Trauma und Maladaptives Tagträumen – ein Überlebensmechanismus? (10)

Trauma und Maladaptives Tagträumen – ein Überlebensmechanismus? (10)

Trauma und Maladaptives Tagträumen

Published on:

Sep 28, 2025

Eine einsame Person, in einem Erdloch auf einem Feld, die sich, von einem dunkel bewölkten Horizont in eine Fantasiewelt hineinträumt – Symbol für Trauma und innere Flucht.
Eine einsame Person, in einem Erdloch auf einem Feld, die sich, von einem dunkel bewölkten Horizont in eine Fantasiewelt hineinträumt – Symbol für Trauma und innere Flucht.

Description: Wie unverarbeitete Erlebnisse das Maladaptive Tagträumen verstärken können und warum Fantasiewelten für manche Betroffene Schutz und Last zugleich sind.

Verwandte Artikel:

Teaser (Lead)

Viele Betroffene berichten, dass Maladaptives Tagträumen in schwierigen Lebensphasen begann – als Rückzugsraum aus einer belastenden Realität. Fantasiewelten können kurzfristig Schutz und Trost spenden, entwickeln sich aber oft zu einem Muster, das den Alltag dauerhaft einschränkt.


Trauma und Maladaptives Tagträumen – ein Überlebensmechanismus?

Lesen Sie zuerst den ausführlichen Hauptartikel Maladaptives Tagträumen – verstehen, behandeln und überwinden – ein umfassender Leitfaden

oder

den Überblick „Maladaptives Tagträumen – Ursachen, Symptome und Hilfe“. Dieser Themenartikel beleuchtet den Zusammenhang von Trauma und Maladaptivem Tagträumen.

 

1. Warum Trauma ein Risikofaktor ist

Traumatische Erfahrungen – etwa Vernachlässigung in der Kindheit, Missbrauch, Gewalt, schwere Verluste oder chronischer Stress – können das Bedürfnis verstärken, innerlich zu entfliehen. Tagträume bieten in solchen Situationen scheinbar sichere Räume, in denen Betroffene Kontrolle, Trost und Anerkennung finden, die in der realen Umwelt fehlen.

  • Kindheitstraumata: Kinder, die emotional vernachlässigt werden, entwickeln oft früh Strategien, sich durch Fantasie in eine erträgliche Welt zu retten.

  • Akute Traumata: Nach belastenden Erlebnissen wie Unfällen oder Gewalt kann MD zu einem „Puffer“ gegen überwältigende Gefühle werden.

2. Maladaptives Tagträumen als Coping-Strategie

  • Kurzfristiger Schutz: In der Fantasiewelt sind Betroffene stark, sicher oder geliebt – ein Gegengewicht zu Ohnmacht und Schmerz.

  • Langfristiges Problem: Je stärker die Flucht genutzt wird, desto mehr verfestigt sie sich. Verpflichtungen, soziale Kontakte und Selbstfürsorge bleiben auf der Strecke.

  • Parallele zu Dissoziation: Während Dissoziation oft ein unwillkürliches „Abschalten“ ist, stellt MD ein aktives, bewusst gestaltetes Wegträumen dar – dennoch dient beides dem Schutz vor Überlastung.

3. Typische Muster bei traumabezogenem MD

Viele Betroffene berichten von wiederkehrenden Szenarien, die eng mit ihren unerfüllten Bedürfnissen verbunden sind:

  • Helden- oder Rettungsgeschichten, in denen sie mächtig und wirksam sind.

  • Fantasie-Familien oder -Freunde als Ersatz für reale Bindungen.

  • Idealwelten, in denen Anerkennung, Liebe und Sicherheit selbstverständlich sind.

  • Triggergebundene Nutzung: Bestimmte Geräusche, Orte oder Gedanken an frühere Belastungen können intensive Tagträume auslösen.

