young child sitting in a garden surrounded by llowerd looking skywards, Kleinkind in einem Garten, umgeben von Blumen mit dem Blick zum Himmel

Kindheitstrauma: Leben – Selbstmordgedanken bei cPTBS überwinden 

Das unsichtbare Leiden: Selbstmordgedanken bei Betroffenen von Kindheitstrauma

Einleitung

Betroffene von Kindheitstraumata haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger Selbstmordgedanken oder unternehmen entsprechende Versuche. Der Zusammenhang zwischen Kindheitstraumata und Selbstmordgedanken ist vielschichtig.

Die Auswirkungen von Kindheitstraumata auf die psychische Gesundheit sind erheblich und führen zu Depressionen, Angstzuständen und der komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen (cPTBS), die die Wahrscheinlichkeit von Selbstmordgedanken erhöhen können. 

Pete Walkers „Vier-F-Modell“ der Traumareaktionen kann helfen, den Zusammenhang zwischen Kindheitstrauma und Selbstmordgedanken zu erklären, während Arielle Schwartz‘ Ansatz zur Heilung von Trauma und Selbstmordgedanken die Bedeutung des Aufbaus von Selbstbewusstsein, der Entwicklung gesunder Bewältigungsmechanismen und der Schaffung eines Gefühls von Sicherheit und Stabilität betont.

Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, mit Selbstmordgedanken zu kämpfen hat, ist es wichtig, Unterstützung und Behandlung zu suchen. Es gibt zahlreiche Hilfsangebote für Menschen, die mit Selbstmordgedanken zu kämpfen haben, z. B. Krisenhotlines, Therapien und Selbsthilfegruppen. Ein sicheres und unterstützendes Umfeld ist wichtig für, die mit Selbstmordgedanken zu kämpfen haben. Fassen Sie Mut, Hilfe zu suchen. Wenn alle den Zusammenhang zwischen Kindheitstrauma und Selbstmordgedanken verstehen, können wir Betroffene besser unterstützen und Leid verringern.

Selbstmordgedanken – Definition

Selbstmordgedanken sind depressive Gedanken oder Fantasien über den Wunsch zu sterben. Sie können von aktiver Suizidalität bis zu passiver Suizidalität reichen. 

Mythen

Die moderne Selbstmordforschung hat in den vergangenen Jahren hartnäckige Mythen widerlegen können. Die wichtigsten Behauptungen, die sich als falsch erwiesen haben, sind:

  • Wer von Selbstmord redet, wird ihn nicht begehen.
  • Selbstmord geschieht ohne Vorzeichen.
  • Selbstmord ist erblich.
  • Alle, die Selbstmord begehen, sind geisteskrank.

Zur letzten falschen Behauptung gehört auch die weitverbreitete Annahme, dass jeder Selbstmord(versuch) meldepflichtig ist oder eine stationäre Einweisung nach sich ziehen muss. Das stimmt nicht.

Die Stufen von Suizidalität werden häufig als eine Skala von 0 bis 5 dargestellt, wobei jede Stufe die Schwere der Suizidalität widerspiegelt. Die folgenden sind die allgemeinen Stufen:

  1. Keine Suizidalität: Keine Gedanken oder Pläne, sich selbst zu verletzen oder zu töten.
  2. Selbstmordgedanken: Gedanken über den Tod, den Wunsch zu sterben, ohne einen spezifischen Plan zu haben.
  3. Suizidalität Absichten: Ein Wunsch zu sterben, begleitet von einem Plan, aber ohne klare Absicht, dies umzusetzen.
  4. Suizidalität Handlungen: Eine Handlung oder eine konkrete Vorbereitung auf eine Handlung, die darauf abzielt, sich selbst zu verletzen oder zu töten, aber noch ohne eine klare Absicht, dies auch wirklich zu tun.
  5. Selbstmordversuch: Ein konkreter Versuch, sich selbst zu verletzen oder zu töten, der jedoch nicht zum Tod führt.
  6. Selbstmord: eine erfolgreiche Selbsttötung.

