Neuromodulation verstehen – Ein evidenzbasierter Weg zur Selbstregulation 03: Die Polyvagal-Theorie und ihre Kritik

Neuromodulation verstehen – Ein evidenzbasierter Weg zur Selbstregulation 03: Die Polyvagal-Theorie und ihre Kritik

Neuromodulation verstehen

Published on:

Jun 2, 2025

the inside of the human body
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Der Vagusnerv zwischen Bild und Mechanismus: Warum die Polyvagal-Theorie Orientierung bei Trauma geben kann, obwohl sie durch wissenschaftliche Kritik widerlegt ist

Einführung in die Serie

Die Regulation unseres autonomen Nervensystems steht im Mittelpunkt vieler moderner Gesundheitsdebatten – doch zwischen viralen Biohacks und fundierter Wissenschaft liegt oft eine große Lücke. Diese neue Blogserie widmet sich der Aufgabe, diese Lücke zu schließen. Schritt für Schritt, Kapitel für Kapitel, zeigen wir Ihnen, wie Nervensystem, Selbstregulation und Neuromodulation wirklich zusammenspielen – basierend auf evidenzgestützter Forschung, nicht auf Marketing-Versprechen.

Diese Beiträge bereiten den Weg für ein größeres Projekt, das Ende des Jahres veröffentlicht wird: ein praxisorientierter Leitfaden für Menschen mit postviralen Syndromen, chronischer Erschöpfung, Aufmerksamkeitsproblemen oder psychosomatischen Beschwerden – und für alle, die ihrem Nervensystem vertrauen lernen möchten.

Worm es geht:

Jeder Beitrag dieser Serie nimmt ein Kapitel des kommenden Buches in den Fokus. Wir beleuchten die Grundlagen des autonomen Nervensystems, entkräften verbreitete Mythen, stellen wissenschaftlich belegte Methoden zur Neuromodulation vor und zeigen, wie man praktikable Strategien im Alltag umsetzt. Egal, ob Sie neu im Thema sind oder bereits Erfahrung mit Themen wie Vagusnervstimulation, HRV-Messung oder Polyvagal-Theorie haben – diese Serie bietet Orientierung, Klärung und konkrete Handlungsschritte.

Folgende Kapitel erwarten Sie:

1. Das Nervensystem verändern? Ein kritischer Einstieg in das Thema Selbstregulation.

2. Wie Ihr Nervensystem wirklich funktioniert.

3. Warum viele Theorien mehr Hypothese als Hilfe sind.

4. Was wissenschaftlich validierte Neuromodulation heute leisten kann.

5. Irrtümer über HRV, Vagus und Biohacking aufgedeckt.

6. Praktische Strategien für bessere Regulation im Alltag.

7. Wie Sie ein eigenes, individuelles Selbstregulationskonzept entwickeln.

Zukünftige Sonderkapitel:

• Die Wissenschaft der Neuromodulation – Ein tieferer Einblick in taVNS und verwandte Methoden.

• Bewegung als Therapie – Wie gezieltes Training das Gehirn stärkt.

• Syndromspezifische Strategien – Long COVID, ADHS, CPTSD, chronische Schmerzen & kognitiver Abbau.

Bleiben Sie dabei – denn Wissen ist die beste Grundlage für Vertrauen in den eigenen Körper. Und Vertrauen ist der erste Schritt in Richtung Heilung.

Warum viele Theorien mehr Hypothese als Hilfe sind.

Viele Menschen atmen innerlich auf, wenn sie zum ersten Mal von Begriffen wie "dorsale Abschaltung", "ventraler Vagus" oder "soziales Engagementssystem" hören. Endlich scheint es eine Sprache für Erfahrungen zu geben, die sich zuvor chaotisch oder beschämend angefühlt haben. Die sogenannte Polyvagal-Theorie bietet eine einprägsame Erklärung dafür, wie unser Nervensystem auf Stress, Verbindung oder Gefahr reagiert. Doch so hilfreich diese Theorie sein kann – sie ist keine Diagnose, kein Beweis und kein mechanisches Gesetz. Und sie ersetzt nicht das tiefergehende Verstehen komplexer körperlicher und psychischer Zusammenhänge.

In diesem Beitrag zeigen wir, warum populäre Modelle wie die Polyvagal-Theorie wichtige Orientierung geben, wo sie empirisch fragwürdig sind – und wie man sie nutzen kann, ohne sich von ihnen vereinnahmen zu lassen.


Kritik an der Polyvagal-Theorie: Was ist dran am Vagus-Hype?

Die sogenannte Polyvagal-Theorie erfreut sich in Therapie, Coaching und Social Media großer Beliebtheit. Sie verspricht, viele psychische Zustände – von Trauma über Angst bis hin zu Dissoziation – durch eine neue Sicht auf das autonome Nervensystem zu erklären. Doch was kann dieses Modell wirklich leisten? Was ist wissenschaftlich fundiert – und was ist mehr Hypothese als Hilfe? Dieser Beitrag hinterfragt zentrale Annahmen der Polyvagal-Theorie von Stephen Porges und beleuchtet, warum ihre Popularität kritisch reflektiert werden sollte.

Was sagt die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges eigentlich?

Die Polyvagal-Theorie, entwickelt von Stephen Porges, will die Regulation des autonomen Nervensystems neu erklären. Statt eines binären Modells (Sympathikus vs. Parasympathikus) schlägt sie eine hierarchisch geordnete Struktur vor:

  • Der ventrale vagale Zweig steht laut Porges für soziale Sicherheit, Verbindung und Regulation.

  • Der sympathische Zweig reagiert mit Flucht- oder Kampfmechanismen.

  • Der dorsale vagale Zweig wird für Zusammenbruch, Dissoziation oder Kollaps verantwortlich gemacht.

Diese Theorie wird oft als Erklärung für Symptome wie Panik, Trauma oder emotionale Abschaltung herangezogen – sie verspricht damit ein umfassendes, psychologisch und physiologisch integriertes Modell.

Wer ist Stephen Porges – und wie entstand seine Polyvagal-Theorie?

Stephen Porges ist Psychologe und Neurowissenschaftler. Seine Arbeit basiert auf Herzfrequenzanalysen und der Rolle des vagalen Systems. 1994 veröffentlichte er die erste Fassung der Polyvagal-Theorie. Seine zentrale These: Der Nervus vagus entwickle sich bei Säugetieren phylogenetisch weiter und ermögliche soziale Kommunikation.

Dabei stützt sich Porges auf die Annahme, dass sich ein neuer Zweig des Vagus – der ventrale Ast aus dem nucleus ambiguus – exklusiv bei Säugetieren entwickelt habe und für das soziale Engagement zuständig sei.

Welche Rolle spielt der Vagusnerv in der Polyvagal-Theorie?

Der Vagusnerv ist der zehnte Hirnnerv und Teil des parasympathischen Nervensystems. Er steuert unter anderem Herzfrequenz, Verdauung, Mimikmuskulatur und weitere homöostatische Funktionen der Gesundheit.

Laut Porges soll der ventrale vagale Zweig direkt mit der quergestreiften Muskulatur des Gesichts, dem Mittelohr und dem nucleus ambiguus verbunden sein – und damit die Grundlage für soziale Interaktion bilden.