4. Chancen und Risiken

  • Chancen: In akuten Krisen kann MD eine Art „innerer Zufluchtsort“ sein, der hilft, seelisch zu überleben. Auch kreative Fähigkeiten können aus dieser Fantasie gespeist werden.

  • Risiken: Wird die Strategie chronisch, verhindert sie reale Bewältigung. Das Leben bleibt „auf Pause“. Hinzu kommen Schuldgefühle („Ich fliehe schon wieder“) und soziale Isolation, die das Leiden verstärken. Manche Betroffene fühlen sich von ihren eigenen Fantasien abhängig, ähnlich wie bei einer Sucht.

5. Therapeutische Perspektive

  • Traumatherapie: Ziel ist die Bearbeitung der belastenden Erlebnisse, sodass das Tagträumen nicht mehr als ständige Flucht nötig ist. Methoden wie EMDR, stabilisierende Imaginationsübungen oder narrativ-expositorische Verfahren können helfen.

  • Stabilisierung & Ressourcenarbeit: Vor einer Konfrontation mit Trauma-Inhalten braucht es Sicherheit im Hier und Jetzt – etwa durch Achtsamkeitsübungen, Bodenanker, Atemtechniken oder das Einüben verlässlicher Alltagsstrukturen.

  • Integration statt Auslöschung: Fantasie darf als Ressource bleiben – etwa durch kreatives Schreiben oder Kunst –, aber sie soll nicht mehr den Alltag dominieren.

  • Therapeutische Beziehung: Verständnis und Validierung sind entscheidend. Wer MD nur als „Tagträumerei“ abtut, verhindert, dass Betroffene sich öffnen.

6. Fallbeispiel: Lukas – Vom Überlebensmechanismus zur kontrollierten Ressource

Ausgangssituation:

·         Lukas (32) erlebte in seiner Kindheit emotionale Vernachlässigung und Mobbing in der Schule. Als junger Erwachsener war er in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt.

·         Seit der Jugend nutzt er intensive, stundenlange Tagträume als Flucht. Seine Fantasiewelten sind geprägt von einer idealen Familie, die ihn bedingungslos liebt, und Heldengeschichten, in denen er andere rettet und bewundert wird.

·         Bestimmte Trigger – wie laute Geräusche, Streit oder das Gefühl, nicht gesehen zu werden – lösen sofort den Drang zum Tagträumen aus. Sein soziales und berufliches Leben leidet stark unter der Zeit, die er in der Fantasie verbringt.

Therapieansatz:

1.      Stabilisierung und Psychoedukation: Zuerst wurde Lukas vermittelt, dass sein Tagträumen ursprünglich ein cleverer Überlebensmechanismus seines Geistes war, um mit überwältigenden Emotionen und Erinnerungen umzugehen. Dies reduzierte seine Scham.

2.      Ressourcenaktivierung: Gemeinsam wurden "Bodenanker" und Achtsamkeitsübungen erarbeitet, um ihn im aktuellen Moment zu verankern, wenn der Drang zu träumen aufkommt (z. B. die 5-4-3-2-1-Methode: 5 Dinge sehen, 4 Dinge fühlen, 3 Dinge hören, 2 Dinge riechen, 1 Ding schmecken).

3.      Traumakonfrontation mit EMDR: Nach ausreichender Stabilisierung begann die schonende Verarbeitung der traumatischen Erinnerungen (Mobbing, Unfall) mit EMDR. Das Ziel war nicht, die Fantasie zu eliminieren, sondern ihre emotionale Dringlichkeit zu reduzieren.

4.      Integration der Fantasie: Lukas begann, Elemente seiner Tagträume in kreatives Schreiben umzuleiten. So blieb die Fantasie als positive Ressource erhalten, ohne seinen Alltag zu dominieren.

Ergebnis nach einem Jahr:

·         Die intrusiven Erinnerungen und die emotionale Belastung durch die Traumata haben deutlich nachgelassen.

