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Brustkrebs – was passiert in unserem Gehirn bei einer Krebsdiagnose? 

Was bei einer Krebsdiagnose in unserem Gehirn vorgeht, lässt sich gut mit Erklärungen aus der Traumatherapie verstehen.

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Stress- und angstbedingte Blockade der Informationsverbeitung (Quelle: Diegelmann, C., Isermann, M., Zimmermann, T.: Therapie-Tools Psychoonkologie. Beltz, Weinheim 2020.)

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Die »natürlichen« Wege des Informationsverarbeitungssystems werden blockiert und können zu typischen post-traumatischen Stress-Symptomen führen. Viele Menschen, die schon einmal eine traumatische oder beängstigende Situation erlebt haben, kennen einige dieser Reaktionen:

Dabei handelt es sich um meist unvermittelt, überfallartig auftretende 

Ängste, Bilder, Körpergefühle – ausgelöst durch irgendeinen inneren oder äußeren Reiz (Trigger). Den Betroffenen ist dabei der Zusammenhang mit der ursprünglichen Situation oft nicht bewusst, da die Reaktionen auf der »primitiven« Ebene der Amygdala ablaufen. 

  • Beispielsweise wird einer Patientin regelmäßig übel, wenn sie ein rotes Getränk zu sich nehmen will. Sie kann sich dies nicht erklären. Schließlich stellt sich heraus, dass die Infusion bei ihrer Chemotherapie eine rote Farbe hatte. 
  • Eine andere Patientin erlebt immer starke Angst- und Panikgefühle, wenn sie bei bestimmten Ampeln die Straße überqueren will. Es stellt sich heraus, dass die Ampel ein bestimmtes, knatterndes Geräusch machte, das sehbehinderten Menschen die »Grünphase« anzeigt. Dieses Geräusch ähnelte dem Geräusch eines Geräts während ihrer Behandlung, das sie als besonders belastend erlebt hatte. 
  • Auch bestimmte Gerüche oder Körperwahrnehmungen können solche Trigger sein. 

Eine gesteigerte Erregung im Körper kann zu Schlafstörungen, erhöhter Schreckhaftigkeit oder Konzentrationsstörungen führen. 

  • Beispielsweise berichtet ein Patient, dass er sich kaum noch auf das Lesen der Tageszeitung konzentrieren kann oder wenn er ein Buch liest, plötzlich den Inhalt der letzten Seiten wieder vergessen hat. 
  • Eine andere Patientin berichtet, dass sie sich nicht daran erinnern kann, was der Arzt ihr bei der Diagnosemitteilung gesagt hat. Sie kann sich lediglich erinnern, dass er eine gelb blaue Krawatte hatte und ein besorgtes Gesicht gemacht hat. 

Krebsdiagnose: So können Sie mit psychischen Belastungen fertig werden 

Niemand ist „schuld“ an Ihrer Krankheit, auch nicht Sie selbst. Akzeptieren Sie Ihre Erkrankung als Schicksalsschlag. Nehmen Sie den Kampf gegen Ihre Krankheit auf und suchen Sie sich Verbündete, die Sie unterstützen. Werden Sie im Kampf gegen die Krankheit auch Mitstreiterin Ihrer Ärztinnen. Besprechen Sie mit ihnen die Behandlungsstrategie und fragen Sie nach allem, was Ihnen unklar ist. 

  • Denken Sie an die Menschen und Dinge, die Ihnen in der Vergangenheit Kraft und Hoffnung gegeben haben. Versuchen Sie, Ihre Zeit mit diesen Menschen oder Dingen zu verbringen. 
  • Wenn sich durch die Behandlung Ihr Aussehen verändert, denken Sie daran: Das Wichtigste an Ihnen ist Ihr inneres Wesen. Die Menschen, die Sie lieben und von denen Sie geliebt werden, wissen das. 
  • Ihre Erkrankung verlangt Zeit zu heilen, körperlich und seelisch. Nehmen Sie sich viel Zeit für sich selbst. 
  • Sprechen Sie mit anderen Menschen über Ihre Gefühle und Ängste. Wenn Sie dies nicht mit Angehörigen oder Freunden tun können oder wollen, nehmen Sie Kontakt zu ebenfalls Betroffenen auf – beispielsweise in Selbsthilfegruppen. Kapseln Sie sich nicht ab. 
  • Denken Sie positiv an die Zukunft. 
  • Wenn Sie mit Ihren psychischen Belastungen nicht allein fertig werden, nehmen Sie die Hilfe eines erfahrenen Psychoonkologen in Anspruch. 

