Smartphone Abhängigkeit Frosch Facebook

Handy-Sucht Definition

Handy-Sucht – Definition

= krankhafte Angst, keinen Zugang zu einem Mobiltelefon zu haben

 (Eine besondere Form, das "Over-connection syndrome", tritt auf, wenn die Verwendung von Mobiltelefonen die Anzahl der sozialen und familiären Interaktionen verringert und gleichzeitig virtuelle Verbindungen begünstigt.)

Synonym: Smartphone-Abhängigkeit

Handy-Sucht – Bedeutung

Smartphone- Abhängigkeit wird auch als „Nomophobia“ von „No-Mobile-Phone-Phobia“ bezeichnet. In „How To Break Up With Your Phone“ argumentierte die Autorin Catherine Price im Jahr 2019, dass die meisten Smartphone-Nutzer eine belastete Beziehung zu ihren Handys haben ,die ihren Schlaf, ihre Kreativität und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen sabotiert. Studien in Indien, Großbritannien und den USA zeigten, dass zwischen 18,5% und 66% der Gesamtbevölkerung betroffen sind. 75 Prozent der Menschen, die das Abschalten des Handys für eine gute Idee halten, machen keine Pause. Der durchschnittliche Amerikaner verbringt jeden Tag über 7 Stunden damit, auf einen Bildschirm zu schauen. Der durchschnittliche Amerikaner verbringt mehr als 2 Stunden pro Tag in sozialen Medien. (Screen Time Statistics: Average Screen Time in US vs. the rest of the world)

Handy-Sucht beeinträchtigt unsere Schlafqualität.

Durch das Aussenden von blauem Licht halten Smartphonebildschirme unser Gehirn bis spät in die Nacht wach und stören darüber hinaus unsere Schlafqualität, indem sie die Sekretion des „Schlafhormons“ Melatonin blockieren.

Handy-Sucht behindert die Kreativität.

Die Nutzung des Smartphones ist mit den drei Voraussetzungen für Kreativität unvereinbar:

  1. mentaler Raum,
  2. Tagträume, und
  3. Entspannung.

Benachrichtigungen und endlose Social-Media-Feeds überladen unseren mentalen Raum mit Inhalten, die eher Werbetreibenden als uns selbst dienen. Das zwanghafte Prüfen unseres Telefons in jedem freien Moment hindert uns daran, unsere Gedanken schweifen zu lassen oder zu träumen. Zusammen mit der fehlenden Entspannung wird unsere Kreativität dadurch erheblich beeinträchtigt.

Handy-Sucht hemmt gesunde soziale Beziehungen.

Handys versprechen zwar mehr Verbundenheit als je zuvor, lenken uns jedoch von echten Menschen vor uns ab. Der absurde Anblick von Familienmitgliedern oder Freunden an einem Restauranttisch, die schweigend auf ihre Telefone oder Tablets starren, ist immer häufiger geworden.

Handy-Sucht beeinträchtigt unser Gedächtnis.

Der durchschnittliche Mensch kann gleichzeitig rund sieben Informationen in seinem Kurzzeitgedächtnis speichern. Smartphones überschütten unser Gehirn mit viel mehr Informationen und führen zu einer größeren kognitiven Belastung, als unser Kurzzeitgedächtnis bewältigen kann.

Damit neue Informationen in das Langzeitgedächtnis gelangen, müssen sie zunächst das Kurzzeitgedächtnis durchlaufen. Viele Informationen, mit denen unser Gehirn von Smartphones überflutet wird, gehen einfach verloren. Darüber hinaus müssen neue Erinnerungen in ihren Wahrnehmungskontext und in unsere bereits vorhandenen kognitiven Schemata eingewoben werden, um neue Daten mit bereits vorhandenem Wissen zu verknüpfen. Dieser Prozess, den Faden der Wahrnehmung in den Teppich der Erinnerung zu verweben, braucht Zeit und erfordert mentalen Raum. Daher ertränkt uns die Smartphone-Abhängigkeit in (meist trivialen) Informationen, ohne unseren Wissensdurst zu stillen.

Handy-Sucht – Mechanismen

Smartphone-Apps sind für den zwanghaften Gebrauch konzipiert.

Social-Media-Apps verwenden psychologische Tricks, um uns zu beschäftigen und süchtig zu machen. Wenn wir beispielsweise App-Benachrichtigungen über Likes sehen, erfährt unser Gehirn einen Ansturm des Neurotransmitters Dopamin, und wir fühlen uns belohnt. Wir erwarten mehr Belohnungen und bleiben länger in der App. Wenn Benutzer das Telefon beiseite legen, lenken Notifications unsere Aufmerksamkeit zurück auf das Gerät.