Doch hier liegt bereits ein Problem: Die Verbindungen zwischen den anatomischen Strukturen sind umstritten, zum Teil nicht messbar, und viele Annahmen der Polyvagal-Theorie sind nicht empirisch abgesichert.

Wie ist das autonome Nervensystem der Säugetiere anatomisch tatsächlich aufgebaut?

Das autonome Nervensystem reguliert unwillkürlich lebenswichtige Funktionen – vom Herzrhythmus bis zur Atmung. Bei Säugetieren bestehen drei Hauptachsen:

  • Der Sympathikus (Aktivierung, defensive Reaktion)

  • Der Parasympathikus (Erholung, vagale Regulation)

  • Das enterische Nervensystem

Die Polyvagal-Theorie behauptet, dass sich das autonome Nervensystem der Säugetiere (mammalian autonomic nervous system) evolutionär verändert habe und der ventrale Vagus eine soziale Funktion einnehme. Doch anatomische Studien zeigen: Die evolutionäre Entwicklung des vagalen Systems ist nicht eindeutig dreigeteilt – viele Funktionen sind funktionell redundant und nicht linear hierarchisch.

Welche Annahmen der Polyvagal-Theorie sind problematisch?

Funktionell ist nachvollziehbar, dass soziale Nähe das Nervensystem regulieren kann. Doch viele der strukturellen Aussagen – etwa zur Rolle des motor nucleus of the vagus, des nucleus ambiguus, oder zur exklusiven Rolle des ventralen vagalen Pfades – sind anatomisch nicht sauber belegt.

Auch Begriffe wie „ventraler Zustand“ oder „dorsaler Shutdown“ klingen exakt, sind aber nicht direkt messbar – weder durch Bildgebung noch durch Herzfrequenzanalysen. Die Annahme, dass eine einfache Verlangsamung der Herzfrequenz spezifisch auf einen ventralen Zustand zurückgeht, wurde 2021 von Paul Grossman kritisch hinterfragt.

Was kritisieren Forscher wie Paul Grossman an der Theorie?

Paul Grossman, klinischer Forscher für Psychophysiologie, zählt zu den wichtigsten Kritikern der Polyvagal-Theorie. In mehreren Veröffentlichungen bezeichnete er die Theorie als „weitgehend widerlegt“, zumindest in ihren anatomischen und funktionellen Kernaussagen.

Laut Grossman sei die physiologische Realität komplexer, als die Theorie suggeriert. Zudem würden Begriffe wie „social engagement“ oder „ventrale vagale Aktivität“ therapeutisch überhöht – obwohl sie in wissenschaftlichen Studien nicht operationalisiert sind.

Wie plausibel ist das Konzept der Neurozeption?

Ein zentraler Begriff der Polyvagal-Theorie ist die sogenannte Neurozeption – ein unbewusster Scan des Körpers nach Sicherheit oder Gefahr.

Doch auch hier zeigt sich das Problem: Es gibt keine klaren physiologischen Korrelate, keine bildgebenden Verfahren, keine HRV-Daten, die zweifelsfrei eine „Neurozeption“ nachweisen. Das Konzept bleibt eine metaphorische Annahme, die klinisch schwer nutzbar ist.

Warum wird die Theorie gehypt?

Viele Therapie- oder Coachingangebote arbeiten heute mit Aussagen wie:

  • „Sie müssen erst in den ventralen Zustand kommen, um zu heilen.“

  • „Dorsaler Shutdown verhindert Ihre soziale Interaktion.“

  • „Regulation beginnt mit der Aktivierung des ventralen Systems.“

Das Problem: Diese Aussagen geben vor, objektiv messbare Zustände zu beschreiben, basieren aber oft auf symbolischen Modellen. Das kann bei Klient*innen, deren Symptome sich nicht bessern, zu Schuldzuweisungen führen: „Du blockierst deine Heilung.“

Welche Alternativen gibt es für die Regulation des autonomen Nervensystems?

Statt sich auf ein einziges Modell zu stützen, lohnt sich ein vergleichender Ansatz. Evidenzbasiert sind z. B.:

  • HRV-Biofeedback zur Förderung vagaler Flexibilität

  • Atemtraining mit Fokus auf langsamer Exhalation

  • Bewegung mit rhythmischer Komponente

  • klinisch validierte Neuromodulation wie taVNS

  • therapeutisch begleitete Körperarbeit

Diese Methoden setzen nicht auf Mythen, sondern auf das, was wissenschaftlich nachvollziehbar das autonome Nervensystem der Säugetiere unterstützt.

Wichtiges zum Mitnehmen

  • Die Polyvagal-Theorie ist ein faszinierendes Modell – aber kein Beweis.

  • Viele ihrer Annahmen sind anatomisch, funktionell und psychologisch umstritten.

  • Die Theorie liefert hilfreiche Metaphern, aber ersetzt keine physiologische Diagnostik.

  • Aussagen über „ventrale Zustände“ oder „Neurozeption“ sind nicht messbar.

  • Therapie braucht Modelle – aber keine Ideologien.

🧠 Möchtest du diesen Text in einem PDF, einem Praxisflyer oder einer Infografik aufbereiten? Sag einfach Bescheid.


Wenn Theorien zur neuen Ideologie werden

So kraftvoll die Sprache der Polyvagal-Theorie auch ist – sie kann auch einschränkend wirken. Nämlich dann, wenn sie zu einem geschlossenen Erklärungssystem wird:

  • "Ich bin nicht reguliert, also bin ich nicht im ventralen Zustand."

  • Meine Angst zeigt, dass ich unbewusst Gefahr wahrnehme.

  • "Diese Übung funktioniert bei mir nicht, also blockiere ich Heilung."

Das Problem daran: Es entsteht Scham statt Kontext. Die komplexe Wirklichkeit von Schlafmangel, Entzündungen, Hormonveränderungen, postviraler Belastung oder psychosozialem Stress wird reduziert auf ein Zustandsmodell.


Was hilft: Modellpluralismus statt Monokultur

Eine Theorie kann erklären. Mehrere Modelle können eröffnen.

  • Die Polyvagal-Theorie bietet ein Narrativ für soziale Sicherheit.

  • Das Konzept der Allostase erklärt, wie chronischer Stress physiologische Systeme erschöpft.

  • Die Neuroimmunologie beschreibt, wie Entzündungen Stimmung und Denken beeinflussen.

  • Die kognitive Neurowissenschaft beleuchtet Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Selbstwahrnehmung.

Ein pluralistischer Ansatz erlaubt es, Symptome nicht nur als Zustand, sondern auch als Signal zu verstehen. Und genau darum geht es in der Arbeit mit dem autonomen Nervensystem: um Orientierung, nicht um Etikettierung.


Fazit: Zwischen Entlastung und Vereinfachung unterscheiden

Die Polyvagal-Theorie hat viel bewirkt. Sie hat Menschen geholfen, sich selbst mit mehr Mitgefühl zu betrachten. Aber sie bleibt ein Modell. Und Modelle sind Werkzeuge – keine Wahrheiten.