·         Der Tagtraum-Drang ist nicht verschwunden, aber Lukas kann ihn jetzt meist steuern. Er tagträumt gezielt nur noch ca. 30–60 Minuten am Tag, oft als bewusste Entspannung oder für seine Schreibprojekte.

·         Er hat gelernt, seine emotionalen Bedürfnisse (nach Sicherheit, Anerkennung) eher in realen Beziehungen zu kommunizieren und zu stillen.

 

Fazit

Maladaptives Tagträumen kann für traumatisierte Menschen eine wertvolle Überlebenshilfe gewesen sein – ein innerer Schutzraum, als die Realität zu schmerzhaft war. Doch was einst half zu überstehen, wird später zur Last, wenn es das reale Leben verdrängt. Entscheidend ist, die Fantasie nicht zu bekämpfen, sondern konstruktiv zu integrieren: als kreative Ressource und als Hinweis auf unerfüllte Bedürfnisse, die in der Therapie aufgearbeitet werden können.

Description: Wie unverarbeitete Erlebnisse das Maladaptive Tagträumen verstärken können und warum Fantasiewelten für manche Betroffene Schutz und Last zugleich sind.

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Viele Betroffene berichten, dass Maladaptives Tagträumen in schwierigen Lebensphasen begann – als Rückzugsraum aus einer belastenden Realität. Fantasiewelten können kurzfristig Schutz und Trost spenden, entwickeln sich aber oft zu einem Muster, das den Alltag dauerhaft einschränkt.


Trauma und Maladaptives Tagträumen – ein Überlebensmechanismus?

Lesen Sie zuerst den ausführlichen Hauptartikel Maladaptives Tagträumen – verstehen, behandeln und überwinden – ein umfassender Leitfaden

oder

den Überblick „Maladaptives Tagträumen – Ursachen, Symptome und Hilfe“. Dieser Themenartikel beleuchtet den Zusammenhang von Trauma und Maladaptivem Tagträumen.

 

1. Warum Trauma ein Risikofaktor ist

Traumatische Erfahrungen – etwa Vernachlässigung in der Kindheit, Missbrauch, Gewalt, schwere Verluste oder chronischer Stress – können das Bedürfnis verstärken, innerlich zu entfliehen. Tagträume bieten in solchen Situationen scheinbar sichere Räume, in denen Betroffene Kontrolle, Trost und Anerkennung finden, die in der realen Umwelt fehlen.

  • Kindheitstraumata: Kinder, die emotional vernachlässigt werden, entwickeln oft früh Strategien, sich durch Fantasie in eine erträgliche Welt zu retten.

  • Akute Traumata: Nach belastenden Erlebnissen wie Unfällen oder Gewalt kann MD zu einem „Puffer“ gegen überwältigende Gefühle werden.

2. Maladaptives Tagträumen als Coping-Strategie

  • Kurzfristiger Schutz: In der Fantasiewelt sind Betroffene stark, sicher oder geliebt – ein Gegengewicht zu Ohnmacht und Schmerz.

  • Langfristiges Problem: Je stärker die Flucht genutzt wird, desto mehr verfestigt sie sich. Verpflichtungen, soziale Kontakte und Selbstfürsorge bleiben auf der Strecke.

  • Parallele zu Dissoziation: Während Dissoziation oft ein unwillkürliches „Abschalten“ ist, stellt MD ein aktives, bewusst gestaltetes Wegträumen dar – dennoch dient beides dem Schutz vor Überlastung.

3. Typische Muster bei traumabezogenem MD

Viele Betroffene berichten von wiederkehrenden Szenarien, die eng mit ihren unerfüllten Bedürfnissen verbunden sind:

  • Helden- oder Rettungsgeschichten, in denen sie mächtig und wirksam sind.

  • Fantasie-Familien oder -Freunde als Ersatz für reale Bindungen.

  • Idealwelten, in denen Anerkennung, Liebe und Sicherheit selbstverständlich sind.