Social Apps für Smartphones setzen auch Strategien ein, die unseren menschlichen Drang nach Geselligkeit nutzen. Wir können soziale Bestätigung von einem weit entfernten Netzwerk von Gleichaltrigen finden. Aber wir können stattdessen auch viele toxische Reaktionen in den sozialen Medien erleben. Wie bei Spielautomaten hindern uns soziale Medien jedoch daran, aufgrund dieser negativen Erfahrungen unsere Zeit für soziale Medien zu reduzieren: Die Unsicherheit unregelmäßiger Belohnungen fördert das Suchtverhalten.

Die letzte Falle ist unser Bedürfnis nach Kontrolle. Ein Swipe öffnet einen neuen Film, erzeugt eine neue Seite und präsentiert frischen Inhalt. Diese Kraft bedient unser Gefühl der Beherrschung und Kontrolle unserer unmittelbaren Umgebung. Die entsprechende Zufriedenheit, die wir fühlen, fesselt uns länger an unser Smartphone. Das Ergebnis ist ein absurder Widerspruch: Eine Aktivität, die ein angenehmes Gefühl der Kontrolle hervorruft, untergräbt unsere Fähigkeit zur absichtlichen Wahl.

Smartphones ermutigen uns zu Multitasking, aber unser Gehirn ist nicht dafür gebaut.

Schon 2009 haben Studien gezeigt, dass „Multitasker“ sich über ihre Fähigkeit, mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen zu können, selbst täuschen. (Die buddhistische Theorie der Achtsamkeit verweigert unserem Gehirn diese Fähigkeit seit Jahrhunderten.) Das menschliche Gehirn muss gewissermaßen bremsen, um sich neu zu konzentrieren, bevor es sich einer neuen Aufgabe widmen kann. Der Prozess des Eintritts in einen Zustand tiefer Konzentration, der zu produktiver Arbeit führt (Flow), dauert durchschnittlich 25 Minuten. Smartphones-Apps wurden dagegen absichtlich so entwickelt, dass sie uns vom vollständigen Eintauchen in eine einzelne Aufgabe ablenken und gleichzeitig ein Gefühl der Zufriedenheit und Kontrolle erzeugen.

Handy-Sucht – Symptome

Verhalten gilt dann als süchtig, wenn es drei Kriterien erfüllt:
  1.  Es muss impulsiv und nicht absichtlich sein.
  2.  Das Verhalten muss trotz schädlicher Folgen fortgesetzt werden.
  3.  Die Unterbrechung des Verhaltens muss Entzugserscheinungen verursachen.

 

Körperliche SymptomeEmotionale Symptome
• Atembeschwerden

 

• Zittern

• Schweiß

• Bewegung

• Orientierungslosigkeit

• rasender Puls

• Angst

 

• Depression

• Panik

• Sorgen

• Abhängigkeit

• Ablehnung

• geringes Selbstvertrauen

• Einsamkeit

Angst wird durch den Verlust eines Mobiltelefons, den Verlust der Netzabdeckung oder einen leeren Akku hervorgerufen. Irrationale und extreme Reaktionen aufgrund von Angst und Stress können auf Flughäfen, in öffentlichen Einrichtungen, Krankenhäusern und bei der Arbeit auftreten, wenn die mobile Verbindung eingeschränkt ist. Im Gegenteil, die Fähigkeit, über ein Mobiltelefon zu kommunizieren, gibt dem Einzelnen Ruhe und Sicherheit. Solche Leute haben ihre Geräte jederzeit eingeschaltet, und kehren notfalls noch einmal um, um ihr vergessenes Handy zu holen.

Die ständige Nutzung des Smartphones, oder mehrere Geräte mit Internetzugang und das Mitführen eines Ladegeräts sind weitere Anzeichen .

Im Allgemeinen werden bei Smartphone-Abhängigkeit persönliche zunehmend durch Kommunikation über technologische Schnittstellen ersetzt. Daher muss das Gerät selbst im Schlaf in Reichweite bleiben und wird niemals ausgeschaltet. Ständig wird das Telefon gecheckt, um keine Nachrichten oder Anrufe zu (auch als „Ringxiety“ bezeichnet). Anzeichen von Bedrängnis und Depression treten auf, wenn die Person keine Nachrichten über ihr Mobiltelefon erhält.

Schließlich kann Smartphone-Abhängigkeit aufgrund des übermäßigen Datenverbrauchs oder Einkäufen auch zu finanziellen Schwierigkeiten führen. In einigen Fällen können aufgrund wiederholter Anwendung sogar schmerzende Ellbogen, Hände und Nackenbeschwerden auftreten.

Smartphone-Abhängigkei kann zugrunde liegende Störungen wie soziale Ängste oder Panikstörungen maskieren. Die Verwendung des Smartphones reduziert dann den durch soziale Ängste und soziale Phobie verursachten Stress.

