Gesundheitsrisiken durch Schlafmangel

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Schlafmangel

Veröffentlicht am:

14.08.2025

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Erfahren Sie, wie nächtliche Schlafgewohnheiten Ihre Gesundheit beeinträchtigen können und welche Schritte zu einem gesünderen Schlafrhythmus führen.

Die Frühaufsteher-Gesellschaft schadet der Gesundheit von Nachteulen: Risiken und Lösungen

Einführung

Wussten Sie, dass „Nachteulen“ also Menschen, die lieber spät ins Bett gehen ein 10 % höheres Risiko haben, frühzeitig zu sterben als Frühaufsteher? Diese überraschende Zahl stammt aus einer großen UK‑Biobank‑Studie mit mehr als 430.000 Teilnehmern. Und es legt eine ursächliche Verknüpfung nahe, die gar nicht untersucht wurde. Das Ergebnis sagt nichts über Gesundheitsfolgen von Schlafgewohnheiten aus, sondern über die Gesundheitsfolgen für Nacheulen in der „Frühaufstehergeselleschaft“.

Spät schlafen bedeutet nicht nur, am nächsten Tag müde zu sein. Es kann Ihre Lebensdauer erheblich beeinflussen, wenn Sie gezwungen werden, früh aufzustehen.

Dieses Thema ist besonders relevant, weil viele Menschen ihren Alltag nicht an ihrem natürlichen Biorhythmus ausrichten können, egal, ob sie regelmäßig Überstunden machen oder als Student Nachtschichten am Schreibtisch einlegen müssen, das Baby nicht durchschläft oder ob sie einfach nicht ins Bett finden.

Worum es geht:

  • die Gesundheitsrisiken für „Nachteulen“

  • welche Lebensgewohnheiten diese Risiken verstärken

  • wie Sie Ihren Schlafrhythmus anpassen können

Was bedeutet es, eine „Nachteule“ zu sein?

Als „Nachteule“ bezeichnet man Menschen, die am liebsten von Natur aus spät schlafen gehen und entsprechend später aufstehen. Im Gegensatz dazu stehen „Frühaufsteher“, die morgens besonders leistungsfähig sind.

Diese Neigung nennt man Chronotyp, also die Vorgaben Ihrer inneren Uhr zu Schlaf und Aktivität.

Die UK‑Biobank‑Studie definiert Nachteulen als Personen, die regelmäßig Abendaktivitäten bevorzugen und Schwierigkeiten haben, früh aufzustehen. Zum Beispiel: Wer erst nach Mitternacht einschläft und sich erst weit nach 8 Uhr morgens wach fühlt, gilt als Nachteule.

Das Problem: Unsere Gesellschaft ist auf Frühaufsteher‑Zeiten ausgerichtet. Ämter, Arbeit, Schule und soziale Verpflichtungen beginnen früh und zwingen Nachteulen zu unnatürlichen Schlafenszeiten. Das führt zu chronischer Schlafstörung und wirkt sich langfristig negativ auf die Gesundheit aus.

Wurzeln in der Geschichte

Die gesellschaftliche Bevorzugung des Frühaufstehens und die damit verbundene moralische Selbstgerechtigkeit vieler Frühaufsteher haben historische, kulturelle und soziale Wurzeln, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben.

Historisch gesehen ist Frühaufstehen eng mit dem Arbeits- und Wirtschaftsleben verbunden. Vor der Elektrifizierung bestimmten Sonnenauf- und ‑untergang den Tagesablauf. Früh aufzustehen war notwendig, um mit der Arbeit rechtzeitig zu beginnen – auf dem Feld, in der Werkstatt oder, später, in Fabriken.

Um 700 v. Chr. empfahl Hesiod in Werke und Tage für die Erntezeit:

„Früh schon morgens zur Hand, ausreichenden Segen zu sammeln.
Morgenstunde bezwing vom Tagwerk reichlich ein Drittel,
Morgenstunde gewinnt dir an Weg, sie gewinnt an der Arbeit,“

Hesiod galt in der antiken Literaturgeschichte tatsächlich als eine Art „Philosophenbauer“. Er beschreibt sich selbst in Werke und Tage ausdrücklich als Landmann, der zugleich lehrend auftritt. Seine Lebensweisheiten entstehen nicht aus theoretischer Spekulation, sondern aus bäuerlicher Erfahrung, verbunden mit mythischer und moralischer Reflexion. 

