein Test kann uns vollständig fassen.

Im letzten Abschnitt fassen wir noch einmal zusammen, warum der MBTI wirkt – aber nicht trägt. Und warum es sich lohnt, Komplexität auszuhalten, statt sich mit Typen zu beruhigen.


Fazit: Zwischen Verführung und Verantwortung

Der MBTI ist populär, eingängig und fühlt sich oft erstaunlich zutreffend an. Doch gerade das macht ihn so verführerisch – und so problematisch.

Er funktioniert, weil er ein tiefes Bedürfnis befriedigt: den Wunsch, sich selbst zu verstehen und in der Welt verorten zu können. Der Test bietet einfache Antworten auf komplizierte Fragen: Wer bin ich? Wie ticke ich? Warum gerate ich mit anderen aneinander? In einer Welt, die immer schneller, unübersichtlicher und widersprüchlicher wird, wirkt der MBTI wie ein Kompass.

Aber er zeigt in keine verlässliche Richtung.

Wissenschaftlich betrachtet ist der MBTI nicht haltbar:

  • Die Typen sind willkürlich konstruiert

  • Die Vorhersagekraft ist schwach

  • Die Ergebnisse sind instabil

  • Die Anschlussfähigkeit an fundierte Modelle fehlt

Und dennoch hat der MBTI gesellschaftliche Relevanz – als psychologisches Kulturprodukt, nicht als Diagnosetool.

Er wirkt wie ein Horoskop mit Testbogen: unterhaltsam, bestätigend, strukturiert, ähnlich den Ergebnissen, die man bei einem ESTJ erwarten würde. Aber nicht wahr im wissenschaftlichen Sinn.

Was bleibt?

Wir dürfen den MBTI wertschätzen – aber nicht verwechseln mit:

  • psychologischer Diagnostik

  • valider Persönlichkeitsforschung

  • professionellen Testverfahren

Er gehört bestenfalls in Gespräche, nicht in Gutachten. Auf Instagram oder in die Selbstreflexion, nicht in die Personalakte.

Ein Persönlichkeitstest ist kein Orakel.
Er ist ein Werkzeug – und jedes Werkzeug braucht Kontext, Können und Kritikfähigkeit.

Der MBTI lebt von seiner Einfachheit – und genau das macht ihn so gefährlich, wenn er zu ernst genommen wird.

Denn echte Selbstkenntnis braucht mehr: den Mut zur Widersprüchlichkeit, die Offenheit für Entwicklung – und die Bereitschaft, sich nicht auf vier Buchstaben reduzieren zu lassen.


📌 Häufig gestellte Fragen zum MBTI


🔹 1. Was ist der MBTI?

Der Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI) ist ein populärer Persönlichkeitstest, der Menschen einem von 16 Typen zuordnet – basierend auf vier Gegensatzpaaren:

  • Extraversion (E) – Introversion (I)

  • Sensing (S) – Intuition (N)

  • Thinking (T) – Feeling (F)

  • Judging (J) – Perceiving (P)

Jede Person erhält dabei einen vierstelligen Typen-Code wie „INFP“ oder „ESTJ“.


🔹 2. Was bedeuten die vier Buchstaben im MBTI-Typ?

Die Buchstaben stehen für vier zentrale Persönlichkeitstendenzen:

Buchstabe

Bedeutung

E

Extraversion – energiegeladen durch äußere Reize

I

Introversion – energiegeladen durch innere Prozesse

S

Sensing – Aufmerksamkeit für konkrete Fakten

N

Intuition – Orientierung an Ideen und Möglichkeiten

T

Thinking – Entscheidungen basierend auf Logik

F

Feeling – Entscheidungen basierend auf Werten

J

Judging – geordnet, entscheidungsfreudig

P

Perceiving – offen, flexibel, spontan


🔹 3. Was bedeutet „J“ und „P“ im MBTI?

Diese Buchstaben stehen für die Art, wie jemand mit der Außenwelt umgeht:

  • Judging (J): Menschen mit „J“ bevorzugen Struktur, Planung und feste Entscheidungen. Sie mögen es, Dinge abzuschließen.

  • Perceiving (P): Personen mit „P“ agieren flexibel, spontan und offen. Sie halten sich gern Optionen offen.

💡 Wichtig: Das bedeutet nicht, dass „P“-Typen chaotisch oder „J“-Typen unflexibel sind – es geht um bevorzugte Herangehensweisen.


🔹 4. Welche MBTI-Typen gibt es?

Es gibt 16 Persönlichkeitstypen, die aus allen Kombinationen der vier Buchstaben entstehen. Eine Übersicht:

MBTI-Typ

Spitzname („16personalities“ Stil)

ISTJ

Der Inspektor (Logistiker)

ISFJ

Der Beschützer (Verteidiger)

INFJ

Der Advokat

INTJ

Der Stratege

ISTP

Der Virtuose

ISFP

Der Abenteurer

INFP

Der Mediator

INTP

Der Denker

ESTP

Der Unternehmer

ESFP

Der Entertainer

ENFP

Der Aktivist

ENTP

Der Erfinder

ESTJ

Der Aufseher

ESFJ

Der Versorger

ENFJ

Der Protagonist

ENTJ

Der Kommandeur


🔹 5. Was ist der häufigste Persönlichkeitstyp?

