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Kindheitstrauma: Dissoziation bei cPTBS

Kindheitstrauma: Dissoziation bei cPTBS – Was Sie wissen müssen

I.               Einleitung 

Dissoziation bei cPTBS ist ein komplexes Thema, das viel Aufmerksamkeit und Verständnis erfordert. Es geht um die Trennung des Individuums von Teilen seiner Wahrnehmung, Gedanken und Erinnerungen aufgrund von Traumatisierungen in der Kindheit. cPTBS, kurz für komplexes posttraumatisches Belastungssyndrom, ist eine schwerwiegende Form von PTBS, die durch das Überleben von schweren, langandauernden Traumatisierungen verursacht wird. Dissoziation ist eines der häufigsten Symptome bei cPTBS und kann sowohl als Schutzmechanismus dienen, um traumatische Erinnerungen zu verdrängen, als auch zu negativen Auswirkungen auf das tägliche Leben führen. Sie ist eine Art Vermeidungsstrategie im Umgang mit unerträglichen Emotionen und Gedanken und damit ein wichtiger Indikator für die Anwesenheit von cPTBS

Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass Dissoziation selten ist. Wenn Sie das Wort „Dissoziation“ lesen, denken Sie vielleicht, dass damit multiple Persönlichkeiten, Gedächtnislücken oder „Filmrisse“ gemeint sind. Dissoziation existiert aber auf einem Kontinuum und dass viele der Symptome treten relativ häufig auf.

Zum Beispiel kann Dissoziation dazu führen, dass Sie sich müde, benebelt, vergesslich oder abgelenkt fühlen. Oder Sie fühlen sich von Ihrem Körper abgekoppelt und „in Ihrem Kopf gefangen“. Manchmal kann die Dissoziation dazu führen, dass Sie sich wieder wie ein Kind fühlen, in diesem Fall fühlen Sie sich vielleicht hilflos, verloren oder klein. Sie könnten das Gefühl haben, dass Ihre Gedanken oder Handlungen nicht Ihre eigenen sind. Je nach Schweregrad der Symptome haben Sie vielleicht das Gefühl, dass Ihre Welt surreal ist, oder Sie kommen an Orte, von denen Sie nicht wissen, wie Sie dorthin gekommen sind. 

Am wichtigsten ist, dass Sie wissen, dass alle dissoziativen Symptome Ihnen einst geholfen haben, Dauerstress und Bedrohungen zu überleben.

In diesem Online-Artikel werden wir die Ursachen, Symptome, Diagnostik und Behandlung von Dissoziation bei cPTBS untersuchen und ein besseres Verständnis für dieses Thema vermitteln.

A. Definition von Dissoziation 

– Dissoziation ist ein psychologischer Mechanismus, der ein Individuum von einem Teil seiner eigenen Wahrnehmung, Gedanken oder Erinnerungen trennt. 

B. Definition von cPTBS 

cPTBS steht für komplexes posttraumatisches Belastungssyndrom und bezieht sich auf eine schwerwiegende Form von PTBS, die durch das Überleben von schweren, langandauernden Traumatisierungen verursacht wird. 

C. Zusammenhang zwischen Dissoziation und cPTBS

– Dissoziation ist eines der häufigsten Symptome bei cPTBS. Es kann ein Schutzmechanismus sein, um traumatisches Erleben oder Erinnerungen daran zu verdrängen und unerträgliche Emotionen zu verarbeiten. Sie kann jedoch auch negative Auswirkungen auf das tägliche Leben von Betroffenen haben.

II.             Ursachen von Dissoziation bei cPTBS 

Dissoziation bei cPTBS ist eine Form der Verteidigung des Gehirns gegen überwältigende Emotionen und Erinnerungen, die durch Trauma ausgelöst werden. Es ist wichtig zu verstehen, wie diese Dissoziation entsteht, um bessere Möglichkeiten zu ihrer Überwindung zu entwickeln.

A. Kindheitstrauma 

Dissoziation bei cPTBS wird oft durch Traumatisierungen, die während der Kindheit erlebt werden, verursacht. Dazu gehören häusliche Gewalt, sexueller Missbrauch, körperliche Misshandlung und andere schwerwiegende Formen von Trauma. 