Wer früh aufstand, zeigte also schon in der Antike Zuverlässigkeit, Disziplin und Leistungsbereitschaft, Eigenschaften, die besonders seit dem Frühkapitalismus zu gesellschaftlichen Normen erklärt und zur Voraussetzung für Erfolg und gesellschaftlichen Aufstieg wurden.

So wird verständlich, warum Frühaufstehen heute nicht nur eine individuelle Schlafpräferenz, sondern ein gesellschaftlicher Wert mit moralischer Aufladung ist. In der deutschen Kultur wurde diese Einordnung als bürgerliche Sekundärtugend auch durch spätere politische und soziale Entwicklungen verstärkt, bis zu den unerträglich dümmlichen Imagekampagnen wie dem Slogan „Land der Frühaufsteher“ in manchen Regionen Deutschlands (z. B. Sachsen-Anhalt) Anfang der 2000er Jahre. Sie sollten eine „Frühaufsteher-Mentalität“ als Zeichen von Fleiß und Durchhaltevermögen auszeichnen und zielten gar darauf ab, Arbeitsamkeit und gesellschaftliche Verlässlichkeit als regionale kulturelle Identität zu etablieren, was erneut eine moralische Wertung des frühen oder späten Aufstehens impliziert.

Die moralische Selbstgerechtigkeit vieler Frühaufsteher leitet sich also aus solchen kulturellen Prägungen ab: Wer früh aufsteht, fühlt sich „anständig“, „arbeitsam“ und „produktiv“, während Spätaufstehern Faulheit, Nachlässigkeit oder mangelndes Verantwortungsbewusstsein unterstellt wird. Solche Zuschreibungen sind unbewusst, aber gesellschaftlich tief verankert und transportieren heute neoliberale soziale Normen, die Selbstgerechtigkeit und Ausgrenzung der „Nachteulen“ in öffentlichen Diskursen begünstigen.

In der modernen Gesellschaft zeigt sich diese Frühaufsteher-Dominanz, wie gesagt, institutionell: Arbeitszeiten, Schulbeginn und öffentliche gesellschaftliche Abläufe sind auf einen frühen Tagesbeginn ausgerichtet. Diese „Diktatur der Frühaufsteher“ benachteiligt oder stigmatisiert Menschen mit anderem biologischen Rhythmus, als „Langschläfer“ und „Nachteulen“, erheblich, und, wie die Studie zeigt, sogar gesundheitlich.

Die Gefahren für Nachteulen in der Frühaufstehergesellschaft

Erhöhtes Sterberisiko

Die Studie zeigt: Nachteulen haben ein rund 10 % höheres Risiko, frühzeitig zu sterben als Frühaufsteher.

Das bedeutet, dass die Gesellschaft Menschen mit diesem Chronotyp nicht nur Energie raubt, sondern ihre Gesundheit messbar gefährdet.

Dauerhaft spätes Schlafen bei erzwungenem Frühaufstehen setzt den Körper unter Stress. Das betrifft unter anderem Herz‑Kreislauf‑System, Stoffwechsel und Hormonhaushalt.

Chronische Schlafstörung

Wer als Nachteule in einer Frühaufsteher-Welt lebt, muss seinen Schlaf opfern oder ständig verschieben.

Das führt zu:

  • geschwächtem Immunsystem,

  • erhöhter Entzündungsneigung sowie

  • Konzentrationsproblemen und schlechterer Stimmung.

Fachleute sprechen hier von „sozialem Jetlag“ der Unterschied zwischen innerer Uhr und äußeren Anforderungen.

Höheres Risiko für Depressionen

Nachteulen leiden laut Studie häufiger unter Depressionen und anderen psychischen Problemen. Dabei sind andererseits Einschlafstörungen und „Morgentief“ auch Kernsymptome der Depression.

Schlafmangel, soziale Isolation in den Nachtstunden und unregelmäßige Routinen verstärken auf jeden Fall Gefühle von Einsamkeit, Angst und Stress.

Alle genannten psychischen Belastungen wirken sich zusätzlich negativ auf die körperliche Gesundheit aus.