Arten von Suizidalität 

Einige der gängigsten Arten, d ie je nach den Umständen und Motivationen des Betroffenen unterschieden werden können, sind:

  1. Akute Suizidalität: Eine plötzliche und akute Verschlechterung des emotionalen Zustands, die zu einem erhöhten Risiko für selbstverletzendes Verhalten oder Selbstmord führen kann.
  2. Chronische Suizidalität: Wiederkehrende oder anhaltende Suizidalität, die aufgrund von Traumata, psychischen Störungen oder anderen Faktoren bestehen bleibt.
  3. Verdeckte Suizidalität: Ein Zustand, in dem ein Individuum Selbstmordgedanken oder -absichten verbirgt, oft durch Vermeidung von Gesprächen über das Thema oder durch das Vortäuschen von Glück oder Zufriedenheit.
  4. Impulsive Suizidalität: Eine Handlung, die schnell und ohne Vorwarnung erfolgt, oft ohne eine klare Planung oder Vorbereitung.
  5. Suizidalität als Kontrollverlust: Ein Zustand, in dem ein Individuum das Gefühl hat, die Kontrolle über sein Leben zu verlieren und Suizidalität als einzigen Ausweg sieht.
  6. Parasuizidale Handlungen: Der Begriff mein absichtliche, nicht tödliche Handlungen der Selbstschädigung oder Selbstverstümmelung, die darauf abzielen, emotionale Schmerzen zu lindern oder anderen eine Notlage zu vermitteln. Diese Verhaltensweisen werden manchmal auch Selbstverletzung bezeichnet. Beispiele sind Ritzen, Verbrennen oder andere Formen der Selbstverletzung, die nicht zum Tod führen. Trotzdem können sie gefährlich sein und sind immer Zeichen für seelischen Schmerz, die behandelt werden müssen. 

Stadien eines Selbstmords:

  1. Erwägung
  •  Ambivalenz
  • Entschluss

Im 1. Stadium spielen sowohl Psyche als auch äußere Anreize eine große Rolle. Das 2. Stadium ist geprägt vom Kampf zwischen Selbsterhaltung und Selbstzerstörung. Hier können auch Appelle stattfinden, die als solche von Außenstehenden erkannt werden müssen. Erst im Stadium 3 kommt es meist zu einer Phase der Beruhigung und letztlich zum Entschluss.

Selbstmordgedanken haben bestimmte Merkmale:

  • Einengung
    • situative Einengung
    • dynamische Einengung mit einseitiger Ausrichtung der Wahrnehmungen, Assoziationen, Affekte, Verhaltensmuster und der Schwächung der Abwehrmechanismen
    • Einengung der zwischenmenschlichen Beziehungen
  • Aggression
    • gehemmte und gegen die eigene Person gerichtete Aggression
    • Umkehr der Aggression
  • Selbstmordfantasien
    • die Vorstellung, tot zu sein
    • die Beschäftigung mit der Mittelwahl

Passive Suizidalität

Bei der aktiven Suizidalität arbeiten Betroffene aktiv darauf hin, sich das Leben zu nehmen. Passive Suizidalität ist bei den cPTBS-Betroffenen, die ich kennengelernt habe, viel häufiger anzutreffen. Sie reicht von dem Wunsch, tot zu sein, hin zu Fantasien, wie man Ihr Leben zu beenden. Wenn sich Betroffene von cPTBS in passiven Selbstmordgedanken verlieren, können sie beten, aus diesem Leben erlöst zu werden, oder träumen von einer Erlösung durch einen unheilvollen Akt des Schicksals. Manche scheinen regelrecht besessen zu sein – ohne es ernst zu meinen -, sich vor ein Auto zu werfen oder von einem Gebäude zu springen. Die Fantasie endet jedoch in der Regel ohne die ernsthafte Absicht, sich umzubringen. Passive Suizidalität ist in der Regel eine Rückblende auf die frühe Kindheit, als das Kind so verlassen war, dass es für ganz natürlich war, sich zu wünschen, irgendjemand oder irgendetwas würde dem Ganzen einfach ein Ende setzen. Selbstmordgedanken sind für Trauma-Betroffene deshalb ein Zeichen für seelischen Schmerz und einen besonders intensiven emotionalen Flashback. 

I. Verständnis des Zusammenhangs zwischen Kindheitstrauma und Selbstmordgedanken

Der komplexe Zusammenhang zwischen Kindheitstrauma und Selbstmordgedanken lässt sich durch eine Reihe von Mechanismen erklären. Die Art des erlebten Kindheitstraumas, einschließlich körperlicher, sexueller und emotionaler Gewalt, Misshandlung oder Vernachlässigung wird sich auf unterschiedliche Weise auf die psychische Gesundheit auswirken, was den Zusammenhang zwischen Kindheitstrauma und Selbstmordgedanken weiter verkompliziert.