B. Wie Dissoziation als Reaktion auf Trauma entsteht 

Dissoziation entsteht als Schutzmechanismus gegen überwältigende Emotionen und Erinnerungen, die durch Trauma ausgelöst werden. Sie ermöglicht es dem Individuum, sich von dem Trauma zu distanzieren und es nicht vollständig zu verarbeiten. 

Das liegt daran, dass das Gehirn in Situationen, in denen ein hohes Maß an Bedrohung besteht, wie z. B. bei körperlichem oder sexuellem Missbrauch, auf Überlebensmodus schaltet. Erinnerungen an langfristige Fakten und die zeitliche Abfolge von Ereignissen werden durch den präfrontalen Kortex und den Hippocampus erzeugt. Im Gegensatz dazu ist die Amygdala der Bereich des Gehirns, der die sensorischen und emotionalen Details der Erinnerungen speichert. 

Bei traumatischen Ereignissen aktivieren Adrenalinschübe die Amygdala, was dazu führt, dass eine Person sehr starke Erinnerungen an sensorische Fragmente, wie Gerüche, Geräusche oder Körperempfindungen, bildet. Die Verbindung zu den Hirnregionen, die für Sprache, Sprechen und Kontextinformationen zuständig sind, wird gekappt. Gleichzeitig verringert sich die Aktivierung in den Bereichen des Gehirns, Lernen und das Langzeitgedächtnis für Fakten zuständig sind. Aus diesem Grund können sich Betroffene an bestimmte sensorische Details eines Traumas erinnern, z. B. daran, wie sie sich während eines Erlebnisses gefühlt haben, aber nicht an den genauen Ablauf oder die chronologische Reihenfolge der Ereignisse. Außerdem fällt es ihnen möglicherweise schwer, mit anderen zusammenhängend über Ihre Erlebnisse zu sprechen.

Wenn wir bei der Geburt oder in der frühen Kindheit eine Vernachlässigung oder Missbrauch erleben, können sich diese Erinnerungen stark im Körper und im Nervensystem einprägen. Experten bezeichnen Erinnerungen aus den ersten drei Lebensjahren als „präverbale“ Erinnerungen, weil sie sich gebildet haben, bevor ein Kind Sprache und Sprechen entwickelt hat. Diese Erinnerungen werden stattdessen als motorische Muster und Empfindungen gespeichert. (Ein anderer Name für diese Erinnerungen ist „Körpererinnerungen“.) Präverbale Erinnerungen enthalten die gefühlten Erfahrungen der Bindungsbeziehungen eines Kindes, d. h. der Beziehungen zu Mutter, Vater oder anderen Bezugspersonen in der Kindheit. Wenn Sie ein frühes Kindheitstrauma erlebt haben, haben Sie vielleicht emotionale Flashbacks mit starken Gefühle, Körperempfindungen oder dissoziative Symptome, ohne zu wissen, warum.

C. Risikofaktoren für die Entwicklung von Dissoziation bei cPTBS

Einige Risikofaktoren für die Entwicklung von Dissoziation bei cPTBS sind das Vorhandensein von genetischen Faktoren, die Art des Traumas, das Alter bei der Traumatisierung, die Dauer und Häufigkeit des Traumas sowie die fehlende Unterstützung und Fürsorglichkeit nach dem Trauma.

III.            Dissoziative Symptome bei cPTBS 

Dissoziation ist eine Reaktion des Gehirns auf überwältigende Emotionen und Erinnerungen, die durch Trauma ausgelöst werden. Es gibt verschiedene Formen von Dissoziation, die bei cPTBS auftreten können, und jede von ihnen kann unterschiedliche Symptome und Auswirkungen auf das tägliche Leben haben.

Dissoziation ist eng mit der Ohnmachtsreaktion verbunden, bei der das parasympathische Nervensystem aktiviert wird. Die Ohnmachtsreaktion kann auch dazu führen, dass man sich raumlos, träge und schläfrig fühlt, da der Körper natürlich vorkommende Opioide freisetzt, die eine betäubende Wirkung haben. Menschen, die dissoziiert sind, können auch Übelkeit, Schwindel, Blutdruckabfall, Verlust der Fähigkeit, klar zu sprechen, oder Sehstörungen erleben. Herzfrequenz und Blutdruck können manchmal rapide abfallen, was zu einer tatsächlichen Ohnmacht oder psychogenen (nicht-epileptischen) Anfällen, der so genannten vasovagalen Synkope, führen kann. Zusätzlich zu diesen körperlichen Beschwerden können Menschen mit cPTBS aufgrund der Dissoziation von traumatischen Erinnerungen für eine Vielzahl von chronischen Schmerzen und Krankheiten anfällig sein.

