Summertime Sadness und Saisonal Abhängige Depression: Gibt es die Sommerdepression wirklich?
Summertime Sadness und Saisonal Abhängige Depression: Gibt es die Sommerdepression wirklich?
Summertime Sadness und Saisonal Abhängige Depression
Veröffentlicht am:
23.07.2025


DESCRIPTION:
Saisonal abhängige Depression obwohl zur jetzigen Zeit des Jahres keinerlei Lichtmangel herrscht: einfach Verstimmung oder Sommerdepression? Ursachen, Symptome der Sommerdepression & was dagegen hilft. Warum sind Antriebslosigkeit in der schönen Jahreszeit und Sommerdepressionen, im Gegensatz zur Winterdepression, kaum erforscht?
Sommerdepression (Summertime Sadness) oder Sommerblues erkennen: Wenn der Sommer ständig traurig macht und was wirklich dagegen hilft
Die „Summertime Sadness“ ist keine Einbildung, sondern eine medizinisch anerkannte Form der saisonalen Depression – die Sommerdepression. Sie betrifft besonders Menschen zwischen Mai und September und äußert sich durch Symptome wie Schlafstörung, Appetitlosigkeit, innere Unruhe oder Reizbarkeit. Der Artikel erklärt, warum die Sommerdepression kaum erforscht ist, worin sie sich von der Winterdepression unterscheidet und welche Behandlungsmethoden wirklich helfen. Wer unter gedrückter Stimmung im Sommer leidet, findet hier wissenschaftlich fundierte Informationen, Selbsttests und therapeutische Ansätze.
1. Kaum erforscht: Was ist Sommerdepression genau, und gibt es die Summertime Sadness wirklich als Störung?
Sommerdepression, auch als Sommerform der saisonal-affektiven Störung (SAD) oder „reverse SAD“ bekannt, beschreibt eine Form der Depression, die während der warmen Jahreszeit auftritt. Anders als bei der klassischen Winterdepression fühlen sich Betroffene nicht antriebslos und müde, sondern leiden unter innerer Unruhe, Reizbarkeit und Schlafstörungen. Die Frage „Gibt es die Sommerdepression?“ lässt sich also mit einem klaren Ja beantworten – auch wenn sie noch vergleichsweise kaum erforscht ist.
Laut Studien betrifft diese saisonale Depression etwa 1–2 % der Bevölkerung. Damit ist sie seltener als Winterdepressionen, aber genauso belastend. Betroffene leiden oft besonders stark unter dem Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Erwartung (Sommer = Glück) und innerem Empfinden (Sommer = Schwermut). Das Gefühl, mit der eigenen Niedergeschlagenheit allein zu sein, verstärkt die depressive Verstimmung zusätzlich.
Die Sommerdepression wird offiziell unter den saisonalen affektiven Störungen geführt und zählt damit zu den anerkannten psychischen Erkrankungen. Es handelt sich also nicht um eine leichte Verstimmung oder vorübergehende schlechte Laune, sondern um eine behandelbare psychische Störung mit klarem klinischem Bild.
2. Saisonale Depression: Was unterscheidet Sommerdepression und Winterdepression?
Die Unterschiede zwischen Sommer- und Winterdepression sind tiefgreifend – sowohl in der Symptomatik als auch in den biologischen Mechanismen. Während die Winterdepression meist mit Lichtmangel und erhöhter Melatoninproduktion in Verbindung gebracht wird, liegt die Herausforderung im Sommer in einer Reizüberflutung, erhöhtem Stress durch Hitze und sozialen Erwartungen.
Typische Symptome der Winterdepressionen sind:
· Müdigkeit, Antriebslosigkeit
· Gesteigertes Schlafbedürfnis
· Gesteigerter Appetit, insbesondere auf Kohlenhydrate
Typische Symptome der Sommerdepressionen hingegen:
· Schlafstörung, oft mit Ein- und Durchschlafproblemen
· Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
· Erhöhte Reizbarkeit, Unruhe, innere Getriebenheit
Während bei Winter-SAD oft eine Lichttherapie hilft, braucht die Sommerdepression andere Ansätze. Licht verstärkt die Beschwerden häufig – stattdessen helfen Struktur, Kühlung, Verhaltenstherapie und Gesprächstherapie.
Der Fachbegriff für beide Formen lautet saisonal abhängige Depression (Seasonal Affective Disorder, SAD) – mit einer jeweils entgegengesetzten Ausprägung.
3. Wer ist häufiger betroffen – und warum trifft es besonders junge Frauen?
Sommerdepression betrifft laut Studien besonders junge Frauen zwischen 20 und 40 Jahren. Der Anteil an Frauen zwischen 20 und 40, die von saisonalen Störungen betroffen sind, liegt deutlich über dem männlichen Durchschnitt. Auch Menschen mit bipolaren Störungen oder einer genetischen Vorbelastung zeigen ein erhöhtes Risiko, in den Sommermonaten in depressive Episoden zu geraten.
Warum das so ist, ist epigenetisch und hormonell bedingt: Der weibliche Hormonhaushalt reagiert besonders sensibel auf äußere Reize wie Temperatur, Lichtverhältnisse und soziale Dynamiken. Zusätzlich können bipolare Erkrankungen durch die intensive Lichtmenge im Sommer zu manisch-depressiven Schwankungen führen – eine instabile Mischung, die medizinisch sehr ernst zu nehmen ist.
Auch die sozialen Erwartungen – etwa hinsichtlich Körperbild, Aktivitätsniveau oder Sommerurlaubsplanung – belasten Frauen in dieser Altersgruppe überdurchschnittlich. All das kann sich negativ auf das Selbstwertgefühl und die Stimmung auswirken.
4. Was sind die häufigsten Symptome von Sommerdepression?
Die Sommerdepression zeigt ein eigenes Beschwerdebild, das sich deutlich von der klassischen depressiven Symptomatik im Winter abhebt. Besonders auffällig sind körperliche und emotionale Störungssymptome, die sich oft schleichend und unterschwellig entwickeln.