Emotionale Dysregulation

Emotionale Dysregulation ist ein Mechanismus, durch den Kindheitstraumata zur Entwicklung von Selbstmordgedanken beitragen können. Betroffene von Kindheitstraumata haben möglicherweise Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu steuern. Der Umgang mit Belastungen und Stresssituationen wird dadurch schwieriger, und das Risiko von Selbstmordgedanken steigt. 

Hoffnungslosigkeit

Ebenso können Kindheitstraumata zu einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit führen, was ebenfalls zu Selbstmordgedanken beitragen kann. 

Warnzeichen

Um Betroffene von Kindheitstraumata, die mit Selbstmordgedanken zu kämpfen haben, angemessen zu unterstützen und zu behandeln, ist es wichtig, die Anzeichen von Selbstmordgedanken und -verhalten zu erkennen, wie den Rückzug von nahestehenden Personen, Verhaltensänderungen und verstärkten Alkohol- oder Drogenkonsum. Selbstmordgedanken und Selbstmordales Verhalten müssen ernst genommen werden, und ein frühzeitiges Eingreifen kann die Gefahr entscheidend mindern: so entsteht Raum für ein sicheres und unterstützendes Umfeld und Unterstützung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kindheitstraumata durch emotionale Dysregulation und Gefühle der Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit zur Entwicklung von Selbstmordgedanken beitragen können. Frühzeitiges Eingreifen, ein sicheres und unterstützendes Umfeld und eine angemessene Behandlung, die auf die individuellen Erfahrungen der Betroffenen zugeschnitten ist, können das Risiko von Selbstmordgedanken und -verhalten verringern. 

II. Die vier F und Selbstmordgedanken

Um den Zusammenhang zwischen Kindheitstrauma und Selbstmordgedanken zu erhellen, kann es hilfreich sein, Pete Walkers „Vier-F“-Modell der Traumareaktion heranzuziehen, das Fight, Flight, Freeze und Fawn umfasst. Mithilfe dieses Modells kann erklärt werden, warum Betroffene eines Kindheitstraumas möglicherweise schädliche Bewältigungsmechanismen entwickeln, die letztlich zu Gefühlen der Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit und schließlich zu Selbstmordgedanken beitragen. Ein Beispiel für solche selbstschädigende Coping-Strategien ist der Rückzug (Freeze), ein anderes die Idealisierung von Nahestehenden (Fawn). Wer seine 4 F kennt, kann aktiv die zugrunde liegenden Probleme angehen und sich gesündere Coping-Strategien erarbeiten. Es ist enorm wichtig, negative Gedanken, die zu Selbstmordgedanken werden können, zu erkennen und zu prüfen, und gleichzeitig die Entwicklung von Bewältigungsmechanismen wie Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und Problemlösungsfähigkeiten unterstützen. 

Zum Glück erleben nicht alle Betroffenen eines Kindheitstraumas zwangsläufig diese spezifischen Traumareaktionen erleben, da jeder Mensch auf unterschiedliche Weise auf ein Trauma reagieren kann. Gleichwohl bietet das Vier-F-Modell einen wertvollen Rahmen für das Verständnis des Zusammenhangs zwischen Kindheitstrauma und Selbstmordgedanken, der letztlich als Leitfaden für die Behandlung und Unterstützung der Betroffenen dienen kann.

 

III. Heilung von Trauma und Selbstmordgedanken

Arielle Schwartz‘ Ansatz zur Heilung von Traumata und Selbstmordgedanken betont die Bedeutung der Entwicklung von Selbstbewusstsein, der Schaffung eines Gefühls von Sicherheit und Stabilität und der Entwicklung gesunder Bewältigungsmechanismen. Dieser Ansatz umfasst Praktiken wie Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und traumafokussierte Psychotherapie.

Dabei lernen Betroffene, Auslöser zu erkennen und mit ihrer emotionalen Dysregulation umzugehen. Indem sie ein Gefühl der Sicherheit und Stabilität entwickeln, legen Betroffene von Kindheitstraumata die Grundlagen für ihr persönliches Wachstum.