Nutzen Sie diese Sprache, wenn sie Ihnen dient. Legen Sie sie beiseite, wenn sie Sie einengt. Und fragen Sie sich immer:

Hilft mir diese Theorie, mich selbst klarer zu sehen – oder verstellt sie mir den Blick auf andere Erklärungen?

Im nächsten Beitrag: Welche neuromodulatorischen Methoden wirklich evidenzbasiert helfen – und wie man sie sicher einsetzen kann.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Kritik an der Polyvagal-Theorie

Was ist die Polyvagal-Theorie und wer hat sie entwickelt? 

Die Polyvagal-Theorie wurde in den 1990er-Jahren von dem amerikanischen Psychologen und Neurowissenschaftler Stephen Porges entwickelt. Sie beschreibt drei Zustände des autonomen Nervensystems, die hierarchisch organisiert sind: soziale Sicherheit (ventral-vagal), Mobilisierung (Sympathikus) und Abschaltung (dorsal-vagal).

Was sind die zentralen Aussagen der Polyvagal-Theorie?

Laut Porges ist der Vagusnerv nicht nur ein biologischer Mechanismus, sondern auch zentral für unser Sozialverhalten. Der ventrale Vagus ermöglicht emotionale Nähe und soziale Interaktion, während der dorsale Vagus bei Überforderung zu Rückzug, Kollaps oder Dissoziation führt.

Was ist umstritten an der Polyvagal-Theorie?

Kritiker bemängeln, dass viele der Annahmen – etwa über die anatomische Trennung zwischen ventralem und dorsalem Vagus – bislang nicht empirisch belegt sind. Auch Begriffe wie „Neurozeption“ oder „ventraler Zustand“ sind wissenschaftlich nicht operationalisiert und eher metaphorischer Natur.

Was sind die Nachteile der Polyvagal-Theorie?

Die Theorie verführt zu vereinfachenden Deutungen komplexer Symptome. In der Praxis kann das zu problematischen Zuschreibungen führen wie: „Du bist noch nicht reguliert“ oder „Du bist im Shutdown und blockierst deine Heilung.“ Das verstärkt oft Schamgefühle, statt zur echten Regulation beizutragen.

Ist die Polyvagal-Therapie wirksam?

Es gibt keine klinisch validierte „Polyvagal-Therapie“. Elemente der Theorie werden in verschiedenen therapeutischen Schulen aufgegriffen, etwa im somatischen Coaching oder in der Traumatherapie. Ihre Wirksamkeit hängt jedoch stark davon ab, wie reflektiert das zugrundeliegende Modell genutzt wird.

Gibt es Beweise für die zentralen Prämissen der Polyvagal-Theorie?

Der Forscher Paul Grossman kritisierte 2021, dass es auch nach 20 Jahren keine direkten Nachweise für die drei zentralen Prämissen von Porges gibt – insbesondere nicht für die physiologische Trennung der vagalen Zweige, wie sie in der Theorie dargestellt wird.

Wie ist die funktionelle Anatomie des Vagusnervs zu bewerten?

Die klassische Neuroanatomie zeigt, dass der Vagusnerv zahlreiche Funktionen im Körper erfüllt – darunter Herzfrequenzregulation, Verdauung, Stimmklang. Eine klare Trennung in ventrale und dorsale Funktionszweige ist jedoch nicht belegt.

Was ist mit Phänomenen wie „Vagus Tapping“ oder „Klopfen als Schlüssel zur Lösung“?

Viele dieser Methoden stammen nicht aus der evidenzbasierten Medizin, sondern aus der Selbsthilfe- oder Wellnesskultur. Dass z. B. Vagus-Tapping zur sofortigen Aktivierung des Parasympathikus führt, ist nicht nachgewiesen. Der Effekt könnte eher auf Bewegung, Aufmerksamkeit oder Atem zurückzuführen sein – nicht spezifisch auf den Vagus.

Welche Bedeutung hat Bewegung im Vergleich zur polyvagalen Theorie?

Bewegung beeinflusst das autonome Nervensystem stark – durch die Aktivierung des Sympathikus, aber auch durch die anschließende vagale Erholung. Viele physiologische Effekte, die dem Vagus zugeschrieben werden, könnten auch durch metabolische Prozesse erklärt werden – z. B. eine natürliche Verlangsamung der Herzfrequenz nach dem Training.

Was bedeutet „Polyvagal Akademie“ – Wissenschaft oder Wellness?

Mit dem zunehmenden Erfolg der Theorie ist ein ganzes Ökosystem entstanden: Online-Kurse, Zertifizierungen, Bücher (z. B. Carl-Auer Verlag), Apps, Atemübungen und sogar elektrische Stimulation des Vagusnervs.

Obwohl diese Formate oft auf fundierte Weiterbildung zielen, bleibt die Abgrenzung zwischen evidenzbasierter Praxis und Wellness-Esoterik schwierig. Die transcutaneous vagus nerve stimulation (taVNS) wird etwa gerne mit der Theorie verknüpft – obwohl ihre Wirkung unabhängig von Porges’ Modell erforscht wurde.

Der Vagusnerv zwischen Bild und Mechanismus: Warum die Polyvagal-Theorie Orientierung bei Trauma geben kann, obwohl sie durch wissenschaftliche Kritik widerlegt ist

Einführung in die Serie

Die Regulation unseres autonomen Nervensystems steht im Mittelpunkt vieler moderner Gesundheitsdebatten – doch zwischen viralen Biohacks und fundierter Wissenschaft liegt oft eine große Lücke. Diese neue Blogserie widmet sich der Aufgabe, diese Lücke zu schließen. Schritt für Schritt, Kapitel für Kapitel, zeigen wir Ihnen, wie Nervensystem, Selbstregulation und Neuromodulation wirklich zusammenspielen – basierend auf evidenzgestützter Forschung, nicht auf Marketing-Versprechen.

Diese Beiträge bereiten den Weg für ein größeres Projekt, das Ende des Jahres veröffentlicht wird: ein praxisorientierter Leitfaden für Menschen mit postviralen Syndromen, chronischer Erschöpfung, Aufmerksamkeitsproblemen oder psychosomatischen Beschwerden – und für alle, die ihrem Nervensystem vertrauen lernen möchten.

Worm es geht:

Jeder Beitrag dieser Serie nimmt ein Kapitel des kommenden Buches in den Fokus. Wir beleuchten die Grundlagen des autonomen Nervensystems, entkräften verbreitete Mythen, stellen wissenschaftlich belegte Methoden zur Neuromodulation vor und zeigen, wie man praktikable Strategien im Alltag umsetzt. Egal, ob Sie neu im Thema sind oder bereits Erfahrung mit Themen wie Vagusnervstimulation, HRV-Messung oder Polyvagal-Theorie haben – diese Serie bietet Orientierung, Klärung und konkrete Handlungsschritte.