Handy-Sucht – „50 Ways to Leave Your Lover“ ähm… Smartphone

Smartphone-Abhängigkeit – Behandlung

Derzeit stehen wissenschaftlich akzeptierte und empirisch erprobte Behandlungen sehr begrenzt zur Verfügung, da die Smartphone-Abhängigkeit ein relativ neues Konzept ist. Zu den vielversprechenden Ansätzen gehört jedoch die Kognitive Verhaltenstherapie: der sogenannte „Reality Approach“ lädt dazu ein, Verhaltensweisen achtsam vom Mobiltelefon weg zu lenken. In extremen Fällen kommen Medikamente wie Tranylcypromin in Kombination mit Clonazepam in üblicher Dosen zur Anwendung. Trotz ihrer ausgeprägten Nebenwirkungen konnten diese Substanzen die Auswirkungen von extremer Smartphone-Abhängigkeit erfolgreich reduzieren. Auch die aus der Traumatherapie bekannte EMDR erwies sich als vielversprechend. Es kann ziemlich schwierig sein, Smartphone-Abhängigkeit direkt zu behandeln, während zugrunde liegende psychische Störungen immer identifiziert und behandelt werden sollten, falls vorhanden.

Achtsamkeitstraining kann die Smartphone-Abhängigkeit  umkehren.

Außerhalb der medizinischen Einrichtungen hilft Achtsamkeitsmeditation in Kombination mit bestimmten praktischen Änderungen Smartphone-Süchtigen, die Selbstkontrolle über ihr Verhalten wiederzugewinnen. Achtsamkeit ermutigt die Praktizierenden zu verstehen, dass der Drang, zum Telefon zu greifen, eine Einladung des Gehirns ist, die akzeptiert oder abgelehnt werden kann. Sie lehrt uns, auf unser Verlangen zu achten. Diese Aufmerksamkeit soll beobachtend und nicht wertend sein. Achtsame Benutzer warten kurz, bevor sie auf den Impuls reagieren, ihr Telefon zu überprüfen, und können sich daher fragen, ob die Verwendung des Telefons zu diesem Zeitpunkt im Interesse kurzfristiger Aufgaben oder langfristiger Zufriedenheit liegt. Wenn wir diese einfache Verzögerung einfügen, können wir Klarheit über die Gründe für das Bedürfnis erlangen. Wir können die positiven und negativen Auswirkungen auf unsere Stimmung und Motivation nach der Verwendung des Smartphones erfassen.

Wir sollten auch herausfinden, wie viel wir bereit wären, pro Woche für den Zugriff auf unsere Social-Media-Apps zu zahlen, und die Überlegung für unsere bevorzugten realen Erfahrungen wiederholen. Wir werden am Ende vielleicht feststellen, dass wir die Zeit, die wir in sozialen Medien verbringen, in Geldbeträgen ausgedrückt, viel weniger wertschätzen als unsere Erfahrungen in der realen Welt.

Eine Anpasung des Sperrbildschirms kann die Smartphone-Abhängigkeit in Schach halten helfen. Da die zwanghafte Nutzung von Smartphones wahrscheinlich nicht plötzlich verschwinden wird, kann uns ein sorgfältig gestalteter Sperrbildschirm wieder auf den richtigen Weg bringen, wenn wir ein Telefon in die Hand nehmen. Zum Beispiel könnten wir eine Notiz verwenden, in der steht: „Worauf möchten Sie achten?“ Oder „Wofür?“ Warum jetzt? Was sonst?“ Solche Fragen laden uns ein, darüber nachzudenken, warum wir unser Telefon in der Hand halten, ob wir unsere Zeit sinnvoll verwenden, und was wir stattdessen tun könnten, um Mehrwert für unser Leben zu stiften.

Es ist einfacher, die Handynutzung zu vermeiden, wenn es außer Sichtweite sind.

Willenskraft ist begrenzt. Viele Aufgaben erschöpfen diese Ressource in unserem Alltag, was sogar zu einer sogenannten Ich-Erschöpfung führen kann. Dann werden wir uns – wider besseres Wissen – unvernünftige Entscheidungen treffen. Wenn das Smartphone in Reichweite ist, wird die Willenskraft schon allein dadurch allmählich aufgebraucht, dass miit unserem Drang ringen müssen, es in die Hand zu nehmen. Es spart Kampf und Energie, wenn unser Smartphone außer Sicht bringen. Zum Beispiel das Aufladen des Handys außerhalb des Schlafzimmers hilft bei übermäßiger Nutzung in der Nacht, und „Handyfreie Zonen“ im Haus schaffen Raum für kreative Arbeit. Für die ganz Mutigen: Eine regelmäßige 24-Stunden-Smartphone-Pause hilft uns dabei, die Verbindungen zu realen Menschen und der realen Welt um uns herum wieder herzustellen.