  • Triggergebundene Nutzung: Bestimmte Geräusche, Orte oder Gedanken an frühere Belastungen können intensive Tagträume auslösen.

4. Chancen und Risiken

  • Chancen: In akuten Krisen kann MD eine Art „innerer Zufluchtsort“ sein, der hilft, seelisch zu überleben. Auch kreative Fähigkeiten können aus dieser Fantasie gespeist werden.

  • Risiken: Wird die Strategie chronisch, verhindert sie reale Bewältigung. Das Leben bleibt „auf Pause“. Hinzu kommen Schuldgefühle („Ich fliehe schon wieder“) und soziale Isolation, die das Leiden verstärken. Manche Betroffene fühlen sich von ihren eigenen Fantasien abhängig, ähnlich wie bei einer Sucht.

5. Therapeutische Perspektive

  • Traumatherapie: Ziel ist die Bearbeitung der belastenden Erlebnisse, sodass das Tagträumen nicht mehr als ständige Flucht nötig ist. Methoden wie EMDR, stabilisierende Imaginationsübungen oder narrativ-expositorische Verfahren können helfen.

  • Stabilisierung & Ressourcenarbeit: Vor einer Konfrontation mit Trauma-Inhalten braucht es Sicherheit im Hier und Jetzt – etwa durch Achtsamkeitsübungen, Bodenanker, Atemtechniken oder das Einüben verlässlicher Alltagsstrukturen.

  • Integration statt Auslöschung: Fantasie darf als Ressource bleiben – etwa durch kreatives Schreiben oder Kunst –, aber sie soll nicht mehr den Alltag dominieren.

  • Therapeutische Beziehung: Verständnis und Validierung sind entscheidend. Wer MD nur als „Tagträumerei“ abtut, verhindert, dass Betroffene sich öffnen.

6. Fallbeispiel: Lukas – Vom Überlebensmechanismus zur kontrollierten Ressource

Ausgangssituation:

·         Lukas (32) erlebte in seiner Kindheit emotionale Vernachlässigung und Mobbing in der Schule. Als junger Erwachsener war er in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt.

·         Seit der Jugend nutzt er intensive, stundenlange Tagträume als Flucht. Seine Fantasiewelten sind geprägt von einer idealen Familie, die ihn bedingungslos liebt, und Heldengeschichten, in denen er andere rettet und bewundert wird.

·         Bestimmte Trigger – wie laute Geräusche, Streit oder das Gefühl, nicht gesehen zu werden – lösen sofort den Drang zum Tagträumen aus. Sein soziales und berufliches Leben leidet stark unter der Zeit, die er in der Fantasie verbringt.

Therapieansatz:

1.      Stabilisierung und Psychoedukation: Zuerst wurde Lukas vermittelt, dass sein Tagträumen ursprünglich ein cleverer Überlebensmechanismus seines Geistes war, um mit überwältigenden Emotionen und Erinnerungen umzugehen. Dies reduzierte seine Scham.

2.      Ressourcenaktivierung: Gemeinsam wurden "Bodenanker" und Achtsamkeitsübungen erarbeitet, um ihn im aktuellen Moment zu verankern, wenn der Drang zu träumen aufkommt (z. B. die 5-4-3-2-1-Methode: 5 Dinge sehen, 4 Dinge fühlen, 3 Dinge hören, 2 Dinge riechen, 1 Ding schmecken).

3.      Traumakonfrontation mit EMDR: Nach ausreichender Stabilisierung begann die schonende Verarbeitung der traumatischen Erinnerungen (Mobbing, Unfall) mit EMDR. Das Ziel war nicht, die Fantasie zu eliminieren, sondern ihre emotionale Dringlichkeit zu reduzieren.

4.      Integration der Fantasie: Lukas begann, Elemente seiner Tagträume in kreatives Schreiben umzuleiten. So blieb die Fantasie als positive Ressource erhalten, ohne seinen Alltag zu dominieren.