Der häufigste MBTI-Typ weltweit ist:

🟩 ISFJ – Der Beschützer („Defender“)

  • Introvertiert, praktisch, fürsorglich, organisiert

  • Kommt besonders häufig bei Frauen vor

  • Macht etwa 13–14 % der US-Bevölkerung aus

ISFJ-Typen übernehmen gern Verantwortung im Hintergrund – in Familie, Pflege, Schule oder Verwaltung.


🔹 6. Welcher MBTI-Typ ist am seltensten?

Der seltenste MBTI-Typ ist:

🟪 INFJ – Der Advokat

  • Tiefgründig, idealistisch, introvertiert und strukturorientiert

  • Weniger als 1–2 % der Bevölkerung

  • Häufig mit hoher innerer Komplexität, Sinnsuche und analytischer Stärke verbunden


🔹 7. Welcher MBTI-Typ ist am schwersten herauszufinden?

INFJs und INTPs gelten als am schwersten zu „tippen“:

  • INFJs, weil sie sehr privat und vielschichtig sind – viele Testfragen greifen bei ihnen zu kurz.

  • INTPs, weil sie zwischen logischem Denken und kreativer Unordnung schwanken – was zu inkonsistenten Antworten führen kann.


🔹 8. Was bedeutet „A“ und „T“ bei MBTI auf 16personalities.com?

Das ist eine Erweiterung des klassischen MBTI bei 16personalities:

  • A = Assertive (durchsetzungsfähig): selbstsicher, stressresistent, emotional stabiler

  • T = Turbulent (unsicher): selbstkritischer, sensibler, schneller von Stress beeinflusst

Beispiel:
„INFP-T“ = ein eher sensibler Mediator
„INFP-A“ = ein selbstsicherer, ruhiger Mediator


🔹 9. Wer passt zu wem? – MBTI und Beziehungen

Beliebte Kombinationen in der MBTI-Community sind:

  • INFP & ENFJ: sensibler Idealist trifft sozialen Anführer

  • ISTJ & ESFP: strukturierter Planer trifft lebensfrohen Freigeist

  • INTJ & ENFP: strategischer Denker trifft kreativen Entdecker

Wichtig: Der MBTI kann Hinweise auf Kommunikationsdynamiken geben, ersetzt aber kein Beziehungswissen oder persönliche Erfahrung.


🔹 10. Wie beeinflussen die 16 Typen die Kommunikation?

  • E vs. I: Extrovertierte denken laut – Introvertierte intern

  • T vs. F: Denktypen argumentieren – Fühltypen beziehen sich auf Menschen

  • J vs. P: Judging-Typen kommunizieren klar und direkt – Perceiving-Typen sind eher assoziativ und offen

  • S vs. N: Sensing-Typen sprechen konkret – Intuitive eher bildhaft und abstrakt

💬 Tipp: Missverständnisse entstehen oft, wenn sich diese Unterschiede kreuzen – z. B. ein strukturierter ISTJ redet mit einem flexiblen ENFP.


🔹 11. Wie genau ist das MBTI-Modell?

  • Unwissenschaftlich: Die 16 Typen konnten in Studien nicht eindeutig statistisch nachgewiesen werden (z. B. Freudenstein et al., 2019)

  • Geringe Test-Retest-Zuverlässigkeit: 1/3 wechselt bei Wiederholung den Typ

  • Schwache Prognosekraft: Kaum Zusammenhang mit Berufserfolg, Verhalten oder Intelligenz

Fazit: Das Modell ist emotional anschlussfähig, aber wissenschaftlich kaum belastbar.


🔹 12. Wofür kann man den MBTI Test trotzdem nutzen?

  • Zur Selbstreflexion (wenn bewusst metaphorisch verwendet)

  • Als Gesprächseinstieg in Coaching oder Teamentwicklung

  • Zur Unterhaltung oder als Icebreaker

Wichtig: MBTI nicht für Diagnostik, Therapie oder fundierte Entscheidungen einsetzen.


🔹 13. Gibt es Alternativen zum MBTI?

Ja – wissenschaftlich validierte Modelle:

  • Big Five (OCEAN-Modell): Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit, Neurotizismus

  • HEXACO-Modell: Big Five + Ehrlichkeit/Bescheidenheit

  • DISC-Modell: Verhaltenstypen (Dominance, Influence, Steadiness, Conscientiousness)

  • RISO-HUDSON Enneagramm (spirituell-psychologisches Modell mit 9 Grundtypen)

Die Big Five gelten als Standard in Forschung und Diagnostik.

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