Grounding-Techniken wie tiefe Atmung und progressive Muskelentspannung können den Betroffenen helfen, sich mehr mit ihrem Körper verbunden zu fühlen und das Risiko von Dissoziation und Selbstmordgedanken zu verringern. 

Praktiken der Achtsamkeit und des Selbstmitgefühls können den Betroffenen helfen, sich ihrer Gedanken und Emotionen bewusster zu werden, um nicht länger in negativen Denkmustern stecken zu bleiben. Auf diesem Boden gedeihen auch Selbstakzeptanz und Selbstmitgefühl. Sie sind wichtig für jeden, der in der Kindheit keine Chance hatte, zu erfahren, dass sie oder er liebenswert sind, dass das Leben lebenswert und die Welt schön sein können. 

Durch einen ganzheitlichen Ansatz, der die einzelnen Traumafolgen erfasst, verhilft die Therapie den Betroffenen von Kindheitstraumata zu einem Gefühl der Sicherheit, zu Selbstvertrauen und Selbstmitgefühls.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Aufbau eines Selbstbewusstseins die Entwicklung gesunder Bewältigungsmechanismen und die Schaffung eines Gefühls von Sicherheit und Stabilität erlaubt

IV. Ein Aktionsplan für Betroffene und deren Angehörige

1.      Holen Sie sich Unterstützung: Wenden Sie sich an eine therapeutische Einrichtung, eine Krisenhotline oder eine Selbsthilfegruppe, um dort Unterstützung zu suchen. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Hilfe verfügbar ist und dass es keine Schande ist, Hilfe zu suchen.

2.      Schaffen Sie eine sichere Umgebung: Betroffene sollten sich eine sichere und unterstützende Umgebung schaffen. Dazu gehört, Gegenstände zu entfernen, die zur Selbstverletzung verwendet werden könnten, wie Waffen oder Tabletten, und ein Unterstützungssystem aus nahestehenden Personen aufzubauen, die emotionale Unterstützung bieten können und regelmäßig nach dem Rechten sehen.

3.      Entwickeln Sie gesunde Coping-Strategien: Betroffene von Kindheitstraumata können gesunde Bewältigungsmechanismen entwickeln, um die emotionale Dysregulation zu bewältigen, die zu Selbstmordgedanken beitragen kann. Dazu können Achtsamkeitspraktiken, Selbstmitgefühl und Grounding-Techniken gehören.

4.      An einer Therapie teilnehmen: Psychotherapie kann ihnen dabei helfen, die zugrunde liegenden Probleme, die zu Selbstmordgedanken beitragen, zu überwinden.

Hier sind einige Möglichkeiten, wie Angehörige helfen können:

1.      Emotionale Unterstützung bieten: Angehörige sollten dem Betroffenen eines Kindheitstraumas emotionale Unterstützung bieten und eine sichere Umgebung schaffen.

2.      Zur Therapie ermutigen: Angehörige können Betroffene zu einer Therapie ermutigen.

3.      Achten Sie auf Warnzeichen: Angehörige sollten auf Warnzeichen für Selbstmordgedanken und -verhalten achten, z. B. Rückzug von nahestehenden Personen, verändertes Verhalten und erhöhter Alkohol- oder Drogenkonsum.

„Ich will mich umbringen.“ 

Diese vier schrecklichen Worte sind ein Schock. Wer sie sagt, ist ein Freund oder Familienmitglied, das man nicht verlieren möchte. Sie schrecken bei diesem Gedanken zurück. Wie kann jemand sterben wollen?

So furchtbar diese Worte in Ihren Ohren auch klingen, Ihr geliebter Mensch hat Ihnen ein Geschenk gemacht. Er oder sie weiht Sie ein. Wer Ihnen sagt, dass er oder sie sterben möchte, gibt Ihnen die Möglichkeit zu helfen.

Was Sie jetzt sagen, ist entscheidend. Es wird dazu führen, dass Ihr Freund oder Familienmitglied Sie noch mehr ins Vertrauen zieht oder die Tür schließt. Es ist verständlich, dass Sie starken Gefühlen ausgesetzt sind und Ihnen viele Gedanken durch den Kopf gehen, von denen manche hilfreich sind, andere nicht.