Ergebnis nach einem Jahr:

·         Die intrusiven Erinnerungen und die emotionale Belastung durch die Traumata haben deutlich nachgelassen.

·         Der Tagtraum-Drang ist nicht verschwunden, aber Lukas kann ihn jetzt meist steuern. Er tagträumt gezielt nur noch ca. 30–60 Minuten am Tag, oft als bewusste Entspannung oder für seine Schreibprojekte.

·         Er hat gelernt, seine emotionalen Bedürfnisse (nach Sicherheit, Anerkennung) eher in realen Beziehungen zu kommunizieren und zu stillen.

 

Fazit

Maladaptives Tagträumen kann für traumatisierte Menschen eine wertvolle Überlebenshilfe gewesen sein – ein innerer Schutzraum, als die Realität zu schmerzhaft war. Doch was einst half zu überstehen, wird später zur Last, wenn es das reale Leben verdrängt. Entscheidend ist, die Fantasie nicht zu bekämpfen, sondern konstruktiv zu integrieren: als kreative Ressource und als Hinweis auf unerfüllte Bedürfnisse, die in der Therapie aufgearbeitet werden können.

Description: Wie unverarbeitete Erlebnisse das Maladaptive Tagträumen verstärken können und warum Fantasiewelten für manche Betroffene Schutz und Last zugleich sind.

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Teaser (Lead)

Viele Betroffene berichten, dass Maladaptives Tagträumen in schwierigen Lebensphasen begann – als Rückzugsraum aus einer belastenden Realität. Fantasiewelten können kurzfristig Schutz und Trost spenden, entwickeln sich aber oft zu einem Muster, das den Alltag dauerhaft einschränkt.


Trauma und Maladaptives Tagträumen – ein Überlebensmechanismus?

Lesen Sie zuerst den ausführlichen Hauptartikel Maladaptives Tagträumen – verstehen, behandeln und überwinden – ein umfassender Leitfaden

oder

den Überblick „Maladaptives Tagträumen – Ursachen, Symptome und Hilfe“. Dieser Themenartikel beleuchtet den Zusammenhang von Trauma und Maladaptivem Tagträumen.

 

1. Warum Trauma ein Risikofaktor ist

Traumatische Erfahrungen – etwa Vernachlässigung in der Kindheit, Missbrauch, Gewalt, schwere Verluste oder chronischer Stress – können das Bedürfnis verstärken, innerlich zu entfliehen. Tagträume bieten in solchen Situationen scheinbar sichere Räume, in denen Betroffene Kontrolle, Trost und Anerkennung finden, die in der realen Umwelt fehlen.

  • Kindheitstraumata: Kinder, die emotional vernachlässigt werden, entwickeln oft früh Strategien, sich durch Fantasie in eine erträgliche Welt zu retten.

  • Akute Traumata: Nach belastenden Erlebnissen wie Unfällen oder Gewalt kann MD zu einem „Puffer“ gegen überwältigende Gefühle werden.

2. Maladaptives Tagträumen als Coping-Strategie

  • Kurzfristiger Schutz: In der Fantasiewelt sind Betroffene stark, sicher oder geliebt – ein Gegengewicht zu Ohnmacht und Schmerz.

  • Langfristiges Problem: Je stärker die Flucht genutzt wird, desto mehr verfestigt sie sich. Verpflichtungen, soziale Kontakte und Selbstfürsorge bleiben auf der Strecke.

  • Parallele zu Dissoziation: Während Dissoziation oft ein unwillkürliches „Abschalten“ ist, stellt MD ein aktives, bewusst gestaltetes Wegträumen dar – dennoch dient beides dem Schutz vor Überlastung.

3. Typische Muster bei traumabezogenem MD

Viele Betroffene berichten von wiederkehrenden Szenarien, die eng mit ihren unerfüllten Bedürfnissen verbunden sind:

  • Helden- oder Rettungsgeschichten, in denen sie mächtig und wirksam sind.

