Perfektionismus ablegen lernen: 9 Schritte zu seiner Überwindung
Perfektionismus ablegen lernen: 9 Schritte zu seiner Überwindung
Perfektionismus überwinden mit Selbstakzeptanz
Published on:
Apr 8, 2025


Perfektionismus überwinden mit Selbstakzeptanz: Wie Sie inneren Druck loslassen und Gelassenheit entwickeln
Perfektionismus betrifft viele Menschen. Auf den ersten Blick wirkt er wie eine Stärke: Wer höchste Ansprüche an sich stellt, zeigt Einsatz, Disziplin und einen ausgeprägten Willen zur Verbesserung, doch viele Perfektionisten tun sich schwer damit, Erfolge zu genießen. Besonders in leistungsorientierten Kontexten wird perfektionistisches Verhalten bewundert – im Studium, im Beruf, in künstlerischen oder wissenschaftlichen Karrieren. Der Perfektionist gilt als jemand, der keine halben Sachen macht. Doch genau darin liegt die Gefahr: Denn was als Streben nach Exzellenz beginnt, kann sich in einen inneren Zwang verwandeln – in das Bedürfnis, immer perfekt, niemals schwach und nie unzureichend zu erscheinen.
Menschen, die sich kaum erlauben, eine Pause einzulegen, die ständig an sich zweifeln und bei kleinsten Abweichungen von der eigenen Norm von Selbstkritik zermürbt werden, sind hochgradig burnoutgefährdet. Ihr innerer Kritiker ist immer aktiv, beurteilt, vergleicht, fordert. Die Betroffenen erleben sich oft als funktional, aber innerlich erschöpft, isoliert, manchmal sogar leer.
Was wie ein funktionierender, leistungsfähiger Mensch wirkt, ist in Wahrheit häufig jemand, der sich im ständigen Kampf mit sich selbst befindet. Die Fassade der Kontrolle ist mühsam aufrechterhalten – doch im Inneren wächst der Druck. Das Streben nach dem Optimum wird zur Falle.
Die Schematherapie bietet einen differenzierten Blick auf diese Mechanismen. Sie versteht Perfektionismus nicht nur als Verhalten, sondern als Ausdruck von emotional tief verankerten Schemata – also Grundüberzeugungen über das eigene Selbst, andere Menschen und die Welt. Diese Schemata entstehen oft früh, im Kontakt mit primären Bezugspersonen, und bestimmen im Erwachsenenalter weitgehend unbewusst unser Erleben.
Perfektionismus ist in dieser Sichtweise nicht „das Problem“ an sich, sondern ein Bewältigungsversuch: eine Art, mit innerer Unsicherheit, Angst oder Ablehnungserfahrungen umzugehen. Menschen versuchen, durch Kontrolle und Höchstleistung sich selbst zu stabilisieren, sich Anerkennung zu sichern oder das Gefühl zu vermeiden, schwach oder fehlerhaft zu sein.
Doch diese Strategie hat ihren Preis. Denn sie bindet Energie, verhindert lebendige Beziehungen, verstärkt emotionale Isolation – und kann auf Dauer psychisch wie körperlich krank machen.
Worum es hier geht:
Dieser Beitrag möchte Ihnen helfen, Ihren Perfektionismus in einem neuen Licht zu sehen – nicht als Makel, sondern als ein Muster, das verstehbar und veränderbar ist. Sie erfahren:
wie Perfektionismus entsteht und sich im Alltag zeigt,
welche inneren Überzeugungen ihn aufrechterhalten,
wie schematherapeutische Perspektiven neue Wege eröffnen,
und wie Sie konkrete Schritte zu mehr Selbstmitgefühl und innerer Freiheit gehen können.
Grundlage ist unter anderem das Buch The Perfectionist’s Guide to Losing Control von Katherine Morgan Schafler, das viele praktische Ansätze bietet – ergänzt durch unsere Erfahrung aus der Praxis in Berlin mit Menschen, die sich aus der Perfektionismusfalle befreien möchten.
Was bedeutet Perfektionismus wirklich?
Perfektionismus ist mehr als Genauigkeit oder der Wunsch, Dinge gut zu machen. Viele Betroffene berichten von einem Gefühl tief verwurzelter Unzulänglichkeit, das sofort aktiviert wird, sobald etwas nicht "perfekt" gelingt. Dieses Gefühl ist häufig mit toxischer Scham verbunden: dem Empfinden, grundlegend nicht richtig zu sein, als Mensch fehlerhaft, ungenügend oder nicht liebenswert. Es geht also nicht um eine bloße Sorge vor schlechten Ergebnissen, sondern um existentielle Selbstzweifel.
Schematherapeutisch zeigen sich in diesen Momenten meist zwei dominante Modi:
der Strenge oder Kritische Elternmodus, der verurteilt, abwertet und ständig höchste Leistung fordert,
sowie der Getriebene Modus, der unermüdlich versucht, diesen Forderungen zu entsprechen, um negative Gefühle wie Versagensangst, Schuld oder Scham zu vermeiden.
In der Tiefe stehen dysfunktionale Grundüberzeugungen, sogenannte Lebensschemata, wie:
"Nur wenn ich perfekt bin, bin ich wertvoll."
"Ich darf mir keinen Fehler erlauben, sonst werde ich abgelehnt."
"Ich muss mehr leisten als andere, um anerkannt zu werden."
Solche Schemata führen zu einem chronischen inneren Stresszustand. Die Betroffenen setzen sich unter enormen Leistungsdruck, planen übermäßig, kontrollieren sich selbst und andere und empfinden nie echte Zufriedenheit. Selbst objektive Erfolge werden als „nicht genug“ bewertet, denn der innere Maßstab verschiebt sich immer weiter.
Viele perfektionistische Menschen berichten, dass sie ihren Selbstwert ausschließlich an Leistung oder an externem Feedback orientieren. Das kann dazu führen, dass sie sich nur dann wertvoll fühlen, wenn sie Bestnoten erzielen, Komplimente erhalten oder im Vergleich mit anderen herausragen. Doch diese Selbstwertquelle ist instabil – sie hält nur solange, wie der Erfolg anhält.
In Beziehungen zeigt sich Perfektionismus oft durch eine starke Angst, sich verletzlich zu zeigen. Schwächen werden versteckt, Kritik wird gefürchtet, und Konflikte werden vermieden, um das Bild von Kontrolle und Kompetenz aufrechtzuerhalten. Dies führt langfristig zu Distanz und Einsamkeit, denn echte Verbundenheit entsteht durch Authentizität, nicht durch Perfektion.
Diese Haltungen können zu einem Kreislauf aus Anstrengung, Selbstabwertung und emotionaler Erschöpfung führen. Der Perfektionismus wird zum zentralen Ordnungsprinzip des Selbstbilds – und gleichzeitig zum inneren Gefängnis.
Woher kommt also perfektionistisches Verhalten?
Perfektionistisches Verhalten entsteht häufig schon in der Kindheit und kann zu einem brüchigen Selbstwertgefühl führen. Viele perfektionistisch veranlagte Personen berichten von Bezugspersonen, die Liebe oder Anerkennung an Leistung geknüpft haben. Schematherapeutisch handelt es sich hierbei oft um das Schema „Hohe Standards/Unerbittliche Maßstäbe“.
Menschen mit diesem Schema glauben tief in sich, dass sie ihr bestes geben müssen, um akzeptiert zu werden. Ich bin nur wertvoll, wenn ich exzellent bin. Manchmal wird – überkompensierend – ein falsches Selbst aufgebaut: ich bin besser als andere, weil ich so perfekte Leistungen abliefere. Diese Überzeugungen ist nicht rational, sondern emotional verankert – und deshalb so schwer zu verändern.
Perfektionismus ablegen: Ein erster Schritt zur Selbstakzeptanz
Perfektionismus abzulegen, bedeutet demnach nicht, sich mit Mittelmaß zufriedenzugeben. Im Gegenteil: Wer lernt, mit sich selbst mitfühlender umzugehen, kann langfristig ein stabileres Selbstwertgefühl aufbauen und eigene Stärken gesünder einsetzen.
In der Schematherapie wird das sogenannte „gesunde Erwachsenen-Selbst“ gestärkt – ein innerer Anteil, der mit Mitgefühl, Klarheit und Gelassenheit agiert. Wenn Sie sich erlauben, nicht perfekt sein zu müssen, können Sie funktionale Perfektion entwickeln: klare Standards, ohne zwanghafte Selbstoptimierung, die oft zu Essstörungen führt.