10 Dinge, die Sie jemandem sagen können, der Ihnen mitteilt, dass er über Selbstmord nachdenkt.

1. „Ich bin so froh, dass du mir gesagt hast, dass du an Selbstmord denkst.“

Wenn jemand Selbstmordgedanken äußert, reagieren manche Eltern, Partner, Freunde und andere mit Wut („Sei nicht dumm!“), Schmerz („Wie konntest du nur daran denken, mich so zu verletzen?“) oder Unglauben („Das kann nicht dein Ernst sein.“). Manche „flippen aus“. Betroffene können dann das Bedürfnis verspüren, den anderen zu trösten, sich zu verteidigen oder ziehen sich innerlich zurück. Sie bedauern vielleicht, überhaupt von Selbstmordgedanken gesprochen zu haben.

Die Botschaft: „Ich bin froh, dass du es mir gesagt hast“ vermittelt dagegen, was Sie sicher empfinden: dass Sie die Offenlegung von Selbstmordgedanken begrüßen und ermutigen und dass Sie damit umgehen können.

2. „Es macht mich traurig, dass du dich so quälen musst.“

Dieser einfache Ausdruck des Mitgefühls erkennt den Schmerz der Betroffenen an und lindert und das Gefühl des Alleinseins. Aber kein: „Das ist doch nicht so schlimm“, „Das meinst du doch nicht wirklich“, „Aber du hast doch so viel zu bieten“, nichts, was den Schmerz der Betroffenen leugnet oder herunterspielt.

3. „Was ist los, dass du nicht mehr leben willst?“

Diese Aufforderung an Betroffene, ihre Geschichte zu erzählen, kann eine Bestätigung sein, ein Gefühl der Verbundenheit erzeugen und zeigt, dass Sie wirklich verstehen wollen. Lassen Sie sich die ganze Geschichte erzählen und hören Sie zu. Hören Sie wirklich zu. Und dann lassen Sie sich noch mehr erzählen, z. B. „Erzählen Sie mir mehr“. Zeigen Sie auch Ihre Betroffenheit: „Das hört sich schrecklich an“ oder „Ich kann verstehen, warum das schlimm ist.“

4. „Hast du vor, deine Selbstmordgedanken umzusetzen? Wann?“

Auch ohne medizinisches Fachwissen kann jeder grundlegende Fragen stellen, um Selbstmordgefährdung zu verstehen. Die Frage nach dem Zeitpunkt entscheidet darüber, ob Sie sofort Hilfe holen müssen, oder ob Sie sich weiter in Ruhe mit dem Betroffenen unterhalten können.

5. „Wie willst du dich denn umbringen?“

Auch diese Frage dient der Risikobewertung. Die Antwort gibt Aufschluss über den Ernst der Lage. Wer ausführlich über Selbstmordmethoden nachgedacht hat, ist stärker gefährdet als jemand, der nur einen vagen Wunsch hat, sich umzubringen.

Die Kenntnis der Selbstmordmethoden hilft Ihnen bei Ihren Bemühungen, den Betroffenen zu schützen, z. B. alle potenziell gefährlichen Medikamente wegschließen oder wegwerfen. 

6. „Hast du eine Waffe?“

Auch wenn Sie glauben, dass der Betroffene keine Waffe besitzt oder nicht an eine solche herankommt, ist diese Information immer wichtig. Wenn die Antwort „Ja“ lautet, bitten Sie die Person, in Erwägung zu ziehen, die Waffe (oder ein wichtiges Teil der Waffe) jemandem zu geben, die Waffe wegzuschließen und jemandem den Schlüssel zu geben, bis die Selbstmordgefahr gesunken ist. 

7. „Es gibt Hilfe.“

Wenn Sie Betroffenen von verfügbaren Angeboten erzählen, können Sie ihnen helfen, sich nicht so allein, hilflos oder hoffnungslos zu fühlen. 

8. „Wie kann ich dir helfen?

Weisen Sie Betroffene auf jeden Fall auf Hilfsmöglichkeiten hin, machen Sie aber auch deutlich, dass Sie ebenfalls zur Verfügung stehen, wenn Sie dazu in der Lage sind. Oft ist es am besten, auch andere mit einzubeziehen.