Typische Symptome sind:
Schlafstörung, insbesondere Schwierigkeiten beim Einschlafen und frühes Erwachen
Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, oft begleitet von innerer Unruhe
Gereiztheit, Reizüberflutung, Konzentrationsstörungen
Gefühl innerer Getriebenheit trotz Müdigkeit
Rückzugstendenzen, soziale Isolation und überfordernde Gedanken
Im Gegensatz zur Winterdepression, bei der häufig Antriebslosigkeit und Heißhunger auf Kohlenhydrate auftreten, ist die Sommerdepression oft mit einem Appetitmangel, Unruhe und körperlichen Beschwerden wie Herzrasen, Engegefühl oder Kreislaufschwäche verbunden.
Diese Symptome sind keinesfalls harmlos. In schweren Fällen treten sogar selbstmordgedanken auf – besonders wenn Betroffene glauben, "unnormal" zu sein, weil sie im Sommer leiden.
5. Mögliche Ursachen und Risikofaktoren für die depressive Verstimmung bei Menschen im Sommer
Die Entstehung einer Depression in den Sommermonaten kann viele Ursachen haben. Biologische, psychologische und soziale Faktoren wirken zusammen – oft subtil und über mehrere Wochen hinweg. Die Forschung steht hier erst am Anfang, daher gelten viele Aspekte als kaum erforscht.
Mögliche Ursachen und Risikofaktoren:
Erhöhte Temperaturen und Luftfeuchtigkeit wirken sich auf den Hormonhaushalt aus
Länger helles Tageslicht kann die Melatoninproduktion hemmen und den Schlafrhythmus stören
Veränderungen im Serotoninspiegel, der stark vom Tageslicht abhängt
Überforderung durch soziale Erwartungen, Freizeitstress und UrlaubsplanungIndividuelle Veranlagung bei bipolaren Störungen oder bereits bekannten depressiven Episoden
Die zeit des Jahres, die eigentlich für Entspannung steht, wird für viele zur Belastung. Stressige Lebensereignisse, wie etwa Beziehungsprobleme oder beruflicher Druck, können im Sommer besonders negativ erlebt werden – weil die gesellschaftliche Stimmung ihnen widerspricht.
6. Wie beeinflussen Licht, Melatonin und Serotonin die Stimmung und körperliche Beschwerden im Sommer?
Sowohl Melatonin als auch Serotonin spielen eine zentrale Rolle bei der Regulation unserer Stimmung und unseres Schlafverhaltens. Diese Botenstoffe werden stark durch Lichtverhältnisse beeinflusst – und gerade darin liegt der Knackpunkt bei der Sommerdepression.
Melatonin, das „Schlafhormon“, wird bei Dunkelheit produziert. In langen Sommertagen kommt es zu einer verzögerten Ausschüttung, was zu Einschlafproblemen und Schlafstörung führen kann. Die daraus resultierende Übermüdung verstärkt depressive Symptome erheblich.
Serotonin, oft als „Glückshormon“ bezeichnet, reagiert sehr sensibel auf den Tagesrhythmus und emotionale Belastungen. In Stresssituationen – etwa durch Hitze oder soziale Überforderung – kann der Serotoninhaushalt entgleisen, was sich negativ auf die Stimmung, das Selbstwertgefühl und die emotionale Stabilität auswirkt.
Hinzu kommt: Wer sich aus Erschöpfung oder Reizüberflutung zurückzieht, vermeidet soziale Kontakte – was wiederum zu Isolation und tieferer niedergeschlagenheit führt.
7. Warum können Hitze, soziale Erwartungen und Urlaubsstress depressiv machen?
Die Vorstellung, dass der Sommer automatisch Glück bedeutet, wird medial und kulturell stark gefördert. Doch für viele bedeutet summertime vor allem Überforderung: Der Druck, „etwas zu erleben“, am sozialen Leben teilzunehmen oder den eigenen Körper zu präsentieren, kann erdrückend sein.
Häufige Belastungsquellen:
Hitze als körperlicher Stressor mit erhöhtem Cortisolspiegel
Erwartungsdruck durch Familie, Freunde oder Arbeitgeber
Körperbildthemen (z. B. im Badeurlaub) und Vergleich auf Social Media
Gerade menschen im sommer, die ohnehin zu depressiven Verstimmungen neigen, geraten dadurch schnell in eine Spirale aus Überforderung, schwermut und Rückzug. Die Annahme, dass man sich „nicht so anstellen“ solle, verstärkt die Scham und hemmt die Hilfesuche.
Das Phänomen der summertime sadness, das Lana Del Rey in ihrem Song thematisiert, beschreibt genau diesen Kontrast: äußere Helligkeit trifft auf innere Dunkelheit. Diese Ambivalenz ist typisch für saisonal abhängige depressive Reaktionen.
8. Welche Rolle spielen Schlafstörung und Appetitlosigkeit in der Sommerdepression?
Schlafstörung gehört zu den belastendsten Symptomen der Sommerdepression. Sie betrifft nicht nur die Einschlafzeit, sondern auch den Tiefschlaf und das nächtliche Durchschlafen. Wer in der Nacht mehrfach aufwacht oder frühmorgens (z. B. 4–5 Uhr) aufsteht, erlebt am Folgetag Müdigkeit, Reizbarkeit und emotionale Instabilität.
Appetitlosigkeit ist ein weiteres zentrales Merkmal. Sie kann sich sowohl auf das Hungergefühl als auch auf den Geschmack auswirken. Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust führen langfristig zu einer Unterversorgung mit Nährstoffen, was wiederum den Serotoninspiegel senken und die Depression verstärken kann.
Beide Symptome hängen eng mit der melatoninproduktion und der circadianen Rhythmik des Körpers zusammen. Wenn diese Rhythmen durch äußere Faktoren (z. B. Helligkeit, Temperatur) gestört sind, kann sich das massiv auf die psychische Erkrankung auswirken.
9. Was dagegen hilft – Welche Behandlungsmethoden helfen wirklich gegen Sommerdepression?
Die Behandlung der Sommerdepression unterscheidet sich deutlich von klassischen Therapien bei Winter-SAD. Eine Lichttherapie, die im Winter hilfreich sein kann, ist hier kontraproduktiv. Stattdessen liegt der Fokus auf Verhaltenstherapie, stabilisierenden Routinen und gezielter Psychoedukation.