Kompensierender Konsum von Alkohol und Tabak

Menschen mit spätem Schlafrhythmus trinken und rauchen statistisch häufiger, oft um Folgen des Schlafmangels und Einschlafstörungen zu begegnen.

Das steigert das Risiko für:

  • Herz‑ und Gefäßerkrankungen,

  • Krebserkrankungen und

  • Leberprobleme.

Diese Gewohnheiten sind laut Studie ein zusätzlicher Faktor für das gesteigerte Sterberisiko.

Ausweg: Schlafrhythmus und Lebensstil anpassen

Der wichtigste Schritt: Bringen Sie Ihren Schlafrhythmus so weit wie möglich in Einklang mit Ihrer inneren Uhr und Tageslichtzeiten.

Praktische Maßnahmen:

  • Regelmäßige Schlafenszeiten

Täglich etwa zur gleichen Uhrzeit ins Bett gehen und aufstehen.

  • Abendliche Bildschirmzeit reduzieren

Blaues Licht bremst die Melatonin-Ausschüttung.

  • Tageslicht am Morgen

fördert Wachheit und stellt die innere Uhr neu ein.

  • Alkohol und Nikotin

verschlechtern Schlafqualität und Gesundheit.

  • Schlafqualität fördern

besonders durch Bewegung oder auch psychologische Beratung (CBT-I).

  • Vermeiden Sie Revenge bedtime procrastination (RBP)

absichtlich später ins Bett gehen zugunsten von Freizeitaktivitäten, oft, um nach einem anstrengenden oder stressigen Tag wieder ein Gefühl der Kontrolle oder Freiheit zu erlangen.

Selbst kleine Anpassungen können Ihre Gesundheit und Lebensqualität langfristig deutlich verbessern.

Fazit

Die Forschung ist eindeutig: Wer dauerhaft spät schlafen geht, trägt in der westlichen Gesellschaft ein höheres Risiko für gesundheitliche Probleme und frühzeitigen Tod. Neben dem Schlaf an sich spielen dabei Lebensstilfaktoren und psychische Gesundheit eine entscheidende Rolle.

Mit bewussten Änderungen im Schlaf‑ und Lebensstil und gegebenenfalls psychotherapeutischer Unterstützung können Sie Ihr Risiko senken und ein gesünderes, längeres Leben führen.


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Die Frühaufsteher-Gesellschaft schadet der Gesundheit von Nachteulen: Risiken und Lösungen

Einführung

Wussten Sie, dass „Nachteulen“ also Menschen, die lieber spät ins Bett gehen ein 10 % höheres Risiko haben, frühzeitig zu sterben als Frühaufsteher? Diese überraschende Zahl stammt aus einer großen UK‑Biobank‑Studie mit mehr als 430.000 Teilnehmern. Und es legt eine ursächliche Verknüpfung nahe, die gar nicht untersucht wurde. Das Ergebnis sagt nichts über Gesundheitsfolgen von Schlafgewohnheiten aus, sondern über die Gesundheitsfolgen für Nacheulen in der „Frühaufstehergeselleschaft“.

Spät schlafen bedeutet nicht nur, am nächsten Tag müde zu sein. Es kann Ihre Lebensdauer erheblich beeinflussen, wenn Sie gezwungen werden, früh aufzustehen.

Dieses Thema ist besonders relevant, weil viele Menschen ihren Alltag nicht an ihrem natürlichen Biorhythmus ausrichten können, egal, ob sie regelmäßig Überstunden machen oder als Student Nachtschichten am Schreibtisch einlegen müssen, das Baby nicht durchschläft oder ob sie einfach nicht ins Bett finden.

Worum es geht:

  • die Gesundheitsrisiken für „Nachteulen“

  • welche Lebensgewohnheiten diese Risiken verstärken

  • wie Sie Ihren Schlafrhythmus anpassen können

Was bedeutet es, eine „Nachteule“ zu sein?

Als „Nachteule“ bezeichnet man Menschen, die am liebsten von Natur aus spät schlafen gehen und entsprechend später aufstehen. Im Gegensatz dazu stehen „Frühaufsteher“, die morgens besonders leistungsfähig sind.

Diese Neigung nennt man Chronotyp, also die Vorgaben Ihrer inneren Uhr zu Schlaf und Aktivität.