9. „Du bist mir wichtig, und ich hoffe, du bleibst.“

Seien Sie hier vorsichtig. Betroffene fühlen sich oft bereits schrecklich schuldig. Schuldgefühle zu erzeugen, trägt nicht zur Beruhigung oder dem Gefühl bei, verstanden zu werden und lädt nicht ein, mehr zu erzählen.

Gleichzeitig kann eine einfache Aussage darüber, wie sehr Sie sich um die Betroffenen sorgen oder sie lieben, dazu beitragen, ein Gefühl der Verbundenheit zu schaffen, wenn Ihre Aussage kein Versuch ist, die Betroffenen davon abzuhalten, weiter über den Selbstmord zu sprechen.

10. „Ich hoffe, dass du auch zukünftig mit mir solche Gedanken sprichst.“

Sie wollen, dass sich Betroffene nicht schämen oder schuldig fühlen, weil sie Ihnen ihre Selbstmordgedanken mitgeteilt haben. Oft wird von jemandem, der Selbstmordgedanken hat, erwartet, dass er „schon darüber hinwegkommt“. Indem Sie den anderen einladen, auch zukünftig Selbstmordgedanken mit Ihnen zu teilen, verhindern Sie Isolation und Geheimniskrämerei.

Hier sind 10 häufige Antworten, die Betroffene davon abhalten können, Ihnen mehr zu erzählen: 

Während diese Aussagen im Allgemeinen ein Urteil und eine Zurückweisung darstellen, können manche Menschen – je nach Kontext zumindest – auf einige dieser Antworten positiv reagieren.

1. „Wie kannst du nur an Selbstmord denken? Dein Leben ist doch gar nicht so schlecht.“ 

Äußerlich scheint das Leben der Betroffenen vielleicht nicht „so schlimm“ zu sein. Aber es gibt einen Schmerz. Wichtig ist daher Verständnis statt Unglauben und Verurteilung. 

2. „Weißt du nicht, dass ich am Boden zerstört wäre, wenn du dich umbringen würdest? Wie kannst du mich so verletzen?“ 

Betroffene fühlen sich bereits schrecklich. Wenn Sie jetzt auch noch Schuldgefühle erzeugen, werden sich Betroffene weder beruhigt, noch verstanden fühlen, und Ihnen mit Sicherheit auch nicht mehr erzählen. 

3. „Selbstmord ist egoistisch“. 

Dies führt zu noch mehr Schuldgefühlen. Zwei Punkte sind hier wichtig. Erstens: Wer ernsthaft über Selbstmord nachdenkt, glauben, dass er Partner und Familie zur Last fällt, wenn sie am Leben bleiben – besonders Betroffene von cPTBS. In ihrem verzweifelten Zustand wollen sie also Angehörigen helfen, und sie von dieser Last befreien. Zweitens: Ist es nicht eine natürlich, unerträglichem Leid entkommen zu wollen? 

4. „Selbstmord ist feige.“ 

Das weckt Schamgefühle. Es ist auch unlogisch. Die meisten Menschen haben Angst vor dem Tod. Ich zögere zwar, Selbstmord als tapfer oder mutig zu bezeichnen, aber die Angst vor dem Tod zu überwinden, ist jedenfalls nicht feige.

5. „Das meinst du nicht ernst. Du willst doch nicht wirklich sterben.“ 

Diese Aussage ist oft einfach Folge der Angst um die Betroffenen. Aber sie spielt herunter und entwertet. Gehen Sie davon aus, dass Betroffene meinen, was sie sagen, besonders bei so einem Thema. Es schadet unbedingt mehr, jemanden abzutun, der wirklich Selbstmordgefährdet ist, als jemanden ernst zu nehmen, der es vielleicht nicht ist.

6. „Du hast so viel, wofür es sich zu leben lohnt“. 

Das mag eine beruhigende Erinnerung an Erfolge und Hoffnung sein. Aber für viele Menschen, die an Selbstmord denken und überhaupt nicht das Gefühl haben, dass sie viel im Leben zurückhält, kann diese Bemerkung ein tiefes Unverständnis ausdrücken. 

7. „Es könnte schlimmer sein.“ 

Es kann immer schlimmer sein, aber dieses Wissen weckt weder Freude noch Hoffnung. Auch wenn das Leben von Menschen, die an Selbstmord denken, viel schlimmer sein könnte, erleben Betroffene dennoch offensichtlich eine für sie unerträgliche Situation, die sie zum Sterben zwingt. 