Folgende Kapitel erwarten Sie:

1. Das Nervensystem verändern? Ein kritischer Einstieg in das Thema Selbstregulation.

2. Wie Ihr Nervensystem wirklich funktioniert.

3. Warum viele Theorien mehr Hypothese als Hilfe sind.

4. Was wissenschaftlich validierte Neuromodulation heute leisten kann.

5. Irrtümer über HRV, Vagus und Biohacking aufgedeckt.

6. Praktische Strategien für bessere Regulation im Alltag.

7. Wie Sie ein eigenes, individuelles Selbstregulationskonzept entwickeln.

Zukünftige Sonderkapitel:

• Die Wissenschaft der Neuromodulation – Ein tieferer Einblick in taVNS und verwandte Methoden.

• Bewegung als Therapie – Wie gezieltes Training das Gehirn stärkt.

• Syndromspezifische Strategien – Long COVID, ADHS, CPTSD, chronische Schmerzen & kognitiver Abbau.

Bleiben Sie dabei – denn Wissen ist die beste Grundlage für Vertrauen in den eigenen Körper. Und Vertrauen ist der erste Schritt in Richtung Heilung.

Warum viele Theorien mehr Hypothese als Hilfe sind.

Viele Menschen atmen innerlich auf, wenn sie zum ersten Mal von Begriffen wie "dorsale Abschaltung", "ventraler Vagus" oder "soziales Engagementssystem" hören. Endlich scheint es eine Sprache für Erfahrungen zu geben, die sich zuvor chaotisch oder beschämend angefühlt haben. Die sogenannte Polyvagal-Theorie bietet eine einprägsame Erklärung dafür, wie unser Nervensystem auf Stress, Verbindung oder Gefahr reagiert. Doch so hilfreich diese Theorie sein kann – sie ist keine Diagnose, kein Beweis und kein mechanisches Gesetz. Und sie ersetzt nicht das tiefergehende Verstehen komplexer körperlicher und psychischer Zusammenhänge.

In diesem Beitrag zeigen wir, warum populäre Modelle wie die Polyvagal-Theorie wichtige Orientierung geben, wo sie empirisch fragwürdig sind – und wie man sie nutzen kann, ohne sich von ihnen vereinnahmen zu lassen.


Kritik an der Polyvagal-Theorie: Was ist dran am Vagus-Hype?

Die sogenannte Polyvagal-Theorie erfreut sich in Therapie, Coaching und Social Media großer Beliebtheit. Sie verspricht, viele psychische Zustände – von Trauma über Angst bis hin zu Dissoziation – durch eine neue Sicht auf das autonome Nervensystem zu erklären. Doch was kann dieses Modell wirklich leisten? Was ist wissenschaftlich fundiert – und was ist mehr Hypothese als Hilfe? Dieser Beitrag hinterfragt zentrale Annahmen der Polyvagal-Theorie von Stephen Porges und beleuchtet, warum ihre Popularität kritisch reflektiert werden sollte.

Was sagt die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges eigentlich?

Die Polyvagal-Theorie, entwickelt von Stephen Porges, will die Regulation des autonomen Nervensystems neu erklären. Statt eines binären Modells (Sympathikus vs. Parasympathikus) schlägt sie eine hierarchisch geordnete Struktur vor:

  • Der ventrale vagale Zweig steht laut Porges für soziale Sicherheit, Verbindung und Regulation.

  • Der sympathische Zweig reagiert mit Flucht- oder Kampfmechanismen.

  • Der dorsale vagale Zweig wird für Zusammenbruch, Dissoziation oder Kollaps verantwortlich gemacht.

Diese Theorie wird oft als Erklärung für Symptome wie Panik, Trauma oder emotionale Abschaltung herangezogen – sie verspricht damit ein umfassendes, psychologisch und physiologisch integriertes Modell.

Wer ist Stephen Porges – und wie entstand seine Polyvagal-Theorie?

Stephen Porges ist Psychologe und Neurowissenschaftler. Seine Arbeit basiert auf Herzfrequenzanalysen und der Rolle des vagalen Systems. 1994 veröffentlichte er die erste Fassung der Polyvagal-Theorie. Seine zentrale These: Der Nervus vagus entwickle sich bei Säugetieren phylogenetisch weiter und ermögliche soziale Kommunikation.

Dabei stützt sich Porges auf die Annahme, dass sich ein neuer Zweig des Vagus – der ventrale Ast aus dem nucleus ambiguus – exklusiv bei Säugetieren entwickelt habe und für das soziale Engagement zuständig sei.

Welche Rolle spielt der Vagusnerv in der Polyvagal-Theorie?

Der Vagusnerv ist der zehnte Hirnnerv und Teil des parasympathischen Nervensystems. Er steuert unter anderem Herzfrequenz, Verdauung, Mimikmuskulatur und weitere homöostatische Funktionen der Gesundheit.

Laut Porges soll der ventrale vagale Zweig direkt mit der quergestreiften Muskulatur des Gesichts, dem Mittelohr und dem nucleus ambiguus verbunden sein – und damit die Grundlage für soziale Interaktion bilden.

Doch hier liegt bereits ein Problem: Die Verbindungen zwischen den anatomischen Strukturen sind umstritten, zum Teil nicht messbar, und viele Annahmen der Polyvagal-Theorie sind nicht empirisch abgesichert.

Wie ist das autonome Nervensystem der Säugetiere anatomisch tatsächlich aufgebaut?

Das autonome Nervensystem reguliert unwillkürlich lebenswichtige Funktionen – vom Herzrhythmus bis zur Atmung. Bei Säugetieren bestehen drei Hauptachsen:

  • Der Sympathikus (Aktivierung, defensive Reaktion)

  • Der Parasympathikus (Erholung, vagale Regulation)

  • Das enterische Nervensystem

Die Polyvagal-Theorie behauptet, dass sich das autonome Nervensystem der Säugetiere (mammalian autonomic nervous system) evolutionär verändert habe und der ventrale Vagus eine soziale Funktion einnehme. Doch anatomische Studien zeigen: Die evolutionäre Entwicklung des vagalen Systems ist nicht eindeutig dreigeteilt – viele Funktionen sind funktionell redundant und nicht linear hierarchisch.

Welche Annahmen der Polyvagal-Theorie sind problematisch?

Funktionell ist nachvollziehbar, dass soziale Nähe das Nervensystem regulieren kann. Doch viele der strukturellen Aussagen – etwa zur Rolle des motor nucleus of the vagus, des nucleus ambiguus, oder zur exklusiven Rolle des ventralen vagalen Pfades – sind anatomisch nicht sauber belegt.

Auch Begriffe wie „ventraler Zustand“ oder „dorsaler Shutdown“ klingen exakt, sind aber nicht direkt messbar – weder durch Bildgebung noch durch Herzfrequenzanalysen. Die Annahme, dass eine einfache Verlangsamung der Herzfrequenz spezifisch auf einen ventralen Zustand zurückgeht, wurde 2021 von Paul Grossman kritisch hinterfragt.

Was kritisieren Forscher wie Paul Grossman an der Theorie?

Paul Grossman, klinischer Forscher für Psychophysiologie, zählt zu den wichtigsten Kritikern der Polyvagal-Theorie. In mehreren Veröffentlichungen bezeichnete er die Theorie als „weitgehend widerlegt“, zumindest in ihren anatomischen und funktionellen Kernaussagen.