Was wirklich hilft:
Kühle Schlafräume, geregelter Tagesrhythmus
Reduktion von Reizen und bewusster Umgang mit sozialen Medien
Gesprächstherapie bei einem erfahrenen Psychotherapeuten
In schweren Fällen: medikamentöse Unterstützung mit Antidepressiva
Zudem gibt es gute Ergebnisse mit kognitiver Verhaltenstherapie, bei der Denkmuster und Stressauslöser analysiert und verändert werden. Bewegung, Schattenaufenthalte, bewusste Ernährung und Abgrenzung helfen zusätzlich, das emotionale Gleichgewicht zu stabilisieren.
10. Wann sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen – und was bietet ein Psychotherapeut?
Spätestens wenn die Symptome länger anhalten oder der Alltag beeinträchtigt ist, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Auch bei schwere depressive Zustände, sozialem Rückzug oder selbstmordgedanken ist therapeutische Unterstützung dringend notwendig.
Ein erfahrener Psychotherapeut hilft dabei:
die Entstehung von Depressionen besser zu verstehen
individuelle Risikofaktoren zu identifizieren
konkrete Behandlungsmethoden gemeinsam zu entwickeln
das Selbstwertgefühl zu stärken und Rückfälle zu vermeiden
Auch ein Selbsttest kann erste Hinweise geben, ob eine saisonal bedingte Störung vorliegt. Dennoch ersetzt er keine Diagnose. Eine fundierte psychotherapeutische Begleitung bietet die beste Chance auf langfristige Besserung – besonders dann, wenn der Sommer ständig zur Belastung wird.
Wichtigste Punkte im Überblick
Sommerdepression ist real und behandelbar – sie betrifft besonders Frauen zwischen 20 und 40 Jahren.
Die Symptome unterscheiden sich deutlich von der Winterdepression: weniger Antriebslosigkeit, mehr Unruhe, Schlafstörung und Appetitverlust.
Mögliche Ursachen sind Hitze, Reizüberflutung, Hormonverschiebungen, soziale Erwartungen und genetische Disposition.
Eine saisonale Depression im Sommer erfordert andere Behandlungsmethoden als Winter-SAD: keine Lichttherapie, dafür Struktur, Gespräche und Verhaltenstherapie.
Schlaf, Ernährung, Bewegung und soziale Abgrenzung spielen eine zentrale Rolle in der Bewältigung.
Gesprächstherapie und professionelle Begleitung können helfen, Symptome zu lindern und Rückfällen vorzubeugen.
Sommerdepression bleibt häufig unerkannt – doch dagegen hilft Aufklärung, Verständnis und gezielte Hilfe.
Selbsttest: Könnte ich an einer Sommerdepression leiden?
Dieser kurze Selbsttest dient der ersten Orientierung. Er ersetzt keine ärztliche oder psychotherapeutische Diagnose, kann aber dabei helfen, Symptome einzuordnen. Bitte beantworten Sie die folgenden Aussagen ehrlich – bezogen auf Ihre Stimmung während der Sommermonate:
Fragen (bitte innerlich mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten):
1.
Fühlen Sie sich im Sommer regelmäßig unruhig, gereizt oder überfordert – ohne ersichtlichen Anlass?
2.
Schlafen Sie schlechter als sonst, obwohl Sie sich erschöpft fühlen?
3.
Haben Sie im Sommer weniger Appetit als üblich oder nehmen Sie unbeabsichtigt ab?
4.
Haben Sie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder gedanklich zur Ruhe zu kommen?
5.
Empfinden Sie gesellschaftliche Erwartungen (z. B. Urlaubsfreude, Unternehmungslust) als belastend oder drückend?
6.
Ziehen Sie sich in den Sommermonaten häufiger sozial zurück?
7.
Fühlen Sie sich in der hellen Jahreszeit niedergeschlagen, gedrückt oder innerlich leer?
8.
Haben Sie körperliche Beschwerden (z. B. Herzklopfen, Engegefühl, Schweißausbrüche), die sich nicht medizinisch erklären lassen?
9.
Gab es Sommer, in denen Ihre Stimmung regelmäßig schlechter war als in anderen Jahreszeiten?
10.
Hatten Sie schon einmal den Gedanken, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen – und haben es dennoch nicht getan?
Auswertung:
Wenn Sie drei oder mehr Fragen mit „Ja“ beantwortet haben, könnte eine sommerbezogene depressive Verstimmung vorliegen.
Bei fünf oder mehr positiven Antworten ist es sehr empfehlenswert, ein erstes Orientierungsgespräch bei einer Fachperson wahrzunehmen.
Wenn Gedanken an Selbstverletzung oder Hoffnungslosigkeit hinzukommen, sollten Sie nicht zögern, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen.
Hinweis:
Je früher eine saisonale affektive Störung erkannt wird, desto besser lässt sich gegensteuern. Die Sommerdepression ist behandelbar – und Sie müssen damit nicht allein bleiben.
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Sommerdepression (Summertime Sadness) oder Sommerblues erkennen: Wenn der Sommer ständig traurig macht und was wirklich dagegen hilft
Die „Summertime Sadness“ ist keine Einbildung, sondern eine medizinisch anerkannte Form der saisonalen Depression – die Sommerdepression. Sie betrifft besonders Menschen zwischen Mai und September und äußert sich durch Symptome wie Schlafstörung, Appetitlosigkeit, innere Unruhe oder Reizbarkeit. Der Artikel erklärt, warum die Sommerdepression kaum erforscht ist, worin sie sich von der Winterdepression unterscheidet und welche Behandlungsmethoden wirklich helfen. Wer unter gedrückter Stimmung im Sommer leidet, findet hier wissenschaftlich fundierte Informationen, Selbsttests und therapeutische Ansätze.
1. Kaum erforscht: Was ist Sommerdepression genau, und gibt es die Summertime Sadness wirklich als Störung?
Sommerdepression, auch als Sommerform der saisonal-affektiven Störung (SAD) oder „reverse SAD“ bekannt, beschreibt eine Form der Depression, die während der warmen Jahreszeit auftritt. Anders als bei der klassischen Winterdepression fühlen sich Betroffene nicht antriebslos und müde, sondern leiden unter innerer Unruhe, Reizbarkeit und Schlafstörungen. Die Frage „Gibt es die Sommerdepression?“ lässt sich also mit einem klaren Ja beantworten – auch wenn sie noch vergleichsweise kaum erforscht ist.