9 Tipps, um Perfektionismus zu überwinden
Sie möchten Perfektionismus loswerden oder besser damit umgehen? Die folgenden 9 Tipps helfen Ihnen dabei, mehr psychische Flexibilität zu entwickeln – begleitet von schematherapeutischen Impulsen aus unserer Praxis:
1. Dysfunktionalen Perfektionismus erkennen
Fragen Sie sich ehrlich: Strebe ich nach Leistung aus Freude oder aus Angst? Wer Angst hat zu versagen, oder wer sich selbst ständig unter Druck setzt, erlebt keinen Antrieb, sondern Dauerstress, der die negativen Gedanken nur verstärkt. In der Schematherapie wird hier der „Getriebene Modus“ sichtbar – ein innerer Zustand permanenter Selbstüberforderung.
2. Eigene Ausprägung erfassen (Perfektionismus-Test)
Ein einfacher Selbsttest kann helfen, Ihre Ausprägung des Perfektionismus einzuschätzen und zu erkennen, ob Sie in die Perfektionismus-Falle geraten sind. Auch im therapeutischen Kontext lässt sich ermitteln, welche Schemata und Modi bei Ihnen aktiviert sind – zum Beispiel durch ein Schema- oder Modus-Tagebuch.
3. Lernen, Fehler zu akzeptieren
Fehler und Schwächen gehören zum Leben. Wenn Ihr innerer Kritiker bei kleinen Abweichungen sofort Alarm schlägt, dürfen Sie lernen, den „Selbstkritischen Modus“ zu entmachten. Helfen kann dabei die gezielte Arbeit mit inneren Bildern (z. B. Imagery Rescripting) oder Selbstmitgefühlsübungen.
4. Den inneren Antreiber identifizieren
Welcher Satz treibt Sie an, und wie beeinflusst er Ihr Selbstwertgefühl? „Ich darf mir keinen Fehler erlauben“ oder „Nur wer perfekt ist, wird geliebt“? Solche Glaubenssätze gehören zum Schema-Modus-Kreislauf. Sie zu erkennen, ist ein erster Schritt, um sie zu verändern.
5. Realistische Ziele setzen
Hohe Standards sind kein Problem – solange sie erreichbar bleiben. Lernen Sie, zwischen „wichtigen“ und „unwichtigen Details“ zu unterscheiden, um nicht in die Perfektionismus-Falle zu geraten. Nicht jede Aufgabe verdient 120 %, denn manchmal ist es wichtiger, sein Bestes zu geben, ohne sich selbst zu überfordern. Und: Auch eine 80 %-Lösung kann gut und zufriedenstellend sein, ohne dass man sich wie ein Versager fühlt.
6. Kontrolle loslassen
Perfektionismus erzeugt die Illusion, alles kontrollieren zu können. Doch Leben ist Leben mit Unsicherheit, und es ist wichtig, sich von der Angst vor Misserfolg zu befreien. In der Schematherapie üben wir, die emotionale Toleranz gegenüber Kontrollverlust zu steigern – z. B. durch Expositionsübungen, in denen bewusst unperfekte Entscheidungen getroffen werden.
7. Verletzlichkeit zeigen
Der Modus des „Angepassten Kindes“ will gefallen – doch Nähe entsteht nicht durch Anpassung, sondern durch Authentizität. Zeigen Sie sich auch mit Ihren Unsicherheiten. Viele Klient:innen berichten, dass sie gerade dadurch echte Verbindung erleben.
8. Selbstwert entkoppeln
Der eigene Selbstwert sollte nicht an Ergebnisse gebunden sein, auch wenn viele Perfektionisten dazu neigen. Lernen Sie, sich als Mensch wertzuschätzen – nicht nur als Funktion. Das gelingt besser, wenn der „gesunde Erwachsene“ lernt, dem „inneren Kritiker“ freundlich, aber bestimmt entgegenzutreten.
9. Erfolge feiern und innehalten
Wer immer alles perfekt machen will, hetzt von Projekt zu Projekt und wird oft von hohen Zielen getrieben. Halten Sie inne. Feiern Sie bewusst, was gelungen ist – auch wenn nicht alles „perfekt“ war. In der Schematherapie nennt man das: „Die Bedürfnisse des gesunden Kindes wahrnehmen.“
Streben nach Perfektion: Wo liegt die gesunde Mitte?
Perfektionismus bedeutet häufig auch: den eigenen Selbstwert häufig an äußeren Ergebnissen zu messen. Das kann zu psychischen Erkrankungen führen – insbesondere, wenn Versagensangst, Erschöpfung oder Zwangsstörungen hinzukommen. Dennoch muss der Ausweg nicht in Gleichgültigkeit liegen.
Funktionaler Perfektionismus beschreibt eine Haltung, die Ansporn ohne Druck, Ziele ohne Zwang, Engagement ohne Selbstverlust ermöglicht und das Selbstwertgefühl stärkt. Ein solcher Umgang mit Leistungsansprüchen lässt sich – therapeutisch begleitet – gezielt lernen.
Fazit: Perfektionismus überwinden mit Mitgefühl und Klarheit
Perfektionismus zu überwinden bedeutet, sich von inneren Zwängen zu lösen, ohne die eigenen Stärken aufzugeben. Die Kombination aus Selbstreflexion, schematherapeutischer Begleitung und alltagstauglichen Strategien ermöglicht einen neuen Umgang mit sich selbst – auf Augenhöhe.
Sie möchten mehr über Ihre eigenen Muster erfahren? Unsere Praxis für Psychologie in Berlin bietet fundierte Diagnostik, Beratung und Schema-Coaching. Gemeinsam erarbeiten wir, wie Sie Perfektionismus ablegen, Ihre inneren Anteile stärken und ein erfüllteres Leben führen.
Fragen Sie sich: Setzen Sie sich realistische Ziele oder neigen Sie dazu, übertrieben hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen? Dient dieser Anspruch meinem Wachstum – oder lähmt er mich? Gute Perfektion lässt Raum für Fehler, Entwicklung und Menschlichkeit. Sie entsteht aus einem gesunden Selbstbild, nicht aus Angst. In der psychologischen Begleitung helfen wir Ihnen, Ihre hohen Standards neu zu definieren – als Orientierung, nicht als Zwang.
Häufige Fragen rund um Perfektionismus – und was Sie darüber wissen sollten
Perfektionismus betrifft viele Menschen – doch kaum jemand spricht offen über die dahinterliegenden Muster. In diesem Abschnitt finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen.
Was ist Perfektionismus?
Perfektionismus bezeichnet das ausgeprägte Bedürfnis, in allen Lebensbereichen fehlerfrei zu funktionieren und höchste Standards zu erfüllen. Es handelt sich nicht um eine klinische Diagnose, sondern um ein Persönlichkeitsmerkmal, das funktional oder dysfunktional ausgeprägt sein kann. In der Schematherapie zeigt sich Perfektionismus häufig als Ausdruck innerer Antreiber und als Versuch, Kontrolle über das eigene Selbstwertgefühl zu behalten.
Ist perfektionistisch sein schlecht?
Nicht grundsätzlich. Funktionaler Perfektionismus kann motivieren, zu sorgfältigem Arbeiten anregen und den Wunsch nach Qualität unterstützen. Problematisch wird es, wenn Perfektionismus mit Selbstkritik, Angst, Erschöpfung oder Vermeidung verbunden ist – dann spricht man von dysfunktionalem Perfektionismus, der psychisch belasten kann.
Welches Bedürfnis steckt hinter Perfektionismus?
Hinter perfektionistischem Verhalten stehen oft tieferliegende Bedürfnisse nach Sicherheit, Anerkennung, Zugehörigkeit oder Kontrolle. In der Schematherapie begegnen wir häufig den Schemata „Unzulänglichkeit“, „Hohe Standards“ oder „Angst vor Kritik“. Diese Muster entstehen meist früh im Leben und prägen die Selbstwahrnehmung stark.
Woher kommt Perfektionismus?