  • Fantasie-Familien oder -Freunde als Ersatz für reale Bindungen.

  • Idealwelten, in denen Anerkennung, Liebe und Sicherheit selbstverständlich sind.

  • Triggergebundene Nutzung: Bestimmte Geräusche, Orte oder Gedanken an frühere Belastungen können intensive Tagträume auslösen.

4. Chancen und Risiken

  • Chancen: In akuten Krisen kann MD eine Art „innerer Zufluchtsort“ sein, der hilft, seelisch zu überleben. Auch kreative Fähigkeiten können aus dieser Fantasie gespeist werden.

  • Risiken: Wird die Strategie chronisch, verhindert sie reale Bewältigung. Das Leben bleibt „auf Pause“. Hinzu kommen Schuldgefühle („Ich fliehe schon wieder“) und soziale Isolation, die das Leiden verstärken. Manche Betroffene fühlen sich von ihren eigenen Fantasien abhängig, ähnlich wie bei einer Sucht.

5. Therapeutische Perspektive

  • Traumatherapie: Ziel ist die Bearbeitung der belastenden Erlebnisse, sodass das Tagträumen nicht mehr als ständige Flucht nötig ist. Methoden wie EMDR, stabilisierende Imaginationsübungen oder narrativ-expositorische Verfahren können helfen.

  • Stabilisierung & Ressourcenarbeit: Vor einer Konfrontation mit Trauma-Inhalten braucht es Sicherheit im Hier und Jetzt – etwa durch Achtsamkeitsübungen, Bodenanker, Atemtechniken oder das Einüben verlässlicher Alltagsstrukturen.

  • Integration statt Auslöschung: Fantasie darf als Ressource bleiben – etwa durch kreatives Schreiben oder Kunst –, aber sie soll nicht mehr den Alltag dominieren.

  • Therapeutische Beziehung: Verständnis und Validierung sind entscheidend. Wer MD nur als „Tagträumerei“ abtut, verhindert, dass Betroffene sich öffnen.

6. Fallbeispiel: Lukas – Vom Überlebensmechanismus zur kontrollierten Ressource

Ausgangssituation:

·         Lukas (32) erlebte in seiner Kindheit emotionale Vernachlässigung und Mobbing in der Schule. Als junger Erwachsener war er in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt.

·         Seit der Jugend nutzt er intensive, stundenlange Tagträume als Flucht. Seine Fantasiewelten sind geprägt von einer idealen Familie, die ihn bedingungslos liebt, und Heldengeschichten, in denen er andere rettet und bewundert wird.

·         Bestimmte Trigger – wie laute Geräusche, Streit oder das Gefühl, nicht gesehen zu werden – lösen sofort den Drang zum Tagträumen aus. Sein soziales und berufliches Leben leidet stark unter der Zeit, die er in der Fantasie verbringt.

Therapieansatz:

1.      Stabilisierung und Psychoedukation: Zuerst wurde Lukas vermittelt, dass sein Tagträumen ursprünglich ein cleverer Überlebensmechanismus seines Geistes war, um mit überwältigenden Emotionen und Erinnerungen umzugehen. Dies reduzierte seine Scham.

2.      Ressourcenaktivierung: Gemeinsam wurden "Bodenanker" und Achtsamkeitsübungen erarbeitet, um ihn im aktuellen Moment zu verankern, wenn der Drang zu träumen aufkommt (z. B. die 5-4-3-2-1-Methode: 5 Dinge sehen, 4 Dinge fühlen, 3 Dinge hören, 2 Dinge riechen, 1 Ding schmecken).

3.      Traumakonfrontation mit EMDR: Nach ausreichender Stabilisierung begann die schonende Verarbeitung der traumatischen Erinnerungen (Mobbing, Unfall) mit EMDR. Das Ziel war nicht, die Fantasie zu eliminieren, sondern ihre emotionale Dringlichkeit zu reduzieren.

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