Laut Studien betrifft diese saisonale Depression etwa 1–2 % der Bevölkerung. Damit ist sie seltener als Winterdepressionen, aber genauso belastend. Betroffene leiden oft besonders stark unter dem Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Erwartung (Sommer = Glück) und innerem Empfinden (Sommer = Schwermut). Das Gefühl, mit der eigenen Niedergeschlagenheit allein zu sein, verstärkt die depressive Verstimmung zusätzlich.
Die Sommerdepression wird offiziell unter den saisonalen affektiven Störungen geführt und zählt damit zu den anerkannten psychischen Erkrankungen. Es handelt sich also nicht um eine leichte Verstimmung oder vorübergehende schlechte Laune, sondern um eine behandelbare psychische Störung mit klarem klinischem Bild.
2. Saisonale Depression: Was unterscheidet Sommerdepression und Winterdepression?
Die Unterschiede zwischen Sommer- und Winterdepression sind tiefgreifend – sowohl in der Symptomatik als auch in den biologischen Mechanismen. Während die Winterdepression meist mit Lichtmangel und erhöhter Melatoninproduktion in Verbindung gebracht wird, liegt die Herausforderung im Sommer in einer Reizüberflutung, erhöhtem Stress durch Hitze und sozialen Erwartungen.
Typische Symptome der Winterdepressionen sind:
· Müdigkeit, Antriebslosigkeit
· Gesteigertes Schlafbedürfnis
· Gesteigerter Appetit, insbesondere auf Kohlenhydrate
Typische Symptome der Sommerdepressionen hingegen:
· Schlafstörung, oft mit Ein- und Durchschlafproblemen
· Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
· Erhöhte Reizbarkeit, Unruhe, innere Getriebenheit
Während bei Winter-SAD oft eine Lichttherapie hilft, braucht die Sommerdepression andere Ansätze. Licht verstärkt die Beschwerden häufig – stattdessen helfen Struktur, Kühlung, Verhaltenstherapie und Gesprächstherapie.
Der Fachbegriff für beide Formen lautet saisonal abhängige Depression (Seasonal Affective Disorder, SAD) – mit einer jeweils entgegengesetzten Ausprägung.
3. Wer ist häufiger betroffen – und warum trifft es besonders junge Frauen?
Sommerdepression betrifft laut Studien besonders junge Frauen zwischen 20 und 40 Jahren. Der Anteil an Frauen zwischen 20 und 40, die von saisonalen Störungen betroffen sind, liegt deutlich über dem männlichen Durchschnitt. Auch Menschen mit bipolaren Störungen oder einer genetischen Vorbelastung zeigen ein erhöhtes Risiko, in den Sommermonaten in depressive Episoden zu geraten.
Warum das so ist, ist epigenetisch und hormonell bedingt: Der weibliche Hormonhaushalt reagiert besonders sensibel auf äußere Reize wie Temperatur, Lichtverhältnisse und soziale Dynamiken. Zusätzlich können bipolare Erkrankungen durch die intensive Lichtmenge im Sommer zu manisch-depressiven Schwankungen führen – eine instabile Mischung, die medizinisch sehr ernst zu nehmen ist.
Auch die sozialen Erwartungen – etwa hinsichtlich Körperbild, Aktivitätsniveau oder Sommerurlaubsplanung – belasten Frauen in dieser Altersgruppe überdurchschnittlich. All das kann sich negativ auf das Selbstwertgefühl und die Stimmung auswirken.
4. Was sind die häufigsten Symptome von Sommerdepression?
Die Sommerdepression zeigt ein eigenes Beschwerdebild, das sich deutlich von der klassischen depressiven Symptomatik im Winter abhebt. Besonders auffällig sind körperliche und emotionale Störungssymptome, die sich oft schleichend und unterschwellig entwickeln.
Typische Symptome sind:
Schlafstörung, insbesondere Schwierigkeiten beim Einschlafen und frühes Erwachen
Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, oft begleitet von innerer Unruhe
Gereiztheit, Reizüberflutung, Konzentrationsstörungen
Gefühl innerer Getriebenheit trotz Müdigkeit
Rückzugstendenzen, soziale Isolation und überfordernde Gedanken
Im Gegensatz zur Winterdepression, bei der häufig Antriebslosigkeit und Heißhunger auf Kohlenhydrate auftreten, ist die Sommerdepression oft mit einem Appetitmangel, Unruhe und körperlichen Beschwerden wie Herzrasen, Engegefühl oder Kreislaufschwäche verbunden.
Diese Symptome sind keinesfalls harmlos. In schweren Fällen treten sogar selbstmordgedanken auf – besonders wenn Betroffene glauben, "unnormal" zu sein, weil sie im Sommer leiden.
5. Mögliche Ursachen und Risikofaktoren für die depressive Verstimmung bei Menschen im Sommer
Die Entstehung einer Depression in den Sommermonaten kann viele Ursachen haben. Biologische, psychologische und soziale Faktoren wirken zusammen – oft subtil und über mehrere Wochen hinweg. Die Forschung steht hier erst am Anfang, daher gelten viele Aspekte als kaum erforscht.
Mögliche Ursachen und Risikofaktoren:
Erhöhte Temperaturen und Luftfeuchtigkeit wirken sich auf den Hormonhaushalt aus
Länger helles Tageslicht kann die Melatoninproduktion hemmen und den Schlafrhythmus stören
Veränderungen im Serotoninspiegel, der stark vom Tageslicht abhängt
Überforderung durch soziale Erwartungen, Freizeitstress und UrlaubsplanungIndividuelle Veranlagung bei bipolaren Störungen oder bereits bekannten depressiven Episoden
Die zeit des Jahres, die eigentlich für Entspannung steht, wird für viele zur Belastung. Stressige Lebensereignisse, wie etwa Beziehungsprobleme oder beruflicher Druck, können im Sommer besonders negativ erlebt werden – weil die gesellschaftliche Stimmung ihnen widerspricht.
6. Wie beeinflussen Licht, Melatonin und Serotonin die Stimmung und körperliche Beschwerden im Sommer?
Sowohl Melatonin als auch Serotonin spielen eine zentrale Rolle bei der Regulation unserer Stimmung und unseres Schlafverhaltens. Diese Botenstoffe werden stark durch Lichtverhältnisse beeinflusst – und gerade darin liegt der Knackpunkt bei der Sommerdepression.
Melatonin, das „Schlafhormon“, wird bei Dunkelheit produziert. In langen Sommertagen kommt es zu einer verzögerten Ausschüttung, was zu Einschlafproblemen und Schlafstörung führen kann. Die daraus resultierende Übermüdung verstärkt depressive Symptome erheblich.