Die UK‑Biobank‑Studie definiert Nachteulen als Personen, die regelmäßig Abendaktivitäten bevorzugen und Schwierigkeiten haben, früh aufzustehen. Zum Beispiel: Wer erst nach Mitternacht einschläft und sich erst weit nach 8 Uhr morgens wach fühlt, gilt als Nachteule.

Das Problem: Unsere Gesellschaft ist auf Frühaufsteher‑Zeiten ausgerichtet. Ämter, Arbeit, Schule und soziale Verpflichtungen beginnen früh und zwingen Nachteulen zu unnatürlichen Schlafenszeiten. Das führt zu chronischer Schlafstörung und wirkt sich langfristig negativ auf die Gesundheit aus.

Wurzeln in der Geschichte

Die gesellschaftliche Bevorzugung des Frühaufstehens und die damit verbundene moralische Selbstgerechtigkeit vieler Frühaufsteher haben historische, kulturelle und soziale Wurzeln, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben.

Historisch gesehen ist Frühaufstehen eng mit dem Arbeits- und Wirtschaftsleben verbunden. Vor der Elektrifizierung bestimmten Sonnenauf- und ‑untergang den Tagesablauf. Früh aufzustehen war notwendig, um mit der Arbeit rechtzeitig zu beginnen – auf dem Feld, in der Werkstatt oder, später, in Fabriken.

Um 700 v. Chr. empfahl Hesiod in Werke und Tage für die Erntezeit:

„Früh schon morgens zur Hand, ausreichenden Segen zu sammeln.
Morgenstunde bezwing vom Tagwerk reichlich ein Drittel,
Morgenstunde gewinnt dir an Weg, sie gewinnt an der Arbeit,“

Hesiod galt in der antiken Literaturgeschichte tatsächlich als eine Art „Philosophenbauer“. Er beschreibt sich selbst in Werke und Tage ausdrücklich als Landmann, der zugleich lehrend auftritt. Seine Lebensweisheiten entstehen nicht aus theoretischer Spekulation, sondern aus bäuerlicher Erfahrung, verbunden mit mythischer und moralischer Reflexion. 

Wer früh aufstand, zeigte also schon in der Antike Zuverlässigkeit, Disziplin und Leistungsbereitschaft, Eigenschaften, die besonders seit dem Frühkapitalismus zu gesellschaftlichen Normen erklärt und zur Voraussetzung für Erfolg und gesellschaftlichen Aufstieg wurden.

So wird verständlich, warum Frühaufstehen heute nicht nur eine individuelle Schlafpräferenz, sondern ein gesellschaftlicher Wert mit moralischer Aufladung ist. In der deutschen Kultur wurde diese Einordnung als bürgerliche Sekundärtugend auch durch spätere politische und soziale Entwicklungen verstärkt, bis zu den unerträglich dümmlichen Imagekampagnen wie dem Slogan „Land der Frühaufsteher“ in manchen Regionen Deutschlands (z. B. Sachsen-Anhalt) Anfang der 2000er Jahre. Sie sollten eine „Frühaufsteher-Mentalität“ als Zeichen von Fleiß und Durchhaltevermögen auszeichnen und zielten gar darauf ab, Arbeitsamkeit und gesellschaftliche Verlässlichkeit als regionale kulturelle Identität zu etablieren, was erneut eine moralische Wertung des frühen oder späten Aufstehens impliziert.

Die moralische Selbstgerechtigkeit vieler Frühaufsteher leitet sich also aus solchen kulturellen Prägungen ab: Wer früh aufsteht, fühlt sich „anständig“, „arbeitsam“ und „produktiv“, während Spätaufstehern Faulheit, Nachlässigkeit oder mangelndes Verantwortungsbewusstsein unterstellt wird. Solche Zuschreibungen sind unbewusst, aber gesellschaftlich tief verankert und transportieren heute neoliberale soziale Normen, die Selbstgerechtigkeit und Ausgrenzung der „Nachteulen“ in öffentlichen Diskursen begünstigen.