Perfektionismus entwickelt sich häufig bereits in der Kindheit – etwa, wenn Kinder Liebe oder Wertschätzung nur bei Leistung erfahren. Auch gesellschaftliche und mediale Einflüsse (z. B. die Darstellung von Perfektionismus) können die Erwartungen an hohe Ziele verstärken. B. Vergleiche in sozialen Netzwerken) verstärken den Druck, stets „besser“ zu sein. Diese Erfahrungen verfestigen sich im Erwachsenenalter oft zu unbewussten Überzeugungen.
Ist (zwanghafter) Perfektionismus eine Krankheit?
Zwanghafter oder dysfunktionaler Perfektionismus kann im Rahmen psychischer Erkrankungen auftreten – etwa bei Zwangsstörungen, Essstörungen oder Depressionen. In solchen Fällen sprechen wir von behandlungsbedürftigen Symptomen, die mit therapeutischer Unterstützung gut behandelbar sind.
Wie behandelt man Perfektionismus?
In der Schematherapie liegt der Fokus darauf, die inneren Anteile (Modi) zu erkennen, die Perfektionismus antreiben – etwa das „kritische Elternintrojekt“ oder das „getriebene Kind“. Mit Methoden wie Imagery Rescripting, Modusdialogen und Achtsamkeitsübungen wird das „gesunde Erwachsene-Ich“ gestärkt. Ziel ist es, einen neuen Umgang mit Fehlern, Leistung und Selbstwert zu etablieren.
Wie bekomme ich meinen Perfektionismus in den Griff?
Ein erster Schritt besteht darin, die eigenen Muster zu erkennen und zu hinterfragen. Was löst der Gedanke an einen möglichen Fehler aus? Welche Überzeugungen treiben Sie an? Parallel dazu helfen konkrete Strategien: Prioritäten setzen, Selbstmitgefühl entwickeln, innere Kritiker entmachten. In der Psychotherapie begleiten wir diesen Prozess individuell und achtsam.
Wie kann man Perfektionismus ablegen?
Perfektionismus ablegen bedeutet, sich Schritt für Schritt von rigiden Ansprüchen zu lösen. Dazu gehört, realistische Ziele zu formulieren, Kontrollbedürfnisse zu reflektieren und die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Besonders hilfreich sind Übungen zur Selbstfürsorge, zum Loslassen und zur Arbeit mit inneren Bildern.
Kann man Perfektionismus ablegen?
Ja – durch ein Zusammenspiel aus Selbstreflexion, therapeutischer Begleitung und praktischen Veränderungen im Alltag. Es geht nicht darum, den eigenen Ehrgeiz aufzugeben, sondern ein gesundes Verhältnis zu Leistung und Fehlern zu entwickeln.
Der Perfektionismus-Test – Bin ich ein Perfektionist?
Folgende Fragen können ein Hinweis sein: Fühlen Sie sich oft unzufrieden, selbst wenn Sie Ihr Bestes geben?
Fühlen Sie sich als Versager:in, wenn etwas nicht perfekt läuft?
Haben Sie Schwierigkeiten, sich über Erfolge zu freuen, während Sie ständig versuchen, Ihre hohen Ziele zu erreichen?
Setzen Sie sich Ziele, die kaum erreichbar sind?
Vermeiden Sie neue Aufgaben aus Angst, sie nicht gut genug zu bewältigen?
Wenn Sie mehrmals innerlich nicken, lohnt sich ein tieferer Blick – zum Beispiel im Rahmen eines professionellen Perfektionismus-Tests oder in einem therapeutischen Gespräch.
Was löst Perfektionismus in mir aus?
Für viele Menschen ist Perfektionismus mit Anspannung, innerem Druck, Schlafproblemen oder Selbstzweifeln verbunden, was oft auf übertrieben hohe Erwartungen zurückzuführen ist. Auch Freude, Kreativität oder spontane Entscheidungen bleiben oft auf der Strecke. In der Schematherapie betrachten wir, welche Modus-Aktivierungen dahinterstehen – und was diese auslösen.
Was möchte ich konkret ändern?
Diese Frage leitet jede Veränderung ein, auch bei Perfektionismus. Möchten Sie freundlicher mit sich selbst umgehen? Aufgaben loslassen, bevor sie „perfekt“ sind? Mehr Leichtigkeit in Beziehungen erleben? Ziele formulieren Sie am besten konkret, realistisch und verbindlich – auch als Teil eines Therapieprozesses.
Wie lerne ich, mich selbst zu akzeptieren?
Selbstakzeptanz entsteht durch bewusste innere Zuwendung. In der schematherapeutischen Arbeit üben wir, mit dem „gesunden Erwachsenenmodus“ auf das eigene verletzte oder getriebene innere Kind zu reagieren – mit Klarheit, Fürsorge und Abgrenzung. Auch kleine tägliche Rituale und Selbstmitgefühlsübungen stärken langfristig das Gefühl: Ich bin gut genug – auch mit Fehlern.
Wie gelingt es, im Alltag gelassener zu werden?
Gelassenheit beginnt im Inneren: mit dem Erkennen automatischer Gedanken, dem Erlauben von Unvollkommenheit und dem Üben emotionaler Distanz zu stressauslösenden Situationen. Dazu gehören auch pragmatische Veränderungen: Aufgaben priorisieren, Pausen ernst nehmen, innere Kritiker „in den Urlaub schicken“. Die Schematherapie liefert hierfür alltagstaugliche Werkzeuge.
Wie kann ich hohe Ansprüche haben, ohne mich selbst unter Druck zu setzen?
Fragen Sie sich: Dient dieser Anspruch meinem Wachstum – oder lähmt er mich? Gute Perfektion lässt Raum für Fehler, Entwicklung und Menschlichkeit. Sie entsteht aus einem gesunden Selbstbild, nicht aus Angst. In der psychologischen Begleitung helfen wir Ihnen, Ihre hohen Standards neu zu definieren – als Orientierung, nicht als Zwang.
Perfektionismus überwinden mit Selbstakzeptanz: Wie Sie inneren Druck loslassen und Gelassenheit entwickeln
Perfektionismus betrifft viele Menschen. Auf den ersten Blick wirkt er wie eine Stärke: Wer höchste Ansprüche an sich stellt, zeigt Einsatz, Disziplin und einen ausgeprägten Willen zur Verbesserung, doch viele Perfektionisten tun sich schwer damit, Erfolge zu genießen. Besonders in leistungsorientierten Kontexten wird perfektionistisches Verhalten bewundert – im Studium, im Beruf, in künstlerischen oder wissenschaftlichen Karrieren. Der Perfektionist gilt als jemand, der keine halben Sachen macht. Doch genau darin liegt die Gefahr: Denn was als Streben nach Exzellenz beginnt, kann sich in einen inneren Zwang verwandeln – in das Bedürfnis, immer perfekt, niemals schwach und nie unzureichend zu erscheinen.
Menschen, die sich kaum erlauben, eine Pause einzulegen, die ständig an sich zweifeln und bei kleinsten Abweichungen von der eigenen Norm von Selbstkritik zermürbt werden, sind hochgradig burnoutgefährdet. Ihr innerer Kritiker ist immer aktiv, beurteilt, vergleicht, fordert. Die Betroffenen erleben sich oft als funktional, aber innerlich erschöpft, isoliert, manchmal sogar leer.
Was wie ein funktionierender, leistungsfähiger Mensch wirkt, ist in Wahrheit häufig jemand, der sich im ständigen Kampf mit sich selbst befindet. Die Fassade der Kontrolle ist mühsam aufrechterhalten – doch im Inneren wächst der Druck. Das Streben nach dem Optimum wird zur Falle.
Die Schematherapie bietet einen differenzierten Blick auf diese Mechanismen. Sie versteht Perfektionismus nicht nur als Verhalten, sondern als Ausdruck von emotional tief verankerten Schemata – also Grundüberzeugungen über das eigene Selbst, andere Menschen und die Welt. Diese Schemata entstehen oft früh, im Kontakt mit primären Bezugspersonen, und bestimmen im Erwachsenenalter weitgehend unbewusst unser Erleben.
Perfektionismus ist in dieser Sichtweise nicht „das Problem“ an sich, sondern ein Bewältigungsversuch: eine Art, mit innerer Unsicherheit, Angst oder Ablehnungserfahrungen umzugehen. Menschen versuchen, durch Kontrolle und Höchstleistung sich selbst zu stabilisieren, sich Anerkennung zu sichern oder das Gefühl zu vermeiden, schwach oder fehlerhaft zu sein.