Serotonin, oft als „Glückshormon“ bezeichnet, reagiert sehr sensibel auf den Tagesrhythmus und emotionale Belastungen. In Stresssituationen – etwa durch Hitze oder soziale Überforderung – kann der Serotoninhaushalt entgleisen, was sich negativ auf die Stimmung, das Selbstwertgefühl und die emotionale Stabilität auswirkt.
Hinzu kommt: Wer sich aus Erschöpfung oder Reizüberflutung zurückzieht, vermeidet soziale Kontakte – was wiederum zu Isolation und tieferer niedergeschlagenheit führt.
7. Warum können Hitze, soziale Erwartungen und Urlaubsstress depressiv machen?
Die Vorstellung, dass der Sommer automatisch Glück bedeutet, wird medial und kulturell stark gefördert. Doch für viele bedeutet summertime vor allem Überforderung: Der Druck, „etwas zu erleben“, am sozialen Leben teilzunehmen oder den eigenen Körper zu präsentieren, kann erdrückend sein.
Häufige Belastungsquellen:
Hitze als körperlicher Stressor mit erhöhtem Cortisolspiegel
Erwartungsdruck durch Familie, Freunde oder Arbeitgeber
Körperbildthemen (z. B. im Badeurlaub) und Vergleich auf Social Media
Gerade menschen im sommer, die ohnehin zu depressiven Verstimmungen neigen, geraten dadurch schnell in eine Spirale aus Überforderung, schwermut und Rückzug. Die Annahme, dass man sich „nicht so anstellen“ solle, verstärkt die Scham und hemmt die Hilfesuche.
Das Phänomen der summertime sadness, das Lana Del Rey in ihrem Song thematisiert, beschreibt genau diesen Kontrast: äußere Helligkeit trifft auf innere Dunkelheit. Diese Ambivalenz ist typisch für saisonal abhängige depressive Reaktionen.
8. Welche Rolle spielen Schlafstörung und Appetitlosigkeit in der Sommerdepression?
Schlafstörung gehört zu den belastendsten Symptomen der Sommerdepression. Sie betrifft nicht nur die Einschlafzeit, sondern auch den Tiefschlaf und das nächtliche Durchschlafen. Wer in der Nacht mehrfach aufwacht oder frühmorgens (z. B. 4–5 Uhr) aufsteht, erlebt am Folgetag Müdigkeit, Reizbarkeit und emotionale Instabilität.
Appetitlosigkeit ist ein weiteres zentrales Merkmal. Sie kann sich sowohl auf das Hungergefühl als auch auf den Geschmack auswirken. Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust führen langfristig zu einer Unterversorgung mit Nährstoffen, was wiederum den Serotoninspiegel senken und die Depression verstärken kann.
Beide Symptome hängen eng mit der melatoninproduktion und der circadianen Rhythmik des Körpers zusammen. Wenn diese Rhythmen durch äußere Faktoren (z. B. Helligkeit, Temperatur) gestört sind, kann sich das massiv auf die psychische Erkrankung auswirken.
9. Was dagegen hilft – Welche Behandlungsmethoden helfen wirklich gegen Sommerdepression?
Die Behandlung der Sommerdepression unterscheidet sich deutlich von klassischen Therapien bei Winter-SAD. Eine Lichttherapie, die im Winter hilfreich sein kann, ist hier kontraproduktiv. Stattdessen liegt der Fokus auf Verhaltenstherapie, stabilisierenden Routinen und gezielter Psychoedukation.
Was wirklich hilft:
Kühle Schlafräume, geregelter Tagesrhythmus
Reduktion von Reizen und bewusster Umgang mit sozialen Medien
Gesprächstherapie bei einem erfahrenen Psychotherapeuten
In schweren Fällen: medikamentöse Unterstützung mit Antidepressiva
Zudem gibt es gute Ergebnisse mit kognitiver Verhaltenstherapie, bei der Denkmuster und Stressauslöser analysiert und verändert werden. Bewegung, Schattenaufenthalte, bewusste Ernährung und Abgrenzung helfen zusätzlich, das emotionale Gleichgewicht zu stabilisieren.
10. Wann sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen – und was bietet ein Psychotherapeut?
Spätestens wenn die Symptome länger anhalten oder der Alltag beeinträchtigt ist, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Auch bei schwere depressive Zustände, sozialem Rückzug oder selbstmordgedanken ist therapeutische Unterstützung dringend notwendig.
Ein erfahrener Psychotherapeut hilft dabei:
die Entstehung von Depressionen besser zu verstehen
individuelle Risikofaktoren zu identifizieren
konkrete Behandlungsmethoden gemeinsam zu entwickeln
das Selbstwertgefühl zu stärken und Rückfälle zu vermeiden
Auch ein Selbsttest kann erste Hinweise geben, ob eine saisonal bedingte Störung vorliegt. Dennoch ersetzt er keine Diagnose. Eine fundierte psychotherapeutische Begleitung bietet die beste Chance auf langfristige Besserung – besonders dann, wenn der Sommer ständig zur Belastung wird.
Wichtigste Punkte im Überblick
Sommerdepression ist real und behandelbar – sie betrifft besonders Frauen zwischen 20 und 40 Jahren.
Die Symptome unterscheiden sich deutlich von der Winterdepression: weniger Antriebslosigkeit, mehr Unruhe, Schlafstörung und Appetitverlust.
Mögliche Ursachen sind Hitze, Reizüberflutung, Hormonverschiebungen, soziale Erwartungen und genetische Disposition.
Eine saisonale Depression im Sommer erfordert andere Behandlungsmethoden als Winter-SAD: keine Lichttherapie, dafür Struktur, Gespräche und Verhaltenstherapie.
Schlaf, Ernährung, Bewegung und soziale Abgrenzung spielen eine zentrale Rolle in der Bewältigung.
Gesprächstherapie und professionelle Begleitung können helfen, Symptome zu lindern und Rückfällen vorzubeugen.
Sommerdepression bleibt häufig unerkannt – doch dagegen hilft Aufklärung, Verständnis und gezielte Hilfe.
Selbsttest: Könnte ich an einer Sommerdepression leiden?