In der modernen Gesellschaft zeigt sich diese Frühaufsteher-Dominanz, wie gesagt, institutionell: Arbeitszeiten, Schulbeginn und öffentliche gesellschaftliche Abläufe sind auf einen frühen Tagesbeginn ausgerichtet. Diese „Diktatur der Frühaufsteher“ benachteiligt oder stigmatisiert Menschen mit anderem biologischen Rhythmus, als „Langschläfer“ und „Nachteulen“, erheblich, und, wie die Studie zeigt, sogar gesundheitlich.

Die Gefahren für Nachteulen in der Frühaufstehergesellschaft

Erhöhtes Sterberisiko

Die Studie zeigt: Nachteulen haben ein rund 10 % höheres Risiko, frühzeitig zu sterben als Frühaufsteher.

Das bedeutet, dass die Gesellschaft Menschen mit diesem Chronotyp nicht nur Energie raubt, sondern ihre Gesundheit messbar gefährdet.

Dauerhaft spätes Schlafen bei erzwungenem Frühaufstehen setzt den Körper unter Stress. Das betrifft unter anderem Herz‑Kreislauf‑System, Stoffwechsel und Hormonhaushalt.

Chronische Schlafstörung

Wer als Nachteule in einer Frühaufsteher-Welt lebt, muss seinen Schlaf opfern oder ständig verschieben.

Das führt zu:

  • geschwächtem Immunsystem,

  • erhöhter Entzündungsneigung sowie

  • Konzentrationsproblemen und schlechterer Stimmung.

Fachleute sprechen hier von „sozialem Jetlag“ der Unterschied zwischen innerer Uhr und äußeren Anforderungen.

Höheres Risiko für Depressionen

Nachteulen leiden laut Studie häufiger unter Depressionen und anderen psychischen Problemen. Dabei sind andererseits Einschlafstörungen und „Morgentief“ auch Kernsymptome der Depression.

Schlafmangel, soziale Isolation in den Nachtstunden und unregelmäßige Routinen verstärken auf jeden Fall Gefühle von Einsamkeit, Angst und Stress.

Alle genannten psychischen Belastungen wirken sich zusätzlich negativ auf die körperliche Gesundheit aus.

Kompensierender Konsum von Alkohol und Tabak

Menschen mit spätem Schlafrhythmus trinken und rauchen statistisch häufiger, oft um Folgen des Schlafmangels und Einschlafstörungen zu begegnen.

Das steigert das Risiko für:

  • Herz‑ und Gefäßerkrankungen,

  • Krebserkrankungen und

  • Leberprobleme.

Diese Gewohnheiten sind laut Studie ein zusätzlicher Faktor für das gesteigerte Sterberisiko.

Ausweg: Schlafrhythmus und Lebensstil anpassen

Der wichtigste Schritt: Bringen Sie Ihren Schlafrhythmus so weit wie möglich in Einklang mit Ihrer inneren Uhr und Tageslichtzeiten.

Praktische Maßnahmen:

  • Regelmäßige Schlafenszeiten

Täglich etwa zur gleichen Uhrzeit ins Bett gehen und aufstehen.

  • Abendliche Bildschirmzeit reduzieren

Blaues Licht bremst die Melatonin-Ausschüttung.

  • Tageslicht am Morgen

fördert Wachheit und stellt die innere Uhr neu ein.

  • Alkohol und Nikotin

verschlechtern Schlafqualität und Gesundheit.

  • Schlafqualität fördern

besonders durch Bewegung oder auch psychologische Beratung (CBT-I).

  • Vermeiden Sie Revenge bedtime procrastination (RBP)

absichtlich später ins Bett gehen zugunsten von Freizeitaktivitäten, oft, um nach einem anstrengenden oder stressigen Tag wieder ein Gefühl der Kontrolle oder Freiheit zu erlangen.

Selbst kleine Anpassungen können Ihre Gesundheit und Lebensqualität langfristig deutlich verbessern.

Fazit

Die Forschung ist eindeutig: Wer dauerhaft spät schlafen geht, trägt in der westlichen Gesellschaft ein höheres Risiko für gesundheitliche Probleme und frühzeitigen Tod. Neben dem Schlaf an sich spielen dabei Lebensstilfaktoren und psychische Gesundheit eine entscheidende Rolle.

Mit bewussten Änderungen im Schlaf‑ und Lebensstil und gegebenenfalls psychotherapeutischer Unterstützung können Sie Ihr Risiko senken und ein gesünderes, längeres Leben führen.