Doch diese Strategie hat ihren Preis. Denn sie bindet Energie, verhindert lebendige Beziehungen, verstärkt emotionale Isolation – und kann auf Dauer psychisch wie körperlich krank machen.
Worum es hier geht:
Dieser Beitrag möchte Ihnen helfen, Ihren Perfektionismus in einem neuen Licht zu sehen – nicht als Makel, sondern als ein Muster, das verstehbar und veränderbar ist. Sie erfahren:
wie Perfektionismus entsteht und sich im Alltag zeigt,
welche inneren Überzeugungen ihn aufrechterhalten,
wie schematherapeutische Perspektiven neue Wege eröffnen,
und wie Sie konkrete Schritte zu mehr Selbstmitgefühl und innerer Freiheit gehen können.
Grundlage ist unter anderem das Buch The Perfectionist’s Guide to Losing Control von Katherine Morgan Schafler, das viele praktische Ansätze bietet – ergänzt durch unsere Erfahrung aus der Praxis in Berlin mit Menschen, die sich aus der Perfektionismusfalle befreien möchten.
Was bedeutet Perfektionismus wirklich?
Perfektionismus ist mehr als Genauigkeit oder der Wunsch, Dinge gut zu machen. Viele Betroffene berichten von einem Gefühl tief verwurzelter Unzulänglichkeit, das sofort aktiviert wird, sobald etwas nicht "perfekt" gelingt. Dieses Gefühl ist häufig mit toxischer Scham verbunden: dem Empfinden, grundlegend nicht richtig zu sein, als Mensch fehlerhaft, ungenügend oder nicht liebenswert. Es geht also nicht um eine bloße Sorge vor schlechten Ergebnissen, sondern um existentielle Selbstzweifel.
Schematherapeutisch zeigen sich in diesen Momenten meist zwei dominante Modi:
der Strenge oder Kritische Elternmodus, der verurteilt, abwertet und ständig höchste Leistung fordert,
sowie der Getriebene Modus, der unermüdlich versucht, diesen Forderungen zu entsprechen, um negative Gefühle wie Versagensangst, Schuld oder Scham zu vermeiden.
In der Tiefe stehen dysfunktionale Grundüberzeugungen, sogenannte Lebensschemata, wie:
"Nur wenn ich perfekt bin, bin ich wertvoll."
"Ich darf mir keinen Fehler erlauben, sonst werde ich abgelehnt."
"Ich muss mehr leisten als andere, um anerkannt zu werden."
Solche Schemata führen zu einem chronischen inneren Stresszustand. Die Betroffenen setzen sich unter enormen Leistungsdruck, planen übermäßig, kontrollieren sich selbst und andere und empfinden nie echte Zufriedenheit. Selbst objektive Erfolge werden als „nicht genug“ bewertet, denn der innere Maßstab verschiebt sich immer weiter.
Viele perfektionistische Menschen berichten, dass sie ihren Selbstwert ausschließlich an Leistung oder an externem Feedback orientieren. Das kann dazu führen, dass sie sich nur dann wertvoll fühlen, wenn sie Bestnoten erzielen, Komplimente erhalten oder im Vergleich mit anderen herausragen. Doch diese Selbstwertquelle ist instabil – sie hält nur solange, wie der Erfolg anhält.
In Beziehungen zeigt sich Perfektionismus oft durch eine starke Angst, sich verletzlich zu zeigen. Schwächen werden versteckt, Kritik wird gefürchtet, und Konflikte werden vermieden, um das Bild von Kontrolle und Kompetenz aufrechtzuerhalten. Dies führt langfristig zu Distanz und Einsamkeit, denn echte Verbundenheit entsteht durch Authentizität, nicht durch Perfektion.
Diese Haltungen können zu einem Kreislauf aus Anstrengung, Selbstabwertung und emotionaler Erschöpfung führen. Der Perfektionismus wird zum zentralen Ordnungsprinzip des Selbstbilds – und gleichzeitig zum inneren Gefängnis.
Woher kommt also perfektionistisches Verhalten?
Perfektionistisches Verhalten entsteht häufig schon in der Kindheit und kann zu einem brüchigen Selbstwertgefühl führen. Viele perfektionistisch veranlagte Personen berichten von Bezugspersonen, die Liebe oder Anerkennung an Leistung geknüpft haben. Schematherapeutisch handelt es sich hierbei oft um das Schema „Hohe Standards/Unerbittliche Maßstäbe“.
Menschen mit diesem Schema glauben tief in sich, dass sie ihr bestes geben müssen, um akzeptiert zu werden. Ich bin nur wertvoll, wenn ich exzellent bin. Manchmal wird – überkompensierend – ein falsches Selbst aufgebaut: ich bin besser als andere, weil ich so perfekte Leistungen abliefere. Diese Überzeugungen ist nicht rational, sondern emotional verankert – und deshalb so schwer zu verändern.
Perfektionismus ablegen: Ein erster Schritt zur Selbstakzeptanz
Perfektionismus abzulegen, bedeutet demnach nicht, sich mit Mittelmaß zufriedenzugeben. Im Gegenteil: Wer lernt, mit sich selbst mitfühlender umzugehen, kann langfristig ein stabileres Selbstwertgefühl aufbauen und eigene Stärken gesünder einsetzen.
In der Schematherapie wird das sogenannte „gesunde Erwachsenen-Selbst“ gestärkt – ein innerer Anteil, der mit Mitgefühl, Klarheit und Gelassenheit agiert. Wenn Sie sich erlauben, nicht perfekt sein zu müssen, können Sie funktionale Perfektion entwickeln: klare Standards, ohne zwanghafte Selbstoptimierung, die oft zu Essstörungen führt.
9 Tipps, um Perfektionismus zu überwinden
Sie möchten Perfektionismus loswerden oder besser damit umgehen? Die folgenden 9 Tipps helfen Ihnen dabei, mehr psychische Flexibilität zu entwickeln – begleitet von schematherapeutischen Impulsen aus unserer Praxis:
1. Dysfunktionalen Perfektionismus erkennen
Fragen Sie sich ehrlich: Strebe ich nach Leistung aus Freude oder aus Angst? Wer Angst hat zu versagen, oder wer sich selbst ständig unter Druck setzt, erlebt keinen Antrieb, sondern Dauerstress, der die negativen Gedanken nur verstärkt. In der Schematherapie wird hier der „Getriebene Modus“ sichtbar – ein innerer Zustand permanenter Selbstüberforderung.
2. Eigene Ausprägung erfassen (Perfektionismus-Test)
Ein einfacher Selbsttest kann helfen, Ihre Ausprägung des Perfektionismus einzuschätzen und zu erkennen, ob Sie in die Perfektionismus-Falle geraten sind. Auch im therapeutischen Kontext lässt sich ermitteln, welche Schemata und Modi bei Ihnen aktiviert sind – zum Beispiel durch ein Schema- oder Modus-Tagebuch.
3. Lernen, Fehler zu akzeptieren
Fehler und Schwächen gehören zum Leben. Wenn Ihr innerer Kritiker bei kleinen Abweichungen sofort Alarm schlägt, dürfen Sie lernen, den „Selbstkritischen Modus“ zu entmachten. Helfen kann dabei die gezielte Arbeit mit inneren Bildern (z. B. Imagery Rescripting) oder Selbstmitgefühlsübungen.
4. Den inneren Antreiber identifizieren
Welcher Satz treibt Sie an, und wie beeinflusst er Ihr Selbstwertgefühl? „Ich darf mir keinen Fehler erlauben“ oder „Nur wer perfekt ist, wird geliebt“? Solche Glaubenssätze gehören zum Schema-Modus-Kreislauf. Sie zu erkennen, ist ein erster Schritt, um sie zu verändern.
5. Realistische Ziele setzen
Hohe Standards sind kein Problem – solange sie erreichbar bleiben. Lernen Sie, zwischen „wichtigen“ und „unwichtigen Details“ zu unterscheiden, um nicht in die Perfektionismus-Falle zu geraten. Nicht jede Aufgabe verdient 120 %, denn manchmal ist es wichtiger, sein Bestes zu geben, ohne sich selbst zu überfordern. Und: Auch eine 80 %-Lösung kann gut und zufriedenstellend sein, ohne dass man sich wie ein Versager fühlt.