Laut Grossman sei die physiologische Realität komplexer, als die Theorie suggeriert. Zudem würden Begriffe wie „social engagement“ oder „ventrale vagale Aktivität“ therapeutisch überhöht – obwohl sie in wissenschaftlichen Studien nicht operationalisiert sind.

Wie plausibel ist das Konzept der Neurozeption?

Ein zentraler Begriff der Polyvagal-Theorie ist die sogenannte Neurozeption – ein unbewusster Scan des Körpers nach Sicherheit oder Gefahr.

Doch auch hier zeigt sich das Problem: Es gibt keine klaren physiologischen Korrelate, keine bildgebenden Verfahren, keine HRV-Daten, die zweifelsfrei eine „Neurozeption“ nachweisen. Das Konzept bleibt eine metaphorische Annahme, die klinisch schwer nutzbar ist.

Warum wird die Theorie gehypt?

Viele Therapie- oder Coachingangebote arbeiten heute mit Aussagen wie:

  • „Sie müssen erst in den ventralen Zustand kommen, um zu heilen.“

  • „Dorsaler Shutdown verhindert Ihre soziale Interaktion.“

  • „Regulation beginnt mit der Aktivierung des ventralen Systems.“

Das Problem: Diese Aussagen geben vor, objektiv messbare Zustände zu beschreiben, basieren aber oft auf symbolischen Modellen. Das kann bei Klient*innen, deren Symptome sich nicht bessern, zu Schuldzuweisungen führen: „Du blockierst deine Heilung.“

Welche Alternativen gibt es für die Regulation des autonomen Nervensystems?

Statt sich auf ein einziges Modell zu stützen, lohnt sich ein vergleichender Ansatz. Evidenzbasiert sind z. B.:

  • HRV-Biofeedback zur Förderung vagaler Flexibilität

  • Atemtraining mit Fokus auf langsamer Exhalation

  • Bewegung mit rhythmischer Komponente

  • klinisch validierte Neuromodulation wie taVNS

  • therapeutisch begleitete Körperarbeit

Diese Methoden setzen nicht auf Mythen, sondern auf das, was wissenschaftlich nachvollziehbar das autonome Nervensystem der Säugetiere unterstützt.

Wichtiges zum Mitnehmen

  • Die Polyvagal-Theorie ist ein faszinierendes Modell – aber kein Beweis.

  • Viele ihrer Annahmen sind anatomisch, funktionell und psychologisch umstritten.

  • Die Theorie liefert hilfreiche Metaphern, aber ersetzt keine physiologische Diagnostik.

  • Aussagen über „ventrale Zustände“ oder „Neurozeption“ sind nicht messbar.

  • Therapie braucht Modelle – aber keine Ideologien.

🧠 Möchtest du diesen Text in einem PDF, einem Praxisflyer oder einer Infografik aufbereiten? Sag einfach Bescheid.


Wenn Theorien zur neuen Ideologie werden

So kraftvoll die Sprache der Polyvagal-Theorie auch ist – sie kann auch einschränkend wirken. Nämlich dann, wenn sie zu einem geschlossenen Erklärungssystem wird:

  • "Ich bin nicht reguliert, also bin ich nicht im ventralen Zustand."

  • Meine Angst zeigt, dass ich unbewusst Gefahr wahrnehme.

  • "Diese Übung funktioniert bei mir nicht, also blockiere ich Heilung."

Das Problem daran: Es entsteht Scham statt Kontext. Die komplexe Wirklichkeit von Schlafmangel, Entzündungen, Hormonveränderungen, postviraler Belastung oder psychosozialem Stress wird reduziert auf ein Zustandsmodell.


Was hilft: Modellpluralismus statt Monokultur

Eine Theorie kann erklären. Mehrere Modelle können eröffnen.

  • Die Polyvagal-Theorie bietet ein Narrativ für soziale Sicherheit.

  • Das Konzept der Allostase erklärt, wie chronischer Stress physiologische Systeme erschöpft.

  • Die Neuroimmunologie beschreibt, wie Entzündungen Stimmung und Denken beeinflussen.

  • Die kognitive Neurowissenschaft beleuchtet Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Selbstwahrnehmung.

Ein pluralistischer Ansatz erlaubt es, Symptome nicht nur als Zustand, sondern auch als Signal zu verstehen. Und genau darum geht es in der Arbeit mit dem autonomen Nervensystem: um Orientierung, nicht um Etikettierung.


Fazit: Zwischen Entlastung und Vereinfachung unterscheiden

Die Polyvagal-Theorie hat viel bewirkt. Sie hat Menschen geholfen, sich selbst mit mehr Mitgefühl zu betrachten. Aber sie bleibt ein Modell. Und Modelle sind Werkzeuge – keine Wahrheiten.

Nutzen Sie diese Sprache, wenn sie Ihnen dient. Legen Sie sie beiseite, wenn sie Sie einengt. Und fragen Sie sich immer:

Hilft mir diese Theorie, mich selbst klarer zu sehen – oder verstellt sie mir den Blick auf andere Erklärungen?

Im nächsten Beitrag: Welche neuromodulatorischen Methoden wirklich evidenzbasiert helfen – und wie man sie sicher einsetzen kann.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Kritik an der Polyvagal-Theorie

Was ist die Polyvagal-Theorie und wer hat sie entwickelt? 

Die Polyvagal-Theorie wurde in den 1990er-Jahren von dem amerikanischen Psychologen und Neurowissenschaftler Stephen Porges entwickelt. Sie beschreibt drei Zustände des autonomen Nervensystems, die hierarchisch organisiert sind: soziale Sicherheit (ventral-vagal), Mobilisierung (Sympathikus) und Abschaltung (dorsal-vagal).

Was sind die zentralen Aussagen der Polyvagal-Theorie?

Laut Porges ist der Vagusnerv nicht nur ein biologischer Mechanismus, sondern auch zentral für unser Sozialverhalten. Der ventrale Vagus ermöglicht emotionale Nähe und soziale Interaktion, während der dorsale Vagus bei Überforderung zu Rückzug, Kollaps oder Dissoziation führt.

Was ist umstritten an der Polyvagal-Theorie?

Kritiker bemängeln, dass viele der Annahmen – etwa über die anatomische Trennung zwischen ventralem und dorsalem Vagus – bislang nicht empirisch belegt sind. Auch Begriffe wie „Neurozeption“ oder „ventraler Zustand“ sind wissenschaftlich nicht operationalisiert und eher metaphorischer Natur.

Was sind die Nachteile der Polyvagal-Theorie?

Die Theorie verführt zu vereinfachenden Deutungen komplexer Symptome. In der Praxis kann das zu problematischen Zuschreibungen führen wie: „Du bist noch nicht reguliert“ oder „Du bist im Shutdown und blockierst deine Heilung.“ Das verstärkt oft Schamgefühle, statt zur echten Regulation beizutragen.

Ist die Polyvagal-Therapie wirksam?

Es gibt keine klinisch validierte „Polyvagal-Therapie“. Elemente der Theorie werden in verschiedenen therapeutischen Schulen aufgegriffen, etwa im somatischen Coaching oder in der Traumatherapie. Ihre Wirksamkeit hängt jedoch stark davon ab, wie reflektiert das zugrundeliegende Modell genutzt wird.