Vernünftigere Alternativen verschaffen uns die gleichen Belohnungen wie Smartphones.

Wir greifen zu unseren Smartphones, um ein Problem zu lösen, ein Bedürfnis zu befriedigen oder eine Belohnung zu suchen. Gute Bücher vertreiben z. B. Langeweile und schaden der Kreativität und Produktivität weniger. Lesen steigert die Kreativität, das Gedächtnis und die Denkfähigkeit, während Smartphones uns im wahrsten Sinn des Wortes „zerstreuen“.

30 Tage planen, die Handy-Sucht zu beenden

Schließlich hier der 30-Tage-Aktionsplan von Catherine Price:

Tage 1-2

Verwenden Sie eine Tracking-App, um festzustellen, wie viel Zeit Sie auf Ihrem Telefon verbringen.

Tage 3-4

Achten Sie darauf, wie Sie sich vor, während und nach der Verwendung Ihres Handys fühlen. Notieren Sie sich auch, wie oft Sie eine reale Aktivität unterbrechen, um Ihr Handy in die Hand zu nehmen

Tage 5-7

Der Social-Media-Trennungsschritt. Löschen Sie Socia-Media-Apps und nutzen Sie Ihre Social Media-Zeit für gesündere Aktivitäten.

Tage 8-9

Deaktivieren Sie alle Push-Benachrichtigungen und reduzieren Sie Ihre Apps auf diejenigen, die Sie wirklich (!) benötigen.

Tage 10-12

Verbannen Sie die Ladestation aus Ihrem Schlafzimmer. Auf diese Weise vermeiden Sie, dass Sie beim Aufwachen und kurz vor dem Schlafengehen zu Ihrem Handy greifen. Sie sollten auch versuchen, Ihre Energie auf die Beschäftigung mit gedruckten Büchern umzulenken. Wählen Sie also einige Geschichten aus, die Ihnen gefallen!

Tage 13-14

Telefonfreie Zonen pflegen. Zum Beispiel ist die Einführung einer „No-Phone-Regel“ für den Esstisch oder während der Mahlzeiten ein guter Anfang!

Tage 15-16

Üben Sie etwas grundlegende Achtsamkeit. Wenn Sie versucht sind, nach Ihrem Smartphone zu greifen, versuchen Sie stattdessen eine stille Kurzmeditation. Achten Sie auf Ihre Atmung, unterbrechen Sie Ihre Gedanken und seien Sie einfach.

Tage 17-18

Versuchen Sie einige Konzentrationsübungen. Unabhängig davon, ob Sie nur ein Lied hören – und sich nicht ablenken lassen – oder sich auf ein Gedicht konzentrieren, wird die Verbesserung Ihres Fokus Ihren Widerstand gegen die Ablenkung durch Ihr Smartphone stärken.

Tage 19-20

Dies ist Ihre erste Trennung auf Probe. Schalten Sie an zwei vollen Tagen (möglicherweise an einem Wochenende) einfach Ihr Telefon aus und checken Sie es nicht. Für zwei ganze Tage. Wenn es hilft, können Sie ein Notizbuch aufbewahren, um alles aufzuschreiben, was Sie später checken möchten.

Tage 22-23

Nutzen Sie diese Zeit, um nachzudenken – darüber, wie Sie sich ohne Handy gefühlt haben, und was Sie an der handyfreien Zeit mögen.

Tage 24-26

Nutzen Sie diese Zeit, um Ihr „digitales Leben“ aufzuräumen und alles zu entfernen, was Sie stört. Melden Sie sich für Junk-E-Mail-Listen und Accounts ab, die Ihnen die Laune verderben, und sortieren Sie wichtige E-Mails für einen einfachen Zugriff in passende Ordner.

Tage 27-30

Prüfen Sie Ihren Umgang mit Ihrem Smartphone. Finden Sie, dass Sie Ihr Handy jetzt weniger häufig überprüfen? Sind Sie eher achtsam und verfolgen bewusst, wann Sie Ihr Handy checken und warum? Üben Sie Ihre neu gewonnene Einstellung und dokumentieren Sie sie, indem Sie sich (auf Papier) Notizen über Ihre Entdeckungen machen.

Quellen:

Help Guide Smartphone Addiction

Moody, Rebecca: Screen Time Statistics: Average Screen Time in US vs. the rest of the world.

Price, Catherine: How to Break Up With Your Phone. Trapeze 2019.

Scudamore, Brian: The Truth About Smartphone Addiction, And How To Beat It

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