6. Kontrolle loslassen
Perfektionismus erzeugt die Illusion, alles kontrollieren zu können. Doch Leben ist Leben mit Unsicherheit, und es ist wichtig, sich von der Angst vor Misserfolg zu befreien. In der Schematherapie üben wir, die emotionale Toleranz gegenüber Kontrollverlust zu steigern – z. B. durch Expositionsübungen, in denen bewusst unperfekte Entscheidungen getroffen werden.
7. Verletzlichkeit zeigen
Der Modus des „Angepassten Kindes“ will gefallen – doch Nähe entsteht nicht durch Anpassung, sondern durch Authentizität. Zeigen Sie sich auch mit Ihren Unsicherheiten. Viele Klient:innen berichten, dass sie gerade dadurch echte Verbindung erleben.
8. Selbstwert entkoppeln
Der eigene Selbstwert sollte nicht an Ergebnisse gebunden sein, auch wenn viele Perfektionisten dazu neigen. Lernen Sie, sich als Mensch wertzuschätzen – nicht nur als Funktion. Das gelingt besser, wenn der „gesunde Erwachsene“ lernt, dem „inneren Kritiker“ freundlich, aber bestimmt entgegenzutreten.
9. Erfolge feiern und innehalten
Wer immer alles perfekt machen will, hetzt von Projekt zu Projekt und wird oft von hohen Zielen getrieben. Halten Sie inne. Feiern Sie bewusst, was gelungen ist – auch wenn nicht alles „perfekt“ war. In der Schematherapie nennt man das: „Die Bedürfnisse des gesunden Kindes wahrnehmen.“
Streben nach Perfektion: Wo liegt die gesunde Mitte?
Perfektionismus bedeutet häufig auch: den eigenen Selbstwert häufig an äußeren Ergebnissen zu messen. Das kann zu psychischen Erkrankungen führen – insbesondere, wenn Versagensangst, Erschöpfung oder Zwangsstörungen hinzukommen. Dennoch muss der Ausweg nicht in Gleichgültigkeit liegen.
Funktionaler Perfektionismus beschreibt eine Haltung, die Ansporn ohne Druck, Ziele ohne Zwang, Engagement ohne Selbstverlust ermöglicht und das Selbstwertgefühl stärkt. Ein solcher Umgang mit Leistungsansprüchen lässt sich – therapeutisch begleitet – gezielt lernen.
Fazit: Perfektionismus überwinden mit Mitgefühl und Klarheit
Perfektionismus zu überwinden bedeutet, sich von inneren Zwängen zu lösen, ohne die eigenen Stärken aufzugeben. Die Kombination aus Selbstreflexion, schematherapeutischer Begleitung und alltagstauglichen Strategien ermöglicht einen neuen Umgang mit sich selbst – auf Augenhöhe.
Sie möchten mehr über Ihre eigenen Muster erfahren? Unsere Praxis für Psychologie in Berlin bietet fundierte Diagnostik, Beratung und Schema-Coaching. Gemeinsam erarbeiten wir, wie Sie Perfektionismus ablegen, Ihre inneren Anteile stärken und ein erfüllteres Leben führen.
Fragen Sie sich: Setzen Sie sich realistische Ziele oder neigen Sie dazu, übertrieben hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen? Dient dieser Anspruch meinem Wachstum – oder lähmt er mich? Gute Perfektion lässt Raum für Fehler, Entwicklung und Menschlichkeit. Sie entsteht aus einem gesunden Selbstbild, nicht aus Angst. In der psychologischen Begleitung helfen wir Ihnen, Ihre hohen Standards neu zu definieren – als Orientierung, nicht als Zwang.
Häufige Fragen rund um Perfektionismus – und was Sie darüber wissen sollten
Perfektionismus betrifft viele Menschen – doch kaum jemand spricht offen über die dahinterliegenden Muster. In diesem Abschnitt finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen.
Was ist Perfektionismus?
Perfektionismus bezeichnet das ausgeprägte Bedürfnis, in allen Lebensbereichen fehlerfrei zu funktionieren und höchste Standards zu erfüllen. Es handelt sich nicht um eine klinische Diagnose, sondern um ein Persönlichkeitsmerkmal, das funktional oder dysfunktional ausgeprägt sein kann. In der Schematherapie zeigt sich Perfektionismus häufig als Ausdruck innerer Antreiber und als Versuch, Kontrolle über das eigene Selbstwertgefühl zu behalten.
Ist perfektionistisch sein schlecht?
Nicht grundsätzlich. Funktionaler Perfektionismus kann motivieren, zu sorgfältigem Arbeiten anregen und den Wunsch nach Qualität unterstützen. Problematisch wird es, wenn Perfektionismus mit Selbstkritik, Angst, Erschöpfung oder Vermeidung verbunden ist – dann spricht man von dysfunktionalem Perfektionismus, der psychisch belasten kann.
Welches Bedürfnis steckt hinter Perfektionismus?
Hinter perfektionistischem Verhalten stehen oft tieferliegende Bedürfnisse nach Sicherheit, Anerkennung, Zugehörigkeit oder Kontrolle. In der Schematherapie begegnen wir häufig den Schemata „Unzulänglichkeit“, „Hohe Standards“ oder „Angst vor Kritik“. Diese Muster entstehen meist früh im Leben und prägen die Selbstwahrnehmung stark.
Woher kommt Perfektionismus?
Perfektionismus entwickelt sich häufig bereits in der Kindheit – etwa, wenn Kinder Liebe oder Wertschätzung nur bei Leistung erfahren. Auch gesellschaftliche und mediale Einflüsse (z. B. die Darstellung von Perfektionismus) können die Erwartungen an hohe Ziele verstärken. B. Vergleiche in sozialen Netzwerken) verstärken den Druck, stets „besser“ zu sein. Diese Erfahrungen verfestigen sich im Erwachsenenalter oft zu unbewussten Überzeugungen.
Ist (zwanghafter) Perfektionismus eine Krankheit?
Zwanghafter oder dysfunktionaler Perfektionismus kann im Rahmen psychischer Erkrankungen auftreten – etwa bei Zwangsstörungen, Essstörungen oder Depressionen. In solchen Fällen sprechen wir von behandlungsbedürftigen Symptomen, die mit therapeutischer Unterstützung gut behandelbar sind.
Wie behandelt man Perfektionismus?
In der Schematherapie liegt der Fokus darauf, die inneren Anteile (Modi) zu erkennen, die Perfektionismus antreiben – etwa das „kritische Elternintrojekt“ oder das „getriebene Kind“. Mit Methoden wie Imagery Rescripting, Modusdialogen und Achtsamkeitsübungen wird das „gesunde Erwachsene-Ich“ gestärkt. Ziel ist es, einen neuen Umgang mit Fehlern, Leistung und Selbstwert zu etablieren.
Wie bekomme ich meinen Perfektionismus in den Griff?
Ein erster Schritt besteht darin, die eigenen Muster zu erkennen und zu hinterfragen. Was löst der Gedanke an einen möglichen Fehler aus? Welche Überzeugungen treiben Sie an? Parallel dazu helfen konkrete Strategien: Prioritäten setzen, Selbstmitgefühl entwickeln, innere Kritiker entmachten. In der Psychotherapie begleiten wir diesen Prozess individuell und achtsam.
Wie kann man Perfektionismus ablegen?
Perfektionismus ablegen bedeutet, sich Schritt für Schritt von rigiden Ansprüchen zu lösen. Dazu gehört, realistische Ziele zu formulieren, Kontrollbedürfnisse zu reflektieren und die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Besonders hilfreich sind Übungen zur Selbstfürsorge, zum Loslassen und zur Arbeit mit inneren Bildern.
Kann man Perfektionismus ablegen?
Ja – durch ein Zusammenspiel aus Selbstreflexion, therapeutischer Begleitung und praktischen Veränderungen im Alltag. Es geht nicht darum, den eigenen Ehrgeiz aufzugeben, sondern ein gesundes Verhältnis zu Leistung und Fehlern zu entwickeln.
Der Perfektionismus-Test – Bin ich ein Perfektionist?
Folgende Fragen können ein Hinweis sein: Fühlen Sie sich oft unzufrieden, selbst wenn Sie Ihr Bestes geben?
Fühlen Sie sich als Versager:in, wenn etwas nicht perfekt läuft?