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Die Frühaufsteher-Gesellschaft schadet der Gesundheit von Nachteulen: Risiken und Lösungen

Einführung

Wussten Sie, dass „Nachteulen“ also Menschen, die lieber spät ins Bett gehen ein 10 % höheres Risiko haben, frühzeitig zu sterben als Frühaufsteher? Diese überraschende Zahl stammt aus einer großen UK‑Biobank‑Studie mit mehr als 430.000 Teilnehmern. Und es legt eine ursächliche Verknüpfung nahe, die gar nicht untersucht wurde. Das Ergebnis sagt nichts über Gesundheitsfolgen von Schlafgewohnheiten aus, sondern über die Gesundheitsfolgen für Nacheulen in der „Frühaufstehergeselleschaft“.

Spät schlafen bedeutet nicht nur, am nächsten Tag müde zu sein. Es kann Ihre Lebensdauer erheblich beeinflussen, wenn Sie gezwungen werden, früh aufzustehen.

Dieses Thema ist besonders relevant, weil viele Menschen ihren Alltag nicht an ihrem natürlichen Biorhythmus ausrichten können, egal, ob sie regelmäßig Überstunden machen oder als Student Nachtschichten am Schreibtisch einlegen müssen, das Baby nicht durchschläft oder ob sie einfach nicht ins Bett finden.

Worum es geht:

  • die Gesundheitsrisiken für „Nachteulen“

  • welche Lebensgewohnheiten diese Risiken verstärken

  • wie Sie Ihren Schlafrhythmus anpassen können

Was bedeutet es, eine „Nachteule“ zu sein?

Als „Nachteule“ bezeichnet man Menschen, die am liebsten von Natur aus spät schlafen gehen und entsprechend später aufstehen. Im Gegensatz dazu stehen „Frühaufsteher“, die morgens besonders leistungsfähig sind.

Diese Neigung nennt man Chronotyp, also die Vorgaben Ihrer inneren Uhr zu Schlaf und Aktivität.

Die UK‑Biobank‑Studie definiert Nachteulen als Personen, die regelmäßig Abendaktivitäten bevorzugen und Schwierigkeiten haben, früh aufzustehen. Zum Beispiel: Wer erst nach Mitternacht einschläft und sich erst weit nach 8 Uhr morgens wach fühlt, gilt als Nachteule.

Das Problem: Unsere Gesellschaft ist auf Frühaufsteher‑Zeiten ausgerichtet. Ämter, Arbeit, Schule und soziale Verpflichtungen beginnen früh und zwingen Nachteulen zu unnatürlichen Schlafenszeiten. Das führt zu chronischer Schlafstörung und wirkt sich langfristig negativ auf die Gesundheit aus.

Wurzeln in der Geschichte

Die gesellschaftliche Bevorzugung des Frühaufstehens und die damit verbundene moralische Selbstgerechtigkeit vieler Frühaufsteher haben historische, kulturelle und soziale Wurzeln, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben.

Historisch gesehen ist Frühaufstehen eng mit dem Arbeits- und Wirtschaftsleben verbunden. Vor der Elektrifizierung bestimmten Sonnenauf- und ‑untergang den Tagesablauf. Früh aufzustehen war notwendig, um mit der Arbeit rechtzeitig zu beginnen – auf dem Feld, in der Werkstatt oder, später, in Fabriken.

Um 700 v. Chr. empfahl Hesiod in Werke und Tage für die Erntezeit:

„Früh schon morgens zur Hand, ausreichenden Segen zu sammeln.
Morgenstunde bezwing vom Tagwerk reichlich ein Drittel,
Morgenstunde gewinnt dir an Weg, sie gewinnt an der Arbeit,“

Hesiod galt in der antiken Literaturgeschichte tatsächlich als eine Art „Philosophenbauer“. Er beschreibt sich selbst in Werke und Tage ausdrücklich als Landmann, der zugleich lehrend auftritt. Seine Lebensweisheiten entstehen nicht aus theoretischer Spekulation, sondern aus bäuerlicher Erfahrung, verbunden mit mythischer und moralischer Reflexion. 