Dieser kurze Selbsttest dient der ersten Orientierung. Er ersetzt keine ärztliche oder psychotherapeutische Diagnose, kann aber dabei helfen, Symptome einzuordnen. Bitte beantworten Sie die folgenden Aussagen ehrlich – bezogen auf Ihre Stimmung während der Sommermonate:
Fragen (bitte innerlich mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten):
1.
Fühlen Sie sich im Sommer regelmäßig unruhig, gereizt oder überfordert – ohne ersichtlichen Anlass?
2.
Schlafen Sie schlechter als sonst, obwohl Sie sich erschöpft fühlen?
3.
Haben Sie im Sommer weniger Appetit als üblich oder nehmen Sie unbeabsichtigt ab?
4.
Haben Sie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder gedanklich zur Ruhe zu kommen?
5.
Empfinden Sie gesellschaftliche Erwartungen (z. B. Urlaubsfreude, Unternehmungslust) als belastend oder drückend?
6.
Ziehen Sie sich in den Sommermonaten häufiger sozial zurück?
7.
Fühlen Sie sich in der hellen Jahreszeit niedergeschlagen, gedrückt oder innerlich leer?
8.
Haben Sie körperliche Beschwerden (z. B. Herzklopfen, Engegefühl, Schweißausbrüche), die sich nicht medizinisch erklären lassen?
9.
Gab es Sommer, in denen Ihre Stimmung regelmäßig schlechter war als in anderen Jahreszeiten?
10.
Hatten Sie schon einmal den Gedanken, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen – und haben es dennoch nicht getan?
Auswertung:
Wenn Sie drei oder mehr Fragen mit „Ja“ beantwortet haben, könnte eine sommerbezogene depressive Verstimmung vorliegen.
Bei fünf oder mehr positiven Antworten ist es sehr empfehlenswert, ein erstes Orientierungsgespräch bei einer Fachperson wahrzunehmen.
Wenn Gedanken an Selbstverletzung oder Hoffnungslosigkeit hinzukommen, sollten Sie nicht zögern, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen.
Hinweis:
Je früher eine saisonale affektive Störung erkannt wird, desto besser lässt sich gegensteuern. Die Sommerdepression ist behandelbar – und Sie müssen damit nicht allein bleiben.
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DESCRIPTION:
Saisonal abhängige Depression obwohl zur jetzigen Zeit des Jahres keinerlei Lichtmangel herrscht: einfach Verstimmung oder Sommerdepression? Ursachen, Symptome der Sommerdepression & was dagegen hilft. Warum sind Antriebslosigkeit in der schönen Jahreszeit und Sommerdepressionen, im Gegensatz zur Winterdepression, kaum erforscht?
Sommerdepression (Summertime Sadness) oder Sommerblues erkennen: Wenn der Sommer ständig traurig macht und was wirklich dagegen hilft
Die „Summertime Sadness“ ist keine Einbildung, sondern eine medizinisch anerkannte Form der saisonalen Depression – die Sommerdepression. Sie betrifft besonders Menschen zwischen Mai und September und äußert sich durch Symptome wie Schlafstörung, Appetitlosigkeit, innere Unruhe oder Reizbarkeit. Der Artikel erklärt, warum die Sommerdepression kaum erforscht ist, worin sie sich von der Winterdepression unterscheidet und welche Behandlungsmethoden wirklich helfen. Wer unter gedrückter Stimmung im Sommer leidet, findet hier wissenschaftlich fundierte Informationen, Selbsttests und therapeutische Ansätze.
1. Kaum erforscht: Was ist Sommerdepression genau, und gibt es die Summertime Sadness wirklich als Störung?
Sommerdepression, auch als Sommerform der saisonal-affektiven Störung (SAD) oder „reverse SAD“ bekannt, beschreibt eine Form der Depression, die während der warmen Jahreszeit auftritt. Anders als bei der klassischen Winterdepression fühlen sich Betroffene nicht antriebslos und müde, sondern leiden unter innerer Unruhe, Reizbarkeit und Schlafstörungen. Die Frage „Gibt es die Sommerdepression?“ lässt sich also mit einem klaren Ja beantworten – auch wenn sie noch vergleichsweise kaum erforscht ist.
Laut Studien betrifft diese saisonale Depression etwa 1–2 % der Bevölkerung. Damit ist sie seltener als Winterdepressionen, aber genauso belastend. Betroffene leiden oft besonders stark unter dem Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Erwartung (Sommer = Glück) und innerem Empfinden (Sommer = Schwermut). Das Gefühl, mit der eigenen Niedergeschlagenheit allein zu sein, verstärkt die depressive Verstimmung zusätzlich.
Die Sommerdepression wird offiziell unter den saisonalen affektiven Störungen geführt und zählt damit zu den anerkannten psychischen Erkrankungen. Es handelt sich also nicht um eine leichte Verstimmung oder vorübergehende schlechte Laune, sondern um eine behandelbare psychische Störung mit klarem klinischem Bild.
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Die Unterschiede zwischen Sommer- und Winterdepression sind tiefgreifend – sowohl in der Symptomatik als auch in den biologischen Mechanismen. Während die Winterdepression meist mit Lichtmangel und erhöhter Melatoninproduktion in Verbindung gebracht wird, liegt die Herausforderung im Sommer in einer Reizüberflutung, erhöhtem Stress durch Hitze und sozialen Erwartungen.
Typische Symptome der Winterdepressionen sind:
· Müdigkeit, Antriebslosigkeit
· Gesteigertes Schlafbedürfnis
· Gesteigerter Appetit, insbesondere auf Kohlenhydrate
Typische Symptome der Sommerdepressionen hingegen:
· Schlafstörung, oft mit Ein- und Durchschlafproblemen
· Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
· Erhöhte Reizbarkeit, Unruhe, innere Getriebenheit
Während bei Winter-SAD oft eine Lichttherapie hilft, braucht die Sommerdepression andere Ansätze. Licht verstärkt die Beschwerden häufig – stattdessen helfen Struktur, Kühlung, Verhaltenstherapie und Gesprächstherapie.
Der Fachbegriff für beide Formen lautet saisonal abhängige Depression (Seasonal Affective Disorder, SAD) – mit einer jeweils entgegengesetzten Ausprägung.