8. „Andere Menschen haben schlimmere Probleme und bringen sich auch nicht um deswegen“. 

Das stimmt, und Betroffene haben genau das, vermutlich tief beschämt, bedacht. Menschen, die sterben wollen, vergleichen sich oft mit anderen und kommen dabei nicht gut weg. Besonders Betroffene von cPTBS fühlen sich „anders“, „verkehrt“ oder als Versager. Der Vergleich mit anderen, die besser zurechtkommen oder einfach nur das Glück hatten, dass ihnen nie Selbstmordgedanken gekommen sind, wird diese Selbstverurteilung nur verstärken.

9. „Selbstmord ist eine endgültige Lösung für ein zeitweiliges Problem“. 

Ich kenne Menschen, vor allem Jugendliche, denen diese Aussage geholfen hat. Sie konnte sie erreichen. Aber sie vermittelt Betroffenen hauptsächlich, dass ihre Probleme nur vorübergehend seien, obwohl sie vielleicht alles andere als das sind. Statt aufzuzeigen, dass der Umgang mit Problemen ein sinnvolles Leben ermöglichen kann, ist das Problem bei diesem Satz, dass er überhaupt vermittelt, Selbstmord sei eine „Lösung“ ist, und zwar eine dauerhafte. Zumindest empfehle ich, das Wort „Lösung“ durch „Reaktion“ zu ersetzen, einfach um diese problematische Aussage zu vermeiden. 

10. „Selbstmord ist Sünde“. 

Wenn Ihr geliebter Mensch gläubig ist, hat sie oder er wahrscheinlich schon an diese Möglichkeit gedacht. Vielleicht glauben sie nicht an die Hölle. Vielleicht glauben sie auch, dass der Gott, an den sie glauben, ihnen ihren Selbstmord verzeihen wird. Unabhängig davon ändert keine dieser Überzeugungen etwas an dem Wunsch, zu sterben. Der Hinweis auf die Sündhaftigkeit der Selbsttötung ist nur eine Zurückweisung.

Am Ende aller Tage sind Sie ein Mensch. Wir alle fühlen uns wütend, verletzt, verraten. Wir können die Gedanken und Gefühle, die uns überkommen, nicht kontrollieren. Aber wir entscheiden, was wir als Reaktion auf unsere Gedanken und Gefühle sagen oder tun.

V. Hilfsangebote

Es gibt eine Reihe von Online-Ressourcen in englischer und deutscher Sprache, die Menschen mit komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen (cPTBS) und akuten Selbstmordgedanken helfen können:

– National Suicide Prevention Lifeline (US): 1-800-273-8255

– Crisis Text Line (US): Text HOME an 741741

– Samaritans (Großbritannien): 116 123

– Die Lebenslinie (Australien): 13 11 14

– Deutsche Gesellschaft für Psychotraumatologie, Traumatherapie und Gewaltforschung e. V. (DGPT): Die DGPT ist ein Berufsverband für Traumatherapeuten und -forscher in Deutschland und bietet auf ihrer Website Ressourcen und Informationen für Menschen, die Hilfe bei traumabezogenen Problemen suchen. https://www.degpt.de/servicebereiche/wichtige-links-und-telefonnummern/  

– TelefonSeelsorge: Die TelefonSeelsorge ist eine 24-Stunden-Helpline, die kostenlose, anonyme emotionale Unterstützung für Menschen in Krisen bietet. Sie ist unter den Telefonnummern 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 zu erreichen. https://www.telefonseelsorge.de/Selbstmordpraevention/  

– Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie: Viele Krankenhäuser in Deutschland verfügen über psychiatrische Abteilungen, die eine spezielle Behandlung für Menschen mit akuten Selbstmordgedanken anbieten. Eine Liste der Krankenhäuser mit psychiatrischen Abteilungen finden Sie auf der Website der Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie: https://klinikradar.de/psychiatrie/kliniken/  

– Deutsche Depressionshilfe: Die Deutsche Depressionshilfe ist eine gemeinnützige Organisation, die Informationen, Ressourcen und Unterstützung für Menschen mit Depressionen und verwandten psychischen Problemen bietet. https://www.deutsche-depressionshilfe.de/regionale-angebote/nuernberg/hilfe-und-beratung  