Haben Sie Schwierigkeiten, sich über Erfolge zu freuen, während Sie ständig versuchen, Ihre hohen Ziele zu erreichen?
Setzen Sie sich Ziele, die kaum erreichbar sind?
Vermeiden Sie neue Aufgaben aus Angst, sie nicht gut genug zu bewältigen?
Wenn Sie mehrmals innerlich nicken, lohnt sich ein tieferer Blick – zum Beispiel im Rahmen eines professionellen Perfektionismus-Tests oder in einem therapeutischen Gespräch.
Was löst Perfektionismus in mir aus?
Für viele Menschen ist Perfektionismus mit Anspannung, innerem Druck, Schlafproblemen oder Selbstzweifeln verbunden, was oft auf übertrieben hohe Erwartungen zurückzuführen ist. Auch Freude, Kreativität oder spontane Entscheidungen bleiben oft auf der Strecke. In der Schematherapie betrachten wir, welche Modus-Aktivierungen dahinterstehen – und was diese auslösen.
Was möchte ich konkret ändern?
Diese Frage leitet jede Veränderung ein, auch bei Perfektionismus. Möchten Sie freundlicher mit sich selbst umgehen? Aufgaben loslassen, bevor sie „perfekt“ sind? Mehr Leichtigkeit in Beziehungen erleben? Ziele formulieren Sie am besten konkret, realistisch und verbindlich – auch als Teil eines Therapieprozesses.
Wie lerne ich, mich selbst zu akzeptieren?
Selbstakzeptanz entsteht durch bewusste innere Zuwendung. In der schematherapeutischen Arbeit üben wir, mit dem „gesunden Erwachsenenmodus“ auf das eigene verletzte oder getriebene innere Kind zu reagieren – mit Klarheit, Fürsorge und Abgrenzung. Auch kleine tägliche Rituale und Selbstmitgefühlsübungen stärken langfristig das Gefühl: Ich bin gut genug – auch mit Fehlern.
Wie gelingt es, im Alltag gelassener zu werden?
Gelassenheit beginnt im Inneren: mit dem Erkennen automatischer Gedanken, dem Erlauben von Unvollkommenheit und dem Üben emotionaler Distanz zu stressauslösenden Situationen. Dazu gehören auch pragmatische Veränderungen: Aufgaben priorisieren, Pausen ernst nehmen, innere Kritiker „in den Urlaub schicken“. Die Schematherapie liefert hierfür alltagstaugliche Werkzeuge.
Wie kann ich hohe Ansprüche haben, ohne mich selbst unter Druck zu setzen?
Fragen Sie sich: Dient dieser Anspruch meinem Wachstum – oder lähmt er mich? Gute Perfektion lässt Raum für Fehler, Entwicklung und Menschlichkeit. Sie entsteht aus einem gesunden Selbstbild, nicht aus Angst. In der psychologischen Begleitung helfen wir Ihnen, Ihre hohen Standards neu zu definieren – als Orientierung, nicht als Zwang.
Perfektionismus überwinden mit Selbstakzeptanz: Wie Sie inneren Druck loslassen und Gelassenheit entwickeln
Perfektionismus betrifft viele Menschen. Auf den ersten Blick wirkt er wie eine Stärke: Wer höchste Ansprüche an sich stellt, zeigt Einsatz, Disziplin und einen ausgeprägten Willen zur Verbesserung, doch viele Perfektionisten tun sich schwer damit, Erfolge zu genießen. Besonders in leistungsorientierten Kontexten wird perfektionistisches Verhalten bewundert – im Studium, im Beruf, in künstlerischen oder wissenschaftlichen Karrieren. Der Perfektionist gilt als jemand, der keine halben Sachen macht. Doch genau darin liegt die Gefahr: Denn was als Streben nach Exzellenz beginnt, kann sich in einen inneren Zwang verwandeln – in das Bedürfnis, immer perfekt, niemals schwach und nie unzureichend zu erscheinen.
Menschen, die sich kaum erlauben, eine Pause einzulegen, die ständig an sich zweifeln und bei kleinsten Abweichungen von der eigenen Norm von Selbstkritik zermürbt werden, sind hochgradig burnoutgefährdet. Ihr innerer Kritiker ist immer aktiv, beurteilt, vergleicht, fordert. Die Betroffenen erleben sich oft als funktional, aber innerlich erschöpft, isoliert, manchmal sogar leer.
Was wie ein funktionierender, leistungsfähiger Mensch wirkt, ist in Wahrheit häufig jemand, der sich im ständigen Kampf mit sich selbst befindet. Die Fassade der Kontrolle ist mühsam aufrechterhalten – doch im Inneren wächst der Druck. Das Streben nach dem Optimum wird zur Falle.
Die Schematherapie bietet einen differenzierten Blick auf diese Mechanismen. Sie versteht Perfektionismus nicht nur als Verhalten, sondern als Ausdruck von emotional tief verankerten Schemata – also Grundüberzeugungen über das eigene Selbst, andere Menschen und die Welt. Diese Schemata entstehen oft früh, im Kontakt mit primären Bezugspersonen, und bestimmen im Erwachsenenalter weitgehend unbewusst unser Erleben.
Perfektionismus ist in dieser Sichtweise nicht „das Problem“ an sich, sondern ein Bewältigungsversuch: eine Art, mit innerer Unsicherheit, Angst oder Ablehnungserfahrungen umzugehen. Menschen versuchen, durch Kontrolle und Höchstleistung sich selbst zu stabilisieren, sich Anerkennung zu sichern oder das Gefühl zu vermeiden, schwach oder fehlerhaft zu sein.
Doch diese Strategie hat ihren Preis. Denn sie bindet Energie, verhindert lebendige Beziehungen, verstärkt emotionale Isolation – und kann auf Dauer psychisch wie körperlich krank machen.
Worum es hier geht:
Dieser Beitrag möchte Ihnen helfen, Ihren Perfektionismus in einem neuen Licht zu sehen – nicht als Makel, sondern als ein Muster, das verstehbar und veränderbar ist. Sie erfahren:
wie Perfektionismus entsteht und sich im Alltag zeigt,
welche inneren Überzeugungen ihn aufrechterhalten,
wie schematherapeutische Perspektiven neue Wege eröffnen,
und wie Sie konkrete Schritte zu mehr Selbstmitgefühl und innerer Freiheit gehen können.
Grundlage ist unter anderem das Buch The Perfectionist’s Guide to Losing Control von Katherine Morgan Schafler, das viele praktische Ansätze bietet – ergänzt durch unsere Erfahrung aus der Praxis in Berlin mit Menschen, die sich aus der Perfektionismusfalle befreien möchten.
Was bedeutet Perfektionismus wirklich?
Perfektionismus ist mehr als Genauigkeit oder der Wunsch, Dinge gut zu machen. Viele Betroffene berichten von einem Gefühl tief verwurzelter Unzulänglichkeit, das sofort aktiviert wird, sobald etwas nicht "perfekt" gelingt. Dieses Gefühl ist häufig mit toxischer Scham verbunden: dem Empfinden, grundlegend nicht richtig zu sein, als Mensch fehlerhaft, ungenügend oder nicht liebenswert. Es geht also nicht um eine bloße Sorge vor schlechten Ergebnissen, sondern um existentielle Selbstzweifel.
Schematherapeutisch zeigen sich in diesen Momenten meist zwei dominante Modi:
der Strenge oder Kritische Elternmodus, der verurteilt, abwertet und ständig höchste Leistung fordert,
sowie der Getriebene Modus, der unermüdlich versucht, diesen Forderungen zu entsprechen, um negative Gefühle wie Versagensangst, Schuld oder Scham zu vermeiden.
In der Tiefe stehen dysfunktionale Grundüberzeugungen, sogenannte Lebensschemata, wie:
"Nur wenn ich perfekt bin, bin ich wertvoll."
"Ich darf mir keinen Fehler erlauben, sonst werde ich abgelehnt."
"Ich muss mehr leisten als andere, um anerkannt zu werden."
Solche Schemata führen zu einem chronischen inneren Stresszustand. Die Betroffenen setzen sich unter enormen Leistungsdruck, planen übermäßig, kontrollieren sich selbst und andere und empfinden nie echte Zufriedenheit. Selbst objektive Erfolge werden als „nicht genug“ bewertet, denn der innere Maßstab verschiebt sich immer weiter.