Gibt es Beweise für die zentralen Prämissen der Polyvagal-Theorie?

Der Forscher Paul Grossman kritisierte 2021, dass es auch nach 20 Jahren keine direkten Nachweise für die drei zentralen Prämissen von Porges gibt – insbesondere nicht für die physiologische Trennung der vagalen Zweige, wie sie in der Theorie dargestellt wird.

Wie ist die funktionelle Anatomie des Vagusnervs zu bewerten?

Die klassische Neuroanatomie zeigt, dass der Vagusnerv zahlreiche Funktionen im Körper erfüllt – darunter Herzfrequenzregulation, Verdauung, Stimmklang. Eine klare Trennung in ventrale und dorsale Funktionszweige ist jedoch nicht belegt.

Was ist mit Phänomenen wie „Vagus Tapping“ oder „Klopfen als Schlüssel zur Lösung“?

Viele dieser Methoden stammen nicht aus der evidenzbasierten Medizin, sondern aus der Selbsthilfe- oder Wellnesskultur. Dass z. B. Vagus-Tapping zur sofortigen Aktivierung des Parasympathikus führt, ist nicht nachgewiesen. Der Effekt könnte eher auf Bewegung, Aufmerksamkeit oder Atem zurückzuführen sein – nicht spezifisch auf den Vagus.

Welche Bedeutung hat Bewegung im Vergleich zur polyvagalen Theorie?

Bewegung beeinflusst das autonome Nervensystem stark – durch die Aktivierung des Sympathikus, aber auch durch die anschließende vagale Erholung. Viele physiologische Effekte, die dem Vagus zugeschrieben werden, könnten auch durch metabolische Prozesse erklärt werden – z. B. eine natürliche Verlangsamung der Herzfrequenz nach dem Training.

Was bedeutet „Polyvagal Akademie“ – Wissenschaft oder Wellness?

Mit dem zunehmenden Erfolg der Theorie ist ein ganzes Ökosystem entstanden: Online-Kurse, Zertifizierungen, Bücher (z. B. Carl-Auer Verlag), Apps, Atemübungen und sogar elektrische Stimulation des Vagusnervs.

Obwohl diese Formate oft auf fundierte Weiterbildung zielen, bleibt die Abgrenzung zwischen evidenzbasierter Praxis und Wellness-Esoterik schwierig. Die transcutaneous vagus nerve stimulation (taVNS) wird etwa gerne mit der Theorie verknüpft – obwohl ihre Wirkung unabhängig von Porges’ Modell erforscht wurde.

Der Vagusnerv zwischen Bild und Mechanismus: Warum die Polyvagal-Theorie Orientierung bei Trauma geben kann, obwohl sie durch wissenschaftliche Kritik widerlegt ist

Einführung in die Serie

Die Regulation unseres autonomen Nervensystems steht im Mittelpunkt vieler moderner Gesundheitsdebatten – doch zwischen viralen Biohacks und fundierter Wissenschaft liegt oft eine große Lücke. Diese neue Blogserie widmet sich der Aufgabe, diese Lücke zu schließen. Schritt für Schritt, Kapitel für Kapitel, zeigen wir Ihnen, wie Nervensystem, Selbstregulation und Neuromodulation wirklich zusammenspielen – basierend auf evidenzgestützter Forschung, nicht auf Marketing-Versprechen.

Diese Beiträge bereiten den Weg für ein größeres Projekt, das Ende des Jahres veröffentlicht wird: ein praxisorientierter Leitfaden für Menschen mit postviralen Syndromen, chronischer Erschöpfung, Aufmerksamkeitsproblemen oder psychosomatischen Beschwerden – und für alle, die ihrem Nervensystem vertrauen lernen möchten.

Worm es geht:

Jeder Beitrag dieser Serie nimmt ein Kapitel des kommenden Buches in den Fokus. Wir beleuchten die Grundlagen des autonomen Nervensystems, entkräften verbreitete Mythen, stellen wissenschaftlich belegte Methoden zur Neuromodulation vor und zeigen, wie man praktikable Strategien im Alltag umsetzt. Egal, ob Sie neu im Thema sind oder bereits Erfahrung mit Themen wie Vagusnervstimulation, HRV-Messung oder Polyvagal-Theorie haben – diese Serie bietet Orientierung, Klärung und konkrete Handlungsschritte.

Folgende Kapitel erwarten Sie:

1. Das Nervensystem verändern? Ein kritischer Einstieg in das Thema Selbstregulation.

2. Wie Ihr Nervensystem wirklich funktioniert.

3. Warum viele Theorien mehr Hypothese als Hilfe sind.

4. Was wissenschaftlich validierte Neuromodulation heute leisten kann.

5. Irrtümer über HRV, Vagus und Biohacking aufgedeckt.

6. Praktische Strategien für bessere Regulation im Alltag.

7. Wie Sie ein eigenes, individuelles Selbstregulationskonzept entwickeln.

Zukünftige Sonderkapitel:

• Die Wissenschaft der Neuromodulation – Ein tieferer Einblick in taVNS und verwandte Methoden.

• Bewegung als Therapie – Wie gezieltes Training das Gehirn stärkt.

• Syndromspezifische Strategien – Long COVID, ADHS, CPTSD, chronische Schmerzen & kognitiver Abbau.

Bleiben Sie dabei – denn Wissen ist die beste Grundlage für Vertrauen in den eigenen Körper. Und Vertrauen ist der erste Schritt in Richtung Heilung.

Warum viele Theorien mehr Hypothese als Hilfe sind.

Viele Menschen atmen innerlich auf, wenn sie zum ersten Mal von Begriffen wie "dorsale Abschaltung", "ventraler Vagus" oder "soziales Engagementssystem" hören. Endlich scheint es eine Sprache für Erfahrungen zu geben, die sich zuvor chaotisch oder beschämend angefühlt haben. Die sogenannte Polyvagal-Theorie bietet eine einprägsame Erklärung dafür, wie unser Nervensystem auf Stress, Verbindung oder Gefahr reagiert. Doch so hilfreich diese Theorie sein kann – sie ist keine Diagnose, kein Beweis und kein mechanisches Gesetz. Und sie ersetzt nicht das tiefergehende Verstehen komplexer körperlicher und psychischer Zusammenhänge.

In diesem Beitrag zeigen wir, warum populäre Modelle wie die Polyvagal-Theorie wichtige Orientierung geben, wo sie empirisch fragwürdig sind – und wie man sie nutzen kann, ohne sich von ihnen vereinnahmen zu lassen.


Kritik an der Polyvagal-Theorie: Was ist dran am Vagus-Hype?

Die sogenannte Polyvagal-Theorie erfreut sich in Therapie, Coaching und Social Media großer Beliebtheit. Sie verspricht, viele psychische Zustände – von Trauma über Angst bis hin zu Dissoziation – durch eine neue Sicht auf das autonome Nervensystem zu erklären. Doch was kann dieses Modell wirklich leisten? Was ist wissenschaftlich fundiert – und was ist mehr Hypothese als Hilfe? Dieser Beitrag hinterfragt zentrale Annahmen der Polyvagal-Theorie von Stephen Porges und beleuchtet, warum ihre Popularität kritisch reflektiert werden sollte.