Wer früh aufstand, zeigte also schon in der Antike Zuverlässigkeit, Disziplin und Leistungsbereitschaft, Eigenschaften, die besonders seit dem Frühkapitalismus zu gesellschaftlichen Normen erklärt und zur Voraussetzung für Erfolg und gesellschaftlichen Aufstieg wurden.

So wird verständlich, warum Frühaufstehen heute nicht nur eine individuelle Schlafpräferenz, sondern ein gesellschaftlicher Wert mit moralischer Aufladung ist. In der deutschen Kultur wurde diese Einordnung als bürgerliche Sekundärtugend auch durch spätere politische und soziale Entwicklungen verstärkt, bis zu den unerträglich dümmlichen Imagekampagnen wie dem Slogan „Land der Frühaufsteher“ in manchen Regionen Deutschlands (z. B. Sachsen-Anhalt) Anfang der 2000er Jahre. Sie sollten eine „Frühaufsteher-Mentalität“ als Zeichen von Fleiß und Durchhaltevermögen auszeichnen und zielten gar darauf ab, Arbeitsamkeit und gesellschaftliche Verlässlichkeit als regionale kulturelle Identität zu etablieren, was erneut eine moralische Wertung des frühen oder späten Aufstehens impliziert.

Die moralische Selbstgerechtigkeit vieler Frühaufsteher leitet sich also aus solchen kulturellen Prägungen ab: Wer früh aufsteht, fühlt sich „anständig“, „arbeitsam“ und „produktiv“, während Spätaufstehern Faulheit, Nachlässigkeit oder mangelndes Verantwortungsbewusstsein unterstellt wird. Solche Zuschreibungen sind unbewusst, aber gesellschaftlich tief verankert und transportieren heute neoliberale soziale Normen, die Selbstgerechtigkeit und Ausgrenzung der „Nachteulen“ in öffentlichen Diskursen begünstigen.

In der modernen Gesellschaft zeigt sich diese Frühaufsteher-Dominanz, wie gesagt, institutionell: Arbeitszeiten, Schulbeginn und öffentliche gesellschaftliche Abläufe sind auf einen frühen Tagesbeginn ausgerichtet. Diese „Diktatur der Frühaufsteher“ benachteiligt oder stigmatisiert Menschen mit anderem biologischen Rhythmus, als „Langschläfer“ und „Nachteulen“, erheblich, und, wie die Studie zeigt, sogar gesundheitlich.

Die Gefahren für Nachteulen in der Frühaufstehergesellschaft

Erhöhtes Sterberisiko

Die Studie zeigt: Nachteulen haben ein rund 10 % höheres Risiko, frühzeitig zu sterben als Frühaufsteher.

Das bedeutet, dass die Gesellschaft Menschen mit diesem Chronotyp nicht nur Energie raubt, sondern ihre Gesundheit messbar gefährdet.

Dauerhaft spätes Schlafen bei erzwungenem Frühaufstehen setzt den Körper unter Stress. Das betrifft unter anderem Herz‑Kreislauf‑System, Stoffwechsel und Hormonhaushalt.

Chronische Schlafstörung

Wer als Nachteule in einer Frühaufsteher-Welt lebt, muss seinen Schlaf opfern oder ständig verschieben.

Das führt zu:

  • geschwächtem Immunsystem,

  • erhöhter Entzündungsneigung sowie

  • Konzentrationsproblemen und schlechterer Stimmung.

Fachleute sprechen hier von „sozialem Jetlag“ der Unterschied zwischen innerer Uhr und äußeren Anforderungen.

Höheres Risiko für Depressionen

Nachteulen leiden laut Studie häufiger unter Depressionen und anderen psychischen Problemen. Dabei sind andererseits Einschlafstörungen und „Morgentief“ auch Kernsymptome der Depression.

Schlafmangel, soziale Isolation in den Nachtstunden und unregelmäßige Routinen verstärken auf jeden Fall Gefühle von Einsamkeit, Angst und Stress.

Alle genannten psychischen Belastungen wirken sich zusätzlich negativ auf die körperliche Gesundheit aus.

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Menschen mit spätem Schlafrhythmus trinken und rauchen statistisch häufiger, oft um Folgen des Schlafmangels und Einschlafstörungen zu begegnen.

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  • Herz‑ und Gefäßerkrankungen,

  • Krebserkrankungen und

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