Noch ein Tipp: Beschäftigen Sie sich mit Ihrer Erkrankung und verdrängen Sie diese nicht. Achten Sie aber darauf, dass sich Ihr Leben nicht ausschließlich darum dreht, sondern gehen Sie, so weit wie möglich, Ihren bisherigen Interessen nach. 

Auch wenn es merkwürdig klingt: Viele Betroffene berichten, dass ihr Leben durch die Krankheit intensiver wurde. 

Krebsdiagnose: Leitfaden für ein Gespräch mit behandelnden Ärztinnen

Das Gespräch mit den behandelnden Ärzten kann häufig belastend sein. Da die Informationsverarbeitung unter großer Angst gestört ist, hilft es, solche Gespräche vorzubereiten. Nehmen Sie auch, wenn möglich, einen Vertrauten, mit zum Gespräch. Vier Ohren hören mehr als zwei. 

Hier finden Sie wichtige Fragen für Arztgespräche und Hinweise, wie Sie sich auf ein solches Gespräch vorbereiten können. Je nachdem in welcher Behandlungsphase (Diagnosefindung, Behandlung, Nachsorge etc.) Sie sich befinden, können Sie die passenden Fragen für das Arztgespräch heraussuchen.

Grundsätzliches 

  • Sollten Sie Zweifel an dem beschriebenen Vorgehen haben oder Unsicherheiten verspüren, können Sie jederzeit auch eine Zweitmeinung einholen. 
  • Sie haben auch ein Recht darauf, eine Zweitmeinung bei einem anderen Pathologen einzuholen, wenn Sie unsicher sind, ob die Diagnose zutrifft. 
  • Sie haben freie Arztwahl.
  • Wenn wichtige Therapieentscheidungen anstehen, sollten Sie um ein paar Tage Bedenkzeit bitten. Dies wird Ihre Heilungschancen nicht verschlechtern, denn in den allerwenigsten Situationen ist ein sofortiges Handeln notwendig.
  • Wenn Sie zwischen verschiedenen Behandlungsoptionen wählen müssen, sollten Sie sich umfassend informieren und sich für die Entscheidung die notwendige Zeit nehmen.
  • Damit Sie während des Gespräches nichts vergessen, notieren Sie sich vorab Ihre Fragen und schreiben Sie sich auch während des Gespräches Dinge auf.
  • Bitten Sie eine vertraute Person, Sie zum Arzttermin zu begleiten.
  • Scheuen Sie nicht davor nachzufragen, wenn Sie etwas nicht sofort verstanden haben, und auch mehrfach nachzufragen – so lange, bis Sie es verstanden haben. Seien Sie mutig und fragen Sie nach. Jede Frage ist erlaubt – auch mehrfach!
  • Versuchen Sie, wichtige Inhalte des Gespräches in eigenen Worten zusammenzufassen. So können Missverständnisse vermieden werden.
  • Informieren Sie Ihren Arzt über alle wichtigen krankheitsbezogenen Aspekte (z.B. aktuelle Medikamente, auch rezeptfreie Arzneimittel, naturheilkundliche Arzneien oder Nahrungsergänzungsmittel).
  • Gibt es weitere Erkrankungen (z. B. Diabetes, Herzprobleme)?
  • Bitten Sie den Arzt oder die Ärztin darum, sich etwas Zeit zu nehmen, denn für Sie ist meistens alles Neuland. Für den Arzt / die Ärztin sind die Themen und Abläufe eher vertraut.
  • Sie haben das Recht, Einsicht in Ihre medizinische Akte zu nehmen.
  • Nutzen Sie die Informationen aus den Patientenleitlinien unter www.krebshilfe.de/informieren/ueberkrebs/infothek/infomaterialkategorie/patientenleitlinien/  

Fragen zur Diagnose 

  • Wie lautet die genaue Diagnose?
  • Wie schätzen Sie meine Situation ein?
  • Wie weit hat sich der Krebs in meinem Körper ausgebreitet?
  • Welches Stadium hat die Erkrankung, wie fortgeschritten ist sie? Wie groß ist der Tumor? Sind die Lymphknoten befallen? Haben sich bereits Metastasen gebildet?
  • Wie wird diese Erkrankung mein Leben, meine Arbeit, meine Familie beeinflussen? Auf welche Veränderungen sollte ich mich einstellen?
  • Sollte ich aktiv in meinem Alltag Veränderungen vornehmen? 