Was sagt die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges eigentlich?

Die Polyvagal-Theorie, entwickelt von Stephen Porges, will die Regulation des autonomen Nervensystems neu erklären. Statt eines binären Modells (Sympathikus vs. Parasympathikus) schlägt sie eine hierarchisch geordnete Struktur vor:

  • Der ventrale vagale Zweig steht laut Porges für soziale Sicherheit, Verbindung und Regulation.

  • Der sympathische Zweig reagiert mit Flucht- oder Kampfmechanismen.

  • Der dorsale vagale Zweig wird für Zusammenbruch, Dissoziation oder Kollaps verantwortlich gemacht.

Diese Theorie wird oft als Erklärung für Symptome wie Panik, Trauma oder emotionale Abschaltung herangezogen – sie verspricht damit ein umfassendes, psychologisch und physiologisch integriertes Modell.

Wer ist Stephen Porges – und wie entstand seine Polyvagal-Theorie?

Stephen Porges ist Psychologe und Neurowissenschaftler. Seine Arbeit basiert auf Herzfrequenzanalysen und der Rolle des vagalen Systems. 1994 veröffentlichte er die erste Fassung der Polyvagal-Theorie. Seine zentrale These: Der Nervus vagus entwickle sich bei Säugetieren phylogenetisch weiter und ermögliche soziale Kommunikation.

Dabei stützt sich Porges auf die Annahme, dass sich ein neuer Zweig des Vagus – der ventrale Ast aus dem nucleus ambiguus – exklusiv bei Säugetieren entwickelt habe und für das soziale Engagement zuständig sei.

Welche Rolle spielt der Vagusnerv in der Polyvagal-Theorie?

Der Vagusnerv ist der zehnte Hirnnerv und Teil des parasympathischen Nervensystems. Er steuert unter anderem Herzfrequenz, Verdauung, Mimikmuskulatur und weitere homöostatische Funktionen der Gesundheit.

Laut Porges soll der ventrale vagale Zweig direkt mit der quergestreiften Muskulatur des Gesichts, dem Mittelohr und dem nucleus ambiguus verbunden sein – und damit die Grundlage für soziale Interaktion bilden.

Doch hier liegt bereits ein Problem: Die Verbindungen zwischen den anatomischen Strukturen sind umstritten, zum Teil nicht messbar, und viele Annahmen der Polyvagal-Theorie sind nicht empirisch abgesichert.

Wie ist das autonome Nervensystem der Säugetiere anatomisch tatsächlich aufgebaut?

Das autonome Nervensystem reguliert unwillkürlich lebenswichtige Funktionen – vom Herzrhythmus bis zur Atmung. Bei Säugetieren bestehen drei Hauptachsen:

  • Der Sympathikus (Aktivierung, defensive Reaktion)

  • Der Parasympathikus (Erholung, vagale Regulation)

  • Das enterische Nervensystem

Die Polyvagal-Theorie behauptet, dass sich das autonome Nervensystem der Säugetiere (mammalian autonomic nervous system) evolutionär verändert habe und der ventrale Vagus eine soziale Funktion einnehme. Doch anatomische Studien zeigen: Die evolutionäre Entwicklung des vagalen Systems ist nicht eindeutig dreigeteilt – viele Funktionen sind funktionell redundant und nicht linear hierarchisch.

Welche Annahmen der Polyvagal-Theorie sind problematisch?

Funktionell ist nachvollziehbar, dass soziale Nähe das Nervensystem regulieren kann. Doch viele der strukturellen Aussagen – etwa zur Rolle des motor nucleus of the vagus, des nucleus ambiguus, oder zur exklusiven Rolle des ventralen vagalen Pfades – sind anatomisch nicht sauber belegt.

Auch Begriffe wie „ventraler Zustand“ oder „dorsaler Shutdown“ klingen exakt, sind aber nicht direkt messbar – weder durch Bildgebung noch durch Herzfrequenzanalysen. Die Annahme, dass eine einfache Verlangsamung der Herzfrequenz spezifisch auf einen ventralen Zustand zurückgeht, wurde 2021 von Paul Grossman kritisch hinterfragt.

Was kritisieren Forscher wie Paul Grossman an der Theorie?

Paul Grossman, klinischer Forscher für Psychophysiologie, zählt zu den wichtigsten Kritikern der Polyvagal-Theorie. In mehreren Veröffentlichungen bezeichnete er die Theorie als „weitgehend widerlegt“, zumindest in ihren anatomischen und funktionellen Kernaussagen.

Laut Grossman sei die physiologische Realität komplexer, als die Theorie suggeriert. Zudem würden Begriffe wie „social engagement“ oder „ventrale vagale Aktivität“ therapeutisch überhöht – obwohl sie in wissenschaftlichen Studien nicht operationalisiert sind.

Wie plausibel ist das Konzept der Neurozeption?

Ein zentraler Begriff der Polyvagal-Theorie ist die sogenannte Neurozeption – ein unbewusster Scan des Körpers nach Sicherheit oder Gefahr.

Doch auch hier zeigt sich das Problem: Es gibt keine klaren physiologischen Korrelate, keine bildgebenden Verfahren, keine HRV-Daten, die zweifelsfrei eine „Neurozeption“ nachweisen. Das Konzept bleibt eine metaphorische Annahme, die klinisch schwer nutzbar ist.

Warum wird die Theorie gehypt?

Viele Therapie- oder Coachingangebote arbeiten heute mit Aussagen wie:

  • „Sie müssen erst in den ventralen Zustand kommen, um zu heilen.“

  • „Dorsaler Shutdown verhindert Ihre soziale Interaktion.“

  • „Regulation beginnt mit der Aktivierung des ventralen Systems.“

Das Problem: Diese Aussagen geben vor, objektiv messbare Zustände zu beschreiben, basieren aber oft auf symbolischen Modellen. Das kann bei Klient*innen, deren Symptome sich nicht bessern, zu Schuldzuweisungen führen: „Du blockierst deine Heilung.“

Welche Alternativen gibt es für die Regulation des autonomen Nervensystems?

Statt sich auf ein einziges Modell zu stützen, lohnt sich ein vergleichender Ansatz. Evidenzbasiert sind z. B.:

  • HRV-Biofeedback zur Förderung vagaler Flexibilität

  • Atemtraining mit Fokus auf langsamer Exhalation

  • Bewegung mit rhythmischer Komponente

  • klinisch validierte Neuromodulation wie taVNS

  • therapeutisch begleitete Körperarbeit

Diese Methoden setzen nicht auf Mythen, sondern auf das, was wissenschaftlich nachvollziehbar das autonome Nervensystem der Säugetiere unterstützt.

Wichtiges zum Mitnehmen

  • Die Polyvagal-Theorie ist ein faszinierendes Modell – aber kein Beweis.

  • Viele ihrer Annahmen sind anatomisch, funktionell und psychologisch umstritten.

  • Die Theorie liefert hilfreiche Metaphern, aber ersetzt keine physiologische Diagnostik.