Viele perfektionistische Menschen berichten, dass sie ihren Selbstwert ausschließlich an Leistung oder an externem Feedback orientieren. Das kann dazu führen, dass sie sich nur dann wertvoll fühlen, wenn sie Bestnoten erzielen, Komplimente erhalten oder im Vergleich mit anderen herausragen. Doch diese Selbstwertquelle ist instabil – sie hält nur solange, wie der Erfolg anhält.
In Beziehungen zeigt sich Perfektionismus oft durch eine starke Angst, sich verletzlich zu zeigen. Schwächen werden versteckt, Kritik wird gefürchtet, und Konflikte werden vermieden, um das Bild von Kontrolle und Kompetenz aufrechtzuerhalten. Dies führt langfristig zu Distanz und Einsamkeit, denn echte Verbundenheit entsteht durch Authentizität, nicht durch Perfektion.
Diese Haltungen können zu einem Kreislauf aus Anstrengung, Selbstabwertung und emotionaler Erschöpfung führen. Der Perfektionismus wird zum zentralen Ordnungsprinzip des Selbstbilds – und gleichzeitig zum inneren Gefängnis.
Woher kommt also perfektionistisches Verhalten?
Perfektionistisches Verhalten entsteht häufig schon in der Kindheit und kann zu einem brüchigen Selbstwertgefühl führen. Viele perfektionistisch veranlagte Personen berichten von Bezugspersonen, die Liebe oder Anerkennung an Leistung geknüpft haben. Schematherapeutisch handelt es sich hierbei oft um das Schema „Hohe Standards/Unerbittliche Maßstäbe“.
Menschen mit diesem Schema glauben tief in sich, dass sie ihr bestes geben müssen, um akzeptiert zu werden. Ich bin nur wertvoll, wenn ich exzellent bin. Manchmal wird – überkompensierend – ein falsches Selbst aufgebaut: ich bin besser als andere, weil ich so perfekte Leistungen abliefere. Diese Überzeugungen ist nicht rational, sondern emotional verankert – und deshalb so schwer zu verändern.
Perfektionismus ablegen: Ein erster Schritt zur Selbstakzeptanz
Perfektionismus abzulegen, bedeutet demnach nicht, sich mit Mittelmaß zufriedenzugeben. Im Gegenteil: Wer lernt, mit sich selbst mitfühlender umzugehen, kann langfristig ein stabileres Selbstwertgefühl aufbauen und eigene Stärken gesünder einsetzen.
In der Schematherapie wird das sogenannte „gesunde Erwachsenen-Selbst“ gestärkt – ein innerer Anteil, der mit Mitgefühl, Klarheit und Gelassenheit agiert. Wenn Sie sich erlauben, nicht perfekt sein zu müssen, können Sie funktionale Perfektion entwickeln: klare Standards, ohne zwanghafte Selbstoptimierung, die oft zu Essstörungen führt.
9 Tipps, um Perfektionismus zu überwinden
Sie möchten Perfektionismus loswerden oder besser damit umgehen? Die folgenden 9 Tipps helfen Ihnen dabei, mehr psychische Flexibilität zu entwickeln – begleitet von schematherapeutischen Impulsen aus unserer Praxis:
1. Dysfunktionalen Perfektionismus erkennen
Fragen Sie sich ehrlich: Strebe ich nach Leistung aus Freude oder aus Angst? Wer Angst hat zu versagen, oder wer sich selbst ständig unter Druck setzt, erlebt keinen Antrieb, sondern Dauerstress, der die negativen Gedanken nur verstärkt. In der Schematherapie wird hier der „Getriebene Modus“ sichtbar – ein innerer Zustand permanenter Selbstüberforderung.
2. Eigene Ausprägung erfassen (Perfektionismus-Test)
Ein einfacher Selbsttest kann helfen, Ihre Ausprägung des Perfektionismus einzuschätzen und zu erkennen, ob Sie in die Perfektionismus-Falle geraten sind. Auch im therapeutischen Kontext lässt sich ermitteln, welche Schemata und Modi bei Ihnen aktiviert sind – zum Beispiel durch ein Schema- oder Modus-Tagebuch.
3. Lernen, Fehler zu akzeptieren
Fehler und Schwächen gehören zum Leben. Wenn Ihr innerer Kritiker bei kleinen Abweichungen sofort Alarm schlägt, dürfen Sie lernen, den „Selbstkritischen Modus“ zu entmachten. Helfen kann dabei die gezielte Arbeit mit inneren Bildern (z. B. Imagery Rescripting) oder Selbstmitgefühlsübungen.
4. Den inneren Antreiber identifizieren
Welcher Satz treibt Sie an, und wie beeinflusst er Ihr Selbstwertgefühl? „Ich darf mir keinen Fehler erlauben“ oder „Nur wer perfekt ist, wird geliebt“? Solche Glaubenssätze gehören zum Schema-Modus-Kreislauf. Sie zu erkennen, ist ein erster Schritt, um sie zu verändern.
5. Realistische Ziele setzen
Hohe Standards sind kein Problem – solange sie erreichbar bleiben. Lernen Sie, zwischen „wichtigen“ und „unwichtigen Details“ zu unterscheiden, um nicht in die Perfektionismus-Falle zu geraten. Nicht jede Aufgabe verdient 120 %, denn manchmal ist es wichtiger, sein Bestes zu geben, ohne sich selbst zu überfordern. Und: Auch eine 80 %-Lösung kann gut und zufriedenstellend sein, ohne dass man sich wie ein Versager fühlt.
6. Kontrolle loslassen
Perfektionismus erzeugt die Illusion, alles kontrollieren zu können. Doch Leben ist Leben mit Unsicherheit, und es ist wichtig, sich von der Angst vor Misserfolg zu befreien. In der Schematherapie üben wir, die emotionale Toleranz gegenüber Kontrollverlust zu steigern – z. B. durch Expositionsübungen, in denen bewusst unperfekte Entscheidungen getroffen werden.
7. Verletzlichkeit zeigen
Der Modus des „Angepassten Kindes“ will gefallen – doch Nähe entsteht nicht durch Anpassung, sondern durch Authentizität. Zeigen Sie sich auch mit Ihren Unsicherheiten. Viele Klient:innen berichten, dass sie gerade dadurch echte Verbindung erleben.
8. Selbstwert entkoppeln
Der eigene Selbstwert sollte nicht an Ergebnisse gebunden sein, auch wenn viele Perfektionisten dazu neigen. Lernen Sie, sich als Mensch wertzuschätzen – nicht nur als Funktion. Das gelingt besser, wenn der „gesunde Erwachsene“ lernt, dem „inneren Kritiker“ freundlich, aber bestimmt entgegenzutreten.
9. Erfolge feiern und innehalten
Wer immer alles perfekt machen will, hetzt von Projekt zu Projekt und wird oft von hohen Zielen getrieben. Halten Sie inne. Feiern Sie bewusst, was gelungen ist – auch wenn nicht alles „perfekt“ war. In der Schematherapie nennt man das: „Die Bedürfnisse des gesunden Kindes wahrnehmen.“
Streben nach Perfektion: Wo liegt die gesunde Mitte?
Perfektionismus bedeutet häufig auch: den eigenen Selbstwert häufig an äußeren Ergebnissen zu messen. Das kann zu psychischen Erkrankungen führen – insbesondere, wenn Versagensangst, Erschöpfung oder Zwangsstörungen hinzukommen. Dennoch muss der Ausweg nicht in Gleichgültigkeit liegen.
Funktionaler Perfektionismus beschreibt eine Haltung, die Ansporn ohne Druck, Ziele ohne Zwang, Engagement ohne Selbstverlust ermöglicht und das Selbstwertgefühl stärkt. Ein solcher Umgang mit Leistungsansprüchen lässt sich – therapeutisch begleitet – gezielt lernen.
Fazit: Perfektionismus überwinden mit Mitgefühl und Klarheit
Perfektionismus zu überwinden bedeutet, sich von inneren Zwängen zu lösen, ohne die eigenen Stärken aufzugeben. Die Kombination aus Selbstreflexion, schematherapeutischer Begleitung und alltagstauglichen Strategien ermöglicht einen neuen Umgang mit sich selbst – auf Augenhöhe.