Fragen zur Behandlung 

  • Wie ist das weitere Vorgehen? Gibt es mehrere Behandlungsoptionen?
  • Welche Behandlungsmöglichkeiten werden empfohlen und warum?
  • Welche der Behandlungsmöglichkeiten ist mit dem geringsten Rückfallrisiko verbunden?
  • Wie viel Zeit werden die Therapien in Anspruch nehmen? Erfolgt die Behandlung stationär oder ambulant? Wie lange werde ich im Krankenhaus sein oder arbeitsunfähig?
  • Wie schnell muss ich eine Entscheidung für die vorgeschlagene Behandlung treffen?
  • Wie läuft die Behandlung genau ab und in welchem Umfang?
  • Wie heißen die Medikamente, die ich erhalten werde? Wofür sind sie und was bewirken sie?
  • Wie wirkt sich die Behandlung auf den Körper und den Verlauf der Krankheit aus?
  • Auf welche Nebenwirkungen muss ich mich einstellen?
  • Gibt es Unterschiede hinsichtlich der Langzeitfolgen?
  • Was ist das Behandlungsziel? Ist die Krankheit grundsätzlich heilbar oder wird versucht, das Fortschreiten der Erkrankung einzudämmen und eine möglichst lange Lebensdauer bei guter Lebensqualität zu erreichen? Was ist der Unterschied zwischen einer kurativen, adjuvanten und einer palliativen Behandlung?
  • Welche Möglichkeiten bleiben, wenn es nach der Therapie doch zu einem Rückfall kommt oder sich Rezidive oder Metastasen gebildet haben?
  • Gibt es aktuelle Forschungsergebnisse oder klinische Studien, von denen ich wissen sollte?
  • Wie geht es nach der Behandlung weiter? Wo erhalte ich Informationen bezüglich onkologischer Rehabilitation und Nachsorge?
  • An wen kann ich mich wenden, wenn ich noch weitere Fragen habe?
  • Bei Kinderwunsch: Wird die Behandlung meine Fruchtbarkeit beeinträchtigen? Falls ja, welche Möglichkeiten zum Erhalt der Fruchtbarkeit gibt es? 

Fragen zu aktuellen Beschwerden / Nebenwirkungen 

  • Welche Beschwerden und Symptome habe ich aktuell? Wie haben sich diese in den letzten Wochen / Monaten verändert? 
  • Sind meine Beschwerden durch die Behandlung erklärbar?
  • Welche Symptome oder Probleme sollte ich sofort bei meinem Arzttermin besprechen?
  • Welche Möglichkeiten der psychologischen / psychoonkologischen Unterstützung gibt es? Gibt es weitere Unterstützungsmöglichkeiten (z. B. Selbsthilfegruppen)?
  • Gibt es auch Unterstützungsmöglichkeiten für meine Familie? 

Fragen nach Abschluss der medizinischen Behandlung 

  • Wie oft muss ich zur Nachuntersuchung?
  • Welche weiteren Untersuchungen werden durchgeführt?
  • Bei welchen Symptomen muss ich sofort den Arzt oder die Ärztin aufsuchen?
  • Wie kann ich meine Heilung unterstützen?
  • Welche Behandlungsmöglichkeiten habe ich, wenn der Krebs wiederkommt?
  • Welche psychoonkologischen Unterstützungsmöglichkeiten habe ich, wenn meine Ängste zunehmen und meine Lebensqualität beeinträchtigen? Wo erhalte ich psychoonkologische Unterstützung? Welche anderen Angebote gibt es? 

Fragen bei einem Rückfall 

  • In welcher Form ist der Krebs zurückgekehrt? Haben sich Metastasen gebildet? Habe ich einen neuen Tumor? 
  • Welche Behandlungsoptionen gibt es in meiner Situation? Ist eine Heilung noch möglich?
  • Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen?
  • Mit welchen Langzeitfolgen muss ich rechnen? 
  • Gibt es noch weitere Behandlungsmöglichkeiten, wenn die Therapie nicht anschlägt oder es zu einem weiteren Rückfall kommt? 
  • Gibt es die Möglichkeit, in eine klinische Studie eingebunden zu werden, um neue Medikamente zu erhalten? 
  • Wie kann ich psychoonkologische Unterstützung erhalten, um mit dieser Situation zurechtzukommen? 

Quellen:

Diegelmann, C., Isermann, M., Zimmermann, T.: Therapie-Tools Psychoonkologie. Beltz, Weinheim 2020.

Stiftung Deutsche Krebshilfe (Hrsg.): Die blauen Ratgeber. Brustkrebs. Antworten. Hilfen. Perspektiven. https://www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/infothek/

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