  • Aussagen über „ventrale Zustände“ oder „Neurozeption“ sind nicht messbar.

  • Therapie braucht Modelle – aber keine Ideologien.

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Wenn Theorien zur neuen Ideologie werden

So kraftvoll die Sprache der Polyvagal-Theorie auch ist – sie kann auch einschränkend wirken. Nämlich dann, wenn sie zu einem geschlossenen Erklärungssystem wird:

  • "Ich bin nicht reguliert, also bin ich nicht im ventralen Zustand."

  • Meine Angst zeigt, dass ich unbewusst Gefahr wahrnehme.

  • "Diese Übung funktioniert bei mir nicht, also blockiere ich Heilung."

Das Problem daran: Es entsteht Scham statt Kontext. Die komplexe Wirklichkeit von Schlafmangel, Entzündungen, Hormonveränderungen, postviraler Belastung oder psychosozialem Stress wird reduziert auf ein Zustandsmodell.


Was hilft: Modellpluralismus statt Monokultur

Eine Theorie kann erklären. Mehrere Modelle können eröffnen.

  • Die Polyvagal-Theorie bietet ein Narrativ für soziale Sicherheit.

  • Das Konzept der Allostase erklärt, wie chronischer Stress physiologische Systeme erschöpft.

  • Die Neuroimmunologie beschreibt, wie Entzündungen Stimmung und Denken beeinflussen.

  • Die kognitive Neurowissenschaft beleuchtet Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Selbstwahrnehmung.

Ein pluralistischer Ansatz erlaubt es, Symptome nicht nur als Zustand, sondern auch als Signal zu verstehen. Und genau darum geht es in der Arbeit mit dem autonomen Nervensystem: um Orientierung, nicht um Etikettierung.


Fazit: Zwischen Entlastung und Vereinfachung unterscheiden

Die Polyvagal-Theorie hat viel bewirkt. Sie hat Menschen geholfen, sich selbst mit mehr Mitgefühl zu betrachten. Aber sie bleibt ein Modell. Und Modelle sind Werkzeuge – keine Wahrheiten.

Nutzen Sie diese Sprache, wenn sie Ihnen dient. Legen Sie sie beiseite, wenn sie Sie einengt. Und fragen Sie sich immer:

Hilft mir diese Theorie, mich selbst klarer zu sehen – oder verstellt sie mir den Blick auf andere Erklärungen?

Im nächsten Beitrag: Welche neuromodulatorischen Methoden wirklich evidenzbasiert helfen – und wie man sie sicher einsetzen kann.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Kritik an der Polyvagal-Theorie

Was ist die Polyvagal-Theorie und wer hat sie entwickelt? 

Die Polyvagal-Theorie wurde in den 1990er-Jahren von dem amerikanischen Psychologen und Neurowissenschaftler Stephen Porges entwickelt. Sie beschreibt drei Zustände des autonomen Nervensystems, die hierarchisch organisiert sind: soziale Sicherheit (ventral-vagal), Mobilisierung (Sympathikus) und Abschaltung (dorsal-vagal).

Was sind die zentralen Aussagen der Polyvagal-Theorie?

Laut Porges ist der Vagusnerv nicht nur ein biologischer Mechanismus, sondern auch zentral für unser Sozialverhalten. Der ventrale Vagus ermöglicht emotionale Nähe und soziale Interaktion, während der dorsale Vagus bei Überforderung zu Rückzug, Kollaps oder Dissoziation führt.

Was ist umstritten an der Polyvagal-Theorie?

Kritiker bemängeln, dass viele der Annahmen – etwa über die anatomische Trennung zwischen ventralem und dorsalem Vagus – bislang nicht empirisch belegt sind. Auch Begriffe wie „Neurozeption“ oder „ventraler Zustand“ sind wissenschaftlich nicht operationalisiert und eher metaphorischer Natur.

Was sind die Nachteile der Polyvagal-Theorie?

Die Theorie verführt zu vereinfachenden Deutungen komplexer Symptome. In der Praxis kann das zu problematischen Zuschreibungen führen wie: „Du bist noch nicht reguliert“ oder „Du bist im Shutdown und blockierst deine Heilung.“ Das verstärkt oft Schamgefühle, statt zur echten Regulation beizutragen.

Ist die Polyvagal-Therapie wirksam?

Es gibt keine klinisch validierte „Polyvagal-Therapie“. Elemente der Theorie werden in verschiedenen therapeutischen Schulen aufgegriffen, etwa im somatischen Coaching oder in der Traumatherapie. Ihre Wirksamkeit hängt jedoch stark davon ab, wie reflektiert das zugrundeliegende Modell genutzt wird.

Gibt es Beweise für die zentralen Prämissen der Polyvagal-Theorie?

Der Forscher Paul Grossman kritisierte 2021, dass es auch nach 20 Jahren keine direkten Nachweise für die drei zentralen Prämissen von Porges gibt – insbesondere nicht für die physiologische Trennung der vagalen Zweige, wie sie in der Theorie dargestellt wird.

Wie ist die funktionelle Anatomie des Vagusnervs zu bewerten?

Die klassische Neuroanatomie zeigt, dass der Vagusnerv zahlreiche Funktionen im Körper erfüllt – darunter Herzfrequenzregulation, Verdauung, Stimmklang. Eine klare Trennung in ventrale und dorsale Funktionszweige ist jedoch nicht belegt.

Was ist mit Phänomenen wie „Vagus Tapping“ oder „Klopfen als Schlüssel zur Lösung“?

Viele dieser Methoden stammen nicht aus der evidenzbasierten Medizin, sondern aus der Selbsthilfe- oder Wellnesskultur. Dass z. B. Vagus-Tapping zur sofortigen Aktivierung des Parasympathikus führt, ist nicht nachgewiesen. Der Effekt könnte eher auf Bewegung, Aufmerksamkeit oder Atem zurückzuführen sein – nicht spezifisch auf den Vagus.

Welche Bedeutung hat Bewegung im Vergleich zur polyvagalen Theorie?

Bewegung beeinflusst das autonome Nervensystem stark – durch die Aktivierung des Sympathikus, aber auch durch die anschließende vagale Erholung. Viele physiologische Effekte, die dem Vagus zugeschrieben werden, könnten auch durch metabolische Prozesse erklärt werden – z. B. eine natürliche Verlangsamung der Herzfrequenz nach dem Training.

Was bedeutet „Polyvagal Akademie“ – Wissenschaft oder Wellness?

Mit dem zunehmenden Erfolg der Theorie ist ein ganzes Ökosystem entstanden: Online-Kurse, Zertifizierungen, Bücher (z. B. Carl-Auer Verlag), Apps, Atemübungen und sogar elektrische Stimulation des Vagusnervs.

Obwohl diese Formate oft auf fundierte Weiterbildung zielen, bleibt die Abgrenzung zwischen evidenzbasierter Praxis und Wellness-Esoterik schwierig. Die transcutaneous vagus nerve stimulation (taVNS) wird etwa gerne mit der Theorie verknüpft – obwohl ihre Wirkung unabhängig von Porges’ Modell erforscht wurde.

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