A. Formen von Dissoziation 

Dissoziation kann in verschiedenen Formen auftreten, wie Amnesie, Depersonalisation, Derealisation und Identitätsstörungen. Jede Form hat ihre eigenen Symptome und kann das tägliche Leben beeinträchtigen.

B. Symptome und Anzeichen von Dissoziation 

Dissoziative Symptome können sich in verschiedenen Formen manifestieren, wie Gedächtnisverlust, Emotionslosigkeit, das Gefühl, von sich selbst entfremdet zu sein, und eine veränderte Wahrnehmung der Realität. Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Mensch unterschiedlich auf Dissoziation reagieren kann. Betroffene können sich unfähig fühlen, zu reagieren, unendlich müde, vollkommen kraftlos oder sogar gelähmt.

Die Anzeichen von Dissoziation können also von Person zu Person unterschiedlich sein, können jedoch einige oder alle der folgenden Symptome einschließen:

  1. Amnesie: Eine Amnesie ist ein Verlust des Gedächtnisses, bei dem eine Person Teile ihrer Vergangenheit nicht mehr erinnern kann. Es gibt verschiedene Arten von Amnesien, einschließlich vollständiger Amnesie, partieller Amnesie und selektiver Amnesie.
  2. Depersonalisation: Das Gefühl, von sich selbst oder der Welt um einen herum getrennt zu sein. Dabei haben Betroffene das Gefühl, vom eigenen Körper und den eigenen Empfindungen getrennt zu sein. Es kann sich wie ein Traum oder eine Halluzination anfühlen.
  3. Derealisation: Das Gefühl, dass die Welt um einen herum irreal ist. Das kann sich ebenso wie ein Traum oder eine Halluzination anfühlen.
  4. Identitätsstörungen: Identitätsstörungen sind Zustände, bei denen eine Person Probleme hat, ihre eigene Identität und Persönlichkeit zu definieren oder zu verstehen. Es gibt verschiedene Arten von Identitätsstörungen, einschließlich Borderline-Persönlichkeitsstörung.
  5. Überblendungen: Plötzliche Wechsel von einer Persönlichkeit zu einer anderen.
  6. Emotionale Distanzierung: Ein Mangel an emotionaler Reaktion auf Ereignisse oder Personen, die normalerweise starke Emotionen auslösen würden.
  7. Gedächtnisstörungen: Probleme bei der Wiedererinnerung an bestimmte Ereignisse oder Informationen.
  8. Kognitive Störungen: Probleme bei der Wahrnehmung, Verarbeitung und Organisation von Informationen. Dissoziation kann die Fähigkeit beeinträchtigen, sich genau an traumatische Erlebnisse zu erinnern. Das liegt daran, dass das Gehirn in Situationen, in denen ein hohes Maß an Bedrohung besteht, wie z. B. bei körperlichem oder sexuellem Missbrauch, auf Überlebensmodus schaltet. Durch die Dissoziation von traumatischen Erinnerungen wird die Erinnerung an langfristige Fakten und „Krankheiten beeinträchtigt.
  9. Verwirrung: Ein Gefühl von Verwirrung oder Verwirrtheit.
  10. Psychische Störungen: Andere psychische Störungen, wie Angstzustände, Depressionen und Posttraumatische Belastungsstörungen, können ebenfalls beobachtet werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome nicht immer auf Dissoziation hinweisen und dass weitere Untersuchungen erforderlich sein können, um eine Diagnose zu bestätigen. 

C. Auswirkungen von Dissoziation auf das tägliche Leben

Dissoziation kann das tägliche Leben beeinträchtigen, indem es das Gedächtnis, die Emotionalität und die Wahrnehmung der Realität beeinflusst. Es kann zu Problemen bei der Arbeit, in Beziehungen und im Alltag führen, und kann eine Herausforderung für den Betroffenen sein, ein normales Leben zu führen.