3. Wer ist häufiger betroffen – und warum trifft es besonders junge Frauen?
Sommerdepression betrifft laut Studien besonders junge Frauen zwischen 20 und 40 Jahren. Der Anteil an Frauen zwischen 20 und 40, die von saisonalen Störungen betroffen sind, liegt deutlich über dem männlichen Durchschnitt. Auch Menschen mit bipolaren Störungen oder einer genetischen Vorbelastung zeigen ein erhöhtes Risiko, in den Sommermonaten in depressive Episoden zu geraten.
Warum das so ist, ist epigenetisch und hormonell bedingt: Der weibliche Hormonhaushalt reagiert besonders sensibel auf äußere Reize wie Temperatur, Lichtverhältnisse und soziale Dynamiken. Zusätzlich können bipolare Erkrankungen durch die intensive Lichtmenge im Sommer zu manisch-depressiven Schwankungen führen – eine instabile Mischung, die medizinisch sehr ernst zu nehmen ist.
Auch die sozialen Erwartungen – etwa hinsichtlich Körperbild, Aktivitätsniveau oder Sommerurlaubsplanung – belasten Frauen in dieser Altersgruppe überdurchschnittlich. All das kann sich negativ auf das Selbstwertgefühl und die Stimmung auswirken.
4. Was sind die häufigsten Symptome von Sommerdepression?
Die Sommerdepression zeigt ein eigenes Beschwerdebild, das sich deutlich von der klassischen depressiven Symptomatik im Winter abhebt. Besonders auffällig sind körperliche und emotionale Störungssymptome, die sich oft schleichend und unterschwellig entwickeln.
Typische Symptome sind:
Schlafstörung, insbesondere Schwierigkeiten beim Einschlafen und frühes Erwachen
Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, oft begleitet von innerer Unruhe
Gereiztheit, Reizüberflutung, Konzentrationsstörungen
Gefühl innerer Getriebenheit trotz Müdigkeit
Rückzugstendenzen, soziale Isolation und überfordernde Gedanken
Im Gegensatz zur Winterdepression, bei der häufig Antriebslosigkeit und Heißhunger auf Kohlenhydrate auftreten, ist die Sommerdepression oft mit einem Appetitmangel, Unruhe und körperlichen Beschwerden wie Herzrasen, Engegefühl oder Kreislaufschwäche verbunden.
Diese Symptome sind keinesfalls harmlos. In schweren Fällen treten sogar selbstmordgedanken auf – besonders wenn Betroffene glauben, "unnormal" zu sein, weil sie im Sommer leiden.
5. Mögliche Ursachen und Risikofaktoren für die depressive Verstimmung bei Menschen im Sommer
Die Entstehung einer Depression in den Sommermonaten kann viele Ursachen haben. Biologische, psychologische und soziale Faktoren wirken zusammen – oft subtil und über mehrere Wochen hinweg. Die Forschung steht hier erst am Anfang, daher gelten viele Aspekte als kaum erforscht.
Mögliche Ursachen und Risikofaktoren:
Erhöhte Temperaturen und Luftfeuchtigkeit wirken sich auf den Hormonhaushalt aus
Länger helles Tageslicht kann die Melatoninproduktion hemmen und den Schlafrhythmus stören
Veränderungen im Serotoninspiegel, der stark vom Tageslicht abhängt
Überforderung durch soziale Erwartungen, Freizeitstress und UrlaubsplanungIndividuelle Veranlagung bei bipolaren Störungen oder bereits bekannten depressiven Episoden
Die zeit des Jahres, die eigentlich für Entspannung steht, wird für viele zur Belastung. Stressige Lebensereignisse, wie etwa Beziehungsprobleme oder beruflicher Druck, können im Sommer besonders negativ erlebt werden – weil die gesellschaftliche Stimmung ihnen widerspricht.
6. Wie beeinflussen Licht, Melatonin und Serotonin die Stimmung und körperliche Beschwerden im Sommer?
Sowohl Melatonin als auch Serotonin spielen eine zentrale Rolle bei der Regulation unserer Stimmung und unseres Schlafverhaltens. Diese Botenstoffe werden stark durch Lichtverhältnisse beeinflusst – und gerade darin liegt der Knackpunkt bei der Sommerdepression.
Melatonin, das „Schlafhormon“, wird bei Dunkelheit produziert. In langen Sommertagen kommt es zu einer verzögerten Ausschüttung, was zu Einschlafproblemen und Schlafstörung führen kann. Die daraus resultierende Übermüdung verstärkt depressive Symptome erheblich.
Serotonin, oft als „Glückshormon“ bezeichnet, reagiert sehr sensibel auf den Tagesrhythmus und emotionale Belastungen. In Stresssituationen – etwa durch Hitze oder soziale Überforderung – kann der Serotoninhaushalt entgleisen, was sich negativ auf die Stimmung, das Selbstwertgefühl und die emotionale Stabilität auswirkt.
Hinzu kommt: Wer sich aus Erschöpfung oder Reizüberflutung zurückzieht, vermeidet soziale Kontakte – was wiederum zu Isolation und tieferer niedergeschlagenheit führt.
7. Warum können Hitze, soziale Erwartungen und Urlaubsstress depressiv machen?
Die Vorstellung, dass der Sommer automatisch Glück bedeutet, wird medial und kulturell stark gefördert. Doch für viele bedeutet summertime vor allem Überforderung: Der Druck, „etwas zu erleben“, am sozialen Leben teilzunehmen oder den eigenen Körper zu präsentieren, kann erdrückend sein.
Häufige Belastungsquellen:
Hitze als körperlicher Stressor mit erhöhtem Cortisolspiegel
Erwartungsdruck durch Familie, Freunde oder Arbeitgeber
Körperbildthemen (z. B. im Badeurlaub) und Vergleich auf Social Media
Gerade menschen im sommer, die ohnehin zu depressiven Verstimmungen neigen, geraten dadurch schnell in eine Spirale aus Überforderung, schwermut und Rückzug. Die Annahme, dass man sich „nicht so anstellen“ solle, verstärkt die Scham und hemmt die Hilfesuche.
Das Phänomen der summertime sadness, das Lana Del Rey in ihrem Song thematisiert, beschreibt genau diesen Kontrast: äußere Helligkeit trifft auf innere Dunkelheit. Diese Ambivalenz ist typisch für saisonal abhängige depressive Reaktionen.