– Deutsche Gesellschaft für Selbstmordprävention (DGS): Die Deutsche Gesellschaft für Selbstmordprävention (DGS) ist eine Fachorganisation für Selbstmordprävention in Deutschland. Ihre Website bietet Informationen und Ressourcen für Menschen und ihre Angehörigen, die Selbstmordgedanken haben oder von Selbstmord betroffen waren. https://www.Selbstmordprophylaxe.de/hilfsangebote/hilfsangebote/  

– Nummer gegen Kummer für Kinder und Jugendliche (Deutschland): 116-111 https://www.nummergegenkummer.de/kinder-und-jugendberatung/kinder-und-jugendtelefon/

Für Betroffene von Kindheitstraumata und ihre Angehörigen ist es wichtig, überhaupt daran denken, dass es Hoffnung auf Heilung gibt und dass sie nicht allein sind. Bereits die Suche nach Unterstützung und Behandlung kann das Risiko von Selbstmordgedanken und -verhalten erheblich verringern.

Zusätzlich zu den oben aufgeführten Ressourcen gibt es auch viele Online-Communitys und Selbsthilfegruppen für Betroffene von Kindheitstraumata und Menschen mit Selbstmordgedanken. Diese Gruppen bieten einen sicheren und unterstützenden Raum, in dem Betroffene ihre Erfahrungen austauschen und sich mit anderen austauschen können, die möglicherweise ähnliche Herausforderungen durchleben.

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VII. Zusammenfassung

Kindheitstraumata können langanhaltende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben, einschließlich eines erhöhten Risikos für Selbstmordgedanken und -versuche. Mit der richtigen Unterstützung und Behandlung können Betroffene von Kindheitstraumata jedoch beginnen, sich zu heilen und das Risiko von Selbstmordgedanken zu verringern.

Das Verständnis des komplexen Zusammenhangs zwischen Kindheitstrauma und Selbstmordgedanken ist von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung der besonderen Herausforderungen, mit denem Betroffene von Kindheitstraumata konfrontiert sind. Strategien und Techniken, die von Experten wie Pete Walker und Arielle Schwartz entwickelt wurden, können einen Rahmen für die Heilung bieten, einschließlich des Aufbaus eines Selbstbewusstseins, der Entwicklung gesunder Bewältigungsmechanismen und der Schaffung eines Gefühls von Sicherheit und Stabilität.

Für Betroffene von Kindheitstraumata, die mit Selbstmordgedanken zu kämpfen haben, ist es wichtig, sich Unterstützung und Behandlung zu suchen, um gesunde Coping-Strategien im Umgang mit emotionaler Dysregulation zu erlernen. Auch Angehörige spielen eine wichtige Rolle, indem sie emotionale Unterstützung leisten und zur Teilnahme an einer Therapie ermutigen.

Online-Ressourcen und -Helplines stehen für Menschen zur Verfügung, die mit psychischen Problemen, einschließlich Selbstmordgedanken, zu kämpfen haben. Fassen Sie Mut, diese Ressourcen zu nutzen.

Denken Sie daran, dass die Überwindung von Kindheitstraumata ein Wachstumsprozess ist, der Zeit und Mühe erfordert. Den ersten Schritt zur Suche nach Unterstützung ist der erste, mutige und notwendige Schritt in eine bessere Zukunft. 

Quellen:

Preston, J. D. (2006). Integrative Treatment for Borderline Personality Disorder: Effective, Symptom-focused Techniques, Simplified for Private Practice. New Harbinger  Publications.

Schwartz, A. (2016). The Complex PTSD Workbook: A Mind-Body Approach to Regaining Emotional Control and Becoming Whole. Althea Press. 

Schwartz, A. (2020). A Practical Guide to Complex Ptsd: Compassionate Strategies to Begin Healing from Childhood Trauma. Rockridge Press.

Walker, P. (2013). Complex PTSD: From Surviving to Thriving: A Guide and Map for Recovering from Childhood Trauma. CreateSpace. 

Walker, P. (2015). The Tao of Fully Feeling: Harvesting Forgiveness Out of Blame. Createspace Independent Publishing Platform.

https://www.speakingofsuicide.com/2017/10/03/10-things-to-say/

https://www.speakingofsuicide.com/2015/03/03/what-not-to-say/

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