Es ist wichtig, die Symptome von Dissoziation zu verstehen, um besser zu erkennen, wann eine dissoziative Störung auftritt. Behandlung kann helfen, den Alltag besser zu meistern.

IV.           Diagnose und Behandlung 

A. Diagnostische Kriterien 

Die Diagnose von Dissoziation bei cPTBS erfordert eine gründliche Befragung zu Symptomen und Lebensgeschichte. Tests und Fragebögen zur Bewertung der Dissoziation und anderer psychischer Störungen können außerdem dabei helfen, eine Diagnose zu stellen. Es ist wichtig, andere mögliche Ursachen für die Symptome, wie Depressionen, Angststörungen oder Schizophrenie, auszuschließen.

B. Behandlungsmöglichkeiten für Dissoziation bei cPTBS 

Die Behandlung von Dissoziation bei cPTBS kann eine Kombination aus Psychotherapie, Medikamenten und unterstützenden Maßnahmen umfassen. Die Psychotherapie ist eine wichtige Säule der Behandlung von Dissoziation und cPTBS. Die Therapie hilft, die Ursachen für die Dissoziation aufzudecken und zu beseitigen. In manchen Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein, um andere psychische Störungen zu behandeln, die die Dissoziation verstärken können.

C. Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung

Es ist wichtig, dass Patienten mit Dissoziation und cPTBS frühzeitig eine angemessene Behandlung erhalten, um weitere Komplikationen zu vermeiden und um ihre Lebensqualität zu verbessern. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung werden auch dazu beitragen, dass Trauma in der Vergangenheit zurückzulassen, sodass die Betroffenen wieder ein erfülltes Leben führen können.

V.             Fazit 

A. Zusammenfassung der wichtigsten Informationen 

In diesem Artikel wurde das Thema Dissoziation bei Kindheitstrauma (cPTBS) untersucht. Wir haben die Ursachen, Formen und Symptome von Dissoziation untersucht und erklärt, wie sie sich auf das tägliche Leben auswirken können. Überdies haben wir die Diagnostik und Behandlung von Dissoziation beschrieben.

B. Bedeutung der Dissoziation bei cPTBS 

Kenntnisse über Dissoziation bei cPTBS sind wichtig, da sie häufiger und oft unerkannter Teil des Traumafolgestörungsbildes ist. Betroffene haben Anspruch auf ein besseres Leben. Wenn sie die Ursprünge ihrer dissoziativen Symptome verstehen, können sie Ihr Selbstmitgefühl stärken und etwaige Schamgefühle verringern.

C. Ressourcen und weiterführende Informationen

Wenden Sie sich weitere Informationen und Ressourcen über Dissoziation bei cPTBS an lokale Traumazentren oder -organisationen wenden. Außerdem gibt es zahlreiche Online-Ressourcen, Bücher und Foren, die weiterführende Informationen bereitstellen. Sie können – als Betroffene, Angehörige oder Freunde – über das Thema informieren und sind nicht allein damit.

VI. Anhang 

A.    Leseempfehlungen

https://www.klett-cotta.de/fm/35/VL_DL_Buecher_Trauma_Psychotherapie_Klett-Cotta_2011.pdf

B. Links zu weiteren Ressourcen

1.    Deutsche Gesellschaft für Traumatherapie (DeGPT)

2.    Trauma-Informationszenten

C. Kontaktinformationen für Betroffene und Angehörige

1.    Deutsche Trauma-Stiftung

2.    Michaela Huber – Psychologische Psychotherapeutin

Quellen

Sack, M. (2010). Schonende Traumatherapie: Ressourcenorientierte Behandlung von Traumafolgestörungen. Schattauer.

Schwartz, A. (2020). A Practical Guide to Complex Ptsd: Compassionate Strategies to Begin Healing from Childhood Trauma. Rockridge Press.

Schwartz, A. (2016). The Complex PTSD Workbook: A Mind-Body Approach to Regaining Emotional Control and Becoming Whole. Althea Press.

Walker, P. (2013). Complex PTSD: From Surviving to Thriving: A Guide and Map for Recovering from Childhood Trauma. CreateSpace. 

Walker, P. (2015). The Tao of Fully Feeling: Harvesting Forgiveness Out of Blame. Createspace Independent Publishing Platform.

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