8. Welche Rolle spielen Schlafstörung und Appetitlosigkeit in der Sommerdepression?
Schlafstörung gehört zu den belastendsten Symptomen der Sommerdepression. Sie betrifft nicht nur die Einschlafzeit, sondern auch den Tiefschlaf und das nächtliche Durchschlafen. Wer in der Nacht mehrfach aufwacht oder frühmorgens (z. B. 4–5 Uhr) aufsteht, erlebt am Folgetag Müdigkeit, Reizbarkeit und emotionale Instabilität.
Appetitlosigkeit ist ein weiteres zentrales Merkmal. Sie kann sich sowohl auf das Hungergefühl als auch auf den Geschmack auswirken. Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust führen langfristig zu einer Unterversorgung mit Nährstoffen, was wiederum den Serotoninspiegel senken und die Depression verstärken kann.
Beide Symptome hängen eng mit der melatoninproduktion und der circadianen Rhythmik des Körpers zusammen. Wenn diese Rhythmen durch äußere Faktoren (z. B. Helligkeit, Temperatur) gestört sind, kann sich das massiv auf die psychische Erkrankung auswirken.
9. Was dagegen hilft – Welche Behandlungsmethoden helfen wirklich gegen Sommerdepression?
Die Behandlung der Sommerdepression unterscheidet sich deutlich von klassischen Therapien bei Winter-SAD. Eine Lichttherapie, die im Winter hilfreich sein kann, ist hier kontraproduktiv. Stattdessen liegt der Fokus auf Verhaltenstherapie, stabilisierenden Routinen und gezielter Psychoedukation.
Was wirklich hilft:
Kühle Schlafräume, geregelter Tagesrhythmus
Reduktion von Reizen und bewusster Umgang mit sozialen Medien
Gesprächstherapie bei einem erfahrenen Psychotherapeuten
In schweren Fällen: medikamentöse Unterstützung mit Antidepressiva
Zudem gibt es gute Ergebnisse mit kognitiver Verhaltenstherapie, bei der Denkmuster und Stressauslöser analysiert und verändert werden. Bewegung, Schattenaufenthalte, bewusste Ernährung und Abgrenzung helfen zusätzlich, das emotionale Gleichgewicht zu stabilisieren.
10. Wann sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen – und was bietet ein Psychotherapeut?
Spätestens wenn die Symptome länger anhalten oder der Alltag beeinträchtigt ist, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Auch bei schwere depressive Zustände, sozialem Rückzug oder selbstmordgedanken ist therapeutische Unterstützung dringend notwendig.
Ein erfahrener Psychotherapeut hilft dabei:
die Entstehung von Depressionen besser zu verstehen
individuelle Risikofaktoren zu identifizieren
konkrete Behandlungsmethoden gemeinsam zu entwickeln
das Selbstwertgefühl zu stärken und Rückfälle zu vermeiden
Auch ein Selbsttest kann erste Hinweise geben, ob eine saisonal bedingte Störung vorliegt. Dennoch ersetzt er keine Diagnose. Eine fundierte psychotherapeutische Begleitung bietet die beste Chance auf langfristige Besserung – besonders dann, wenn der Sommer ständig zur Belastung wird.
Wichtigste Punkte im Überblick
Sommerdepression ist real und behandelbar – sie betrifft besonders Frauen zwischen 20 und 40 Jahren.
Die Symptome unterscheiden sich deutlich von der Winterdepression: weniger Antriebslosigkeit, mehr Unruhe, Schlafstörung und Appetitverlust.
Mögliche Ursachen sind Hitze, Reizüberflutung, Hormonverschiebungen, soziale Erwartungen und genetische Disposition.
Eine saisonale Depression im Sommer erfordert andere Behandlungsmethoden als Winter-SAD: keine Lichttherapie, dafür Struktur, Gespräche und Verhaltenstherapie.
Schlaf, Ernährung, Bewegung und soziale Abgrenzung spielen eine zentrale Rolle in der Bewältigung.
Gesprächstherapie und professionelle Begleitung können helfen, Symptome zu lindern und Rückfällen vorzubeugen.
Sommerdepression bleibt häufig unerkannt – doch dagegen hilft Aufklärung, Verständnis und gezielte Hilfe.
Selbsttest: Könnte ich an einer Sommerdepression leiden?
Dieser kurze Selbsttest dient der ersten Orientierung. Er ersetzt keine ärztliche oder psychotherapeutische Diagnose, kann aber dabei helfen, Symptome einzuordnen. Bitte beantworten Sie die folgenden Aussagen ehrlich – bezogen auf Ihre Stimmung während der Sommermonate:
Fragen (bitte innerlich mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten):
1.
Fühlen Sie sich im Sommer regelmäßig unruhig, gereizt oder überfordert – ohne ersichtlichen Anlass?
2.
Schlafen Sie schlechter als sonst, obwohl Sie sich erschöpft fühlen?
3.
Haben Sie im Sommer weniger Appetit als üblich oder nehmen Sie unbeabsichtigt ab?
4.
Haben Sie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder gedanklich zur Ruhe zu kommen?
5.
Empfinden Sie gesellschaftliche Erwartungen (z. B. Urlaubsfreude, Unternehmungslust) als belastend oder drückend?
6.
Ziehen Sie sich in den Sommermonaten häufiger sozial zurück?
7.
Fühlen Sie sich in der hellen Jahreszeit niedergeschlagen, gedrückt oder innerlich leer?
8.
Haben Sie körperliche Beschwerden (z. B. Herzklopfen, Engegefühl, Schweißausbrüche), die sich nicht medizinisch erklären lassen?
9.
Gab es Sommer, in denen Ihre Stimmung regelmäßig schlechter war als in anderen Jahreszeiten?
10.
Hatten Sie schon einmal den Gedanken, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen – und haben es dennoch nicht getan?
Auswertung:
Wenn Sie drei oder mehr Fragen mit „Ja“ beantwortet haben, könnte eine sommerbezogene depressive Verstimmung vorliegen.
Bei fünf oder mehr positiven Antworten ist es sehr empfehlenswert, ein erstes Orientierungsgespräch bei einer Fachperson wahrzunehmen.
Wenn Gedanken an Selbstverletzung oder Hoffnungslosigkeit hinzukommen, sollten Sie nicht zögern, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen.
Hinweis:
Je früher eine saisonale affektive Störung erkannt wird, desto besser lässt sich gegensteuern. Die Sommerdepression ist behandelbar – und Sie müssen damit nicht allein bleiben.
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