Sie möchten mehr über Ihre eigenen Muster erfahren? Unsere Praxis für Psychologie in Berlin bietet fundierte Diagnostik, Beratung und Schema-Coaching. Gemeinsam erarbeiten wir, wie Sie Perfektionismus ablegen, Ihre inneren Anteile stärken und ein erfüllteres Leben führen.
Fragen Sie sich: Setzen Sie sich realistische Ziele oder neigen Sie dazu, übertrieben hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen? Dient dieser Anspruch meinem Wachstum – oder lähmt er mich? Gute Perfektion lässt Raum für Fehler, Entwicklung und Menschlichkeit. Sie entsteht aus einem gesunden Selbstbild, nicht aus Angst. In der psychologischen Begleitung helfen wir Ihnen, Ihre hohen Standards neu zu definieren – als Orientierung, nicht als Zwang.
Häufige Fragen rund um Perfektionismus – und was Sie darüber wissen sollten
Perfektionismus betrifft viele Menschen – doch kaum jemand spricht offen über die dahinterliegenden Muster. In diesem Abschnitt finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen.
Was ist Perfektionismus?
Perfektionismus bezeichnet das ausgeprägte Bedürfnis, in allen Lebensbereichen fehlerfrei zu funktionieren und höchste Standards zu erfüllen. Es handelt sich nicht um eine klinische Diagnose, sondern um ein Persönlichkeitsmerkmal, das funktional oder dysfunktional ausgeprägt sein kann. In der Schematherapie zeigt sich Perfektionismus häufig als Ausdruck innerer Antreiber und als Versuch, Kontrolle über das eigene Selbstwertgefühl zu behalten.
Ist perfektionistisch sein schlecht?
Nicht grundsätzlich. Funktionaler Perfektionismus kann motivieren, zu sorgfältigem Arbeiten anregen und den Wunsch nach Qualität unterstützen. Problematisch wird es, wenn Perfektionismus mit Selbstkritik, Angst, Erschöpfung oder Vermeidung verbunden ist – dann spricht man von dysfunktionalem Perfektionismus, der psychisch belasten kann.
Welches Bedürfnis steckt hinter Perfektionismus?
Hinter perfektionistischem Verhalten stehen oft tieferliegende Bedürfnisse nach Sicherheit, Anerkennung, Zugehörigkeit oder Kontrolle. In der Schematherapie begegnen wir häufig den Schemata „Unzulänglichkeit“, „Hohe Standards“ oder „Angst vor Kritik“. Diese Muster entstehen meist früh im Leben und prägen die Selbstwahrnehmung stark.
Woher kommt Perfektionismus?
Perfektionismus entwickelt sich häufig bereits in der Kindheit – etwa, wenn Kinder Liebe oder Wertschätzung nur bei Leistung erfahren. Auch gesellschaftliche und mediale Einflüsse (z. B. die Darstellung von Perfektionismus) können die Erwartungen an hohe Ziele verstärken. B. Vergleiche in sozialen Netzwerken) verstärken den Druck, stets „besser“ zu sein. Diese Erfahrungen verfestigen sich im Erwachsenenalter oft zu unbewussten Überzeugungen.
Ist (zwanghafter) Perfektionismus eine Krankheit?
Zwanghafter oder dysfunktionaler Perfektionismus kann im Rahmen psychischer Erkrankungen auftreten – etwa bei Zwangsstörungen, Essstörungen oder Depressionen. In solchen Fällen sprechen wir von behandlungsbedürftigen Symptomen, die mit therapeutischer Unterstützung gut behandelbar sind.
Wie behandelt man Perfektionismus?
In der Schematherapie liegt der Fokus darauf, die inneren Anteile (Modi) zu erkennen, die Perfektionismus antreiben – etwa das „kritische Elternintrojekt“ oder das „getriebene Kind“. Mit Methoden wie Imagery Rescripting, Modusdialogen und Achtsamkeitsübungen wird das „gesunde Erwachsene-Ich“ gestärkt. Ziel ist es, einen neuen Umgang mit Fehlern, Leistung und Selbstwert zu etablieren.
Wie bekomme ich meinen Perfektionismus in den Griff?
Ein erster Schritt besteht darin, die eigenen Muster zu erkennen und zu hinterfragen. Was löst der Gedanke an einen möglichen Fehler aus? Welche Überzeugungen treiben Sie an? Parallel dazu helfen konkrete Strategien: Prioritäten setzen, Selbstmitgefühl entwickeln, innere Kritiker entmachten. In der Psychotherapie begleiten wir diesen Prozess individuell und achtsam.
Wie kann man Perfektionismus ablegen?
Perfektionismus ablegen bedeutet, sich Schritt für Schritt von rigiden Ansprüchen zu lösen. Dazu gehört, realistische Ziele zu formulieren, Kontrollbedürfnisse zu reflektieren und die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Besonders hilfreich sind Übungen zur Selbstfürsorge, zum Loslassen und zur Arbeit mit inneren Bildern.
Kann man Perfektionismus ablegen?
Ja – durch ein Zusammenspiel aus Selbstreflexion, therapeutischer Begleitung und praktischen Veränderungen im Alltag. Es geht nicht darum, den eigenen Ehrgeiz aufzugeben, sondern ein gesundes Verhältnis zu Leistung und Fehlern zu entwickeln.
Der Perfektionismus-Test – Bin ich ein Perfektionist?
Folgende Fragen können ein Hinweis sein: Fühlen Sie sich oft unzufrieden, selbst wenn Sie Ihr Bestes geben?
Fühlen Sie sich als Versager:in, wenn etwas nicht perfekt läuft?
Haben Sie Schwierigkeiten, sich über Erfolge zu freuen, während Sie ständig versuchen, Ihre hohen Ziele zu erreichen?
Setzen Sie sich Ziele, die kaum erreichbar sind?
Vermeiden Sie neue Aufgaben aus Angst, sie nicht gut genug zu bewältigen?
Wenn Sie mehrmals innerlich nicken, lohnt sich ein tieferer Blick – zum Beispiel im Rahmen eines professionellen Perfektionismus-Tests oder in einem therapeutischen Gespräch.
Was löst Perfektionismus in mir aus?
Für viele Menschen ist Perfektionismus mit Anspannung, innerem Druck, Schlafproblemen oder Selbstzweifeln verbunden, was oft auf übertrieben hohe Erwartungen zurückzuführen ist. Auch Freude, Kreativität oder spontane Entscheidungen bleiben oft auf der Strecke. In der Schematherapie betrachten wir, welche Modus-Aktivierungen dahinterstehen – und was diese auslösen.
Was möchte ich konkret ändern?
Diese Frage leitet jede Veränderung ein, auch bei Perfektionismus. Möchten Sie freundlicher mit sich selbst umgehen? Aufgaben loslassen, bevor sie „perfekt“ sind? Mehr Leichtigkeit in Beziehungen erleben? Ziele formulieren Sie am besten konkret, realistisch und verbindlich – auch als Teil eines Therapieprozesses.
Wie lerne ich, mich selbst zu akzeptieren?
Selbstakzeptanz entsteht durch bewusste innere Zuwendung. In der schematherapeutischen Arbeit üben wir, mit dem „gesunden Erwachsenenmodus“ auf das eigene verletzte oder getriebene innere Kind zu reagieren – mit Klarheit, Fürsorge und Abgrenzung. Auch kleine tägliche Rituale und Selbstmitgefühlsübungen stärken langfristig das Gefühl: Ich bin gut genug – auch mit Fehlern.
Wie gelingt es, im Alltag gelassener zu werden?
Gelassenheit beginnt im Inneren: mit dem Erkennen automatischer Gedanken, dem Erlauben von Unvollkommenheit und dem Üben emotionaler Distanz zu stressauslösenden Situationen. Dazu gehören auch pragmatische Veränderungen: Aufgaben priorisieren, Pausen ernst nehmen, innere Kritiker „in den Urlaub schicken“. Die Schematherapie liefert hierfür alltagstaugliche Werkzeuge.
Wie kann ich hohe Ansprüche haben, ohne mich selbst unter Druck zu setzen?
Fragen Sie sich: Dient dieser Anspruch meinem Wachstum – oder lähmt er mich? Gute Perfektion lässt Raum für Fehler, Entwicklung und Menschlichkeit. Sie entsteht aus einem gesunden Selbstbild, nicht aus Angst. In der psychologischen Begleitung helfen wir Ihnen, Ihre hohen Standards neu zu definieren – als Orientierung, nicht als Zwang.
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